Der erste Kreuzzug

Dark_mod

Mitglied
Hi,
warum beteiligten sich eigentlich die deutschen Fürsten kaum an den Kreuzzügen und die "franz." Fürsten in der Mehrzahl?

In gewissem Sinn steht natürlich ein Zusammenhang zum Investiturstreit, bzw die Auseinandersetzungen zw. Gregor VII und Heinrich der IV.
Wenn jmd. dazu noch näheres wüsste, Links,...

Im vorraus besten Dank.
Dark

PS: Könnte generell ein paar gute Links mit ausführlichen Inforamationen zum ersten Kreuzzug gebrauchen,...
 
Hi,
warum beteiligten sich eigentlich die deutschen Fürsten kaum an den Kreuzzügen und die "franz." Fürsten in der Mehrzahl?

In gewissem Sinn steht natürlich ein Zusammenhang zum Investiturstreit, bzw die Auseinandersetzungen zw. Gregor VII und Heinrich der IV.
Wenn jmd. dazu noch näheres wüsste, Links,...

Im vorraus besten Dank.
Dark

PS: Könnte generell ein paar gute Links mit ausführlichen Inforamationen zum ersten Kreuzzug gebrauchen,...

Der 1. und 4. Kreuzzug war mit wenig deutscher Beteiligung. Der 2., 3. und 5. waren mit ausreichender deutscher Beteiligung. Im Dritten Kreuzzug führte der deutsche Kaiser Friedrich I. das Größte der drei Kreuzfahrerheere (die beiden anderen unter Führung des englischen sowie französischen König) an. Im 5. Kreuzzug angeführt durch den deutschen Kaiser Friedrich II.
Der 6. und 7. Kreuzzug ohne deutsche eteiligung, da eigene Machtkämpfe und erneut Streit mit Papst.

Warum so wenig in Palästina? Dazu gibt die Geschichte des Deutschen Ritterorden und des Schwertbrüderorden Auskunft, die in der Zeit in Osteuropa erfolgreich operierten.
 
Der erste Kreuzzug war nicht zuletzt deswegen ein französisch dominiertes Projekt weil gerade in Frankreich die Aufrufe zu diesem auf den fruchtbarsten Boden fielen und sich in Frankreich eine ganze Reihe von Fürsten fanden welche machtvoll genug waren um solch ein Unternehmen durchführen zu können. Während zur gleichen Zeit das HRR unter Kaiser Heinrich IV. mit sich selbst beschäftigt war, gab es in Frankreich eine Menge an jüngeren Söhnen die zwar alle kämpfen konnten aber wenig Aussicht auf ein Erbe hatten. Sie bildeten das Gross des Kreuzfahrerheers.
Wengleich König Philipp I. selber Aufgrund seiner privaten Weibergeschichten ebenfalls wie der Kaiser vom Papst exkommuniziert war so gab es mit dem Grafen Raymond IV. von Toulouse und dem Herzog Robert der Normandie zwei mächtige Männer die einen König leicht ersetzen konnten. Desweiteren nahmen mit Graf Hugo von Vermandois (der jüngeren Bruder des Königs) und Graf Stephan von Blois zwei weitere franz. Große am Kreuzzug teil.

Papst Urban II., der auf der Synode zu Clermont 1095 zum Kreuzzug aufrief, selbst stammte aus der franz. Adelsippe der Châtillons und hatte damit sozusagen in Frankreich einen Fuss in der Tür. Zudem besaß der franz. Adel durch seine Teilnahme an den Maurenkämpfen in Spanien schon eine gewisse Erfahrung auf diesem Gebiet.
 
dass der Ruf zum ersten Kreuzzug in deutschem Gebiet so verhallte liegt denke ich am Investiturstreit(1077 -Heinrich muss nach Canossa schieben ;) :
Auf dem Konzil von Clermont ließen sich keine Vertreter aus England,den deutschen Fürstentümern (außer Lothringen) blicken,da sie zu dem Gegenpapst Clemens III. hielten-
der 3. Kreuzzug wurde aber sogar von dem deutschen Friedrich Barbarossa und dem englischen Richard Löwenherz angeführt(bzw. maßgeblich von beiden gestaltet)
 
Was ist mit Gottfried von Bouillon? Der Held des Ersten Kreuzzugs und erster König Jerusalems. War der nicht Herzog von Niederlothringen und somit "Deutscher"? Es war auf jeden Fall ein Teil des HRR. Sein Heer war doch das zweitgrößte des 1. Kreuzzugs, also so wenige Deutsche waren es dann doch nicht.
 
