Frage zum Selbstverständnis der BRD in der Zeit der deutschen Teilung

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Barbarossa

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Heute ist mir nach langer Zeit mal wieder eine Audiocassette in die Hände gefallen, mit ein paar Reden von Helmut Kohl aus der Wendezeit. Ich habe sie mir angehört und habe die Zeit der Teilung gedanklich nochmal Revue passieren lassen. Er sprach von der Selbstbestimmung der DDR-Bürger, deren Willen er natürlich respektiere usw. - schöne Reden. Das war jedoch nicht immer so. Lange Zeit beanspruchte die BRD einen Alleinvertretungsanspruch für ganz Deutschland und im Grundgesetz stand immer, daß alle Deutsche (auch die in der "DDR") Bürger der BRD sind - bis zur tatsächlichen Einheit. Meine Frage dazu:

Wie kam es zu diesem Anspruch, der mit Realpolitik eigentlich wenig zu tun hatte?

Ist es möglich, daß es mit dem "kleinen Vorsprung" zu tun hatte, den die BRD bei der Gründung vor der "DDR" hatte?

Zur Erinnerung:
23. 5. 1949 - Gründung der BRD
7. 10. 1949 - Gründung der "DDR"
 
Ohne jetzt irgendwo nachgeschlagen zu haben.

Der Alleinvertretungsanspruch hat sich für mich immer logisch aus der "in freier Selbstbestimmung" gegebenen Staatsform ergeben. Dass die außerhalb lebenden Deutschen dieser Staatsform und diesem Staat ebenfalls ihre Zustimmung erteilten, ergab sich aus der Abstimmung "mit den Füßen" an der innerdeutschen Grenze bis 1961, der Abstimmung im Saarland, dem Bau der Mauer 1961, der anhaltenden und nachhaltigen Verweigerung von freien Wahlen in der DDR, bis zur großen Wahlfälschung des Jahres 1989.
Und last not least den Volkskammerwahlen des Jahres 1990.

Grüße Repo
 


Lange Zeit beanspruchte die BRD einen Alleinvertretungsanspruch für ganz Deutschland und im Grundgesetz stand immer, daß alle Deutsche (auch die in der "DDR") Bürger der BRD sind - bis zur tatsächlichen Einheit. Meine Frage dazu:


Wie kam es zu diesem Anspruch, der mit Realpolitik eigentlich wenig zu tun hatte?


Das war schon Realpolitik:

Zum Selbstverständnis bundesdeutscher Politik gehörte die Überzeugung der eigenen besseren Legitimation und die Gewißheit, daß die vier Großmächte die Verpflichtung hatten, eine Wiedervereinigung Deutschlands herbeizuführen. Aus dem einen folgte der politische und moralische Alleinvertretungsanspruch Bonns. In Übereinstimmung mit den Westmächten wurde die Gründung der DDR von Anfang an als rechtswidriger Akt verstanden, als Okkupationsregime von Moskaus Gnaden, das nicht durch den freien, in Wahlen geäußerten Willen der Bevölkerung der Sowjetzone legitimiert war. Die Veranstaltung freier Wahlen war deshalb auch stets die Vorbedingung, die vom Westen vor allen weiteren Schritten gestellt wurde.

http://www.dhm.de/ausstellungen/kalter_krieg/benz_07.htm
 
...In Übereinstimmung mit den Westmächten wurde die Gründung der DDR von Anfang an als rechtswidriger Akt verstanden, als Okkupationsregime von Moskaus Gnaden, das nicht durch den freien, in Wahlen geäußerten Willen der Bevölkerung der Sowjetzone legitimiert war...
Da stimme ich natürlich uneingeschränkt zu, so habe ich das auch immer gesehen - auch schon vor der Wende.

Aber die Spaltung Deutschlands kam doch ausschließlich dadurch zustande, weil die Westmächte sich im Kontrollat nicht mehr über einige Themen mit den Sowjets einigen konnten (eine gesamtdeutsche Währung z. B.). So haben die Alliierten dann angefangen, ihr "eigenes Ding" zu machen. Und so kam die Gründung der BRD auf Anweisung der Westmächte zustande - oder?
 
