Persönliche internationale Beziehungen in DDR und BRD

rena8

Aktives Mitglied
Durch die beiden Threads "Unsere Freunde -die Amerikaner / die Russen" im Kalten Krieg-Forum habe ich für mich festgestellt, dass ich über das wirkliche Leben in der DDR wenig weiß, vielleicht ist das umgekehrt genauso.
Die DSF z.B. habe ich als Fakt hingenommen, über die Doppelbödigkeit mir bisher wenig Gedanken gemacht.
Unbewußt bin ich davon ausgegangen, dass es abgesehen vom pol. System im täglichen Leben der Menschen so ähnlich zuging wie in der BRD.

Ich würde gern die persönlichen internationalen Beziehungen in der DDR und der BRD im Zeitraum von 1950 - 1989 vergleichen.
Die Kontakte zu "Gastarbeitern", ausländischen Studenten und sonstigen Mitbürgern aus anderen Staaten.
Wie weit waren diese integriert, welche Sprachkenntnisse gab es auf beiden Seiten.

Auf der anderen Seite würden mich die BRD/DDR - Erfahrungen bei Auslandsaufenthalten interessieren, z.B. im Urlaub oder aus beruflichen Gründen oder als Student.
 
Ich würde gern die persönlichen internationalen Beziehungen in der DDR und der BRD im Zeitraum von 1950 - 1989 vergleichen.
Die Kontakte zu "Gastarbeitern", ausländischen Studenten und sonstigen Mitbürgern aus anderen Staaten.
Wie weit waren diese integriert, welche Sprachkenntnisse gab es auf beiden Seiten.

Auf der anderen Seite würden mich die BRD/DDR - Erfahrungen bei Auslandsaufenthalten interessieren, z.B. im Urlaub oder aus beruflichen Gründen oder als Student.
Bei diesem Thema ist aber noch zu beachten, daß bei uns in der "DDR" propagiert wurde, daß auch die BRD Ausland sei - "kapitalistisches Ausland" sogar, also sogar quasi feindlich (zumindest zu meiner Zeit so ab Mitte der ´70er Jahre).

Da zu diesem Thema schon einiges geschrieben habe, setze ich jetzt einfach nur ein paar Links, denn ich muß ja nicht alles nochmal schreiben. ;)

http://www.geschichtsforum.de/f46/reisem-glichkeiten-der-ddr-bev-lkerung-bis-1961-a-14890/

http://www.geschichtsforum.de/201141-post26.html <-- hier schrieb ich u. a.:
Die Reisemöglichkeiten - erst als Rentner konnte man in den Westen reisen, vorher nur in die Ostblockstaaten.
Seit der Verhängung des Kriegsrechtes in Polen (1981) durften wir auch nicht mehr dort hin. Vorher sind wir fast jedes Jahr nach Polen gefahren - zum einkaufen und so.

In der 10. Klasse (1985) haben wir eine Klassenfahrt nach Moskau gemacht. Das lief damals über Jugendtourist und war deshalb etwas billiger, als wenn man privat reiste. Aber für damalige Verhältnisse relativ teuer war das trotzdem noch. Ich weiß nicht mehr genau, wieviel meine Eltern damals bezahlten, aber ich meine, es müßten über 400 Mark gewesen sein - kann das jemand bestätigen? 400 Mark - das war für die meisten Leute damals ein halber Monatsverdienst.
Wir waren in Moskau in einem Hotel untergebracht, das 1980 für die Olympiade gebaut wurde. Viele Kontakte zu den Mokauern knüpften wir allerdings nicht, nur einmal besuchten wir einen Komsomol, also so etwas wie einen Hort. Uns fiel auch auf, daß wir keine Jugendlichen am Tage in der Stadt sahen, was sicher mit dem Komsomol zu tun hatte.

Weiterhin wird man fündig zum Thema in: http://www.geschichtsforum.de/f46/ddr-beruf-und-verflechtung-zum-staat-13751/

http://www.geschichtsforum.de/f46/brief-eines-jugendlichen-aus-der-ddr-12527/

http://www.geschichtsforum.de/f46/deutschst-mmige-im-ausland-9363/

http://www.geschichtsforum.de/f46/die-ddr-verkl-rung-oder-unterschlagung-3042/

http://www.geschichtsforum.de/f46/das-leben-der-menschen-den-beiden-deutschen-staaten-4084/
 
Da zu diesem Thema schon einiges geschrieben habe, setze ich jetzt einfach nur ein paar Links, denn ich muß ja nicht alles nochmal schreiben. ;)...


danke @Barbarossa für die weiteren Links, ich hatte schon vorher einiges im DDR-Forum gelesen.
Dass DDR/BRD-Vergleiche schwierig sind, ist mir bewußt, deshalb versuche ich meinen Eindruck wiederzugeben und hoffe ihr korrigiert mich.

