und plötzlich gab es Salat im Osten

Galeotto

Aktives Mitglied
Durch den aktuellen Fall kommen bei mir wieder die Erinnerungen an die Katastrophe von Tschernobyl hoch. Vor allem der völlig unterschiedliche Umgang damit in der DDR und der BRD. Bei uns im Osten las man das erste Mal davon in der Tageszeitung in einem winzigen Artikel, den man glatt übersehen konnte, Tage, nachdem es im Westen schon im Fernsehen kam. Es war nur knapp von einer Havarie ,die man aber unter Kontrolle habe, zu lesen. Bei dieser Bezeichnung blieb es auch während der ganzen Zeit. Worte wie Katastrophe oder Reaktorunfall fielen nie. Wir sahen natürlich im Westfernsehen was da wirklich los war. Manche Hyterie, die da zu sehen war, löste aber auch teilweise ein amüsiertes Kopfschütteln aus. Kinder, die nicht mehr auf Spielplätze durften ,Salat und Spinat durften nicht mehr gegessen werden. Ein wenig erinnerte die westdeutsche Gesellschaft (im Fernsehen) an einen aufgeregt gackernder Hühnerhof.
Das pure Gegenprogramm lieferte das DDR-Fernsehen. Dort wurden auffallend häufig Leute gezeigt, die unbekümmert in der Sonne auf Wiesen saßen und Kinder die im Freien spielten. Jodtabletten oder Ähnliches wurden weder empfohlen noch verteilt. Aber auch in den Kaufhallen und Gemüseläden sah man ein völlig neues Bild. Salat gab es plötzlich en Masse. Normalerweise bekam man den Ende April nie zu kaufen. Aber woher kam der. Wir hatten da etwas den Verdacht, dass der eine noble Spende von unseren westdeutschen Brüdern und Schwestern war. Die meisten DDR-Bürger waren dem Zeug gegenüber misstrauisch und kauften den Salat doch lieber nicht.
 
Hallo Galeotto,

es klingt schon erschreckend, daß eventuell radioaktiv verseuchtes Gemüse und Obst plötzlich den Weg in den Osten fand. Böse Zungen könnten behaupten, dass die Ostdeutsche Bevölkerung dafür noch gut genug war und der Westen seinen Mist los war.

Aber Tatsächlich lag das Problem an einer anderen Stelle.

Das Umweltverständnis der DDR und ihrer Führung, denn diese hätte ihre Bevölkerung wohl wissend von der Belastung dieser Waren aus dem Westen schützen müssen. Tat sie aber nicht!

Gab es bis in die 70iger wohl kaum Unterschiede zwischen West und Ost, war gerade ab Anfang der 80iger Jahre das Umweltverständnis im Westen Deutschland gestiegen, auch in der Wirtschaft und Politik, nicht zuletzt durch die politische Aktivität der damals neuen Partei, DieGrünen.

Doch in der DDR sah daß ganz anders aus. Umweltschutz, ich glaube, das Wort gab es in der DDR Wirtschaft und Industrie nicht.

Kohlekraftwerke standen an jeder kleineren Stadt, um den steigenden Energiebedarf zu halten. Nicht selten war vor allem im Winter schön zu sehen, was für Dreck aus diesen Kraftwerken verstreut wurde. Schnee, der frisch gefallen war, wurde schon nach wenigen Stunden mit einer grauen Rußschicht überdeckt.
Ich bin ca. 60 Kilometer neben der Uranabbauhalte Wismut bei Ronneburg aufgewachsen, und mit Verlaub, ich benötige im Dunkeln bestimmt keine Lampe...:still:
Desweitern kann ich mich daran erinnern, daß in unserem ansäßigen Großbetrieb einmal die Woche gelbe Nebelwolken über den Ort standen. Wenn es zufällig regnete und Das was auch immer da in die Luft geblasen wurde mit dem Wasser runterkam, war meist die tolle Westjeans so ausgeblichen, daß nur noch die Marke an den Westen erinnerte...

Und an das Waldsterben gerade im Erzgebirge möchte ich garnicht weiter eingehen...