Da stimme ich natürlich uneingeschränkt zu, so habe ich das auch immer gesehen - auch schon vor der Wende.

Aber die Spaltung Deutschlands kam doch ausschließlich dadurch zustande, weil die Westmächte sich im Kontrollat nicht mehr über einige Themen mit den Sowjets einigen konnten (eine gesamtdeutsche Währung z. B.). So haben die Alliierten dann angefangen, ihr "eigenes Ding" zu machen. Und so kam die Gründung der BRD auf Anweisung der Westmächte zustande - oder?

Was eigentlich heißt,daß die Teilung Deutschlands von der BRD ausging.
Die BRD wurde vor der DDR gegründet.
Das widerspricht sich doch aber mit dem Vereinigungsparagraphen im Grundgesetz.
 
Was eigentlich heißt,daß die Teilung Deutschlands von der BRD ausging.
Die BRD wurde vor der DDR gegründet.
Das widerspricht sich doch aber mit dem Vereinigungsparagraphen im Grundgesetz.

Das ist zu simpel. Die Sowjets hatten in ihrer Besatzungszone schon viel früher, eigentlich bereits 1945, damit begonnen, das Nachkriegssystem zu installieren, das ihnen vorschwebte. Dies ging einher mit einer bewussten Abgrenzung von der Politik der Westzonen. Besonders deutlich wurde dies bei Herbeiführung der Vereinigung von SPD und KPD zur SED .
 
Das ist zu simpel. Die Sowjets hatten in ihrer Besatzungszone schon viel früher, eigentlich bereits 1945, damit begonnen, das Nachkriegssystem zu installieren, das ihnen vorschwebte. Dies ging einher mit einer bewussten Abgrenzung von der Politik der Westzonen. Besonders deutlich wurde dies bei Herbeiführung der Vereinigung von SPD und KPD zur SED .

Wieso ist das zu simpel?
Daß die BRD vor der DDR gegründet wurde und damit die Teilung Deutschlands in zwei Länder vollzogen hat,ist ja nun mal Tatsache.
 
Das ist zu simpel. Die Sowjets hatten in ihrer Besatzungszone schon viel früher, eigentlich bereits 1945, damit begonnen, das Nachkriegssystem zu installieren, das ihnen vorschwebte. Dies ging einher mit einer bewussten Abgrenzung von der Politik der Westzonen. Besonders deutlich wurde dies bei Herbeiführung der Vereinigung von SPD und KPD zur SED .
Das ist natürlich richtig. Überhaupt hat Stalin bereits am Ende 2. WK damit begonnen, systematisch alle Länder, in denen die Rote Armee stand, der SU gleichzuschalten:

1944 Bulgarien, Ungarn und Polen
1947 Rumänien
1948 Tschechoslowakei
1949 DDR

Da war wohl auch nicht zu erwarten, daß er das wieder herausrückt, was er bereits hatte.

Aber wenn man es von der neutralen Seite sieht, dann haben sich beide Blöcke selbst moralisch im Recht gesehen. Auch die Amerikaner hatten ja ihre "Leichen im Keller" - mit den beiden sinnlosen Atombombenabwürfen auf Japan z. B.
 
Das ist natürlich richtig. Überhaupt hat Stalin bereits am Ende 2. WK damit begonnen, systematisch alle Länder, in denen die Rote Armee stand, der SU gleichzuschalten:

1944 Bulgarien, Ungarn und Polen
1947 Rumänien
1948 Tschechoslowakei
1949 DDR

Da war wohl auch nicht zu erwarten, daß er das wieder herausrückt, was er bereits hatte.

Aber wenn man es von der neutralen Seite sieht, dann haben sich beide Blöcke selbst moralisch im Recht gesehen. Auch die Amerikaner hatten ja ihre "Leichen im Keller" - mit den beiden sinnlosen Atombombenabwürfen auf Japan z. B.

