Währungsreform 1948 - Wieso war sie so erfolgreich?

Corvinus

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Guten Abend,

Die positiven Auswirkungen der Währungsreform sind unübersehbar, aus welchen Gründen aber genau war diese ein Schub für die Wirtschaft?
Lag es einfach an psychologischen Gründen oder daran, dass die neue Währung besser gedeckt war als die alte, noch zu Zeiten eines vergangegen Staates gültige Währung?
Oder sind dies wirtschaftswissenschaftliche Gründe, die sich mir einfach nicht erschliessen? ;)

Ich wäre für schnelle Antwort sehr dankbar.

-Corvinus
 
Zuletzt bearbeitet:
Sowohl als auch.

Zunächst mal ist Geld an sich ja bereits von Psycholigischen Effekten abhängig. Geld an sich hat überhaupt keinen Wert. Es hat nur den Wert, weil es von einer Zentralbank oder einer ähnlichen Institution einen Wert zugewiesen bekommt, und jeder dies so akzeptiert, sonst würde unsere gesamte Wirtschaft nicht Funktionieren.
Nach dem 2. Weltkrieg, bzw. 1948, hatte das Geld kaum ein Wert, es war ja nicht gedeckt. Die Händler konnten auf dem Schwazmarkt viel sicherere Gewinne erzielen. Erst als die neue Währung eingeführt wurde, wurden wieder Waren angeboten, denn die Währung ist ja die Grundlage für das Funktionieren unserer Wirtschaft, so wurde auf dem Schwarzmarkt eine inoffizielle "Währung" benutzt: Zigaretten.
 
Corvinus schrieb:
...Die positiven Auswirkungen der Währungsreform sind unübersehbar, aus welchen Gründen aber genau war diese ein Schub für die Wirtschaft?...

"So erfolgreich"?
Die weniger positiven Auswirkungen scheinen um so übersehbarer zu sein.
Die großen Gewinner der Reform waren die Sachmittelbesitzer, vor allem die Unternehmer und Grundbesitzer - und nicht zuletzt die Großschuldner.
Die Arbeiter und Angestellten hatten wenig davon, zumal sie ihr Erspartes weitgehend verloren. Die Löhne und Gehälter waren auf niedrigstem Niveau bei 10 Stunden Arbeitszeit und mehr und Samstagsarbeit.

Der "Schub für die Wirtschaft" war ferner nur z.T. der W-R. geschuldet. Ein anderer wesentlicher Faktor war die zu der Zeit anlaufende Marshallplan-Hilfe.

Vergessen wird anscheinend auch gerne, dass die W.-R. einen maßgeblichen Faktor der Teilung Deutschlands darstellte und zur ersten großen Krise des beginnenden Kalten Krieges, der Berliner Blockade, führte.
 
Der entscheidender Punkt für den Erfolg der Währungsreform, war die weitestgehende Aufhebung der Bewirtschaftung und Preisbindung. Noch am Tage der Währungsreform, den 20.06.48, verkündete Erhard dies. Die Währungsreform und die Aufhebung der Bewirtschaftung würden zur Räumung der Lager führen und endlich dafür sorgen, dass die Menschen ein Warenangebot in den Geschäften (Schwarzmarktproblematik) vorfinden.

Mit solch einem Schritt hatten die alliierten Militärgouverneure überhaupt nicht gerechnet, denn das war klarer und vorsätzlicher Rechtsbruch seitens Ehrhards. Clay hat Ehrhard zur Rede gestellt und ihm vorgehalten in alliierte Rechte eingegriffen und die Bewirtschaftungsvorschriften geändert zu haben. Erhards Antwort: „Ich habe sie nicht geändert, ich habe sie abgeschafft.“

Das überraschende Warenangebot gab Erhard aber Recht. Die Folge waren natürlich zunächst steigende Preise und ein nicht Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 937.000, worüber dann auch von allen Seiten heftige Kritik geübt worden ist. Ursache für den Anstieg der Arbeitslosigkeit war, das viele Betriebe mit den bisher wertlosen Geld Beschäftige gehalten haben, die sie nunmehr entlassen mussten.

Der Erfolg der Währungsreform und der Abschaffung der Bewirtschaftung und Preisbindung begann erst nach gut einem halben Jahr.
 
Daß am Tage der Währungsreform die Geschäfte voll waren, ist doch nicht das Verdienst der Währungsreform. Sondern eher ein gelungener Schachzug der Spekulanten. Denn die Waren gab es ja schon, nur weigerten sich die Händler, sie zu verkaufen, weil sie dem Wert des bisherigen Geldes (mit Recht) nicht trauten. Wenn das in sämtlichen Handelsbereichen so war (was ich nicht weiß), so hatten die Händler damit ein Machtmittel in der Hand, womit sogar die Regierung erpreßbar wurde. Man muß sich das mal überlegen: Da arbeitet der Arbeiter über Monate für einen Verdienst, der am Tage, wo er selbst das produzierte endlich kaufen kann, nur noch ein Zehntel wert ist.

Zur Währungsreform in der DDR (1990) lief das übrigens ganz ähnlich ab: die Warenlager platzten aus allen Nähten, aber es kam nichts auf den Ladentisch. So wurde einem indirekt nahegelegt, daß die DDR-Mark nichts wert wäre, weil man ja nichts kaufen könne. Daß man aber nichts kaufen konnte, lag gar nicht am Geld, sondern am spekulativen Umgang mit den Waren.
 
Daß am Tage der Währungsreform die Geschäfte voll waren, ist doch nicht das Verdienst der Währungsreform.

Ich schrieb ja auch von "einen überraschenden Warenangebot." Das die Waren schon vorher vorhanden aber nicht angeboten worden waren, lang zuletzt wohl an der wertlosen Reichsmark. Das änderte sich mit der Währungsreform also der Einführung der DM, womit wiede Vertrauen in die Währung gesetzt wurde.

Da arbeitet der Arbeiter über Monate für einen Verdienst, der am Tage, wo er selbst das produzierte endlich kaufen kann, nur noch ein Zehntel wert ist.

Es gab Menschen, die ja mehrfach auf so unglückliche Art ihr Vermögen verloren haben. Man denke an die Währungsreform 1923 oder an die große Wirtschaftskrise, die 1929 begann.

Grüße
Amicus
 
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