Der Ritterschlag

Hallo Freunde,

ich hätte da mal eine Frage zum Ritterschlag, und zwar schreib ich gerade ein Buch, einen mittelalterlichen Roman und ich würde gerne wissen wer einen jungen adeligen eigentlich zum Ritter schlägt, denn mein Held soll bald nach Frankreich gehen und wird dort an der Schlacht teilnehmen , und vorher soll er noch zum Ritter geschlagen werden.Kann das sein Vater machen oder muss er dafür zum König und was wird dabei sonst noch so gemacht oder brauch man dazu noch was spezielles?Eben alles was mitr dem Ritterschlag so zu tun hat, weil das soll ja möglichst alles historisch korrekt sein in meinem Buch.
Für eine schnelle Antwort wär ich echt dankbar, weil ich bin gerade kurz vor dieser stelle und muss mich jetzt bald für einen Weg entscheiden.

Im Vorraus schonmal vielen Dank für eure Hilfe.

Martin
 
Erst einmal die Frage, wann spielt denn dein Buch.

Den Ritterschlag gab es nämlich erst ab dem 14 Jahrhundert, davor gab es die Schwertleite. (Es sei denn ich täusche micht grade)
 
Entschuldigung ich dachte das sei dadurch klar geworden das ich sagte das der Sohn in die Schlacht von Crecy zieht, im Moment bin ich im Jahre 1344
 
Zuletzt bearbeitet:
Em dann hät ich noch ne Frage, weis jemand den genauen Wortlaut beim Riotterschlag und den Lehnseid den ein Edelmann in England dem König geschworen hat?
 
Nochmals zur Differenzierung:
Schwertleite bedeutete nicht mehr und nicht weniger als die Ausrüstung mit Helm und Harnisch, und der künftige Ritter erhielt zudem feierlich Lanze, Schwert und Sporen. Jede Übergabe war begleitet von ernsten Ermahnungen zu den ritterlichen Tugenden maze, staete etc.
Ritterschlag umfaßt das vetraute Prozedere mit ritualisierten "Schlägen" durch die Schwertklinge...

Im Heiligen Römischen Reich (also im deutschen Raum) kam der Ritterschlag erst im 14. Jh. auf, während er bspw. in Frankreich und England schon länger üblich war.

Ruhm und Ehre schrieb:
Kann das sein Vater machen oder muss er dafür zum König und was wird dabei sonst noch so gemacht oder brauch man dazu noch was spezielles?

Er verließ die väterliche Burg im Alter von 7 oder 8 Jahren, um bei einem anderen (befreundeten) Herrn zunächst in Pagen- und später in Knappendienst zu treten.
Im Knappendienst wird er einem Ritter zugeteilt, dem er dient und von dem er ausgebildet wird - bewährt er sich, sucht dieser Ritter noch einen anderen Ritter, und beide bezeugen, daß der Knappe adliger Herkunft, christlich getauft und der Aufnahme in den Ritterstand würdig ist.
Als geeigneter Tag ist meist ein Hoffest oder ein Treffen zu einem Kriegszug ausersehen; steht so etwas gerade nicht an, so wird ein hoher Feiertag (Ostern, St. Martin, St. Georg o.ä.) gewählt.
Da der Vater die Ausbildung bereits in andere Hände gegeben hat und zudem gewöhnlich nicht der oberste Lehnsherr ist, führt er diese Zeremonie natürlich NICHT durch, sondern in den meisten Fällen erfolgt diese tatsächlich durch den König.
Da im französischen Raum (Frankreich, England, Hl. Land) die ligische Treue gilt (König erster und oberster Lehnsherr), erfolgt die Erhebung zum Ritter dort wohl grundsätzlich durch den König.

In der der eigentlichen Zeremonie vorangehenden Nacht hatte der Knappe zu fasten und zu beten, ein rituelles Bad zu nehmen und die Beichte abzulegen.

Der Knappe mußte natürlich seinem Lehnsherren die Treue schwören (in Frankreich, England, Hl. Land bedeutet dies in erster Linie Treue zum König), aber auch der Kirche.

Ruhm und Ehre schrieb:
weis jemand den genauen Wortlaut beim Riotterschlag und den Lehnseid den ein Edelmann in England dem König geschworen hat?

Das war damals bei weitem nicht einheitlich, was den genauen Wortlaut betraf - lediglich die Inhalte waren einigermaßen gleich.

PS: Um welche konkrete Zeit soll es denn überhaupt gehen?
 
Es bleibt für mich nach wie vor unklar, worin sich nun "Schwertleite" und "Ritterschlag" qualitativ unterscheiden.