Warum hätten sie das auch rausrücken sollen?
Die Russen waren genauso eine Besatzungsmacht wie die anderen.
Demzufolge hatten sie entsprechend der damaligen Verträge mit den anderen Alliierten ein Anrecht auf diesen Teil Deutschlands.
 
Warum hätten sie das auch rausrücken sollen?
Die Russen waren genauso eine Besatzungsmacht wie die anderen.
Demzufolge hatten sie entsprechend der damaligen Verträge mit den anderen Alliierten ein Anrecht auf diesen Teil Deutschlands.
Nun ja, ganz am Anfang hatte Stalin noch ein einheitliches, und neutrales Deutschland gefordert, ähnlich wie es Österreich dann auch war. Aber daraus wurde leider nichts...

Und nochwas: Ich denke auch, du denkst zu simpel, da es 1949 bereits um Weltpolitik ging und der "Kalte Krieg" der Großmächte begonnen hatte. Hier muß man schon tiefergründig argumentieren. Immer die selben Argumente ständig zu wiederholen, bringt uns bei dieser Diskussion nicht weiter.
 
mist, ein falscher knopfdruck und die arbeit einer stunde weg....also von vorn:

auf der potsdamer konferenz wurde eigentlich festgelegt, dass die besatzungsmächte kooperieren sollten, gleiche lebensbedingungen in allen vier zonen zu herrschen hatten, die reparationen so bemessen sein sollten, dass die wirtschaftliche überlebensfähigkeit deutschlands nicht aufs spiel gesetzt wurde und dass es einige zentrale deutsche verwaltungsstellen, z.b. für den transport geben sollte.

das dies nicht zutraf, stellte us-aussenminister byrnes in seiner stuttgarter rede rund ein jahr später fest. übrigens nicht nur wegen der su, auch die franzosen kümmerten sich wenig um die potsdamer beschlüsse (aber sie waren ja auch nicht dabei).
ausserdem gibt er hier eine art plan der amerikaner bekannt, notfalls alleine oder mit den dazu willigen briten gemeinsam zu handeln, ergebnis war dann die gründung der bizone am 1.1.47 (die franzosen traten erst im april 49 bei, auf sanften druck der amerikaner).

im juni 47 trafen sich dann zum einzigen mal alle ministerpräsidenten der länder, die sbz-mps reisten aber vorzeitig ab, weil auf der konferenz über "technische" fragen und nicht über politische fragen geredet werden durfte (eine einschränkung der franzosen).hier ein auszug aus den erinnerungen th. eschenburgs.

im juli 47 lehnten die sowjets die einbeziehung ihrer zone in den marshall-plan ab, was die wirtschaftliche teilung zementierte (nicht erst die währungsreform).
im april 48 zogen die sowjets aus dem alliierten kontrollrat aus. nach der währungsreform in den westzonen kam es dann zru berliner blockade.

im juli 48 erging der befehl der westmächte an die westländer zur einberufung einer verfassungsgebenden versammlung. dies wurde von den ministerpräsidenten abgelehnt. erst auf druck der alliierten erklärten sich die westländer bereit, aber mit gewissen "anpassungen":

daher nur "grundgesetz", keine "verfassungsgebende versammlung" und keine volksabstimmung zur ratifizierung, eben weil man den provisorischen charakter hervorheben wollte (warum dass dann 1990 unterblieb, ist eine andere frage).

das bundesrepublikanische selbstverständnis drückt sich am besten in der bis zum 3. oktober 1990 gültigen fassung der präambel aus:
Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, seine nationale und staatliche Einheit zu wahren und als gleichwertiges Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat das Deutsche Volk in den Ländern Baden, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern, um dem staatlichen Leben für eine Übergangszeit eine neue Ordnung zu geben, kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland beschlossen. Es hat auch für jene Deutschen gehandelt, denen mitzuwirken versagt war. Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden

gerade der artikel 23

A r t i k e l 23​
Dieses Grundgesetz gilt zunächst im Gebiete der Länder Baden, Bayern, Bremen, Groß-Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern. In anderen Teilen Deutschlands ist es nach deren Beitritt in Kraft zu setzen.

macht klar, dass das gg auch räumlich ein provisorium war (nicht nur die sbz, sondern auch das saarland, und 49 bestimmt auch noch die gebiete östlich von oder-neisse waren mit "anderen teilen" gemeint).

voraussetzung für die abschaffung war aber immer die freie entscheidung des gesamten deutschen volkes, wie es im schlussartikel 146 zum ausdruck kam:

A r t i k e l 146​
Dieses Grundgesetz verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.