Die DSF-Diskrepanz, vielleicht könnte man das Scheinheiligkeit nennen, scheint es z.T. auch bei den Beziehungen zu den anderen östlichen Nachbarn gegeben zu haben. Ich möchte niemandem zu nahe treten, aber dieser offizielle kommunistische Internationale-Anspruch und die alltägliche Wirklichkeit scheinen 2 völlig verschiedene Ebenen gewesen zu sein.

Ich kann für die BRD vor der Wende nun bestimmt nicht die friedliche Multi-kulti-Welt behaupten, jedoch gehörten andere Nationen schon dazu und waren / sind gewohnter Alltag. Ich meine nicht nur die Gemüseläden, Änderungsschneidereien und Dönerbuden sondern auch Arbeitskollegen, Nachbarn, Mitschüler und -studenten, Freunde, die selbst oder deren Eltern aus einem anderen Land kamen.
In der DDR arbeiteten doch z.B. Vietnamesen, zumindest deren Kinder müssen in Kindergärten und Schulen und die Eltern in Kneipen / Diskos gegangen sein. Wie war da der private Kontakt?

In der 10. Klasse (1985) haben wir eine Klassenfahrt nach Moskau gemacht. Das lief damals über Jugendtourist und war deshalb etwas billiger, als wenn man privat reiste. Aber für damalige Verhältnisse relativ teuer war das trotzdem noch. Ich weiß nicht mehr genau, wieviel meine Eltern damals bezahlten, aber ich meine, es müßten über 400 Mark gewesen sein - kann das jemand bestätigen? 400 Mark - das war für die meisten Leute damals ein halber Monatsverdienst.
Wir waren in Moskau in einem Hotel untergebracht, das 1980 für die Olympiade gebaut wurde. Viele Kontakte zu den Mokauern knüpften wir allerdings nicht, nur einmal besuchten wir einen Komsomol, also so etwas wie einen Hort. Uns fiel auch auf, daß wir keine Jugendlichen am Tage in der Stadt sahen, was sicher mit dem Komsomol zu tun hatte.

Ich erinnere mich an die 1. Auslandsklassenfahrt nach London, muß Anfang der 70er gewesen sein, damals war England cool und London swinging und in unseren Provinz-Augen der Nabel der Welt.
Manche Sachen waren dann doch überraschend, z.B. dass es in London kein englisches Restaurant gab in Schüler-Preisklasse. Das einzige englische Dinner haben wir dann beim Tagesausflug nach Windsor genossen, derweil draußen die Queen mit ´nem mexanischen Präsidenten in der Kutsche vorbeifuhr, das war schon toll, das Essen weniger. Und dass die Diskos und Pubs, ich glaube, um 23:00 schlossen, das kannten wir nicht. Ich habe einen süßen Londoner kennengelernt und wir sind ganz brav romantisch im Hyde-Park spazierengegangen und haben uns sogar noch einige Briefe geschrieben.:weinen:

2 Jahre später dann Klassenfahrt nach Prag, anschließend habe ich mir die erste Klassik-LP gekauft, Smetanas Moldau, diese Musik, die gelbgoldenen Fassaden und die Karlsbrücke am Abend, für mich gab es damals keine schönere Stadt.
In Prag gab es keine Diskos, nur Kneipen und richtige Tanzlokale mit Band oder Kapelle, die spielten aber moderne Musik und eins hatte sogar Telefone auf den Tischen, so zum Ansprechen. Wir haben da auch junge Prager kennengelernt, allerdings weiß ich nicht mehr, wie wir uns verständigt haben, vielleicht auf englisch. Ich weiß noch, dass ich den Eindruck hatte, dass die sich hauptsächlich für uns Touristen interessierten, weil wir das Bier bezahlt haben, vielleicht habe ich das auch falsch verstanden, weil die Sprachkenntnisse auf beiden Seiten nicht reichten.
 
