Detailfrage : Streitrösser

Treibsand

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Das Pferd als teuerster Ausrüstungsgegenstand der Ritterzeit musste
sicherlich mit dem Ausrüstungsgewicht auch stärker und grösser werden .

Ist da etwas über spezielle Zuchtanstrengungen bekannt ?
Und ab wann wurden Pferde beschlagen ?

In einem Roman las ich , mittelalterliche Streitrösser wurden nicht nur
gepanzert , sonden auch mitttels Stahlspitzen am Geschirr quasi bewaffnet.
Eine Kopfbewegung des Pferdes würde dann zu heftigen Verletzungen führen....
Ausserdem sollen sie trainiert worden sein , Fusssoldaten mit den Hufen zu
töten .
Was ist dazu bekannt und gibt es evtl. Abbildungen ?
 
Betreffend zum Horn bin ich skeptisch. Soweit ich weiß, war bei spätmittelalterlichen Pferderüstungen am Rosskopf manchmal ein Horn angebracht, das aber nur zur Zierde diente und dem eines Einhorns vom Aussehen nahekommen sollte.

Zum Austreten der Pferde habe ich auch schon etwas gelesen, allerdings war das ein zweischneidiges Schwert, da ein Pferd, das in der Schlacht wild austrat, genauso seinen Reiter abwerfen konnte.
Deshalb war man eher darauf bedacht die Schlachtrösser zu disziplinieren, damit sie beim zureiten auf die gegnerische Schlachtreihe nicht scheuten und im Kampf einfacher zu reiten waren.

Eine spätmittelalterliche Pferderüstung mit einem Horn am Rosskopf
http://www.schloss-braunfels.de/fileadmin/schloss-braunfels/website/media/impressionen/innen/09_Pferder%C3%BCstung.jpg
 
Und ab wann wurden Pferde beschlagen ?

Schau mal bei Hufeisen Geschichte Wikipedia :

Zahlreicher werden die Funde aufgenagelter Hufeisen erst seit dem frühen Mittelalter (um 600). [...] Viele Historiker datieren die Erfindung des genagelten Hufeisens ins frühe Mittelalter.

Ist da etwas über spezielle Zuchtanstrengungen bekannt?

Vielleicht hilft dir folgende Webseite weiter: (ausgestorbene) mittelalterliche Ritterpferde? | Mittelalter . Alternativ http://u01151612502.user.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/Schlachtross . Oder allgemein über den Begriff Schlachtross ? Wikipedia .
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Pferd als teuerster Ausrüstungsgegenstand der Ritterzeit musste
sicherlich mit dem Ausrüstungsgewicht auch stärker und grösser werden .

Ist da etwas über spezielle Zuchtanstrengungen bekannt ?
Und ab wann wurden Pferde beschlagen ?

In einem Roman las ich , mittelalterliche Streitrösser wurden nicht nur
gepanzert , sonden auch mitttels Stahlspitzen am Geschirr quasi bewaffnet.
Eine Kopfbewegung des Pferdes würde dann zu heftigen Verletzungen führen....
Ausserdem sollen sie trainiert worden sein , Fusssoldaten mit den Hufen zu
töten .
Was ist dazu bekannt und gibt es evtl. Abbildungen ?

Die Figuren die in der Spanischen Hofreitschule in Wien vorgeführt werden, entsprechen den Bewegungen eines Streitrosses, inklusive dem kontrollierten Austreten nach hinten und dem karakollieren um sich aus einer Gruppe Infanteristen zu lösen.

Im eigentlichen Mittelalter waren die Pferde mit gesteppten Überwurfen geschützt. Rüstungen für Pferde kamen erst in der frühen Neuzeit auf, zusammen mit den kompletten Plattenrüstungen. Stachel und ähnliches finden sich aber selten. Meistens nur ein kleines Horn, dass wohl kaum als Waffen dienen konnte.

Die Pferdeharnische dürften aber auch nicht so weit verbreitet gewesen sein, da kaum sich jemand eine solche leisten konnte, zuzüglich eines geeigneten Pferdes, die extrem kostspielig waren. Das war etwas für Könige und Fürsten.

Selbstverständlich wurden auch Pferde gezüchtet die stark genug waren einen Ritter in voller Montur zu tragen.

Anbei eine Darstellung aus dem hohen Mittelalter mit den damals üblichen Pferdeschutz und daneben die Rüstung die Karl I. in der Schlacht bei Mühlberg trug. Das ist schon in der Renaissance.
 

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Bist du sicher, dass die entsprechenden Figuren der span. Hofreitschule von denen mittelalterlicher Schlachtrösser abstammen ?
Das was ich bis jetzt über Kriegspferde gelesen habe vermittelte mir, dass es schon schwer genug war diese Pferde in der Schlacht zu disziplinieren.Dann noch den Pferden anzutrainieren kontrolliert in der Schlacht auszutreten und nicht in wildes Gestampfe auszubrechen scheint mir reichlich kompliziert.
 