übrigens, die erste ddr-verfassung galt nach dem selbstverständnis der damaligen ddr-führung auch für den anderen teil deutschlands, sorgsam sind alle geografischen bezüge ausgeklammert:
ARTIKEL 1​
(1) Deutschland ist eine unteilbare demokratische Republik; sie baut sich auf den deutschen Ländern auf.
(2) Die Republik entscheidet alle Angelegenheiten, die für den Bestand und die Entwicklung des deutschen Volkes in seiner Gesamtheit wesentlich sind; alle übrigen Angelegenheiten werden von den Ländern selbständig entschieden.
(3) Die Entscheidungen der Republik werden grundsätzlich von den Ländern ausgeführt.
(4) Es gibt nur eine deutsche Staatsangehörigkeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
die erste ddr-verfassung galt nach dem selbstverständnis der damaligen ddr-führung auch für den anderen teil deutschlands, sorgsam sind alle geografischen bezüge ausgeklammert:
Warum Du das "sorgsam" so betonst, weiß ich nicht. Weißt Du mehr als andere, oder ist es Polemik? Aber es ist völlig normal, daß sich der Artikel 1 auf alle Besatzungszonen bezog:
Der Text der Verfassung war auf Grundlage eines Entwurfs der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands aus dem Jahr 1946 bereits 1948 im Auftrag des Deutschen Volkskongresses vom 1. Deutschen Volksrat erarbeitet worden – zunächst, zumindest offiziell, noch mit Blick auf eine gesamtdeutsche Demokratische Republik
(wikipedia)
Ich sehe das als verantwortungsbewußtes vorausschauendes Denken. Vielleicht ein bißchen naiv, aber man war ja damals nicht dabei. Daß die Trizone mit ihrer Staatsgründung dieses Vorhaben unterlaufen würde, konnte ja 1948 noch keiner ahnen.
 
Warum Du das "sorgsam" so betonst, weiß ich nicht. Weißt Du mehr als andere, oder ist es Polemik? Aber es ist völlig normal, daß sich der Artikel 1 auf alle Besatzungszonen bezog:
Ich sehe das als verantwortungsbewußtes vorausschauendes Denken. Vielleicht ein bißchen naiv, aber man war ja damals nicht dabei. Daß die Trizone mit ihrer Staatsgründung dieses Vorhaben unterlaufen würde, konnte ja 1948 noch keiner ahnen.

zum einen habe ich "sorgsam" nicht betont, so wie du, sondern nur so geschrieben (vielleicht habe ich es verwendet, weil im grundgesetz die beteilgiten länder aufgezählt wurden).
zum anderen, ist das grundgesetz nicht ebenso verantwortungsbewusst und vorausschauend gewesen, eben weil es die deutsche frage (auch) offen hielt?
 
collo schrieb:
Der Text der Verfassung war auf Grundlage eines Entwurfs der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands aus dem Jahr 1946 bereits 1948 im Auftrag des Deutschen Volkskongresses vom 1. Deutschen Volksrat erarbeitet worden – zunächst, zumindest offiziell, noch mit Blick auf eine gesamtdeutsche Demokratische Republik
(wikipedia)

Ich sehe das als verantwortungsbewußtes vorausschauendes Denken. Vielleicht ein bißchen naiv, aber man war ja damals nicht dabei. Daß die Trizone mit ihrer Staatsgründung dieses Vorhaben unterlaufen würde, konnte ja 1948 noch keiner ahnen.


