Warum scheiterte eine frühere Wiedervereinigung?

Gil-galad

Aktives Mitglied
In den fünfziger Jahren gab es zweimal Initiativen die beiden deutschen Staaten wiederzuvereinigen. Am 10. März 1952 schlug die UdSSR in der "Stalin-Note" Verhandlungen über die Wiedervereinigung und Neutralisierung Deutschland vor. Diese scheiterten am Widerstand Adenauers und der Westmächte. Am 23. Januar 1959 fodert Ulbricht eine Konförderation der BRD und der DDR.

Meine Frage nun, warum verliefen beide Initiativen im Sande und scheiterten letztlich? Warum wurden diese Chancen nicht genutzt? Waren die Gegensätze in beiden Staaten schon so unvereinbar?
 
Die Haltund der Regierung Adenauer, die auch von den Alllierten, USA, Großbritannien und Frankreich, untersützt wurde, war, das vor einer Vereinigung Deutschlands, freie gesamtdeutsche Wahlen stattfinden müssten.

Die DDR und die Sowjetunion wollten, das eine gesamtdeutsche Regierung gebildet würde, ein Friedensvertrag mit Deutschland abgeschlossen wird und dass das vereinigte Deutschland keinen Bündnissystem angehören sollte. Des Weiteren sollten alle Besatzungstruppen aus Deutschland abgezogen werden.

Adenauer hat der Westintegration der Bundesrepublik eindeutig Priorität eingeräumt.

Die Noten von Stalin könnten dazu gedient haben, im Westen den Prozess der Integration, hier der EVG, zu torpedieren.
 
Adenauer hat der Westintegration der Bundesrepublik eindeutig Priorität eingeräumt.

Das habe ich vermutet, aber nicht gewusst. Hier denke ich war diese absolute Haltung zu hart, darüber zu verhandeln, kann nicht schaden.

Die Noten von Stalin könnten dazu gedient haben, im Westen den Prozess der Integration, hier der EVG, zu torpedieren.

Das ist zwar gut möglich, würde auch zu Stalin passen, aber ich habe mich schon oft gefragt, ob das Angebot nicht tatsächlich ernst gemeint war. Es hätte bestimmt Vorteile mit sich gebracht, wenn die DDR nicht am Rohstoff-Tropf der UdSSR gehängen hätte und eine bündnisfreie BRD war für Stalin bestimmt auch eine nette Vorstellung.
 
Wichtig war sicher auch der Punkt der freien gesamtdeutschen Wahlen vor der Vereinigung. In der Bundesrepublik begann sogar man mit der Ausarbeitung eines entsprechenden Wahlgesetzes. und tauschte sich hinsichtlich der Modalitäten mit der DDR aus. Beispielsweise bestand Uneinigkeit hnischtlich der internationale Kontrolle der Wahl, denn die bundesdeutsche Seite wollte sich nicht auf eine Überwachung durch die Vier Mächte, eben wegen des Vetorechts der Sowjetunion, einlassen.

Stalin hat später, so meine ich, ganz allgemein die Bereitschaft zur Zustimmung von freien gesamtdeutschen Wahlen signalisiert, doch hierüber wurde nicht mehr ernsthaft verhandelt, so das hier letzten Endes der Nachweis fehlt , wie ernst Stalin bzw. Ulbricht und Co. das Angebot tatsächlich gemeint haben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die SED sich freiwliig von den Schalthebeln der Macht verabschiedet hätte.

Bei Adenauer hat sicher auch die lebhafte Erinnerung an die Vergangenheit ein bedeutende Rolle gespielt. Er wollte den westlichen Ländern keine neuen Sorgenfalten hinsichtlich eines deutsch-sowjetischen Zusammengehens ala Rapallo bereiten.
 
Es ist immer die Frage, wie ernst diese Abgebote gemeint waren.
Die SED schickte in den 50ern und 60ern auch gerne "offene Briefe" an SPD und DGB, wo sie von Einheit der Arbeiterschaft und deutscher Einheit schwadronierte. Als sich die SPD 1966 dann entschloss, mal eine "offene Antwort" mit angebotenem Treffen und Austausch zu geben, reagierte die SED verschreckt und sagte ab.
 
Bei Adenauer hat sicher auch die lebhafte Erinnerung an die Vergangenheit ein bedeutende Rolle gespielt. Er wollte den westlichen Ländern keine neuen Sorgenfalten hinsichtlich eines deutsch-sowjetischen Zusammengehens ala Rapallo bereiten.
Die BRD erhielt am 5. Mai 1955 ihre Souveränität, da war zuvor wenig Spielraum für eigene Wege.
 
Das habe ich vermutet, aber nicht gewusst. Hier denke ich war diese absolute Haltung zu hart, darüber zu verhandeln, kann nicht schaden.
(...)
Das ist zwar gut möglich, würde auch zu Stalin passen, aber ich habe mich schon oft gefragt, ob das Angebot nicht tatsächlich ernst gemeint war. Es hätte bestimmt Vorteile mit sich gebracht, wenn die DDR nicht am Rohstoff-Tropf der UdSSR gehängen hätte und eine bündnisfreie BRD war für Stalin bestimmt auch eine nette Vorstellung.
Du darfst dabei aber nicht vergessen, daß sich das Land noch im Wiederaufbau befand und auf die Unterstützung durch die Alliierten dringend angewiesen war. Ein neutrales Deutschland - mal unterstellt, es wäre ab 1952 tatsächlich neutral gewesen, was ich jedoch bezweifle - hätte nicht nur keinem Militärbündnis angehören dürfen, sondern auch keinem Wirtschaftsbündnis. Das hätte mit Sicherheit den beginnenden wirtschaftlichen Aufschwung im Westen gebremst, zumal man im Westen auch von dem 1952 ausgelaufenen "Marshallplan" profitierte und eine Abkehr von den Alliierten schon eine gewisse Undankbarkeit demonstriert hätte. Die USA setzte jedefalls alles daran, die BRD im westlichen Bündnis zu integrieren.
Mercy schrieb:
Die BRD erhielt am 5. Mai 1955 ihre Souveränität, da war zuvor wenig Spielraum für eigene Wege.
Das kam noch dazu, sodaß das Thema ohnehin hauptsächlich Verhandlungssache der Großmächte war.
Zum nachlesen: http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,DA106708F46D24A6E030DB95FBC3053C,,,,,,,,,,,,,,,.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Die BRD erhielt am 5. Mai 1955 ihre Souveränität, da war zuvor wenig Spielraum für eigene Wege.

