Das Untier von Rhodos, Wahrheit oder Legende

Sir Toby

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Ich habe heute gelesen, dass es auf der Insel Rhodos einen "Drachen" :evil: gegeben haben soll. Dieser Drache soll in der Herrschaftszeit des Johannitergroßmeisters Helion de Villeneuve (1319-1346) gewütet haben. Er wurde von dem späteren Großmeister Dieudonne de Gozon mithilfe eines abgerichteten Pferdes und zwei Jagdhunden erschlagen. Daraus bildete sich schnell eine Legende, die von Friedriech Schiller 1798 in dem Gedicht "Der Kampf mit dem Drachen" wieder aufgenommen wurde. Man hört ja immer, dass in jeder Legende ein wahrer Kern ist. Also stellt sich mir die Frage was den nun wahres dran ist an diesem "Drachentöter". Der Autor des Buches stellt dazu zwei Thesen auf: 1. Der Drache ist in Wahrheit ein Nilkrokodil das bei einem Schiffstransport ausgebüchst ist und sich auf die Insel gerettet hat. 2. Es könnte sich um eine Riesenschlange halten, dafür spricht, dass Rhodos schon in der Antike von den Griechen und Phöniziern Ophusia bzw. Gesirath-Rod genannt wurd, was beides " Insel der Schlangen" bedeutet.
Was meint ihr zu dieser Geschichte?
 
Na ja,das ist reine Spekulation,so lange es keine gesicherten Quellen bezüglich des Drachen gibt.Wobei es etwas verwundert,denn im ausgehenden 14.Jahrhundert müßte die Quellenlage eigentlich recht gut sein.
Neben dem Kroko oder der Python käme natürlich auch noch ein großer Waran in Betracht.
 
Die freundliche Stadtführerin auf Rhodos hat uns erzählt es wäre ein Krokodil gewesen, was festgestellt wurde nachdem der Kopf des "Drachen" etliche Jahre später näher untersucht worden wäre. Quelle aber leider Fehlanzeige...
 
Die freundliche Stadtführerin auf Rhodos hat uns erzählt es wäre ein Krokodil gewesen

Eine plausibeler klingende These hätte ich auch nicht. Allerdings kann es nicht ohne menschliches Zutun dorthin gekommen sein, das nächste (damalige) natürliche Vorkommen war das Nildelta. Eine Riesenschlange oder eine großer Waran scheiden aus, da gibt es erst südlich der Sahara bzw. in Südostasien potentielle Kandidaten.
 
Na ja,das ist reine Spekulation,so lange es keine gesicherten Quellen bezüglich des Drachen gibt.


Diese Geschichte stammt aus den Aufzeichnungen des Pfalzgrafen Otto Heinrich bei Rhein, welche zwei Jahrhunderte (1521) nach dem Geschehen entstanden sind. Auch geben die Laokoon-Sage aus der Ilias und die "Laokoongruppen" aus der Antike weitere Hinweise auf damals lebende große Reptilien. Was ich noch sehr interessant fand ist, dass an dem Dach der "Herberge der Zunge Frankreich" einige Wasserspeier inform von Krokodilsköpfen erhalten sind ( das würde wieder zu der Nilkrokodil-Theorie passen). Diese Informationen habe ich übrigens aus dem Buch " Die Johanniter von Rhodos" von Ernst Staehle entnommen.

Gruß Sir Toby
 
Eine Riesenschlange oder eine großer Waran scheiden aus, da gibt es erst südlich der Sahara bzw. in Südostasien potentielle Kandidaten.


Aber der Name Rhodos leitet sich aus dem phönizischen Wort Gesirath Rod ab was ja "Schlangeninsel" bedeutet. Ich kenn mich jetzt nicht mit der Tierwelt auf Rhodos aus, aber irgendwoher muss die Insel ja ihren Namen haben, oder ? :grübel:
 
Aber der Name Rhodos leitet sich aus dem phönizischen Wort Gesirath Rod ab was ja "Schlangeninsel" bedeutet. Ich kenn mich jetzt nicht mit der Tierwelt auf Rhodos aus, aber irgendwoher muss die Insel ja ihren Namen haben, oder ?

Es gibt bekannterweise auch Schlangenarten, die nicht das Ausmaß einer Python oder Anakonda erreichen. Welche Art namensgebend war, muss unklar bleiben, da es im ostmediterranen Gebiet viele meist ungiftige Arten gibt. Viel länger als 2 Meter und viel dicker als ein Besenstiel wird keine davon - als Vorbild für eine Drachenlegende jedenfalls gänzlich untauglich.
 