Die Trizone als Staatsgründer?
Jalta spielte wohl keine Rolle?
Da waren doch die Gegensätze zwischen den USA und der UdSSR im Hinblick auf die Neuordnung Deutschlands, Osteuropas und des Balkan zum ersten Mal deutlich geworden.

Bitte nicht so vordergründig platt.
 
Wie bereits mehrfach angesprochen wurde, sind v.a. die folgenden beiden Punkte zu beachten:
  1. Die deutsche Teilung begann nicht erst im Jahr 1949, sondern die beiden Staatsgründungen (BRD, DDR) standen zunächst an einem Endpunkt der Auseinandersetzungen zwischen Westalliierten und UdSSR um die Neuordnung Europas nach dem 2. Weltkrieg.
  2. Die Bundesrepublik Deutschland konnte sich nach dem Grundgesetz als legitimierter deutscher Staat betrachten, der das deutsche Volk vertrat.
    Anm.: Daß die DDR laut ihrer ersten Verfassung einen ebensolchen Anspruch erheben konnte, ist eine andere Sache, wobei nicht übersehen werden darf, daß von dieser ersten Verfassung abgewichen wurde...

Überdies ist der gesamte Kontext um die verschiedenen Entwicklungen in den Besatzungszonen, unterschiedlichen politischen Interessen der Westmächte und der UdSSR bis hin zur Installation diametraler Staats- und Gesellschaftsmodelle (BRD -> demokratischer Staat mit Marktwirtschaft, DDR -> sozialistische Diktatur mit Planwirtschaft) jedoch außerordentlich komplex.
Deshalb an der Stelle einmal nur einige Links auf die Schnelle, die zeigen, daß man das Ganze nicht einfach mit "die sind Schuld an der Teilung" abtun kann:
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Teilung
http://de.wikipedia.org/wiki/Chronik_der_deutschen_Teilung
http://geschichtsverein-koengen.de/DtTeilung.htm
Detaillierter z.B. auf folgenden Seiten
http://www.bpb.de/themen/Z44BF2,,0,OstWestKonflikt_und_deutsche_Teilung.html
http://www.bpb.de/themen/BZTRDI,4,0,Die_Deutschlandplanung_der_Sieger.html#art4
http://www.bpb.de/themen/36HEVF,4,0,Der_Beginn_der_Bipolarit%E4t.html#art4
http://www.bpb.de/themen/SMEYWR,0,0,Zwei_Staatsgr%FCndungen_auf_deutschem_Boden.html
und der Gesamtüberblick dazu
http://www.bpb.de/themen/RVZO7T,0,0,Deutsche_Teilung_im_Kalten_Krieg.html

Meines Erachtens sollte auf dieser Basis diskutiert werden - und nicht anders... :fs:
 
Zuletzt bearbeitet:
In diesem Zusammenhang denke ich gerade über etwas nach.
Die DDR hatte doch anfangs auch noch den Einheitsgedanken.
Das sieht man ja an der DDR-Nationalhymne.
Der Text dieser Nationalhymne könnte ja eine Reaktion auf die Teilung durch die BRD gewesen sein.
(reine Spekulation)
Jedenfalls hat die DDR das noch eine Weile so gehandhabt.
Aber irgendwann ist die DDR dann umgeschwenkt und von dieser Einheit weggekommen.
Theoretisch hätte sie doch weiter eine Einheit Deutschlands anstreben können.
Die DDR hätte ja ein sozialistisches vereinigtes Deutschland zum Ziel haben können,so blöd das jetzt auch klingen mag.
Wann und warum ist die DDR dann umgeschwenkt?
Gab es einen konkreten Auslöser dafür?
Also irgendein Ereignis,was das zur Folge hatte?
 
In diesem Zusammenhang denke ich gerade über etwas nach.
Die DDR hatte doch anfangs auch noch den Einheitsgedanken.
Das sieht man ja an der DDR-Nationalhymne.
Der Text dieser Nationalhymne könnte ja eine Reaktion auf die Teilung durch die BRD gewesen sein.