@rena8: In der DDR arbeiteten doch z.B. Vietnamesen, zumindest deren Kinder müssen in Kindergärten und Schulen und die Eltern in Kneipen / Diskos gegangen sein. Wie war da der private Kontakt?
Wenig bis gar keiner. Wurde eine Vietnamesin schwanger, war das ihre automatische Rückfahrkarte. Sie waren bescheiden, schickten so gut wie alles nach Hause und traten im öffentlichen Bild kaum in Erscheinung. Eigentlich waren (und sind) sie recht beliebt.

Etwas anders war das mit Algeriern und bedingt den Ungarn. Ich will beileibe keine billigen Klischees bedienen- aber mit ihnen gab es oft Zoff in der Disko, auch sie waren bekannterweise schnell mit dem Messer zur Hand. Dass sie wie auch Seeleute über "Westgeld" verfügten und damit bei den Mädchen gern den "dicken Max" herauskehrten, machte sie speziell bei der männlichen Jugend auch nicht beliebter.

Angolaner und Mozambiquaner waren oft das Ziel eines latenten Rassismus, traten aber meist relativ unauffällig auf.

Zu den Offizieren der Sowjetarmee und erst recht den Soldaten gab es auch weiter keinen Privatkontakt. Die lebten in ihrer eigenen Welt.

Eine Besonderheit waren in manchen Ostseehäfen wie Sassnitz noch die skandinavischen Sauftouristen, über die zahllose Stories kursierten - aber die blieben meist gleich auf ihrer Fähre.
 
Zuletzt bearbeitet:
(Vietnamesen) waren bescheiden, schickten so gut wie alles nach Hause und traten im öffentlichen Bild kaum in Erscheinung. Eigentlich waren (und sind) sie recht beliebt.
Ich hatte in der ehemaligen DDR nur Besucherstatus (ca. 20-mal vor 1989). Eine gewisse Herablassung gegenüber den "Fidschis" war mitunter erkennbar, aber im Grunde war das harmlos und mit heutigen Phänomenen (in Ost und West) in keiner Weise vergleichbar.

Unmut artikulierte sich manchmal bezüglich der Studienplätze, von denen ja ein bestimmter Prozentsatz für Ausländer, auch Vietnamesen, reserviert war, wohingegen manche Einheimische - aus welchen Gründen auch immer - nicht studieren konnten.
 
Bei uns im Ort wurden Kubaner und Mongolen in einem Betrieb ausgebildet. Mit den Mongolen gab es oft Schlägereien, mit den Kubanern kaum.
Während meiner Armeezeit bin ich noch Syriern und Lybiern in Stralsund begegnet.
Die hatten so gut wie alle viel DM in der Tasche und dem entsprechend auch immer eine Freundin. Ansonsten blieben sie unter sich un dauch wir sollten möglichst wenig Kontakt zu ihnen halten.
Beim Studium in Freiberg gab es auch Ausländer. Viele Afrikaner aber auch Afghanen und Nordkoreaner. Die letzteren waren im November/Dezember 1989 von heute auf morgen plötzlich alle weg. Das war besonders bitter für jene, wie mein Zimmernachbar, die kurz vor der Diplomverteidigung standen.
 
Während meiner Armeezeit bin ich noch Syriern und Lybiern in Stralsund begegnet.
Die hatten so gut wie alle viel DM in der Tasche und dem entsprechend auch immer eine Freundin. Ansonsten blieben sie unter sich un dauch wir sollten möglichst wenig Kontakt zu ihnen halten.

Wie lief dieses "und auch wir sollten möglichst wenig Kontakt zu Ihnen halten"?
Wurde das in der Armee von den Vorgesetzten befohlen, wegen der Geheimhaltung?


Beim Studium in Freiberg gab es auch Ausländer. Viele Afrikaner aber auch Afghanen und Nordkoreaner. Die letzteren waren im November/Dezember 1989 von heute auf morgen plötzlich alle weg. Das war besonders bitter für jene, wie mein Zimmernachbar, die kurz vor der Diplomverteidigung standen.
Konnten die koreanischen Studenten ihr Diplom nicht mehr in der DDR machen und was ist aus deinem Zimmernachbarn geworden?
 
Wie lief dieses "und auch wir sollten möglichst wenig Kontakt zu Ihnen halten"?
Wurde das in der Armee von den Vorgesetzten befohlen, wegen der Geheimhaltung?