Es geht hier im Wesentlichen doch darum, dass der Knappe in den Stand des Ritters erhoben und turnierfähig wird, vor allem aber auch darum, dass er nunmehr ein Ritterlehen von einem Lehnsherrn empfangen kann. Darüber hinaus sind natürlich wichtig die ritterlichen Pflichten wie Treue, Tapferkeit und ein christlicher Lebenswandel.

Alle diese Dinge findet man aber meines Wissens - ich kann mich irren - sowohl beim Ritterschlag als auch bei der Schwertleite und bis heute hat mir niemand eindeutig die Unterschiede plausibel machen können. Wo also genau unterscheiden sich Ritterschlag und Schwertleite, oder unterscheiden sie sich gar nicht so sehr und meinen das Gleiche?
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieter schrieb:
Es bleibt für mich nach wie vor unklar, worin sich nun "Schwertleite" und "Ritterschlag" qualitativ unterscheiden.

... bis heute hat mir niemand eindeutig die Unterschiede plausibel machen können. Wo also genau unterscheiden sich Ritterschlag und Schwertleite, oder unterscheiden sie sich gar nicht so sehr und meinen das Gleiche?

Inhaltlich gesehen (Erhebung zum Ritter, Tugendkatalog, Treueschwur etc.) unterscheiden sie sich wohl wirklich nicht voneinander.

Gleichsetzen darf man sie dennoch nicht, und die Unterschiede liegen - wie ich anzudeuten versuchte - im Zeremoniell selbst...

Grob gesagt war die Schwertleite ein Übergabezeremoniell, welches von Ermahnungen begleitet und durch Schwüre abgesichert wurde (ob der künftige Ritter tatsächlich schon immer einen Schlag mit der Hand auf die Wange erhielt, ist umstritten).
Der Ritterschlag hingegen war stärker auf den Komplex der Treueschwüre konzentriert, und die Schläge mit der Schwertklinge (ein leichtes Antippen genaugenommen) waren eine stark formalisierte Prozedur, welche die symbolische Wirkung des Schlages hervorheben sollte.
 
Besten Dank, Timo, für deine Information !

Verstehe ich dich also richtig, wenn du sagst, dass die Schwertleite ein feierlicher Ritualakt mit Reinigungsbad, Gebet, Fasten usw. war, während der "Ritterschlag" dies alles nicht enthielt, sondern sich lediglich auf den "leichten Schlag" auf die Schultern beschränkte? Es schein wohl auch so zu sein, dass die Erhebung zum Ritter durch die Schwertleite im frühen Hochmittelalter erfolgte, während der Ritterschlag seit dem 13. Jh. Brauch wurde.
 
Dieter schrieb:
Verstehe ich dich also richtig, wenn du sagst, dass die Schwertleite ein feierlicher Ritualakt mit Reinigungsbad, Gebet, Fasten usw. war, während der "Ritterschlag" dies alles nicht enthielt, sondern sich lediglich auf den "leichten Schlag" auf die Schultern beschränkte? Es schein wohl auch so zu sein, dass die Erhebung zum Ritter durch die Schwertleite im frühen Hochmittelalter erfolgte, während der Ritterschlag seit dem 13. Jh. Brauch wurde.

Nicht ganz...
Der Ritterschlag verzichtete keineswegs auf die bereits bei der Schwertleite gebräuchlichen Elemente, setzte jedoch den Akt des (symbolischen) Schlages explizit und hob diesen neben dem Schwur besonders hervor.

Noch etwas zu dem Akt des Schlages: ursprünglich gab es bei der Schwertleite noch keinen Schlag, später dann aber einen wirklichen Schlag mit der Hand auf die Wange. Beim Ritterschlag ersetzte dann das "Antippen" mit der Schwertklinge diesen (meist schmerzhaften) Schlag.
Und während er bei der Schwertleite noch ein zusätzliches (weil später hinzugefügtes) Element war, so wurde ihm beim Ritterschlag mehr Bedeutung gegeben, da er dort dann die Zeremonie vollendete. Umgekehrt wurde das Anlegen von Rüstung und Waffen vom eigentlichen bedeutsamen Teil der Schwertleite zum Vorbereitungsteil des Ritterschlages.

Vereinfacht ausgedrückt kannst Du sagen, daß die Handlungen bzw. die Zeremonie beim Ritterschlag immer stärker formalisiert wurde(n).
Der Ritterschlag kam ab dem frühen 13. Jh. im französischen Raum auf und wurde im deutschen Raum im 14. Jh. "importiert", so daß beide Formen (Schwertleite und Ritterschlag) im 13. und 14. Jh. wahrscheinlich - von Region zu Region verschieden - nebeneinander existierten.
 