Hier muss man aber trennen zwischen den Wunschvorstellungen deutscher Parteien/Politiker und den tatsächlichen Gegebenheiten. Gerade die CDU hielt den Einheitsgedanken in der öffentlichen Meinung weiter hoch und war fürchterlich erbost über Brandts Ostverträge, obwohl sich Adenauer schon in den späten 50er Jahren innerlich und politisch von der deutschen Einheit verabschiedet. Die BRD hat übrigens nicht geteilt, das lag weit außerhalb der Möglichkeiten des neuen Staats; aber das hast du ja hier schon nachlesen können: die Teilung beruhte auf der Haltung und den Vorstellungen der Sowjetunion im beginnenden Kalten Krieg.

Die DDR hätte ja ein sozialistisches vereinigtes Deutschland zum Ziel haben können,so blöd das jetzt auch klingen mag.
Wann und warum ist die DDR dann umgeschwenkt?
Gab es einen konkreten Auslöser dafür?
Also irgendein Ereignis,was das zur Folge hatte?

Spätestens beim Mauerbau 1961 war das Thema "Deutsche Einheit" auch von Seiten der DDR erledigt. Angesichts der verhärteten Fronten im Kalten Krieg gab es auch kaum Möglichkeiten für die DDR, den Sozialismus im Westen herbeizuführen:
- einen neuen Krieg wollte (zum Glück) deswegen niemand starten
- bei aller Nähe zur SED war die KPD bei weitem nicht stark genug, um den Umschwung herbeizuführen, hatte bei der Bundestagswahl 1953 zudem eine schwere Schlappe erlitten.
 
aufgegeben wurde das ziel eines sozialitischen gesamtdeutschlands von der ddr-führung wohl nie, honecker hat in einem interview in den achtzigern noch davon gesprochen, dass sich die frage der deutschen einheit unter sozialitischem vorzeichen neu stellen würde (leider finde ich keine quelle im internet).

auch darf man die geheimen planungen nicht vergessen, die z.b. für westberlin existierten. ich wäre nicht erstaunt, wenn solche planungen nicht auch für die bundesrepublik vorhanden waren.

der mauerbau ist sicher das äussere zeichen, aber die entwicklung zur ddr-nation ist ein längerer prozess gewesen. sicher hat dazu auch geführt, dass die bundesrepublik sich sehr schnell als politisch und wirtschaftlich äusserst stabil erwies. aber noch mitte der sechziger jahre gab es kontaktversuche zur spd, um über die lage gesamtdeutschlands zu sprechen (erst als die spd dann zusagte, wurden diese kontaktversuche eingestellt).

offiziell wurde die "ddr-nation" dann durch die verfassung von 1974, als auch die letzten bezüge zur deutschen nation getilgt wurden:

Getragen von der Verantwortung, der ganzen deutschen Nation den Weg in eine Zukunft des Friedens und des Sozialismus zu weisen,

in Ansehung der geschichtlichen Tatsache, daß der Imperialismus unter Führung der USA im Einvernehmen mit Kreisen des westdeutschen Monopolkapitals Deutschland gespalten hat, um Westdeutschland zu einer Basis des Imperialismus und des Kampfes gegen den Sozialismus aufzubauen, was den Lebensinteressen der Nation widerspricht,

hat sich das Volk der Deutschen Demokratischen Republik,

fest gegründet auf den Errungenschaften der antifaschistisch-demokratischen und der sozialistischen Umwälzung der gesellschaftlichen Ordnung,

einig in seinen werktätigen Klassen und Schichten das Werk der Verfassung vom 7. Oktober 1949 in ihren Geiste weiterführend

und von dem Willen erfüllt, den Weg des Friedens, der sozialen Gerechtigkeit, der Demokratie, des Sozialismus und der Völkerfreundschaft in freier Entscheidung unbeirrt weiterzugehen,

diese sozialistische Verfassung gegeben.