Ich kann jetzt nicht mehr 100%ig sagen ob es so einen Befehl gab. Fakt war,
das sie zum Teil andere Essenszeiten hatten und getrennt untergebracht waren. Wir hatten auch den Eindruck, das ein Kontakt auch von ausländischer Seite nicht gewollt war. Das waren auch alles keine "einfachen" Jungs, sondern schon die Söhne von irgendwelchen höheren Funktionären usw.
OT: Im Winter 86/87 war es ziemlich kalt und einer von ihnen muß das wohl nach Hause mitgeteilt haben. Ein paar Wochen später kam ein Anruf vom Bahnhof, das ein Kesselwagen mit Heizöl für den Herren bereitstehe.
Pech nur, das wir mit Kohle beheizt wurden.


Konnten die koreanischen Studenten ihr Diplom nicht mehr in der DDR machen und was ist aus deinem Zimmernachbarn geworden?
Was aus meinem Zimmernachbarn geworden ist weis ich nicht. Die mußten damals auf Weisung ihres "großen Vaters" alle die DDR verlassen. Wahrscheinlich, um nicht noch mehr Kontakt mit dem dekadenten Westen zu bekommen.:ironie:
 
Wie lief dieses "und auch wir sollten möglichst wenig Kontakt zu Ihnen halten"?
Wurde das in der Armee von den Vorgesetzten befohlen, wegen der Geheimhaltung?

Ich habe von 1973 bis 1976 in meinem Arbeitsbereich Polen , Ungarn und Vietnamesen als angeworbene Arbeiter erlebt.

Zunächst einmal wurden diese alle in DDR-Plattenbauten untergebracht,
so dass man fast von " Kasernierung" sprechen muss.
Alle Gruppen hatten eine deutsche " Verbindungsperson" , über welche alle
anfallenden Probleme mit Wohnung, Arbeit und auch Persönliches zu regeln war.
Auch das Hauspersonal war komplett deutsch und man kann sich ganz leicht vorstellen , wem diese Kontaktpersonen nun ausser an der Arbeit noch dienten, oder ?

Nun , die polnischen Kollegen sprachen fast alle verständlich deutsch und
waren daher auch gut integriert. Sie hatten sehr unterschiedliche Ziele-
manche arbeiteten wie verrückt , manche versuchten sich auch als
Händler :D. Es gab auch einige Damen darunter.

Die ungarischen Kollegen waren mit ihrem Deutsch wesentlich schlechter vorgebildet - das wurde mit der Zeit besser- aber es waren auch weniger,
keine Damen darunter - da habe ich weniger erfahren.
Seltsamerweise hatten sie Kontakte zu bereits in der DDR ansässigen
Ungarn in Berlin , Leipzig und Erfurt - dafür kenne ich die Hintergründe
nicht - aber es muss sich um Hunderte von Personen gehandelt haben.

Die vietnamesischen Kollegen waren etwa zur Hälfte Damen - allerdings
sprach da kaum jemand Deutsch , so dass man ein Gespräch führen konnte. Immer nur einer/eine pro 100 war dazu in der Lage , so dass
auch Berufliches zu Dolmetscher- Gesprächen ausartete....
Sie lebten noch strenger in der Isolation ausserhalb der Arbeit als alle
anderen - man sah sie nur als Gruppe ausgehen - ob das freiwillig oder
verordnet war, hab ich nie herausgefunden.
Ein Teil von ihnen versuchten sich auch in Geschäften - zB. nähten sie Jeans- Kopien (Lewis, Lee und dgl.) dazu nahmen sie Mass !!- eine frühe Form der derzeitigen Markenpiraterie:D - mit diesem Produkt hatten sie jede Menge Abnehmer angesichts der vielen DDR-ler ohne Westverwandtschaft.
Was oben gesagt wurde, ist richtig - wurde eine Dame schwanger , kam
umgehend die Rückführung nach Vietnam.
Bei den Polen oder anderen hab ich es nicht erlebt - aber gehört , das es bei verschiedenen ausländischen Studentinnen nicht so war.

Auch bei bewiesenen kriminellen Taten wurde rückgeführt - es gab keine
Haft in der DDR für diese Personen.
Nochmal - erlebt habe ich es bei Arbeitern - von Studenten nur gehört von
studierenden Freunden - es kann dort durchaus andere Praktik gegeben haben.