Hi,

Also der zu "schlagende" Ritter kam in voller Montur zum König o.ä. und kniete nieder, er wurde mit em Schwert angetippt auf den Schultern. Wurde irgendetwas gesprochen, wenn ja von wem und musste der Ritter dabei immernoch seine Hände in die des Königs legen.

Es geht mir hier vorallem um den richtigen Wortlaut bei Ritterschlag und Lehnseid,da ich wert auf Geschichtliche Korrektheit lege.
 
Eigentlich sollte ich längst schlafen, denn ich muß um 8.30 Uhr wieder raus und habe dann einen sehr hektischen Tag vor mir.
Aber jetzt ist es eh spät geworden, also will ich noch etwas dazu schreiben...

Ruhm und Ehre schrieb:
Also der zu "schlagende" Ritter kam in voller Montur zum König o.ä. und kniete nieder, er wurde mit em Schwert angetippt auf den Schultern.

Kann man so sagen, ja.
Du solltest ihn in Deiner Geschichte aber trotzdem noch vor dem Anlegen von Waffen und Rüstung beten und beichten lassen bzw. das zumindest erwähnen...

Ruhm und Ehre schrieb:
Wurde irgendetwas gesprochen, wenn ja von wem und musste der Ritter dabei immernoch seine Hände in die des Königs legen.

Das mit den Händen gehörte in die frühere Zeit (Schwertleite), also nein.
Gesprochen wurde sicherlich, denn schließlich wurde der zukünftige Ritter von seinem König (ja, genau von dem - s. Ligische Treue in England und Frankreich) gefragt, ob er
- von edler Geburt (also adliger Herkunft) sei
- getaufter Christ sei (sollte klar sein)
- gewillt sei, seinem Herrn (dem König) zu dienen und zu folgen, wenn dieser es ihm befiehlt (auch klar)
- bereit sei, der Kirche zu dienen (denn ein Bischof oder ein Legat dürfte auch anwesend sein)
- den Frauen zu dienen bereit sei (was sich aufs höfische Leben bezieht)
- bereit sei zu Erbarmen und Milde gegenüber Armen, Kranken, Schwachen und Bedrängten
Ich hoffe mal, ich habe hier nichts vergessen...
Es dürfte klar sein, daß der angehende Ritter dies alles bejahen respektive schwören mußte.
Daraufhin wird er durch das Antippen mit dem Schwert zum Ritter geschlagen.

Anm.: Vor den "Fragen" ist es möglich, daß der zu schlagende Ritter seinen Namen nennen mußte, aber das habe ich noch nirgendwo abgesichert gefunden.

Ruhm und Ehre schrieb:
Es geht mir hier vorallem um den richtigen Wortlaut bei Ritterschlag und Lehnseid,da ich wert auf Geschichtliche Korrektheit lege.

Löblicher Anspruch, aber wie ich weiter oben bereits schrieb, sind mir einheitliche Wortlaute nicht bekannt bzw. habe ich schon verschiedene Wortlaute gelesen.
Selbst zum Wortlaut der Aufnahmezeremonie bei den Ritterorden (die ja immerhin über die Jahrhunderte eine gewisse Vereinheitlichung entwickelten) gibt es verschiedene Fassungen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ruhm und Ehre schrieb:
Also der zu "schlagende" Ritter kam in voller Montur zum König o.ä. und kniete nieder, er wurde mit em Schwert angetippt auf den Schultern. Wurde irgendetwas gesprochen, wenn ja von wem und musste der Ritter dabei immernoch seine Hände in die des Königs legen.
So individuell lief das im 14. Jh. wohl nicht mehr ab. Ich habe gerade in dem schönen Buch "Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter." von Joachim Bumke nachgelesen. Er schreibt, dass seit der Mitte des 13. Jh. die "Massenpromotion" die Einzelpromotion verdrängte. Die erste Überlieferung stammt aus dem Jahr 1245, damals überreichte Herzog Friedrich II. von Österreich am St. Georgstag "144 vornehmen Jünglingen aus seinem Land bei Wien mit großem Pomp das Ritterschwert" (Continuatio Garstensis, S.597).

Von da an wurden immer häufiger anläßlich von Fürstenhochzeiten, im Rahmen von Krönungsfeierlichkeiten, auf Feldzügen oder vor bzw. nach der Schlacht solche Gruppenpromotionen veranstaltet.
Bumke: "Der Gruppenpromotion gehörte die Zukunft; Einzelpromotionen sind seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nicht mehr bezeugt."
Der fürstlichen Veranstalter konnte bei so einer Massenpromotion den Reichtum und die Macht seines Hauses vorführen: die neuen Ritter wurden mit kostbaren Kleidern und Waffen ausgerüstet und darüber hinaus manchmal noch reich beschenkt.

