" Was für konsequenzen trägt das Fluchtphänomen für Deutschland nach 1945?!"
Ist das wirklich so wortwörtlich die Frage? Oder ist das aus einer anderen Sprache übersetzt. Ich glaube zwar, denn Sinn der Frage zu verstehen, aber die Formulierung ist schon etwas seltsam.
Nun gut, einige Gedanken zur Flüchtlingsproblematik kann ich "liefern" da ich mich in einem anderen Zusammenhang am Rande mal damit befasst habe.
Eigentlich ist es ganz einfach: Pauschal gesagt, flohen eine ganze Menge Leute vor allem aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten (insbes. östlich der Oder-Neiße Linie, deutschen Siedlungsgebieten der Tschechei etc.) und auch aus der sowjetischen Besatzungszone in die westlichen Zonen. Diese Menschen mussten nun irgendwo untergebracht und versorgt werden.
Auf den ersten Blick eine theoretisch gar nicht so unkomplizierte Aufgabe: Flüchtlinge wurden genauso wie Ausgebombte zwangsweise bei den Familien einquartiert, deren Wohnungen noch irgendwie bewohnbar waren oder sie wurden in Barackenlagern untergebracht. Zu Essen und Heizmaterial etc. gab es eh nicht viel, da dürfte sich die Situation der Flüchtlinge nicht allzusehr von der der übrigen Bevölkerung (soweit man das pauschalieren kann), unterschieden haben.
Aber das sind nur die augenfälligsten Aspekte der Flüchtlingsproblematik. Insgesamt mussten mehr als 12 Mio Menschen auf die vier Besatzungszonen verteilt werden, wobei nur relativ wenige Flüchtlinge in die Ostzone wollten und die französische Zone keine (oder so gut wie keine) Flüchtlinge aufnahm. Die Hauptlast lag also bei der amerikanischen und auch der britischen Zone.
Diese Migrationsbewegungen hatten natürlich entsprechende Auswirkungen. Einerseits boten die Massen der Flüchtlinge ein erhebliches Potenzial an Arbeitskräften für den Wiederaufbau, andererseits stellten sie eine hohe Belastung für die Wirtschaft und die öffentlichen Haushalte dar.
Die Wirtschaft lag nach 1945 ziemlich am Boden, man liest in den Quellen dieser Zeit immer wieder das Schlagwort vom "völligen Zusammenbruch", so dass das Arbeitskräftepotenzial nicht optimal genutzt werden konnte. Außerdem war es sicherlich äußerst schwierig, die passenden Arbeitskräfte dort zur Verfügung zu haben, wo sie gebraucht wurden. Als Flüchtling versucht man irgendwo unterzukommen und macht sich erst mal keine Gedanken, ob es genau dort die passenden Abeitsplätze gibt oder ob Chancen bestehen, dass diese dort geschaffen werden.
Die Behörden waren mit der Versorgung der Flüchtliche großteils ebenso überfordert wie mit der Vermittlung an passende Arbeitsstellen. Die gesamte Infrastruktur war ja erheblich zerstört. Es fuhren kaum Autos und Bahnen; Zonengrenzen konnten nur sehr eingeschränkt überschritten werden, Telefone waren meist kaputt und Papier war knapp. Man kann sich vorstellen, dass die Masse der Flüchtlinge den Behörden eher ungelegen kamen... Trotzdem war die Flüchtlingsproblematik so dringend, dass einzelne Länder (je nachdem wie weit sie selbst bestimmen durften) extra Ministerien für Flüchtlingsfragen einrichteten und eigene Flüchtlingsgesetze erließen (wobei der Begriff des Flüchtlings in den verschiedenen Ländern und Besatzungszonen schon mal nicht einheitlich definiert wurde).
Da könnte ich ggf. noch etwas ins Detail gehen, aber fürs Erste soll es reichen.
Viele Grüße
Bernd