Kontakte gab es auf persönlicher Ebene - an der Arbeit - manchmal auch
privat ausserhalb ( deshalb kann ich gut auf Saufen mit Polen verzichten:devil:)
Die FDJ mühte sich auch etwas lahm darum - einmal gab es den Besuch
zum Neujahrsfest bei den Vietnamesen - naja mein erstes asiatisch gewürztes Essen :D - aber das war ein Einzelfall.
Mit Komsomolzen war die FDJ vielfach heftiger zugange - omg - Russen
in Armee-Brennessel-Flanell waren eben anbetungswürdig:devil:

Fragt, falls noch Spezielles offen ist.
 
Seltsamerweise hatten sie Kontakte zu bereits in der DDR ansässigen
Ungarn in Berlin , Leipzig und Erfurt - dafür kenne ich die Hintergründe
nicht - aber es muss sich um Hunderte von Personen gehandelt haben.

So seltsam finde ich das nicht, das kann man weltweit beobachten.
Entscheidet man sich, in ein anderes Land mit einer fremden Sprache zu gehen, ist man mindestens in der Anfangszeit froh, mit Leuten aus der Heimat in der Muttersprache sprechen zu können und da es davon nicht so viele gibt, nimmt man weitere Wege in Kauf / freundet sich mit Leuten an, mit denen man in der Heimat keine Gemeinsamkeiten finden würde.

Was oben gesagt wurde, ist richtig - wurde eine Dame schwanger , kam
umgehend die Rückführung nach Vietnam.

Vielleicht ´ne doofe Frage, von wem waren die rückgeführten Damen denn schwanger?

Mit Komsomolzen war die FDJ vielfach heftiger zugange - omg - Russen
in Armee-Brennessel-Flanell waren eben anbetungswürdig:devil:

War das die Ebene der "150%igen" und wurden in dem Fall dann doch die Russen als die "besseren Kommunisten" bewundert, ein bißchen analog der BRD - Amiland - Bewunderung?


Ich habe mir eben noch mal alle Antworten durchgelesen und bin ganz begeistert von der sachlichen Offenheit der Berichte.
Danke an alle, ich kann mir durch die Schilderung der persönlichen Erfahrungen das Leben in der DDR schon besser vorstellen.
Es wäre schön, wenn noch einige Berichte, auch aus der BRD hinzukämen, vielleicht fällt dem Einen oder Anderen noch eine persönliche Erfahrung ein.
 
So seltsam finde ich das nicht, das kann man weltweit beobachten.
Entscheidet man sich, in ein anderes Land mit einer fremden Sprache zu gehen, ist man mindestens in der Anfangszeit froh, mit Leuten aus der Heimat in der Muttersprache sprechen zu können und da es davon nicht so viele gibt, nimmt man weitere Wege in Kauf / freundet sich mit Leuten an, mit denen man in der Heimat keine Gemeinsamkeiten finden würde.

Deine Feststellung ist richtig - die Situation war jedoch für die DDR ungewöhnlich , denn in der offiziellen Darstellung gab es keinerlei
grössere Gruppen ausländischer Bürger ( auch keine aus den Bruderstaaten)- wenn man von den Studenten und angeworbenen
Arbeitern absieht- daher habe ich die ständige Anwesenheit dieser
grossen Anzahl ungarischen Familien ( mit ung. Pässen ! ) erstaunt
festgestellt. Ich weiss bis heute nicht, was dafür Ursache und
Gelegenheit war.


Vielleicht ´ne doofe Frage, von wem waren die rückgeführten Damen denn schwanger?

Meines Wissens ausschliesslich von anderen Vietnamesen.Offenbar kamen alle aus den unterschiedlichsten Gegenden Vietnams und lernten sich erst in der DDR kennen.
Heiraten und Familie gründen waren für sie nicht
vorgesehen - kann sein , das diese Rückführungspraxis abschrecken sollte.


War das die Ebene der "150%igen" und wurden in dem Fall dann doch die Russen als die "besseren Kommunisten" bewundert, ein bißchen analog der BRD - Amiland - Bewunderung?

Ja, so kann man das bewerten - allerdings trat diese Denkungsart nur bei den "überzeugten" Kadern auf. Der "normale " FDJler quälte sich mit unzulänglichen Sprachkenntnissen und etwas Neugier durch diese Treffen.

.