Der Erste Kreuzzug war hauptsächlich ein französisches Unternehmen, Papst Urban II. ließ den Kreuzzug in Frankreich predigen.
In Ostfranken verhallte der Ruf wahrscheinlich wegen des Schismas ungehört.

Allerdings konnte der französische König am Kreuzzug nicht teilnehmen, weil er wegen Ehebruchs exkommuniziert worden war.

Einen wirklichen Grund, warum die Deutschen am Ersten Kreuzzug nicht teilnahmen, habe ich nicht gefunden, vielleicht gibt es einfach keinen.
 
Gottfried von Bouillon war Sohn des Grafen vonBoulogne und seine Mutter war die Tochter des Herzogs von Niederlothringen und war wohl ein Gefolgsmann von Kaiser Heinrich IV.

Sein Bruder Balduin von Boulogne nahm auch am Kreuzzug teil.

Die Burg Bouillon liegt auf jeden Fall in den Ardennen.

Aber wessen Vasall Gottfried von Bouillon jetzt war, kann ich auf die Schnelle nicht sagen, im Zweifel von beiden, vom französischen König und vom Kaiser....

Joinville weiß da auf jeden Fall wesentlich besser Bescheid...

Gruß
 
In gewissem Sinn steht natürlich ein Zusammenhang zum Investiturstreit, bzw die Auseinandersetzungen zw. Gregor VII und Heinrich der IV.
Wenn jmd. dazu noch näheres wüsste, Links,...

Palästina zählte ursprünglich zum Oströmischen Reich, bis es die Araber im Jahr 637 eroberten. Bereits 1074 plante Papst Gregor VII. die Rückeroberung Jerusalems, wurde aber durch den damals ausbrechenden Investiturstreit zwischen dem Papsttum und dem Kaiser des Heiligen Römischen Reichs daran gehindert.

Wenige jahre darauf richtete der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos dringende Hilfsgesuche an das christliche Abendland, da Byzanz immer stärker von den türkischen Seldschuken bedroht wurde. Sie hatten das Kalifat von Bagdad in ihre Hand gebracht, ganz Vorderasien erobert und in Kleinasien das Sultanat Rum errichtet, das ein gefährlicher Gegner des Kaiserreichs wurde. Nachdem Byzanz in der Schlacht von Mantzikert im Jahr 1071 eine schwere Niederlage hatte hinnehmen müssen, war der letzte christliche Vorposten bedroht.

Unter muslimischer Herrschaft konnten die Christen ihre Religion zwar weiterhin ausüben, doch erschwerten die Seldschuken Pilgerfahrten und den Zugang zu den Heiligen Stätten in Palästina.

Als "Zuckerbrot" für die römisch-katholische Kirche bot Kaiser Alexios eine Vereinigung bzw. Union der orthodoxen Ostkirche mit der römischen Kirche an. So fand vom 18.-29. November 1095 unter Vorsitz von Papst Urban II. eine Synode in der Kathedrale von Clermont statt, zu der eine so große Volksmenge zusammenströmte, dass man die Versammlung vor die Tore der Stadt verlegte.

Papst Urban hielt nun seine denkwürdige, in mehreren - voneinander abweichenden - Quellen überlieferte Rede, in der er dramatisch die Leiden der Christenheit im Osten schilderte und zur Befreiung der Heiligen Stätten in Palästina aufrief. Angeblich wurde damals auch das Motto der Kreuzzüge geprägt: "Deus lo vult!" - "Gott will es!"

Nach weiteren Aufrufen in Rouen und Tours sowie der Tätigkeit zahlreicher fanatischer Wanderprediger nahmen sowohl der abendländische Adel als auch zahllose einfache Menschen das Kreuz.