Dass dieses Phänomen nicht auf den deutschen Raum beschränkt war, zeigt der Bericht über die Schwertleite des englischen Thronfolgers Edward von Carnavon, die Pfingsten 1306 in London gefeiert wurde:
"Der König selber, Edward I., gürtete seinem Sohn nach der Messe das Schwert um, während der Earl von Lincoln und der Earl von Hereford, beides Verwandte des Königshauses, ihm die Sporen anlegten. Anschließend machte der Prinz seine dreihundert Schildgesellen, die die Nacht zuvor kniend in der Abteikirche von Westminster verbracht hatten, zu Rittern. Jeder erhielt eine Ausstattung, die aus den Waffen (Helm, Halsberg, Lanze, Schwert und Sporen) und aus Stoffen für die Festkleidung und für das rituelle Bett bestand. Es waren Stoffe für einen Mantel (cointesia), ein Oberkleid mit Pelzbesatz (roba), einen Pelzrock (pena), einen Überwurf (capa), eine Mütze (caputium)ein Leinenhemd und Strümpfe, außerdem Stoff für das Strohlager (matracium) und ein Steppkissen (culcitra)." (Bumke, S.339, zit. nach Bullock-Davis, Menestrellorum multitudo, Minstrels at a Royal Feast, 1978, S.XXIII).

Besonderen Eindruck machte es, wenn die Schwertdegen genauso gekleidet waren wie der Fürstensohn. So gab es bei der Schwertleite Wilhelms von Orlens sechzig Schildgesellen, "die mit großer Pracht dieselben Kleider trugen wie Wilhelm. Die Kleider verbreiteten einen herrlichen Glanz.Brokat, Seide, Baldekin, mit Hermelin gefüttert und mit Zobel schön abgesetzt, trug der edle Mann und alle seine Gesellen" (Bumke, S.340, Zit. nach R.v.Ems, Wilhelm von Orlens 5769-76).
 
Livia schrieb:
So individuell lief das im 14. Jh. wohl nicht mehr ab. Ich habe gerade in dem schönen Buch "Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter." von Joachim Bumke nachgelesen. Er schreibt, dass seit der Mitte des 13. Jh. die "Massenpromotion" die Einzelpromotion verdrängte. Die erste Überlieferung stammt aus dem Jahr 1245, damals überreichte Herzog Friedrich II. von Österreich am St. Georgstag "144 vornehmen Jünglingen aus seinem Land bei Wien mit großem Pomp das Ritterschwert" (Continuatio Garstensis, S.597).

Von da an wurden immer häufiger anläßlich von Fürstenhochzeiten, im Rahmen von Krönungsfeierlichkeiten, auf Feldzügen oder vor bzw. nach der Schlacht solche Gruppenpromotionen veranstaltet.
Bumke: "Der Gruppenpromotion gehörte die Zukunft; Einzelpromotionen sind seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nicht mehr bezeugt."

Danke, Livia - stimmt; ab dem 14. Jh. ist die althergebrachte Einzelpromotion durch die Massenpromotion abgelöst bzw. die Belege sprechen dafür; ich habe meinen bisherigen Fehler jetzt selbst bemerkt... :autsch:
Wahrscheinlich sollte ich an Tagen wie heute nicht mehr zu nächtlicher Stunde schreiben :grübel:
Wie dem auch sei, ich danke Dir vielmals für diese Richtigstellung :hoch:
 
Hallo Timo :winke:
ich sehe da keinen so großen Widerspruch. Auch wenn es eine Massenveranstaltung war, kann ich mir nicht vorstellen, dass auf Eidesleistungen u.ä. verzichtet wurde. Bei dem finanziellen Aufwand muss es auch eine ausgefeilte Zeremonie gegeben haben - und dass die Schwertdegen dabei nur stumme Statisten waren, kann ich mir nicht vorstellen.

Zumindest in der Literatur ging es im 14. Jh. auch ohne große Worte. So beschreibt Suchenwirt den Ritterschlag Herzog Albrechts III. von Österreich (im Jahr 1377) folgendermaßen: "Der Graf Hermann von Cilli zog das Schwert aus der Scheide und schwang es hoch in die Luft und sprach zu Herzog Albrecht:Besser Ritter als Knecht. Und schlug den ehrenvollen Schlag."
 
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