Das ist mir durchaus bekannt. Und trotzdem haben sich die Allierten mit Adenauer hinsichtlich der Stalinnoten abgestimmt und mit dessen ausdrücklicher Zustimmung die erste Note entsprechend zurückgewiesen. Adenauer wollte, auch wenn die Bundesrepublik noch nicht souverän war, keine Zweifel an seiner Haltung der festen Integration der Bundesrepublik im Westen, damals stand gerade die EVG auf der Tagesordnung, kein Zweifel aufkommen lassen.
 
Die Haltund der Regierung Adenauer, die auch von den Alllierten, USA, Großbritannien und Frankreich, untersützt wurde, war, das vor einer Vereinigung Deutschlands, freie gesamtdeutsche Wahlen stattfinden müssten.

Meines Wissens war Stalin (zumindest nach außen) auch dazu bereit freie Wahlen zu garantieren. Letztendlich scheiterte eine Einigung dann aber an der Frage, wer diese Wahlen überwachen sollte. Die USA verlangten die UNO, welche allerdings von der UdSSR als westliche Organisation abgelehnt wurde.

Hier mal eine Zusammenfassung der Ereignisse (aus meiner alten Geschi-LK-Mappe):

10.3.52: Stalin schlägt vor: Frieden mit Gesamtdtl., Abzug der Truppen, Einrichtung einer dt. Defensivarmee, Schaffung eines neutralen Deutschlands, Demokratie

25.3.52: Reaktion: Verlangen nach einer UN-Kommission, die freie Wahlen und demokr. Rechte überwachen soll

9.4.52: Stalin: Ablehnung einer UN-Kommission (zu US-nah), stattdessen eine Kommission aus den 4 Siegermächten

13.5.52: Reaktion: Ablehnung der 4-Mächte-Kommission, stattdessen neutr. US-Kommission

24.5.52: Stalin: Ablehnung der US-Kommission, Wdh. der Vorschläge

10.7.52: Reaktion: Vorschlag einer Konferenz zur Organisation freier Wahlen

23.8.52: Stalin: Ablehnung der letzten Vorschläge, stattdessen Vorschlag für eine Konferenz über einen Friedensvertrag, freie Wahlen und eine gesamtdt. Regierung

Reaktion: Konferenz nur für freie Wahlen

Stalin: Keine Antwort
 
In meinen obigen Beitrag (#4) habe ich dies auch zum Ausruck gebracht. Ich zitiere hier kurz:

Stalin hat später, so meine ich, ganz allgemein die Bereitschaft zur Zustimmung von freien gesamtdeutschen Wahlen signalisiert..
 
Bei der Bewertung der Stalinnoten ziehe ich immer gern den Vergleich zu Österreich.

Österreich war ebenso in vier Besatzungszonen geteilt wie Deutschland, gleiches galt für Wien.
Im Falle Österreichs einigten sich die Besatzungsmächte auf einen gemeinsamen Abzug und einen souveränen aber neutralen Staat Österreich.
Die Erfolgsgeschichte ist ja bekannt. Auch dies ging auf Initiativen Stalins zurück, wurde aber letztlich erst 1955 in die Tat umgesetzt.

Warum konnte aber Österreich in Einheit und Freiheit geschickt werden, während Deutschland geteilt bleiben musste?
Warum konnte auf ein Westbindung Österreichs verzichtet werden?

Vielleicht spielten hier ja geostrategische Argumente eine gewichtigere als als so menschenfreundliche Ziele wie Einheit und Freiheit Deutschlands. Während Österreich sehr gebirgig ist, bildet die Deutschland ja das ideale Einfallsgebiet für Panzer und anderes Gerät im Falle X.:still:
 
Nach den Wahlen in Ungarn und Österreich, war der KPD/SED klar, daß sie bei freien Wahlen nie die Macht erringen könnte. Für die war also klar: Wiedervereinigung nur ohne freie Wahlen. Das heißt, das nur die KPdSU dies hätte durchsetzen können. Dabei hätten sie aber gegen ihren dt. Partner agieren müssen. Nun ja, Berija hat das teuer bezahlt ...
Nicht, daß ich ihm nachweine.

Edith: http://books.google.de/books?id=AUN...&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=7&ct=result
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube mich zu erinnern, in der Süddeutschen vor ca. einem Jahr einen Artikel gelesen zu haben, wonach aus nun einsehbaren Akten des sowjetischen Geheimdienstes hervorgeht, dass die Stalinnote ein nicht ernst gemeintes politisches Manöver war, um im Westen Unruhe zu erzeugen.

Dazu scheint es auch eine Veröffentlichung eines österreichischen Historikers zu geben (mit guten Rezensionen):

Amazon.de: Stalins großer Bluff: Die Geschichte der Stalin-Note in Dokumenten der sowjetischen Führung: Peter Ruggenthaler: Bücher
 
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