Im Nachhinein finde ich die "Gastarbeiterpraxis" der DDR immer noch für
besonders rücksichtslos in Hinblick auf die Vietnamesen, Angolaner,
Mocambiquaner und Kubaner.
Diese wurden ohne Sprach - und Kulturkenntnisse hergebracht und ins
kalte Wasser geworfen.
Die Vorteile der Entsendeländer ( Belieferung mit
Waren und Waffen , Erlangung von beruflicherAusbildung und anderen industriellen Fähigkeiten) und der DDR-Bedarf an einfachen Produktionsarbeitern wurden durchgesetzt.
Für die vorgeblich zutiefst humanistische "sozialistische " DDR ein
Armutszeugnis erster Klasse.
 
Im Nachhinein finde ich die "Gastarbeiterpraxis" der DDR immer noch für
besonders rücksichtslos in Hinblick auf die Vietnamesen, Angolaner,
Mocambiquaner und Kubaner.
Diese wurden ohne Sprach - und Kulturkenntnisse hergebracht und ins
kalte Wasser geworfen.
Die Vorteile der Entsendeländer ( Belieferung mit
Waren und Waffen , Erlangung von beruflicherAusbildung und anderen industriellen Fähigkeiten) und der DDR-Bedarf an einfachen Produktionsarbeitern wurden durchgesetzt.
Für die vorgeblich zutiefst humanistische "sozialistische " DDR ein
Armutszeugnis erster Klasse.

Unterscheidet sich gar nicht so sehr von der Praxis in der BRD in den 60er / 70er Jahren.
Beim Beginn der "Gastarbeiter-Praxis" kann man mE viele Parallelen in BRD und DDR sehen.
In der BRD haben sich die Realitäten irgendwann verselbständigt, auch durch persönliche Beziehungen, durch Nachzug von Familienangehörigen und vor allem durch die EU.
Die ersten "Gastarbeiter" Anfang der 60er, die ich kennengelernt habe, waren italienische Bauarbeiter.
Für die haben wir als Kinder immer Bier und Zigaretten geholt, das haben wir gern gemacht, es gab Trinkgeld.

In den 80 / 90ern sind meine Kinder mit den Kindern, z.T. sogar mit den Enkelkindern dieser 1. Gastarbeitergeneration zur Schule gegangen.
 
Es gab auch umgekehrt "Entwicklungshelfer" der DDR in den ostblockorientierten Ländern der Dritten Welt, ich denke da Kuba, Angola usw.
Das waren aber handverlesene, linientreue Leute (meist Ingenieure) ohne Westbindung in Form von näherer Verwandtschaft. Auch bei Seeleuten waren die Kriterien ähnlich, mein Bruder hatte so keine Chance bei der DSR (Deutsche Schiffsreederei).
Ein Nachbarsjunge, vielleicht 3-4 Jahre älter als ich , kam in den 80ern in Mozambique bei einer Minenexplosion um. Es hieß, die Familie sei mit 6000,- DM (also Westmark) "entschädigt" worden. Soviel war ein Menschenleben wert...
 
Ein Nachbarsjunge, vielleicht 3-4 Jahre älter als ich, kam in den 80ern in Mozambique bei einer Minenexplosion um. Es hieß, die Familie sei mit 6000,- DM (also Westmark) "entschädigt" worden. Soviel war ein Menschenleben wert...
Man kann der DDR-Führung viel ankreiden, aber hier wird es unfair. Wenn man in die unglückliche Lage kommt, ein Menschenleben zwecks Entschädigung bewerten zu müssen, wird man immer nur zur wenig beziffern können. Soll man es deshalb gleich ganz lassen? Auf der anderen Seite hat der Entscheidungsträger schließlich auch die Ansprüche der Steuerzahler zu berücksichtigen.
 
Es gab auch umgekehrt "Entwicklungshelfer" der DDR in den ostblockorientierten Ländern der Dritten Welt, ich denke da Kuba, Angola usw.
Das waren aber handverlesene, linientreue Leute (meist Ingenieure) ohne Westbindung in Form von näherer Verwandtschaft. Auch bei Seeleuten waren die Kriterien ähnlich, mein Bruder hatte so keine Chance bei der DSR (Deutsche Schiffsreederei).
Ein Nachbarsjunge, vielleicht 3-4 Jahre älter als ich , kam in den 80ern in Mozambique bei einer Minenexplosion um. Es hieß, die Familie sei mit 6000,- DM (also Westmark) "entschädigt" worden. Soviel war ein Menschenleben wert...
Gut, dass du die "Entwicklungshelfer" ansprichst, ich habe sie ebenso in Häkchen gesetzt, sind sie doch bei Licht betrachtet, genauso "Gastarbeiter" in dem Land, in dem sie arbeiten.
Weißt du, was aus anderen DDR-E.-helfern geworden ist?

