Hallo ihr Lieben,
ich habe eine Aufgabe von meinem Lehrer bekommen in dem ich die Nationalhymnen der BRD (mit allen 3.Strophen) und der Nationalhymne der DDR vergleichen soll.
Ich habe schon einige Aspekte herausgefunden, z.b. zur Form und zum Inhalt, allerdings tue ich mich mit der Aufgabe sehr schwer und falls jemand etwas dazu weiß und mit helfen kann würde ich mich sehr über eine Antwort freuen.
Danke, MfG YoungRebels
Zur BRD-Hymne:
Die BRD knüpfte mit der dritten Strophe des Deutschlandliedes an die liberalen Traditionen der Deutschen Revolution der Jahre 1848/49 an. Dementsprechend stehen die Ziele und Werte dieser Revolution im Vordergrund: Einheit, Recht, Freiheit und Brüderlichkeit.
Das Ziel der Einheit soll nicht irgendwie erreicht werden, sondern das einige deutsche Vaterland soll in Übereinstimmung mit den Werten Recht und Freiheit verwirklicht werden. Doch warum fordert die Hymne diese Art der Ausgestaltung der Einheit?
Die Hymne enthält zum einem eine Verheißung: wenn die Deutschen Einheit, Recht und Freiheit zusammen erreichen, DANN wird Deutschland glücklich sein, glänzen und blühen. Recht und Freiheit sind also die Quellen des Glücks, in dessen Glanze Deutschland blühen soll.
Die Hymne enthält aber auch eine Mahnung: im Glanze "DIESES" Glückes soll Deutschland blühen, also nicht im Geflimmer anderer Entwicklungen (wie zum Beispiel Einheit ohne Recht und Freiheit). Solche Irrwege können dieser Hymne zufolge nicht zum Glück führen.
Den Einklang von Einheit, Recht und Freiheit sollen ALLE brüderlich anstreben. Das Merkmal der Brüderlichkeit steht für die Gleichheit der Menschen, aber auch für deren Solidarität FÜR-EINANDER. Die Forderung, brüderlich zu handeln, belässt die einzelnen Menschen in ihrer Rolle als freie Individuen, die sich wechselseitig nach ihren Kräften und Fähigkeiten unterstützen ("Hand in Hand").
Zur DDR-Hymne:
Die 1. Strophe der Hymne der DDR beschreibt zwar Deutschland als einiges Vaterland. Sie lässt aber offen, wie dieses einige Vaterland gestaltet sein soll. Eine Einheit ohne Recht und Freiheit ist nach dieser Hymne nicht ausgeschlossen.
Dafür widmet sich die Hymne anderen Aspekten. Sie geht auf die Situation des Landes zum Zeitpunkt ihrer Entstehung ein. Die Formulierung "Auferstanden aus Ruinen" spielt auf die nach dem Krieg geleistete Aufbauarbeit an. Mit den Worten der "Zukunft zugewandt" geht die Hymne der DDR über das von den Deutschen künftig zu leistende Arbeitsprogramm zu beschreiben: "dem Guten dienen"; die Not bezwingen; Völkerfreundschaften schließen; den Feind des Volkes zu schlagen. Ziel dieses Programms ist es, dass der Himmel so schön wie nie zuvor über Deutschland scheint.
Die DDR-Hymne sieht den Einzelnen in seiner Rolle als Diener (des Guten) und fordert von diesem, mit den anderen Menschen vereint zu sein ("wir zwingen sie vereint"). Diese Form des MIT-EINANDERS belässt den Einzelnen nicht mehr in seiner Rolle als freies Individuum; stattdessen wird der Einzelne durch die Verschmelzung mit den anderen Menschen Teil eines Neuen, das alle verbindet, in dem alle aufgehen und aus dem ein "ein frei Geschlecht empor(steigt)" (Kollektivismus).
FAZIT:
Der über hundert Jahre ältere Text des Deutschlandliedes ist wertorientiert und beschwört die Werte, die zum Glück der Deutschen führen. Er enthält kein Programm was die Deutschen konkret tun müssen, aber Leuchtpunkte an denen sie ihr Verhalten ausrichten sollen (Einigkeit, Recht, Freiheit, Brüderlichkeit). Um glücklich zu sein, sollen diese als freie und brüderlich (füreinander) handelnde Individuen die gleichzeitige Verwirklichung von Einigkeit, Recht und Freiheit anstreben.
Der modernere Text der DDR-Hymne setzt an die Stelle von Werten ein Arbeitsprogramm, das dem Einzelnen viele Verpflichtungen auferlegt (dem Guten dienen und vereint die Not bezwingen). Sie versucht aus dem Streben nach Frieden Legitimität für den Staat DDR zu gewinnen. Der Einzelne soll diesem Arbeits- und Friedensprogramm als Teil eines neuen Kollektivs dienen. Doch was das Ziel dieser Anstrengungen sein soll, ausser einem schönen Himmel, und wann dieses Ziel erreicht sein soll, lässt die Hymne letztlich im Unklaren.