Vielleicht wäre es Sinnvoll Galeotto´s Thread in die -Umwelthölle DDR- umzubennen.:grübel:
 
Vielleicht wäre es Sinnvoll Galeotto´s Thread in die -Umwelthölle DDR- umzubennen.:grübel:
@Köbis, mach doch einen Thread unter diesem Titel auf, da gibt es sicher jede Menge darüber zu schreiben.
Hier ging es mir speziell um den völlig unterschiedlichen Umgang mit der Reaktorkatastrophe. Mich würde interessieren ob es Untersuchengen darüber gibt, ob strahlenbedingte Krebserkrankungen in der DDR häufiger waren als in der Bundesrepublik in der viel mehr in dieser Zeit dagegen unternommen wurde .
 
@Köbis, mach doch einen Thread unter diesem Titel auf, da gibt es sicher jede Menge darüber zu schreiben.
Hier ging es mir speziell um den völlig unterschiedlichen Umgang mit der Reaktorkatastrophe. Mich würde interessieren ob es Untersuchengen darüber gibt, ob strahlenbedingte Krebserkrankungen in der DDR häufiger waren als in der Bundesrepublik in der viel mehr in dieser Zeit dagegen unternommen wurde .

Naja, ist daß nicht gerade die Frage nach dem Umweltschutzverständis in der DDR, nicht nur im Hinblick auf 1986?

Wegen jedem Umweltvergehen der DDR ein eigenes Thema eröffnen erscheint mir dann recht viel....:D
 
Zuletzt bearbeitet:
Salat gab es plötzlich en Masse. Normalerweise bekam man den Ende April nie zu kaufen. Aber woher kam der. Wir hatten da etwas den Verdacht, dass der eine noble Spende von unseren westdeutschen Brüdern und Schwestern war.

es klingt schon erschreckend, daß eventuell radioaktiv verseuchtes Gemüse und Obst plötzlich den Weg in den Osten fand. Böse Zungen könnten behaupten, dass die Ostdeutsche Bevölkerung dafür noch gut genug war und der Westen seinen Mist los war.

Es geht mir in letzter Zeit zunehmend auf den Keks, dass hier ohne jeden weiteren Beleg einfach aus der eigenen Erinnerung heraus drauflos argumentiert wird. Macht euch doch bitte wenigstens die Mühe und versucht, eure Beiträge mit ein wenig mehr Quellen zu belegen. Wo sind wir denn hier?

Zum Thema: Das plötzlich auftauchende Obst und Gemüse war wohl solches aus der Produktion sozialistischer Länder, was vorher gegen Valuta in den Westen verkauft worden war, nun aber dort keine Abnehmer mehr fand.

Vgl.: Tschernobyl: Als es in der DDR plötzlich Tomaten gab - thueringer-allgemeine.de
 
Es geht mir in letzter Zeit zunehmend auf den Keks, dass hier ohne jeden weiteren Beleg einfach aus der eigenen Erinnerung heraus drauflos argumentiert wird. Macht euch doch bitte wenigstens die Mühe und versucht, eure Beiträge mit ein wenig mehr Quellen zu belegen. Wo sind wir denn hier?
[...]

Mach mal selber Halb lang Kollege. Seit wann ist Zeitzeugengeschichte mit Quellen zu belegen. Ich lebe, reicht das als Quelle!?:motz:

Sicherlich gibt es gerade bei Zeitzeugenargumentationen Abweichungen von der sachlichen historischen Aufarbeitung, aber darum geht es doch garnicht, und wenn dir die Meinungen von Zeitzeugen zu unbegründet sind, dann entkräfte Du sie, denn in dem Fall bist du als kein Zeitzeuge in der Beweispflicht!

:fs:
 
Gemach, gemach, es lohnt sich nicht wegen Salatköpfen auf dem Kopf zu rennen...

Die Krux ist doch, dass keine Tomate und kein Salat jemals einen gültigen Personalausweis besaßen, weswegen die Herkunft im Einzelnen schwer nachzuweisen war.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass die Salatköpfe in der Gegend (Gemüsebaugegend), in der ich zum Zeitpunkt des Reaktorunglücks gelebt habe, samt und sonders untergepflügt worden sind und somit nicht andernorts zum Verzehr angeboten werden konnten.

Über dunkle Machenschaften weiß ich persönlich nichts und es gehört ja zum Charakteristikum eben dieser, dass nur schwer Licht ins Dunkel dringt...

Inwieweit Etikettenschwindel etc. eine Rolle gespielt haben könnte, entzieht sich meiner Kenntnis.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, das reicht nicht. Jedenfalls nicht dann, wenn du die Unterstellung kolportierst, der Westen habe seinen Mist in den Ostblock verklappt.

