Führungskräfte in der DDR

R

Rolex

Gast
Hallo ich habe eine FRage ich habe auf dieser Quelle

http://hsr-trans.zhsf.uni-koeln.de/hsrretro/docs/artikel/hsr/hsr2005_657.pdf

gelesen, dass die DDR Probleme hatte mit der Rekrutierung von Unternehmesführungskräften.

Als Gründe werden die höhere Verantwortung und Mehrarbeit bei gleichbleibendem Verdienst genannt.

Ich will wissen ob jemand eine andere Quelle hat oder etwas dazu sagen kann, ob das so stimmt oder jemand eine Anekdote dazu erzählen kann?

Hat dies die DDR geschwächt? Wer wurde denn dann Chef? Wenn niemand es werden wollte!(nicht ganz ernstgemeinte Frage, da ich als BSP. den Chef von VEB Carl Zeiss noch nennen werde)

Und dazu kennt jemand von Wolfgang Bierman eine Biografie und den Grund seines Erfolges?

Liebe Grüße
Rolex
 
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Bezieht sich die Nachfrage ausschliesslich auf Direktoren oder auch
auf Abteilungsleiter / Fachdirektoren ?

Der Verweis auf Biermann deutet auf die zentral gelenkte Kombinatsebene
hin.
Auf dieser Ebene gab es * Parteiaufträge * ( vom ZK der SED =
Mittag und Co ) an besonders stramme Parteimitglieder die Direktoren-
Posten einzunehmen. Die beriefen auch wieder ab , falls nötig......

Qualifikation war dabei sekundär - Staatstreue wichtiger.
Und Parteibefehl war kaum abzuweisen ....hätte böse Folgen zeitigen können .
So schlimm gings denen auch nicht - gut -Millionen verdienten sie nicht.

Man muss daran denken , dass es diesen * Führungskräften * auch
an Vergünstigungen nicht mangelte .
Firmen -PKW mit Fahrer war das geringste .....diese Leute waren
" Reisekader " - auch in den Westen , hatten damit Zugang zu Westgeld -
wenn auch nicht üppig , hervorragende Wohnung , Telefon , Privat -PKW,
gesicherte beste Urlaubsplätze etc. und :
ggf. Bauplatz für Eigenheim und sogar Errichtung desselben durch
Firmen ......ist das nichts ?
Also fanden sich dort ausreichend Personen für die Tätigkeit .

Auf der Ebene der bezirksgeleiteten Industrie war das alles eine Stufe
schwächer bei den Vergünstigungen , funktionierte aber ähnlich.

Abteilungsleiter sind eine andere Sache .
Da kamen auch mal parteilose Fachleute zu einer Berufung -
Fachleute sind eben unverzichtbar ....
 
Das ist symptomatisch. Hier ein paar Briefe von Führungskräften z.T. im weiteren Sinne. Bei dem ersten Brief ist etwas irritierend, dass der aus Dortmund stammt, die beiden anderen stammen aus Archiven in Schwerin und von der Stasi-Unterlagen-Behörde:


Abschiedsbrief des Kinderarztes Dr. Dieter P. vom 29.10.1960.


