Einführung in die deutsche Geschichte

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Deutschland wurde am 18. Januar 1871 begründet, als König Wilhelm I. von Preußen im Schloss von Versailles zum deutschen Kaiser proklamiert wurde. Zuvor bestand das Gebiet aus einem Haufen Kleinstaaten, die durch den Deutschen Bund verbunden waren, der 1815 durch den Wiener Kongress begründet wurde. Im Mittelalter gab es so etwas wie ein deutsches Königreich, welches ständig seine Namen wechselte: anfangs hieß es Ostfränkisches Königreich, dann Römisches Königreich und zu guter Letzt Königreich Germanien. Entstanden ist es aus dem Fränkischen Reich, als dieses 843 in drei Teile gespalten wurde. Zwischen dem 11. und dem 14. Jahrhundert führten die deutschen Könige, welche seit 962 zugleich Römische Kaiser waren, Kriege gegen die Päpste und gegen die oberitalienischen Städte, weswegen sie Deutschland vernachlässigten. Dort übernahmen langsam die Reichsfürsten die Macht, was manche Kaiser sogar regelrecht förderten. Jedenfalls kam es zur Zersplitterung Deutschlands. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 war der Kaiser nur noch formales Oberhaupt im Reich; seine tatsächliche Macht ging über die Grenzen seiner Hausmacht nicht hinaus.

In der Folgezeit verbrachten die Reichsfürsten – inklusive des Kaisers – ihre Regierungszeit damit, ihre Ländereien zu vergrößern. So entstand auch eine Rivalität zwischen den beiden Familien der Hohenzollern und der Habsburger; letztere stellten den Kaiser. König Friedrich der Große von Preußen aus der Familie der Hohenzollern forderte 1740 von den Habsburgern Schlesien, woraufhin es zu den Schlesischen Kriegen kam; der dritte dieser Krieg fand im Rahmen des Siebenjährigen Krieges statt. Obwohl im Jahre 1759 Friedrich in der Schlacht bei Kunersdorf eine Niederlage erlitt, endete der Krieg vier Jahre später mit seinem Sieg, nachdem fast all seine Kriegsgegner sich aus dem Krieg zurückgezogen hatten. Seitdem galt Preußen als eine europäische Großmacht. Die Rivalität zwischen den beiden Familien blieb auch nach 1806, als das Heilige Römische Reich aufgelöst wurde, bestehen.

Im Jahre 1862 wurde Otto von Bismarck Ministerpräsident von Preußen, der den Entschluss fasste, einen deutschen Nationalstaat unter der Führung Preußens zu begründen, um damit die Macht Preußens auf indirekte Art und Weise zu vergrößern. Die Folgen waren die drei Einigungskriege: zunächst der zweite Deutsch-Dänische Krieg 1864 (der erste fand 1848 kurz nach der Märzrevolution statt und endete in einem Unentschieden), in dem Preußen zusammen mit dem Habsburger-Kaiser Franz Joseph von Österreich gegen Dänemark kämpfte und siegte. Der Sieg führte zur Eingliederung der Herzogtümer Schleswig und Holstein im Deutschen Bund, wobei Preußen Schleswig und Österreich Holstein verwaltete. Als es zu Streitigkeiten in der schleswig-holsteinischen Frage kam (Österreich forderte ein eigenes Herzogtum, während Preußen es zu seiner Provinz machen wollte), führte dies zum Deutschen Krieg 1866, der bei Königgrätz mit dem Sieg Preußens und seiner Verbündeten endete. Die Folge war die Auflösung des Deutschen Bundesstaates und die Begründung des Norddeutschen Bundes mit allen deutschen Staaten nördlich des Mains und unter der Führung Preußens.

Der letzte der Einigungskriege war der Deutsch-Französische Krieg, der 1870 begann, nachdem Bismarck die „Emser Depesche“, einen Brief Napoleons III., des Kaisers der Franzosen, an Wilhelm I., in verkürzter und verschärfter Form veröffentlichte. Der Brief beinhaltete die Forderung Napoleons, dass die Hohenzollern auf alle Zeit auf eine spanische Königskandidatur verzichten sollten, nachdem Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen auf Druck Frankreichs bereits auf eine verzichtet hatte. Napoleon fühlte sich wegen der Veröffentlichung des Briefes provoziert und erklärte Preußen den Krieg. Alle deutsche Staaten führten gemeinsam einen Feldzug gegen Frankreich durch und siegten bei Sedan, wo Napoleon gefangen genommen wurde. Und schließlich wurde am 18. Januar 1871 Wilhelm zum deutschen Kaiser proklamiert; Hauptstaat des neuen Staates wurde Berlin. In Frankreich entstanden eine Republik und eine große Wut auf Deutschland.

Bismarck versuchte durch ein kompliziertes Vertragssystem Frankreich außenpolitisch zu isolieren, da er genau wusste, dass Frankreich früher oder später einen Vergeltungsschlag durchführen würde. Im Jahre 1888 starb Wilhelm I. und nach neunundneunzig Tagen auch sein Sohn Friedrich III. Neuer Kaiser wurde Wilhelm II., der mit der Politik Bismarcks nicht einverstanden war und ihn zwei Jahre später entließ. Er startete einen „Neuen Kurs“, welcher zur außenpolitischen Isolierung Deutschlands führte. Seine aggressive und unberechenbare Politik waren Mitschuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914, der vier Jahre später mit der Niederlage Deutschlands und der Abdankung Wilhelms II. endete. Nun wurde auch in Deutschland eine Republik begründet und es entstand ein Hass auf Frankreich. Letzteren und innenpolitische Probleme nutzte der Rechtsextremist Adolf Hitler aus, um 1933 Reichskanzler zu werden. Sechs Jahre später brach der Zweite Weltkrieg aus, der 1945 ebenfalls mit der Niederlage Deutschlands und dem Selbstmord Hitlers endete. Die Siegermächte Großbritannien, UdSSR, USA und Frankreich teilten Deutschland in vier Besatzungszonen auf und gaben setzten die Oder-Neiße-Linie als Ostgrenze fest. Bis 1949 entfremdeten sich die Siegermächte untereinander, was zur Gründung zweier deutscher Staaten führte, der Bundesrepublik Deutschland im Westen und der Deutschen Demokratischen Republik im Osten; auch Berlin blieb von einer Teilung nicht verschont. Um den Bürgern des Ostens Berlins eine Flucht zu verhindern, wurde 1961 eine Mauer durch die Stadt gebaut, die 1989 im Zuge einer friedlichen Revolution wieder eingerissen wurde. Am 3. Oktober 1990 wurden die beiden Staaten wiedervereint.

Literatur:
"Die Deutsche Geschichte" (2001)
Gerhard Hartmann, Karl Schnith, "Die Kaiser" (1996)
Manfred Höfer, "Die Kaiser und Könige der Deutschen" (1994)
Walter Henry Nelson, "Die Hohenzollern" (1998)
Otto Pflanze, "Bismarck" (1990)
Brigitte Vacha, "Die Habsburger" (1996)
 
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