Der weitere Ablauf ist bekannt, sodass ich darauf nicht weiter eingehen will: Es kam zur Aufstellung eines adligen Kreuzritterheers unter Führung des Gottfried von Bouillon, Bohemund von Tarent und Raimund von Toulouse, das im Jahr 1099 Jerusalem eroberte und nach Ausweis einiger Quellen ziemlich schlimm wüteten.
 
Zu erwähnen wäre noch, dass der Erste Kreuzzug zu mehreren Kreuzfahrerstaaten führte, vor allem aber dafür sorgte, dass künftig die arabische und byzantinische Kultur verstärkt auf das Abendland einwirkten.
 
Die Gesamtheit der entstandenen Kreuzfahrerstaaten wird als Outremer bezeichnet
Für den Überblick und fürs Visuelle noch eine Karte:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/16/Die_Levante_1135.svg

Man muss noch anmerken, dass diese schnellen Eroberungen vor allem durch die Überraschung und durch den religiösen Eifer herrührt. Die Kirche diktierte das Leben und für viele war es die einzige Möglichkeit aus der Tristesse des täglichen Seins auszubrechen. Der Adel ging vor allem ins Heilige Land um dort Ländereien und neuen Ruhm zu erlangen, der im Abendland oft nichtmehr vorhanden war

Lg
Balduin
 
Unter muslimischer Herrschaft konnten die Christen ihre Religion zwar weiterhin ausüben, doch erschwerten die Seldschuken Pilgerfahrten und den Zugang zu den Heiligen Stätten in Palästina.

Als "Zuckerbrot" für die römisch-katholische Kirche bot Kaiser Alexios eine Vereinigung bzw. Union der orthodoxen Ostkirche mit der römischen Kirche an. So fand vom 18.-29. November 1095 unter Vorsitz von Papst Urban II. eine Synode in der Kathedrale von Clermont statt, zu der eine so große Volksmenge zusammenströmte, dass man die Versammlung vor die Tore der Stadt verlegte.

Papst Urban hielt nun seine denkwürdige, in mehreren - voneinander abweichenden - Quellen überlieferte Rede, in der er dramatisch die Leiden der Christenheit im Osten schilderte und zur Befreiung der Heiligen Stätten in Palästina aufrief. Angeblich wurde damals auch das Motto der Kreuzzüge geprägt: "Deus lo vult!" - "Gott will es!"

Nach weiteren Aufrufen in Rouen und Tours sowie der Tätigkeit zahlreicher fanatischer Wanderprediger nahmen sowohl der abendländische Adel als auch zahllose einfache Menschen das Kreuz.

Der weitere Ablauf ist bekannt, sodass ich darauf nicht weiter eingehen will: Es kam zur Aufstellung eines adligen Kreuzritterheers unter Führung des Gottfried von Bouillon, Bohemund von Tarent und Raimund von Toulouse, das im Jahr 1099 Jerusalem eroberte und nach Ausweis einiger Quellen ziemlich schlimm wüteten.


Hallo,

so steht es auch in meinem Buch über die Kreuzzüge. Zu Wort kommen da die alten Chronisten wie Fulcher von Chartres und die Kaisertochter Anna Komnenos und andere.

Die Eroberer haben schon ziemlich schlimm gewütet.
Ein Chronist schrieb: "Wir haben Blut mit strömenden Tränen vermischt."

Gruß...
 
Eine Verlockung für die Menschen war ja sicherlich auch die Aussicht auf Vergebung ihrer Sünden,selbst wenn diese vom Papst so garnicht propagiert wurde. Dieser bediente sich hier windiger Formulierungen.
Wenn nun aber der deutsche Kaiser diesen Papst nicht anerkennt,und das Volk eben diesen deshalb vielleicht auch nicht einwandfrei als Oberhaupt der Kirche und seine Versprechen damit als dogmatisch ansieht,ist dieser Anreiz damit schlichtweg verpufft.
 