Ich habe mich entschlossen, von meiner Reise nach der Bundesrepublik nicht zurückzukehren. Die Gründe für diesen Entschluß sind so mannigfaltig, daß sie schwer zu Papier zu bringen sind. Sie wissen, daß ich meine ärztlichen Pflichten, seit ich 1953 gekommen bin, jederzeit erfüllt habe. Mein Ziel war eine wissenschaftliche Laufbahn, […]. Meine diesbezüglichen Bemühungen, deren Voraussetzung eine entsprechend eingerichtete Klinik ist, sind leider im Bezirk verhallt. […] In vielen Aussprachen mit Vertretern der Partei und der Stadt in unserem Krankenhaus habe ich oft versucht klarzumachen, aus welchen Gründen die Ärzte weggehen. Man hat uns angehört, viel versprochen und nichts gehalten. Die Republikflucht ist kein Problem der Abwerbung, sondern, wie ich es auch meinem Chef schrieb, der Dummheit und des Unverstandes vieler kleiner Staatsfunktionäre, die uns das Leben und Arbeiten systematisch sauer machen.
[…]
In den letzten Tagen habe ich den Perspektivplan gelesen. Die Kollegen betrachten derartige Hirngespinste — wie Fernsehanlage im Dienstzimmer und photogesteuerte Handwaschanlage — als eine Verhöhnung ihrer Arbeit, die mitunter sogar in einer großen Klinik so primitiv ist, daß es nicht einmal Badewannen oder Wasserleitungsrohre und v.a.m. [vieles andere mehr] gibt. Man geht an den Realitäten vorbei. Eine Klinik braucht nicht technische Spitzfindigkeiten, sondern ein arbeitsfähiges Labor und Möbel für Schwesternzimmer. Ich habe zu lange im Gesundheitswesen auch mitverantwortlich gearbeitet, um nicht unsere [Probleme] zu kennen. Die Summe der tausend kleinen Dinge, über die man so gern redet, und der Unverstand so vieler kleiner Halbausgebildeter, das sind die Gründe für den Weggang der Kollegen und unter anderem auch meines eigenen.
[…]
Aber ich habe mich darüber hinweggesetzt, weil ich meine Arbeitskraft nicht sinnlos vergeuden möchte, nachdem ich die Sinnlosigkeit erkannt habe. Man wird mich auf die Liste der staatsfeindlichen Elemente setzen. Das bin ich nicht. Ich liebe meine Heimat und ich achte und schätze die vielen Menschen, die ich dort zurücklasse.
[…]
Ich danke Ihnen, sehr geehrter Herr Kreisarzt […] und verbleibe mit besten Grüssen und einer Empfehlung an Ihre Frau Gemahlin.


Quelle: Bundesarchiv Dortmund 1/34 Nr. 21724




Abschiedsbrief des Ingenieurs H.K. vom 20.01.1958.


Hiermit teile ich Ihnen mit, daß ich am 18.1.58 das Gebiet der DDR verlassen habe und somit nachträglich mein Arbeitsverhältnis kündige. Ich bedaure, daß ich infolge der Lage der Dinge die Kündigung nicht ordnungsgemäß und rechtzeitig vornehmen konnte.
Ich will im folgenden versuchen, meine Gründe klarzulegen.
1.) Obwohl mir persönlich kein außergewöhnlicher Zwang auferlegt war, hielt ich die seitens der Regierung verfolgte politische Methode für nicht mehr annehmbar und erträglich. Ich halte viele der in der DDR erklärten politischen Ziele für gut und richtig, glaube aber, daß die Art und Weise der Durchsetzung dieser Ziele die persönliche Freiheit und die Wünsche des einzelnen Menschen außer acht läßt. Die erzwungene Unterordnung unter die jeweils eingeschlagene und oftmals stark wechselnde politische Linie vermag ich ohne Gewissensnot nicht gutzuheißen. Die Aufgabe aller persönlichen und menschlichen Wünsche, wie z.B. die Unterhaltung nächster verwandtschaftlicher Beziehungen, wie sie von mir gefördert wurde, sind ein weiterer Punkt und der entscheidende Anlaß zu meiner Entscheidung geworden. Ich kann nicht einsehen, daß ich oder auch meine Frau meinen Bruder bzw. die Schwester, die in Westdeutschland leben, nicht wiedersehen soll.
2.) Die Erziehung meiner 3 Kinder war ein weiterer wichtiger Faktor. Bei meiner ältesten Tochter wurde das Problem Jugendweihe/Konfirmation/Oberschule bereits akut. Ich hatte berechtigten Grund, anzunehmen, daß mir bzw. meiner Tochter Schwierigkeiten bei der Aufnahme in die Oberschule erwachsen wären, da ich als überzeugter Christ meine Tochter hätte konfirmieren lassen, nicht aber die Jugendweihe zugelassen hätte. Daher habe ich nichts gegen die Jugendweihe, halte aber jeden Druck diesbezüglich für unerträglich. Weiterhin war mir die Erziehung in der Schule zu einseitig und ich glaube, daß auch das Verschweigen von Dingen eine Art der Lüge ist.
Ich kann Ihnen abschließend versichern, daß es mir ungeheuer schwer gefallen ist, diesen Schritt zu tun, zumal ich auch für die Zukunft meiner Familie die Verantwortung trage. Ich bin mir voll bewußt, daß ich mich finanziell und wirtschaftlich hier nicht besser stehen [sic!] werde als in der DDR und daß ich sehr an meiner Arbeit und meinen Aufgaben gehangen habe. Dennoch mußte ich mich zum Fortgehen entschließen, um mir selbst treu zu bleiben.
[…]