Ich habe jediglich den Threadtitel aufgenommen und eine Assoziation erstellt...ob es so war, kann ich nicht belegen.

Wenn es Dir so wichtig ist, dann wiederlege doch diese subjektive Empfingung der Zeitzeugengeschichte, anstatt hier Dicke Backen zu machen!
 
Mach mal selber Halb lang Kollege. Seit wann ist Zeitzeugengeschichte mit Quellen zu belegen. Ich lebe, reicht das als Quelle!?:motz:

Sicherlich gibt es gerade bei Zeitzeugenargumentationen Abweichungen von der sachlichen historischen Aufarbeitung, aber darum geht es doch garnicht, und wenn dir die Meinungen von Zeitzeugen zu unbegründet sind, dann entkräfte Du sie, denn in dem Fall bist du als kein Zeitzeuge in der Beweispflicht!

:fs:

Ganz unabhängig davon, wer hier Zeitzeugenschaft beansprucht: Das Sein des Zeitzeugen bemisst nicht seine Validität. Letztendlich ist der Zeitzeuge nur eine Quelle für Selbsterlebtes und diese Quelle muss mühsam von Angelesenem und durch den Zeitzeugen Vermutetem gereinigt werden.

Im hiesigen Fall: Mehrere Zeitzeugen erinnern sich, dass nach der Tschernobyl-Katastrophe plötzlich mehr und selteneres Obst und Gemüse in der DDR in den Auslagen zu finden war. Das ist das Selbsterlebte. So keiner im Handel mit der BRD oder den sozialistischen Bruderstaaten beschäftigt war, ist alles, was darüber hinaus geht entweder angelesen oder vermutet.
 
floxx78;56729) Zum Thema: Das plötzlich auftauchende Obst und Gemüse war wohl solches aus der Produktion sozialistischer Länder schrieb:
Wenn es Dir auf den Keks geht, so gibt es gügend andere Themen in denen man lesen kann. Hast du schon mal was von Zeitzeugen gehört. Die plappern alle aus dem Gedächtnis.
Ich habe auch gar nicht behauptet ,dass der Salat aus dem Westen kam sondern dass wir damals den Verdacht hatten und dem Zeug misstrauten.
Wir hätten unserer Regierung auch ohne Weiteres zugetraut, dass sie ihn billig im Westen aufkauften um zu beweisen dass die Strahlung unserer sowjetischen Freunde völlig harmlos ist.
Vor allem war das Zeug in einem so tadellosen Zustand wie er bei uns sonst nie im Laden zu sehen war.
 
An den vermehrt auftretenden Salat kann ich mich nicht erinnern, vllt. auch, weil ich damals noch ein Stück auf Eigenversorgung zurückgreifen konnte (wie das zu DDR-Zeiten völlig typisch war).

Stinksauer war ich, dass mir in der Folge meine geliebten Steinpilze, Pfifferlinge und fetten Hennen (Krause Glucken) "madig" gemacht wurden, aber an die Warnungen habe ich mich nicht wirklich gehalten.

Die damaligen Bilder haben mein Bild von der angeblich beherrschbaren Kernkraft verändert.

Hinzu kam, dass ich Ende der 80iger auf der größten Baustelle der DDR, dem Bau des Kernkraftwerkes Stendal/Arneburg an der Elbe beruflich zu tun hatte. Und so weiß ich, dass, wäre das Kraftwerk in Betrieb gegangen, dies bereits mit baulichen Mängeln gewesen wäre. Das Fundament des Reaktorgebäudes, ein Bau, in dem man sich durchaus verlaufen konnte, wies Mängel auf, die man mit einem riesigen Ringanker zu "kitten" gedachte!!

Ich danke noch heute dem Schöpfer, dass dieser Bau nie in Betrieb ging und habe es mir nicht nehmen lassen, der Sprengung der letzten beiden Kühltürme im Frühjahr 2000 (wenn die zeitliche Einordnung meiner Bilder stimmt) in respektabler Entfernung beizuwohnen. Quasi Dokumente des endgültigen Endes von DDR-Kernkraftwerksplänen.

Grüße
excideuil
 

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Leute, beruhigt Euch wieder. :winke::friends:

Dass Zeitzeugen hier ihre Wahrnehmungen und Empfindungen schildern, ist ein interessanter Aspekt des Forums. Viele lesen auch interessiert mit, selbst wenn sie nichts unmittelbar beitragen können.

