westvisum für schriftsteller -"tausend-tages-visum"?

ichwillwissen

Neues Mitglied
liebe experten,
hier eine frage, die sich mir im zusammenhang mit privilegien für schriftsteller zu ddr-zeiten stellt. irgendwo habe ich den begriff "tausend-tages-visum" augeschnappt, konnte ihn aber unter google nirgends bestätigt finden. welche autoren erhielten visa für westbesuche (auch für längere aufenthalte)? bei wolfgang hilbig scheint sein dreijähriges visum ja die vorstufe für eine ausreise gewesen zu sein. wer weiß mehr?
vielen herzlichen dank!
 
Von einem 1000tages Visum höre ich heute zum ersten male, muss aber nicht heißen, das es so etwas nicht gab.
Denn wenn man das „Passgesetz der DDR“ vom 28.06.1979 liest, könnte es so etwas schon gegeben haben.

Anmerkung:
Das „Passgesetz der DDR“ wurde am 31.08.1990 durch Einigungsvertrag aufgehoben.

§ 5 nennt die Dokumentenarten, regelt die Zuständigkeit der Ausstellung und regelt: „Sie (diese Dokumente) können zeitlich oder örtlich beschränkt, entzogen oder für ungültig erklärt werden.“

Sicher wird es da bei berechtigten Personen, was die Zeitdauer und Örtlichkeit anbelangt, Unterschiede gegeben haben.

Passgesetz der DDR -> Klick.
 
Heiner Müller hielt sich immer wieder für längere Zeit im Westen auf. Er hielt 1975 Vorlesungen in den USA und inszenierte 1982 sein Stück "Der Auftrag" in Bochum. In den 80er Jahren konnte er sich offenbar recht ungehindert zwischen den beiden deutschen Staaten bewegen.

In der Frühzeit der DDR, vor dem Bau der Mauer, galten vermutlich ohnehin noch andere Regeln. Bertolt Brecht gastierte mit dem BE 1954 und 1955 mit der "Mutter Courage" und dem "Kaukasischen Kreidekreis" in Paris. Allerdings wird Brecht sicher eine Sonderstellung innegehabt haben.

Peter Huchel dagegen wurde bis zu seiner Übersiedlung in die BRD 1971 die Ausreise strikt verweigert, obwohl ihm ein Lehrstuhl für Poetik an der Universität in Frankfurt a.M. angeboten worden war.

Das waren jetzt nur drei Namen, die mir spontan einfielen.
 
liebe experten,
hier eine frage, die sich mir im zusammenhang mit privilegien für schriftsteller zu ddr-zeiten stellt. irgendwo habe ich den begriff "tausend-tages-visum" augeschnappt, konnte ihn aber unter google nirgends bestätigt finden. welche autoren erhielten visa für westbesuche (auch für längere aufenthalte)? bei wolfgang hilbig scheint sein dreijähriges visum ja die vorstufe für eine ausreise gewesen zu sein. wer weiß mehr?
vielen herzlichen dank!

@ichwillwissen

Diese Frage ist faktisch m.E. nicht generell zu benatworten, sondern nur an Einzelfällen. In der DDR gab es keinen Rechtsanspruch auf ein Westvisum, sondern es wurde von Fall zu Fall entschieden und diese Entscheidungen waren jeweils ein Politikum, welche tw. in den höchsten Machtgremien (Politbüro, Abteilung Kultur des ZK der SED inkl. Stellungnahmen des Schriftstellerverbandes der DDR, des MfS etc.) entschieden wurden. Eine befriedigende allgemeine Antwort auf Deine Frage, wirst Du wahrscheinlich kaum erhalten können.

M.
 
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