Quelle: Stadtarchiv Schwerin, R4/323




Abschiedsbrief des Arztes Günter St. vom 29.05.1959


Sehr geehrter Herr Oberarzt!
Bitte entschuldigen Sie, wenn ich erst jetzt mehr von mir hören lasse, doch ich mußte erst etwas Grund haben.
Es tut mir leid, daß ich Sie und andere täuschen mußte, die Umstände ließen und lassen jedoch keine andere Möglichkeit zu. Ich bemühe mich, objektiv zu sein und will deshalb auch nicht schimpfen über das oder jenes, was mir drüben nicht gefallen hat.
Es ist im wesentlichen die mangelnde Freizügigkeit in der DDR, die mich bewogen hat, meine Heimat schweren Herzens zu verlassen. Wir können uns in der letzten Zeit nicht beklagen, daß man uns im Rahmen der dort üblichen Auffassung nicht großzügig behandelt hätte. Verschiedene Beispiele aus anderen Berufen zeigten jedoch immer wieder, daß man den Mohr so lange großzügig behandelte, wie er notwendig war, wenn er nicht völlig auf die gewünschte [Linie] einschwang. Kein Mensch kann mir in der DDR garantieren daß meine Kinder die Bildung erhalten können, die ich wünsche. Wir kennen die verschiedenen Schwankungen, die dort Jahr für Jahr üblich sind und die eine Unsicherheit hervorrufen.
Warum z. B. gibt man uns nicht jährlich einen beschränkten Devisenbetrag frei, um die westliche Welt wirklich frei kennen zu lernen? Wie deprimierend war es voriges Jahr für mich in Ulm, beim Besuch der Klinik praktisch ohne einen Pfennig dazustehen! Und warum führt man für unsere Arbeit kein Leistungsprinzip ein, für so und so viel Fälle, für operative Belastung etc.?
[…]
Selbst mit der neuen Gehaltsregelung ist unsere Arbeit nicht genügend gewürdigt. Es gibt dem Leistungsvermögen des einzelnen keinen echten Spielraum.
Das ist aber nicht die Hauptsache. Maßgebend für meine Entscheidung ist die Unsicher*heit, die Erziehung meiner Kinder betreffend, die mangelnde Freizügigkeit, die es jeden Tag wieder mit sich bringen kann, daß meine Kinder ihren Großvater nicht aufsuchen können, daß ich in vielleicht 10 Jahren auf der Höhe meines Könnens wieder so viel ver*diene, wie ein Facharbeiter, so wie es uns aus der CSR bekannt ist.
Die Regierung der DDR möge uns frei Informationen aus allen Ländern beziehen lassen, zugunsten einer wirklichen Demokratie möge man die starre Administration fallen lassen, die in keiner Weise den Wünschen auch nur eines Bruchteiles der Bevölkerung ent*spricht.
Ich werde nun den westlichen Teil meines Vaterlandes kennenlernen. Sicher ist hier nicht alles Gold, was glänzt und die Freiheit dürfte auch immer nur ein relativer Begriff sein. Auch hier werde ich mit Kritik und Gerechtigkeitssinn die Dinge betrachten.




Quelle: BSTu ZA MfS-As, Nr. 2453/67, Bl. 64f.




 
Struktur der Führungskräfte

Hallo danke für eure Antworten.
Zuerst zu El Quijote :
Also deine Briefe beziehen sich alle vor dem Zeitpunkt des Mauerbaus und sind nicht teil meiner Fragestellung gewesen. Ich habe es von Führungskräften zu der Zeit nach dem Mauerbau um 1970-1989.

Das es vor 1963 die Leute rüber wollten ist ja wohl klar immerhin herrscht noch Rationierung und die wirtschaftliche Situation ist schlecht dank sowj. Reparationsverpflichtungen und einer Bevorzugung der Schwerindustrie, wodurch die Bevölkerung leidet.

Hast du denn Erfahrungsberichte aus dem oben genannten Zeitraum?

zu Treibsand:
Hallo Treibsand ich muss gestehen du hast bei mir einen Wundenpunkt erkannt, ich weiß sehr wenig über die Strucktur oder Gliederung der DDR-Führungskräfte in den VEB oder Kombinaten. Könntest du mir da weiter helfen?

