Schule und Arbeit als "Wessi" im Osten und andersrum

Craphe

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Hallo Geschichtsinteressierte und Geschichtswissende,

ich hab da folgende Frage bezüglich der Nachkriegszeit des 2. Weltkrieges. Damals war ja nicht sofort eine Mauer gebaut worden. Deshalb scheint es mir keineswegs absurd, dass beispielsweise ein Westler im Osten auf die Schule ging oder ein Ostler im Westen arbeitete (z.B. in Berlin). Doch dann wurde der eiserne Vorhang gebaut und man konnte als Ostler ohne Ausreisegenehmigung nicht legal in den Westen reisen. Doch konnte man seinen Arbeitsplatz oder seine Schule weiterhin besuchen? Ich nehme an, dass dies nicht möglich war. Doch was geschah dann mit einem?
Ich hoffe, dass einige von Euch mir mit eigenen Erfahrungen antworten können und ich denke, dass diese Frage auch für andere Außenstehende wie mich interessant sein könnte.

Vielen Dank schonmal und Schönen Gruß,
Christoph
 
Das war in der Tat als die Berliner Mauer hochgezogen wurde (im Rest Deutschlands war die Grenze schon länger, nämlich 1952, befestigt) ein Problem, das nicht wenige Menschen betraf. Da die Absperrungen allerdings an einem Sonntag, in den frühen Morgenstunden vorgenommen wurden, betraf die Trennung zunächst einmal Nachtschwärmer, die auf der falschen Seite waren oder diejenigen, die arbeiten mussten. Für Personen die im Westen gemeldet waren, war das - abseits vom emotionalen - kein größeres Problem. Sie kamen problemlos in den Westen (allerdings musste man sich ggf. eine neue Arbeitsstelle suchen) - umgekehrt mussten im Osten gemeldete Personen, die bei Schließung der Grenze in Westberlin waren die Entscheidung treffen, ob sie zu Gunsten der Freiheit ihr Zuhause und ihre Familie, den entsprechenden Teil des Freundeskreises etc. aufgeben wollten. Wobei das natürlich auch für Westberliner galt: Freundschaften, der Kontakt zur Verwandtschaft oder Liebesbeziehungen wurden durch die Schließung der Berliner Grenze erheblich gestört. Zwar konnten Westdeutsche nach wie vor nach Ostberlin (wobei das auch von der Willkür der Grenzbeamten abhing), aber Westbeziehungen waren in der DDR ungern gesehen. Sie waren hinderlich, was etwa den Aufstieg in Partei, Staat oder Organisationen anging, selbst wenn sie nur mittelbar waren.
In der Praxis kann ich nichts dazu sagen, ob westberliner Kinder vor dem August 1961 in ostdeutsche Schulen und umgekehrt gingen, aber ich würde das eher ausschließen, da man ja normalerweise von dem Schulbezirk, in dem man lebt erfasst wird. Sprich: in Ostberlin lebende Kinder wurden von einem ostberliner Schulbezirk erfasst und in Westberlin lebende Kinder von einem westberliner Schulbezirk. Es ist weiterhin davon auszugehen, dass die DDR-Behörden vor August 1961 der Wahl einer Schule in einem Westberliner Bezirk wohl kaum zugestimmt hätten.
 
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