Meine konkrete Frage an die "Wessis": Wie weit strahlte das Ostfernsehen Richtung Westen. Was wurde geguckt?
Doch sicher nicht nur das Sandmännchen oder Moskauolympiade 1980?
Ich wohnte als Kind in den 60er Jahren ca 50 km von der Grenze entfernt; später noch etwas näher dran während des Studiums in Göttingen.
Wir hatten zuhause ab ca 67/68 einen Fernseher, und per Antenne war teilweise und auch wetterabhängig DDR1 besser zu empfangen als Westfernsehen.
Kinderfernsehen wurde zumindest in den 60ern gerne eingeschaltet, da liefen einige gute Sendungen bzw Filme. Sandmännchen ost wurde von vielen als besser angesehen als 'unserer'; eine Freundin aus der Nachbarschaft sah nur den Ostsandmann.
Es kam natürlich sehr auf die Interessenlage an - mein am tagespolitischen Geschehen interessierter Vater hat sich auch immer mal wieder Ede angesehen und wir haben das zb mit unserer Version (Löwenthal) verglichen (wobei auch der nur mal als abschreckendes Beispiel gesehen wurde, der war genausowenig zum Aushalten, aber über Ede konnte man noch kichern, weil man mit dem nicht in einem Staat leben mußte).
DDR-genehme Tagesnachrichtensendungen waren für uns eher die Lachnummer bzw nach ein paar Minuten wie Schlaftablette (ihr wißt ja, die ganzen endlosen Titel und Posten und die wiederkehrenden Floskeln) und nicht wirklich informativ in Bezug auf das tägliche Leben.
Häufig wurde hier auf DDR umgeschaltet, wenn 'bei uns' im 1. oder 2. nur Käse lief, um festzustellen, daß dies hinter der Elbe auch der Fall war
Andererseits ermöglichten solche Langeweileschaltungen auch mal, ganz unerwartete Parallelen festzustellen. Es gab auf DDR auch den ein oder anderen Kriegsfilm, meist - so mein Eindruck - aus der UdSSR. Als ich in England lebte, stellte ich dort beim Fernsehen fest: die Unterschiede zwischen den Filmen war gar nicht mal so groß - beim einen: zehn Rotarmisten/Partisanen schießen - hundert Nazis fallen tot um; hundert Nazis schießen, tausend Rotarmisten/Partisanen lachen sich schlapp --- in England: zehn Engländer schießen - hundert Deutsche fallen um etc .... (Zumindest hatte ich den Eindruck, die UdSSR-Produktion habe es mit Nazis zu tun, während in den englischen Filmen, vor allem denen aus den 50er Jahren oder noch früher, mehr von 'den Deutschen' die Rede war).
Interessant waren für mich persönlich die Western aus Ost-Produktion aufgrund des anderen Indianerbildes, das sich aus dem entgegengesetzten ideologischen Blickwinkel ergab.
Da ich aber nie eine große Fernseherin war, kann ich nicht wirklich über das DDR-Fernsehen mitreden.
Nur eins noch: als sich Ende 89 bei euch die Nachrichtensendungen deutlich veränderten, habe ich diese regelmäßig gesehen und fand sie spannend und informativ, gerade weil sie von innen heraus berichteten, während unsere Journalisten die DDR natürlich als Außenstehende sahen.