Und einer Aussage stimme ich nicht zu, dass nämlich auf der " zentral gelenkte Kombinatsebene " keine fachliche Qualifikation oder zumindest das Parteibuch wichtiger war.
In der von mir benannten Quelle, ist von einem Zentralregister die Rede, welches die fachliche Qualifikation der Führungskraft in Spe zuordnet und Bierman selbst betont die fachliche Eignung als wichitg für die Berufung in eine Führungsposition.

Das es grundvorraussetzung war SED-Mitgleid zu sein um überhaupt in die Auswahl zu kommen halte ich hingegen für plausibel.

LG
Rolex
 
Wenn du die Briefe liest, dann wirst du feststellen, dass Rationierung und Reparation nicht die Probleme sind, welche die Leute umtrieben, sondern eher die Fragen, wie man sich innerhalb der DDR persönlich entwickeln konnte.
 
Das es grundvorraussetzung war SED-Mitgleid zu sein um überhaupt in die Auswahl zu kommen halte ich hingegen für plausibel.
Wer promovieren wollte, bekam es in der Regel auch nachdrücklich nahegelegt, Kandidat der SED zu werden (Ausnahme Mediziner und Theologen). Diesem Konformitätsdruck konnte man nur schwer standhalten. Manche traten den "Blockflöten" bei, nur um nicht in die SED zu müssen. Parteilose Professoren waren eine große Ausnahme.
 
Hallo,
wie Treibsand (#2) sehr richtig sagte, gab es einige „Vergünstigungen“ wie Dienstwagen und Telefonanschluss etc., die jedoch in der Hierarchieebene sehr unterschiedlich waren.
Es steht zu vermuten, dass es „Vergünstigungen“ – selbstverständlich anderer Art, mit anderem Inhalt – auch in der Bundesrepublik gab und es vermutlich heute auch noch so ist. :ironie:

Der Führungskräftemangel war auf den unteren Ebenen (Bezirk und insbesondere Kreis) logischerweise am ausgeprägtesten. Das Prinzip war, mittels Kaderentwicklungsplänen mittel- und langfristig geeignete Führungs- und Leitungskräfte heranzubilden. Die somit per se über die fachliche Grundeignung verfügten und unter der Voraussetzung der „charakterlich- intellektuellen “ Eignung – nicht jeder ist zum Chef geboren – stand dann natürlich die politische Bildung im Vordergrund. Den Überlegungen von Rolex (#4) kann ich zustimmen.

Es gab für Leitungsfunktionen natürlich auch die Vorgabe, dass die Person über einen Fach- bzw. Hochschulabschluss verfügen muss.
In diesem Kontext würde ich zwei Differenzierungen vorschlagen. Den Bereich der Parteistruktur (SED, und auch FDJ) einerseits und den Führungskräften in Unternehmen – auch der LPG – sowie den (heute würden wir sagen) NPOs (Gesundheits- und Sozialwesenwesen, DRK,... ). Die andere mir zweckmäßig erscheinende Unterscheidung wäre hinsichtlich der Führungsebene, d.h. ab Bezirksebene und darüber und andererseits in den Landkreisen und Städten.
Es war beispielsweise so, dass meine Tätigkeit im Generalsekretariat des DRK (Ost, vor 1989) als Voraussetzung den Hochschulabschluss (TU Dresden) hatte.

Zu diesem Thema passt vielleicht auch:
Nomenklaturkader
http://www.stasiopfer.com/infobig.html
und http://www.horch-und-guck.info/hug/fileadmin/templates/pdf/HuG-15-S.21-25.pdf

Gruß
Urvo
 
Eine Verständnisfrage zwischendurch: um welche Führungsebene geht es hier? Nur um die Betriebsdirektoren im VEB bzw. Kombinat oder um die Struktur eines solchen Unternehmens?

Sodann würde ich ggf. für die produzierenden Einheiten technische und Verwaltungsbereiche unterscheiden, das wäre jedenfalls meine Wahrnehmung aus einer Reihe von Betrieben mit dem Stand Ende 1989.
 
Und einer Aussage stimme ich nicht zu, dass nämlich auf der " zentral gelenkte Kombinatsebene " keine fachliche Qualifikation oder zumindest das Parteibuch wichtiger war.
Biermann selbst betont die fachliche Eignung als wichtig für die Berufung in eine Führungsposition.