Was ist mit Gottfried von Bouillon? Der Held des Ersten Kreuzzugs und erster König Jerusalems. War der nicht Herzog von Niederlothringen und somit "Deutscher"? Es war auf jeden Fall ein Teil des HRR. Sein Heer war doch das zweitgrößte des 1. Kreuzzugs, also so wenige Deutsche waren es dann doch nicht.

Wie Josephine schon schrieb entstammte Gottfried väterlicherseits dem Grafenhaus von Boulogne (Eustache II.) welches mehr oder weniger ein Vasall der Grafen von Flandern war und somit Teil der französischen Feudalwelt. Gottfrieds Vater führte in der Schlacht von Hastings 1066 das flandrische Kontingent an der Seite Wilhelms des Eroberers.
Mütterlicherseits (Ida) war Gottfried allerdings auch mit dem niederlothringischen Herzogshaus verwandt. Sie brachte vermuttlich das in Lothringen gelegene Bouillon (im heutigen Belgien) als Mitgift mit in die Ehe welches später an ihren jüngsten Sohn gehen sollte. Gottfried wurde dadurch also ein Vasall des HRR dessen Kaiser Heinrich IV. er im Kampf gegen den Papst treu diente. Die Grafschaft Boulogne war freilich für den ältesten Sohn Eustache III. reserviert.

Nachdem im Jahre 1076 das niederlothringische Herzogshaus mit dem Tod von Gottfried III. dem Buckligen (Bouillons Onkel) ausstarb vergab der Kaiser dieses Herzogtum an seinen ältesten Sohn Konrad. Erst als Konrad 1087 zum Mitkönig erhoben wurde vertraute man das Herzogtum Gottfried von Bouillon an. Allerdings fungierte Gottfried (oft als IV. gezählt) in seiner Eigenschaft als Herzog nur als Platzhalter für den zweiten Kaisersohn Heinrich (der spätere Kaiser Heinrich V.) der zu diesem Zeitpunkt noch ein Kleinkind war.
Als Herzog der diese Würde nicht weitervererben konnte (er hatte eh keine Kinder) und als verhältnissmäßig kleiner Herr von Bouillon hatte Gottfried nur eine sehr schwache Position gegenüber dem anderen Adel Niederlothringens. In seiner Regierung hatte er es z.B. schwer die mächtigen Grafen von Löwen (Louvain) ruhig zu halten.
Dieser Zustand wird oft mit als Motivation Gottfrieds angesehen sich dem Kreuzzug anzuschließen und das Abendland zu verlassen. Er dürfte es zumindest leichter damit gehabt haben als z.B. seine Amtskollegen in Schwaben (Friedrich I.) und Bayern (Welf I.) welche um den erhalt ihrer Lehen für ihre Nachkommen erkämpfen mussten.

JetLeechan schrieb:
Sein Heer war doch das zweitgrößte des 1. Kreuzzugs, also so wenige Deutsche waren es dann doch nicht.

Hm, also wie groß Gottfrieds Kontingent war weis ich auch nicht genau aber ob es das zweitgrößte war? :grübel
Überhaupt nahmen am Kreuzzug recht wenig lothringische Große teil. Namentlich fällt mir auf Anhieb nur Graf Baulduin II. von Hennegau ein und der gleichnamige Sohn des Grafen Albert III. von Namur der es zum Grafen von Jaffa bringen sollte.

Die Anführer des Kreuzzuges waren:
Bischof Ademar von Le Puy: als päpstlicher Legat der geistige Führer
Graf Raimund IV. von Toulouse: er führte die Südfranzosen
Herzog Robert der Normandie: Frankonormannen und Engländer
Graf Robert II. von Flandern: Flamen
Gottfried von Bouillon: Lothringer
Graf Hugo von Vermandois: Zentralfranzosen
Bohemund von Tarent: italienische Normannen

Allerdings hatte sich Gottfried in der Führung recht zurückgehalten. Denn Ton gaben vor allem Raimund und Bohemund an. Erst nach der Einnahme Antiochias trat er als Führer hervor da er am energischsten auf den Marsch nach Jerusalem drängte. Während sich Bohemund in Antiochia und Balduin in Edessa niedergelassen haben und Hugo vorzeitig in die Heimat abgereist ist.