A b s c h n i t t I
Grundlagen der sozialistischen Gesellschafts- und Staatsordnung
K a p i t e l 1
Politische Grundlagen
Artikel 1​
Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat deutscher Nation. Sie ist die politische Organisation der Werktätigen in Stadt und Land, die gemeinsam unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei den Sozialismus verwirklichen.
Der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik ist Berlin.
Die Staatsflagge der Deutschen Demokratischen Republik besteht aus den Farben Schwarz-Rot-Gold und trägt auf beiden Seiten in der Mitte das Staatswappen der Deutschen Demokratischen Republik.
Das Staatswappen der Deutschen Demokratischen Republik besteht aus Hammer und Zirkel, umgeben von einem Ährenkranz, der im unteren Teil von einem schwarz-rot-goldenen Band umschlungen ist.
verfassung 1968
Präambel
In Fortsetzung der revolutionären Tradition der deutschen Arbeiterklasse und gestützt auf die Befreiung vom Faschismus hat das Volk der Deutschen Demokratischen Republik in Übereinstimmung mit den Prozessen der geschichtlichen Entwicklung unserer Epoche sein Recht auf sozial-ökonomische, staatliche und nationale Selbstbestimmung verwirklicht und gestaltet die entwickelte sozialistische Gesellschaft.
Erfüllt von dem Willen, seine Geschicke frei zu bestimmen, unbeirrt auch weiter den Weg des Sozialismus und Kommunismus, des Friedens, der Demokratie und der Völkerfreundschaft zu gehen, hat sich das Volk der Deutschen Demokratischen Republik dieses sozialistische Verfassung gegeben.



Abschnitt I
Grundlagen der sozialistischen Gesellschafts- und Staatsordnung

Kapitel 1
Politische Grundlagen​
Artikel 1
Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern. Sie ist die politische Organisation der Werktätigen in Stadt und Land unter der Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei.
Die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik ist Berlin.
Die Staatsflagge der Deutschen Demokratischen Republik besteht aus den Farben Schwarz-Rot-Gold und trägt auf beiden Seiten in der Mitte das Staatswappen der Deutschen Demokratischen Republik.
Das Staatswappen der Deutschen Demokratischen Republik besteht aus Hammer und Zirkel, umgeben von einem Ährenkranz, der im unteren Teil von einem schwarz-rot-goldenen Band umschlungen ist.
verfassung 1974
 
Man darf auch die Stimmung der anderen westlichen Verbündeten und Anrainer-Staaten nicht vergessen. Briten, Franzosen, Italiener, Belgier, Holländer usw.
Unglücklich über die deutsche Teilung waren die alle nicht! Ein neutralisiertes wiedervereinigtes Deutschland, siehe Stalin-Note, wäre, oder ist vielleicht sogar, auf einhellige Ablehnung gestoßen.

Dasselbe möchte ich mal den Ost-Anrainern unterstellen.

Die historische Leistung von Genscher/Kohl/Brandt/Schmidt/Bahr usw. ist es gewesen, dass diese Bedenken 1990 ausgeräumt werden konnten. Dass ein gewisses Vertrauen in "Deutschland" vorhanden war.

Grüße Repo
 
Zuletzt bearbeitet:
die Teilung beruhte auf der Haltung und den Vorstellungen der Sowjetunion im beginnenden Kalten Krieg.
Das ist subjektiv. Ich könnte auch sagen, die Ursache war die Haltung der Westmächte im Kalten Krieg. Die Währungsreform haben immerhin die verzapft.
Spätestens beim Mauerbau 1961 war das Thema "Deutsche Einheit" auch von Seiten der DDR erledigt.
Ich hatte mal das Statut der SED aud en späten 60er Jahren in der Hand, da stand noch was vom Kampf um die deutsche Einheit - natürlich unbter sozialistischem Vorzeichen.
bei aller Nähe zur SED war die KPD bei weitem nicht stark genug, um den Umschwung herbeizuführen, hatte bei der Bundestagswahl 1953 zudem eine schwere Schlappe erlitten.
Guck mal, was wikipedia unter KPD schreibt. Da war fast ein Krieg, der da regierungsseitig über Jahre hinweg gegen die KPD geführt wurde. Gegen ein Verbot hilft auch eine "Nähe" zur SED nichts.
 
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