Das es grundvorraussetzung war SED-Mitgleid zu sein um überhaupt in die Auswahl zu kommen halte ich hingegen für plausibel.

LG
Rolex

Hallo , Rolex, kleines Missverständnis :)-

selbstverständlich hatten die infrage kommenden Kader auch eine fachliche
Qualifikation / Studienabschluss /akadem. Grad ( siehe urvos Erläuterung )
Das ist nicht der Punkt.

Es genügte allerdings nicht , pro forma der SED beigetreten zu sein -
die Staatstreue dieser Kader wurde wieder und wieder getestet -
meist mussten sie auch Parteischulen/ Lehrgänge absolvieren.
Was vielleicht perfide klingt ( aber so war ) - natürlich wurden sie gründlich
vom MfS durchleuchtet , Familie , Freunde , Bekanntenkreis , Westkontakte- IM
wurden angesetzt und abgefragt etc....
Die Empfehlung des MfS gegenüber der SED ( ZK , Bezirksleitung etc)
war unabdingbar , um in hohe Führungspositionen eingesetzt zu werden .
Und die Position zu Staat und Partei wurde fortgesetzt überprüft.

Biermanns Äusserung ist für mich jedenfalls sowohl manipulativ irreführend , als auch teils richtig.
Selbstverständlich konnte in seinem Fall das Kombinat Carl Zeiss ohne
hochqualifizierte Fachleute überhaupt nicht auskommen -
und gerade bei CZ waren durchaus Abteilungsleiter nicht in der SED/ Parteilos.
Jedoch gelangten diese Fachkräfte nicht in die absoluten Spitzenpositionen
( Werksdirektor , Forschungsdirektor etc )
Dahin muss man Biermanns Einlassung einordnen - nicht gelogen , aber auch nicht
die vollständige Wahrheit.

Die Leitungsstruktur der Kombinate war bestimmt unterschiedlich -
je nach Industriezweig aber ich versuchs mal und bitte um Ergänzung.

Kombinats( General- )direktor

Parteiorganisator des ZK ( der örtliche Kommissar :cool: )

Direktor für Produktion( meist auch der Stellv. des GD )
Direktor für Kultur und Soziales
Direktor für Kader und Bildung
Direktor für Forschung und Entwicklung
Direktor für Einkauf/ Beschaffung/ Materialwirtschaft
Direktor für Absatz
Direktor für Qualitätssicherung
Hauptbuchhalter ( exakte Bezeichnung fällt mir gerade nicht ein )

Gewerkschaftssekretär des Kombinates
FDJ -Sekretär des Kombinates

Ähnlich die Struktur in den einzelnen VEB des Kombinats .
Die VEB - Leitung war der Kombinatsleitung streng hierarchisch nachgeordnet.
 
In der höheren Hierarchieebene gab es m.W. keine Nachwuchsprobleme. Die Nomenklaturkader waren grundsätzlich bereit, die jeweilige für sie vorgesehene Führungspositionen zu übernehmen, abgesehen natürlich von individuellen Einzelbiographien.

Die Nomenklaturkader (ca. 370.000) [1] waren hatten zumindest ab den 1970'er Jahren ein Hoch- bzw. Fachschulabschluß und eine "politische" Qualifizierung entsprechend ihrer Einstufung in der Nomenklatura an Kreis- bzw. Bezirks-Parteischulen oder der Parteihochschule. Im militärischen Bereich war die Ausbildung und Weiterbildung gesondert geregelt.

Die sog. Blockparteien wurden ebenfalls in der Nomenklatur erfaßt. [1 ebenda.].

"Nachwuchsprobleme" gab es eher im unteren Hierarchiebereich, z.B.: "Aufstieg Arbeiter zum Meister", da es hier zu Einkommenseinbußen kommen konnte. Das war allerdings eine Hierachieebene unterhalb der Nomenklatura. In der DDR-Statistik, jedenfalls in der veröffentlichten wurde das verschleiert, da immer Arbeiter und Angestellte zusammen ausgewiesen wurden. [Vergl. beispielsweise 2].

So verdiente ich als studentischer Hilfsarbeiter deutlich mehr, als der Meister (Abteilungsleiter).

Daher gab es auf der unteren Hierarchieebene eine gewisse "Scheu" für weniger Geld, mehr Verantwortung zu übernehmen, aber nicht auf der höheren.