Nach Jerusalem lieferte sich Gottfried dann ein Wettrennen mit Graf Raimund der sich selber als alleinigen Anführer des Kreuzzuges verstand (er hatte als erster vor dem Papst in Clermont das Kreuz genommen).
Beide belagerten sie die Stadt in die am 15. Juli 1099 der [URL=Gaston IV. de Bearne - Wikipedia], der sich zwischenzeitlich Gottfried angeschlossen hatte, als erster Kreuzritter seinen Fuss setzte.

Gottfried war allerdings niemals König von Jerusalem, er lehnte diesen Titel ab und nannte sich selber Princeps. Erst sein Bruder und Nachfolger Balduin nahm den Königstitel an.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann mir jemand sagen, aus welchen Gründen sich die byzantinischen Truppen unter Tatikios während der Belagerung Antiochias zurückzogen?
Mehrere mögliche Gründe fand ich bei längerer Lektüre: Tatikios wolle Verstärkung nachholen, Tatikios hätte seine Truppen von der anrückenden Übermacht der Muslime retten wollen, Tatikios wäre Alexios entgegengereist (?), Bohemund hätte intrigiert (um die Byzantiner "loszuwerden"? ->Eidversprechen gegnüber Alexios vs. Herrschaftspläne über Antiochia...???)
Was denn nun?
 
Es ist wohl eine Konstruktion eines Verrates.

Lassen wir doch mal die Quellen sprechen.
Nach Anna Comnena hat Bohemund Tatikios geradezu vertrieben. Bohemund soll zu Tatikios gesagt haben:
"Ich will dir ein Geheimnis verraten, weil ich mich um dich sorge... den Grafen ist zu Ohren gekommen, dass der Sultan seine Leute... auf Bitten des Kaisers gegen uns entsandt hat. Die Grafen glauben diese Geschichte und verschwören sich, um dich zu töten."

Anna Comnena nennt als weiteren Grund für die Abreise die Organisation von Nachschub.
Der Autor der Gesta hält diese Begründung für eine Lüge:
"Unterdessen hörte unser Feind Tatikios, eine türkische Armee hätte uns angegriffen und gab zu, er habe Angst... so erzählte er uns allerlei Lügen und sagte:
'Meine Herren und ehrenwerte Ritter, sie sehen, wir sind in großer Not und von keiner Seite erreichen uns Verstärkungen. Lassen sie mich nach Hause zurückkehren. Ich sichere ihnen zu, sofort Schiffe zu schicken, beladen mit Getreide, Gerste, Fleisch, Mehl, Käse und alle Güter, welche wir benötigen... Ich schwöre, alles getreu zu besorgen...' Er hinterließ seine ganze Habe im Lager. Aber er ist ein Lügner, und er wird es immer bleiben."

Auch Raimund von Aguilers nennt Tatikios einen Lügner. Obwohl nach seiner Abreise Versorgungsschiffe aus Zypern eintreffen, bezichtigen die lateinischen Chronisten den Kaiser und Tatikios des Verrats. Dieser Vorwurf erfolgt offensichtlich im Hinblick auf die bevorstehende Einnahme Antiochias. Der Chronist Raimund sieht diesen Zusammenhang:
"Alle Fürsten, mit Ausnahme des Grafen (Raimund von Toulouse) boten Bohemund Antiochia an, falls es erobert werden sollte."
Dieser Beschluss wurde erst durch die Abreise des Bevollmächtigten Tatikios möglich. Wäre er geblieben, hätte er die eroberte Stadt für Byzanz übernommen, und von nun an wird mit der These vom Verrat die Besitznahme byzantinischer Territorien gerechtfertigt.

Hoffe, nun ist es klarer geworden.
Ciao und LG.
 
Vielen Dank soweit.
Nun muss man aber mit der Intention der verschiedenen Autoren denke ich sehr vorsichtig umgehen.
Die Gesta francorum wurden nach meinen Kenntnissen von einem (anonymen) Normannen geschrieben. Ein positives Bild der Byzantiner sucht man bei ihm vermutlich vergebens (-> "unser Feind Tatikios").
Entsprechend den antibyzantinischen Ressentiments der Normannen werfen sie Tatikios natürlich Feigheit vor.