Die Erfahrung zeigt, dass BRD/DDR-Themen nun häufig kontrovers diskutiert werden. Das wird hier im Forum doch unter langährigen Usern (wir sind auch im Bereich der erweiterten Schreibrecht) auch angemessen möglich sein.

Wenn es dann zu den Sach- und Werturteilen geht, bzw. Vermutungen zu Ereignissen, ist auch der Hinweis von floxx wichtig, dass man nach Belegen forscht.

Dass beides unter eine Decke passt, oder sich im Verlauf der Diskussion zusammenfügt, oder eben auch wichtige Fragen offenbleiben, hat doch erst jüngst der Hinweis auf die Hintergründe der Veröffentlichung von DDR-Gesetzen gezeigt.
 
Wenn es Dir auf den Keks geht, so gibt es gügend andere Themen in denen man lesen kann.

Wenn dir meine Antworten nicht passen, so gibt es genügend andere Foren in denen du posten kannst. Im Ernst: Wenn du mit solchen Argumenten kommst, scheint dir an einem wissenschaftlichen Austausch nichts gelegen zu sein.


Hast du schon mal was von Zeitzeugen gehört. Die plappern alle aus dem Gedächtnis.

Ich bin studierter Historiker, daher habe ich auch schon "mal was" von Zeitzeugen gehört. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Satz "Der Zeitzeuge ist der natürliche Feind des Zeithistorikers".

Dass sie "alle" aus dem Gedächtnis "plappern" ist übrigens Quatsch. Viele ernstzunehmende Zeitzeugen ziehen persönliche Aufzeichnungen wie z. B. Tagebücher heran.


...ist daneben auch ein Problem. Viele Zeitzeugen tendieren dazu, ihre eigene Erinnerung zu verabsolutieren, was wissenschaftlich höchst fragwürdig ist.
 
Hinzu kam, dass ich Ende der 80iger auf der größten Baustelle der DDR, dem Bau des Kernkraftwerkes Stendal/Arneburg an der Elbe beruflich zu tun hatte. Und so weiß ich, dass, wäre das Kraftwerk in Betrieb gegangen, dies bereits mit baulichen Mängeln gewesen wäre. Das Fundament des Reaktorgebäudes, ein Bau, in dem man sich durchaus verlaufen konnte, wies Mängel auf, die man mit einem riesigen Ringanker zu "kitten" gedachte!!

Das ist ein interessanter Hinweis, da ich den Standort Lubmin kennenlernen durfte.

Meinst Du mit dem Gebäude das "Maschinenhaus" (bzw. die Unterbringung der Turbinen), das an die geplanten (Zwillings-)Reaktoren angeflanscht werden sollte? Das wäre dann ähnlich wie in Lubmin, wo die Länge des Turbinenhauses rd. 1,2 km betragen hat. Auch dort gab es statische Problem, verschärft durch die Grundwasserlage. Zur Stabilisierung der Statik musste man direkt an der Küste unter dem Gebäude eine Grundwasserabsenkung betreiben.
 
[...]
Ich bin studierter Historiker, daher habe ich auch schon "mal was" von Zeitzeugen gehört. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Satz "Der Zeitzeuge ist der natürliche Feind des Zeithistorikers".
[...]

OT: @floxx78, niemand möchte deine historische Fachkompetenz in Frage stellen. Doch mal Hand aufs Herz, ist die Geschichte um die DDR und Westdeutschland nicht auch noch gerade so Jung, daß hier die Emotionen und Gefühle gerade vieler Zeitzeugen auch Bilder in ganz anderen Richtungen darstellen, wie es die sachliche Geschichtsschreibung mit geschichts-wissenschaftlichen Quellen darstellt?

Diese Erfahrungen durch die Zeit und die damailgen Gefühle der Personen könen nicht immer durch pure Sachlichkeit ersetzt werden, dann daß ist Geschichte, gelebte Geschichte.

Was ich damit sagen möchte ist, daß Du nicht erwarten kannst, wenn User hier von ihrem Leben Geschichten erzählen, diese immer mich sachlich historischen Quellen konform gehen. Aber daß macht doch gerade auch das "Feuer" einer Diskussion aus, oder nicht?
 