In einem durchaus seriösen Werk über den Johanniterorden habe ich vor längerer Zeit gelesen, daß es damals auf Rhodos tatsächlich eine Krokodilpopulation gegeben habe. Quellenangabe kann ich aber leider nicht liefern.
 
Aber was ist mit den antiken "Laokoongruppen" aus Bronze und Marmor? Deren berühmteste stammt nämlich von drei Künstlern aus Rhodos (Hagesandros,Athanadoros und Polydoros). Die Statue steht heute im Vatikanischen Museum in Rom.
 
@Timber: In einem durchaus seriösen Werk über den Johanniterorden habe ich vor längerer Zeit gelesen, daß es damals auf Rhodos tatsächlich eine Krokodilpopulation gegeben habe. Quellenangabe kann ich aber leider nicht liefern.

Das kann sich nur auf den genannten Vorfall beziehen. Hätte es allerdings eine ganze Population gegeben, wäre das Ereignis mit dem Ritter nicht explizit überliefert worden. Zudem müssten dann antike Quellen etwas darüber berichten, aber diesbezüglich Fehlanzeige.
 
Aber was ist mit den antiken "Laokoongruppen" aus Bronze und Marmor? Deren berühmteste stammt nämlich von drei Künstlern aus Rhodos (Hagesandros,Athanadoros und Polydoros).

Das bezieht sich auf ein Ereignis aus der "Ilias" und hat mit der Realität vermutlich genauso wenig zu tun wie das Urteil des Paris.
 
balticbirdy schrieb:
Das kann sich nur auf den genannten Vorfall beziehen. Hätte es allerdings eine ganze Population gegeben, wäre das Ereignis mit dem Ritter nicht explizit überliefert worden. Zudem müssten dann antike Quellen etwas darüber berichten, aber diesbezüglich Fehlanzeige.

Nein, das wurde da zur Erklärung der Drachensage herangezogen. Wenn ich mich richtig erinnere (das ist schon 'ne Weile her), wurde dort auf Berichte über Krokodile verwiesen und die Drachensage dann auf ein Mißverständnis eines nicht mit den örtlichen Begebenheiten vertrauten Menschen zurückzuführen versucht. Antik sollen die Tiere wohl nicht gewesen sein. Aber solange mir das Buch nicht wieder in die Hände fällt, halte ich mich mit weiteren Erinnerungsversuchen lieber zurück ;o)
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, das wurde da zur Erklärung der Drachensage herangezogen. Wenn ich mich richtig erinnere (das ist schon 'ne Weile her), wurde dort auf Berichte über Krokodile verwiesen und die Drachensage dann auf ein Mißverständnis eines nicht mit den örtlichen Begebenheiten vertrauten Menschen zurückzuführen versucht.


Die Einwohner von Rhodos sollen dem Ritter aber zugejubelt haben. Also müssten sie nach deiner Theorie alle nichts von der Krokodilpopulation gewusst haben.
 
Nein, die Geschichte muß nur beim Weitererzählen ausreichend verfälscht worden sein.

(Und ein Krokodiltöter mit Schwert und Lanze ist immerhin bejubelnswerter als ein Meisterschütz mit seiner Jagdstrecke aus Rehen, denke ich...)
 
Die Einwohner von Rhodos sollen dem Ritter aber zugejubelt haben. Also müssten sie nach deiner Theorie alle nichts von der Krokodilpopulation gewusst haben.

Man kann doch auch von Krokodilen wissen und sich trotzdem freuen, dass eines davon tot ist, wenn man unterstellt, dass die Krokodile auch Haustiere gerissen haben.
 
Aber wie wollt ihr dann diese wie soll ich sagen spezifische Legende erklären nämlich von de Gozo dem "Drachen"-und nicht dem Krokodiltöter. Ich meine wenn es mehrere Krokodile auf Rhodos gab müssten ja theoretisch auch mehrere getötet worden sein. Wenn sie zu einem Problem geworden wären ( Angriffe auch auf Haustiere), dann hätten die Ordensritter doch schon früher etwas gegen sie unternommen.
 
Wie gesagt, die (derzeit von mir durch nichts zu belegende) These lautet ungefähr so, daß die Ordensritter (oder wer auch immer) ab und an mal eins von diesen Biestern getötet haben, und ein intellektueller, nichtzoologisch veranlagter Reisender, der gerade bei den Johannitern zu Gast war, bekommt das mit, aber in den falschen Hals.
 
Aber woher kommen dann die genauen Informationen über den tod des "Drachen"? Ich meine das abgerichtete Pferd, dass de Gozon übrigens in Europa abgerichtet haben soll ( eine reise extra nach Europa um ein Krokodil unter vielen zu töten?) oder die Doggen. Soll das alles frei erfunden und später angedichtet worden sein, also kein wahrer Kern?
 
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