Ob das Bild Anna Komnenas' dagegen sehr viel zutreffender ist? Oder doch eher tendenziös? Wie könnte sie auch ihren Vater bzw. dessen Heerführer in schlechts Licht rücken? Und die "Bösen" sind natürlich die Normannen.

Bleibt Raimond von Aguilers. Dass keine Byzantiner zugegen waren, um die Stadt nach der erfolgreichen Einnahme zu übergeben ist zwar richtig, aber wer weiß, ob Bohemund etc. den Eid Alxios gegenüber nicht trotzdem gebrochen hätten. Rein spekulativ, ich weiß.

Sicherlich bot der "Rückzug" Tatikios' den antibyzantinisch Eingestellten unter den Kreuzfahrern (Mehrheit oder Minderheit?) aber die rechte Begründung, Antiochia einzubehalten, schließlich hatte Alexios ihnen zufolge das Versprechen auf Unnterstützung etc. seinerseits gebrochen.

Ach ja, die Aussage Raimund von Aguilers, "Alle Fürsten, mit Ausnahme des Grafen (Raimund von Toulouse) boten Bohemund Antiochia an, falls es erobert werden sollte" scheint mir eher zeifelhaft. Wenn ich mich recht erinnere spielt hier eine Rolle, dass Bohemund einen Verräter/Verbündeten in der Stadt hatte, ein gutes Druckmittel gegenüber den anderen Anführern.
Ich bin verwirrt..........
 
Ach ja, die Aussage Raimund von Aguilers, "Alle Fürsten, mit Ausnahme des Grafen (Raimund von Toulouse) boten Bohemund Antiochia an, falls es erobert werden sollte" scheint mir eher zeifelhaft. Wenn ich mich recht erinnere spielt hier eine Rolle, dass Bohemund einen Verräter/Verbündeten in der Stadt hatte, ein gutes Druckmittel gegenüber den anderen Anführern.

Man sollte da aber noch denn politischen Einfluss jener Fürsten des Kreuzfahrerherres betrachten als es vor Antiochia lag.
Balduin von Boulogne war in Edessa, Stephan von Blois war desertiert, Hugo von Vermandois wurde nach Konstantinopel geschickt und kehrte nicht zurück, Tankred gehörte eh zu Bohemunds Partei. Raimund von Toulouse war der einzige der gegen Bohemund als Alterntive in der Führerschaft des Herres, die er sowieso beanspruchte, in Frage kam und damit natürlich auch über die Vergabe Antiochias bestimmten wollte.
Doch nach der Einnahme Antiochias, die sich Bohemund auf die Fahnen schreiben konnte, drängte Gottfried von Bouillon gleich nach Jerusalem. Ihm schlossen sich einige Große aus Raimunds Gefolge an die sich nicht mit Antiochia aufhalten wollten wie z.B. Gaston von Béarn.
 
Der 2., 3. und 5. waren mit ausreichender deutscher Beteiligung. Im Dritten Kreuzzug führte der deutsche Kaiser Friedrich I. das Größte der drei Kreuzfahrerheere (die beiden anderen unter Führung des englischen sowie französischen König) an.

Barbarossa wollte ein Heer von über 100 000 Mann ins gelobte Land führen, um genau zu sein...;)
 
Barbarossa wollte ein Heer von über 100 000 Mann ins gelobte Land führen, um genau zu sein...;)
Tyerman schreibt, Barbarossa hatte kein Heer, sondern Heere! Bei Arnold von Lübeck, Chronica Slavorum, S. 130-31 sind wir sogar bei 50.000 Rittern und 100.000 sonstigen Kämpfern.
Für mich immer noch das traurigste Ereignis des Mittelalters, noch vor dem Fall Konstantinopels, dass der gute Friedrich abgesoffen ist und sein Sohn später, ebenfalls mit einem riesigen Kreuzfahrerheer, aus ungeklärter Ursache das Zeitliche segnete.
 
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