Ich kenne einige Agraringenieure, allerdings nur vom Hörensagen (in Witzenhausen gab es tropische Landwirtschaft), die Jahrzehnte im Ausland gearbeitet haben und die das auch bis zur Rente fortsetzen müssen, weil sie hier keine Stelle mehr finden würden / inzwischen von Hartz IV leben.
Oder einen Missionar, der alle 10 Jahre umziehen, eine neue Gemeinde aufbauen und an einheimische Pfarrer übergeben muß.
Das einzige positive Beispiel für eine Rückintegration ist ein DAF-(Deutsch als Fremdsprache)-Lehrer, der aus gesundheitlichen Gründen mit Mitte 50 zurückgekehrt ist und inzwischen als freiberuflicher Lehrer wieder sein Auskommen gefunden hat.

Ich finde diese langfristige Perspektive so wichtig, weil sie ja umgekehrt genauso gilt, d.h. die in beiden deutschen Staaten geübte Praxis "Gastarbeiter" ins Land zu holen, konnte nicht funktionieren, weil statt Arbeitern (benötigten Produktionsmitteln) Menschen gekommen sind, die eine Lebensperspektive brauchten.
Kann sein, das man in der DDR durch härtere Reglementierungen länger die Augen verschließen und die Lebensbedingungen der Nichtdeutschen ausblenden konnte.
Das zu werten ist aber nicht meine Absicht und steht mir angesichts der Integrationspolitik in der BRD auch nicht zu.
 
Wenn ich darf, möchte ich mak kurz erläutern, wie uns das in den 70ern erzählt wurde.
Heute weiss ich es natürlich auch besser.

Die sogenannren "Vertragsarbeiter" wurden in dei DDR eingeladen um hier eine Aussbildung zu bekommen. Mit dieser Ausbildung waren sie zuhause in der Lage die Wirtschaft voran zu bringen.
Man sagte uns, es bringt ja nichts, wenn wir alles dahin bringen und sie mit den Geräten nichts anfangen können. Das wurde als " Hilfe zur Selbsthilfe" umschrieben.
Wenn am Anfang da eben FDL Brigaden da Brunnen bohrten, blieben eben auch ein paar Leute da, die sicherstellen mussten, dass die nicht gleich wieder verunreinigt wurden. Wenn man einen LKW nach Angola lieferte, waren auch KFZ Mechaniker dabei.
Man begründete diese "Vertragsarbeiter eben mit Ausbildung für das, was wir dort noch machen mussten.

Wie gesagt, richtig geglaubt habe ich das damals nie, aber es war einleuchtend.
Dazu noch.Vertragsarbeiter ? Wikipedia
 
Meines Wissens waren DDR-Helfer in halb Afrika (z.B. Guinea, Ägypten, Algerien, Lybien, Angola, Mocambique, Simbabwe, Äthiopien), in Südostasien (Vietnam, Laos), Mittelamerika (Kuba, Grenada, Nikaragua) sowie in Westasien (Syrien, Irak).
 
Wenn am Anfang da eben FDL Brigaden da Brunnen bohrten, blieben eben auch ein paar Leute da, die sicherstellen mussten, dass die nicht gleich wieder verunreinigt wurden. Wenn man einen LKW nach Angola lieferte, waren auch KFZ Mechaniker dabei.

Neben 12 MIG-21, 62 T-54 AM Panzer, 300 Panzerbüchsen,
ca. 75 000 Granaten und 30 000 Panzerminen wurden auch 12 NVA-Piloten nach Syrien im Yom-Kippur-Krieg 1973 mitgeliefert.
Naher und Mittlerer Osten - ?????: Die Nahostpolitik der DDR und ihre Rolle im Nahostkonflikt -Teil 3
 
@Hurvi, die Behauptungen auf der von dir verlinkten Seite stehen aber auf ziemlich wackeligen Beinen, echte Quellen fehlen. Wenn das so stimmen würde, wäre das in Israel (und der übrigen westlichen Welt) ganz groß ausgeschlachtet worden.
 
Zurück
Oben