Das Priviligerungssystem für die Nomenklatura hatte monetäre als auch nonmonetäre Aspekte (Auto, Telefon, Reisen etc.).

Darüber hinaus gab es parallele Privilegstrukturen, in deren Genuß nicht nur Angehörige der Nomenklatura kamen, w.z.B. Ärzte, Wissenschaftler ("Einzelvertrag") [3]

[1]

Nomenklatura ? Wikipedia

[2]

DigiZeitschriften: Seitenansicht


[3]

Karl Griewank ? Wikipedia

Sprache in der DDR - Google Bücher

LSG FST: zugehörigkeit, wirtschaftliche tätigkeit, ddr, verordnung, industrie, udssr, versicherung, kontrolle, urkunde, produktion



M.
 
Habe zwar keine DDR-Biographie, aber kann mich an ein interessantes und erhellendes Detail erinnern: meine Eltern hatten Besuch von einem älteren Ehepaar aus der damaligen DDR. Die beiden älteren Herrschaften (alte Bekannte meiner Großmutter, der der Besuch eigentlich galt) hatten zwei Söhne, einer war in der Führungsorganisation eines Betriebes. Einen eifachen Anruf an diesen Sohn, im Sinne "sind gut angekommen, alles gesund" wollte die ältere Dame auf gar keinen Fall tätigen, da ein solcher Westkontakt, wie zufällig auch immer, den Sohn hätte in eine missliche Lage bringen können.
Westkontakte, familiär begründet oder anders, haben sicherlich viele in der ehemaligen DDR abgehalten, höhere Positionen einzunehmen.
 
@Gunny

Da hast Du recht, private "Westkontakte" waren für Nomenklaturkader nicht nur karriereschädlich sondern vielfach auch untersagt, insbesondere im militärischen Bereich. Häufig war die Bereitschaft seine privaten "Westkontakte" aufzugeben, gleichsam eine Voraussetzung für Karriere in der Nomenklatura.

Zu den offiziellen "Westkontakten" z.B.: im Bereich der Geschichtswissenschaft, "Reisekader", siehe hier:

Die DDR-Geschichtswissenschaft als ... - Google Bücher

M.
 
Kann ich aus unserem Bekanntenkreis bestätigen. Wir unterhielten Ostkontakte und schickten und gegenseitig Pakete (meine Eltern besitzen daher noch zu jeder DDR-Stadt Reiseführer). Nach der Wende berichtete uns unser Ostkontakt, dass eine Schwester, die wegen der verschiedenen Westkontakte, nicht nur zu uns, den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen hatte, nun wieder in den Schoß der Familie zurückgekehrt sei, den sie verlassen hatte, weil ihr Mann Parteifunktionär der SED war und dies seiner Karriere geschadet hätte.
 
Die Leitungsstruktur der Kombinate war bestimmt unterschiedlich -
je nach Industriezweig aber ich versuchs mal und bitte um Ergänzung.

Kombinats( General- )direktor

Parteiorganisator des ZK ( der örtliche Kommissar :cool: )

Treibsand unterligt hier einem Denkfehler. ZK- Beauftragte der SED hatten ein doppeltes Unterstellungsverhltnis. Sie unterstanden der zutsändugen Abteilung im ZK, hier der Wirtschaftsabteilung. Sie wurden der zuständigen SED-Grundorganisation als Kanddidat für den Parteisekretär vorgeschlagen und wurden dann auch in der Regel gewählt. Mir ist jedenfalls kein Fall bekannt, wo das so nicht erfolgte. In der Kombinatsleitung waren sie dann der Parteisekretär der jeweiligen Grundorganisation. Die FDJ-Sekretäre und auch der Gewerkschaftsvorsitzende der Gewerkschaftskombinatsleitung waren ebenfalls Beauftragte ihrer zentralen Leitung, sprich Zentralrat der FDJ/ Bundesvorstand des FDGB. Diese Regelung hatte Sinn, denn so unterstanden die Zentralen Wirtschaftskombinate auf keiner Ebene den Bezirken und Kreisen und konnten Republikweit wirtschaftlich und politisch geführt werden.
Die Zetrale Parteileitung war ja auch zuständig für alle Parteiorganisation in einm Kombinsat, soweit es die Erfüllung der Planaufgaben betraf.
 
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