Zuletzt bearbeitet:
Stinksauer war ich, dass mir in der Folge meine geliebten Steinpilze, Pfifferlinge und fetten Hennen (Krause Glucken) "madig" gemacht wurden, aber an die Warnungen habe ich mich nicht wirklich gehalten.

und mir die Wiesenchampignons, seit damals habe ich keine Pilze mehr gesucht.
Ich kann sehr gut verstehen, dass Tschernobyl nun wieder präsent ist. Ich muß aber sagen, vergessen habe ich jene Wochen nie, meine Kinder auch nicht. Die im Frühling ohne Sandkiste und Spielplatz zu beschäftigen, war nicht ganz einfach. Seit damals ziehen wir unsere Straßenschuhe vor der Wohnungstür aus und das tun ganz viele Leute, die ich kenne genauso seit Tschernobyl. Ist ja auch sonst ganz praktisch :winke:

Und nein, rational war das damals nicht.
Ob man wegen der unterschiedlichen Verhaltensweisen damals Unterschiede bei der Krebsrate bei damaligen DDR / BRD-Bewohnern feststellen kann?
Wahrscheinlich nicht, die Langzeitschäden gerichtsfest nachzuweisen, ist ohnehin das Problem von Atomunfällen.

Heute stand in meiner Zeitung, dass wir Menschen keine Verhaltenserfahrungen gegen die Bedrohung durch atomare Strahlen einsetzen können, weil unsere Sinne sie nicht wahrnehmen.
Deshalb ist die Bedrohung/Verunsicherung auch nicht mit Feuersbrünsten und Wasserfluten vergleichbar.
 
Dass sie "alle" aus dem Gedächtnis "plappern" ist übrigens Quatsch. Viele ernstzunehmende Zeitzeugen ziehen persönliche Aufzeichnungen wie z. B. Tagebücher heran.
...ist daneben auch ein Problem. Viele Zeitzeugen tendieren dazu, ihre eigene Erinnerung zu verabsolutieren, was wissenschaftlich höchst fragwürdig ist.
Also erstens habe ich ein ziemlich gutes Langzeitgedächtnis und bin schon immer mit offenen Augen durch die Welt gegangen. Ein Tagebuch ist eine ebenso subjektive Darstellung, da jeder Mensch seine eigenen Empfindungen hineinschreibt.
Wenn ich wir schreibe, meine ich auch nicht die gesamte DDR-Bevölkerung sondern mich, meine Familie und meinen Bekanntenkreis. Andere dürfen das auch gern ganz anders gesehen haben.
 
Das ist ein interessanter Hinweis, da ich den Standort Lubmin kennenlernen durfte.

Meinst Du mit dem Gebäude das "Maschinenhaus" (bzw. die Unterbringung der Turbinen), das an die geplanten (Zwillings-)Reaktoren angeflanscht werden sollte? Das wäre dann ähnlich wie in Lubmin, wo die Länge des Turbinenhauses rd. 1,2 km betragen hat. Auch dort gab es statische Problem, verschärft durch die Grundwasserlage. Zur Stabilisierung der Statik musste man direkt an der Küste unter dem Gebäude eine Grundwasserabsenkung betreiben.

Nein, es war das Reaktorgebäude; ich durfte es einmal in Begleitung "besichtigen", deswegen auch die Erinnerung des verlaufen könnens. Und in dem Zusammenhang fielen die Bemerkungen mit den baulichen Mängeln.

Grüße
excideuil
 
Was ich damit sagen möchte ist, daß Du nicht erwarten kannst, wenn User hier von ihrem Leben Geschichten erzählen, diese immer mich sachlich historischen Quellen konform gehen. Aber daß macht doch gerade auch das "Feuer" einer Diskussion aus, oder nicht?

Naja. Du hast einerseits Recht, dass gerade die scheinbar "quer" zur etablierten Forschung stehenden Berichte von Zeitzeugen einen besonderen Reiz haben.

Allerdings bin ich bislang davon ausgegangen, dass in diesem Forum ein gewisser wissenschaftlicher Anspruch hochgehalten wird.

Dass Du in der Lage bist, diesem Anspruch gerecht zu werden, hast Du selbst ja auch mehr als einmal demonstriert. Insofern wundere ich mich umso mehr über deine Argumentation. Denn ich gehe mal davon aus, dass Du nichts gegen den Einwand ElQs einzuwenden hast:

Letztendlich ist der Zeitzeuge nur eine Quelle für Selbsterlebtes und diese Quelle muss mühsam von Angelesenem und durch den Zeitzeugen Vermutetem gereinigt werden.

Genau das habe ich mit meinen Beiträgen zu erreichen versucht: Dass hier ein (selbst)kritischer Umgang mit Zeitzeugenberichten gepflegt wird.
 
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