Zu den Schlachtrössern folgender Hinweis.
1285 wurde in den Statuten von Winchester festgelgt, dass ein Mann mit Landbesitz von über 40 Pfund Wert als Ritter im königlichen Aufgebot zu dienen hätte (die Engländer sahen es mit dem Rittertum etwas pragmatischer). Ein Ritter hatte ein Schlachtross, einen sog. Destrier, oft aus Frankreich importiert.
Die Pferdeverluste stellten die Ritter dann der krone (nach "indentur"system) in rechnung, die "Scrutage Rolls" und "Close Rolls" geben darüber Auskunft. Danach kostete das Reitpferd eines Dieners oder leichten Kavalleristen 4 Pfund. Das Schlachtross des Earls of Gloucester hatte einen Wert von 30 Pfund, das Ross von Sir Henry Grey of Codnor den exorbitanten Wert von 50 Pfund (Close Rolls vom 4. März 1315).
 
Bist du sicher, dass die entsprechenden Figuren der span. Hofreitschule von denen mittelalterlicher Schlachtrösser abstammen ?
Das was ich bis jetzt über Kriegspferde gelesen habe vermittelte mir, dass es schon schwer genug war diese Pferde in der Schlacht zu disziplinieren.Dann noch den Pferden anzutrainieren kontrolliert in der Schlacht auszutreten und nicht in wildes Gestampfe auszubrechen scheint mir reichlich kompliziert.

Die Wiener Hofreitschule gibt es offiziell seit 1565, hatte aber vermutlich schon einen Vorläufer. Ob die Figuren schon damals üblich waren oder sich erst später herausgebildet haben, kann ich dir nicht versichern, es sind aber eindeutig einige dabei die den Kampf dienten. Wie Gunny schon schrieb, kostete ein Schlachtross damals ein Vermögen und das hatte seine Gründe.

Ich weiss zudem nicht, was dich daran wundert. Wenn man heute Polizeipferde dazu trainieren kann bei Knallern und Feuer nicht in Panik zu geraten und Kavalleriepferde der Neuzeit sogar dazu gebracht wurden sich auf Befehl hinzulegen und als Barrikade zu dienen, warum hätte man im Mittelalter, als man viel abhängiger von den Tieren war als heute, nicht genau so gut mit Ihnen umgehen können?
 
Ich danke euch zunächst mal für die Info`s !

Ich weiss nicht , ob die Darstellung der Pferde , die nach meinem
bescheidenen Wissen Pferde des sog. " Kaltblüter "-Typs sind ,
Ursprünge in der Ritterzeit und den dortigen Anforderungen haben .

Sicher , Kaltblüter sind starke Tiere und wurden zum Ackern , Holzrücken ,
für schwere Transporte ( zb. Kohlen, Bierwagen ) eingesetzt.

Sicher könnten die ohne weiteres einen Ritter + Rüstung tragen -
es ist nur etwas schwierig , die Tiere zu reiten - deren Rücken ist
sehr breit - aber vllt. kann der Sattel da abhelfen.

Schnell und wendig sind diese Tiere allerdings nicht - im Vergleich
zu heutigen Reitpferden - aber es mag ja damals ausreichend gewesen sein.

Zur Ausbildung ist wie Bdaian schrieb , vieles möglich - also sogar
Ausschlagen mit dem Kopf oder kontrolliertes Austreten gegen Fremde -
Hengste könnten das vllt. sogar als fast natürliches Rangkampfverhalten
ausführen ?
Pferde beissen auch nicht schlecht ...ich hab da eine Narbe ;)

Die Hufeisenfrage ist geklärt ! Danke !
 
Zur Ausbildung ist wie Bdaian schrieb , vieles möglich - also sogar Ausschlagen mit dem Kopf oder kontrolliertes Austreten gegen Fremde - Hengste könnten das vllt. sogar als fast natürliches Rangkampfverhalten ausführen ?
Pferde beissen auch nicht schlecht ...ich hab da eine Narbe ;)

Ich bezweifel allerdings stark, dass sich beim natürlichen Rangkampfverhalten ein Reiter halten kann. Ich kann so etwas täglich beobachten und kann es mir zumindest nicht vorstellen.
 
Es war ja auch fast natürliches Rangkampfverhalten ;-)
Aber , was Temperament, Wehrhaftigkeit und Wendigkeit angeht ......
Man täuscht sich in den Pferden oft gewaltig.
Die sind zwar nicht so schnell wie Volblüter, aber wesentlich griffiger und setzen ihre Fähigkeiten überlegter ein. Kaltblüter sind oft erstaunlich kaltblütig, wenn es darum geht mit z.B. hetzenden Hunden etc um zu gehen.
 
Zur Ausbildung ist wie Bdaian schrieb , vieles möglich - also sogar
Ausschlagen mit dem Kopf oder kontrolliertes Austreten gegen Fremde -
Hengste könnten das vllt. sogar als fast natürliches Rangkampfverhalten
ausführen ?
Pferde beissen auch nicht schlecht ...ich hab da eine Narbe ;)

Die Hufeisenfrage ist geklärt ! Danke !
Wobei die Frage ist, ob ein Pferd mit seinen natürlichen Waffen in einem Mob aus waffenstarrenden und gepanzerten Soldaten überhaupt was ausrichten kann. Ich denke eher, dass das ganze Ausschlagen und Treten wohl eher dazu diente, dem Reiter "Luft" zu verschaffen um nicht von allen Seiten eingekreist zu werden.
 
In den Ausbildungsvorschriften für mit Tragtieren ausgerüstete Militäreinheiten, etwa Nachschub oder leichte Feldartillerie der Gebirgsjäger wird ganz ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man sich einem Maultier niemals von hinten nähern sollte.
 
Na ja, ich hatte halt die Meinung vom verängstigten Fluchttier, was in die Schlacht hineingezogen wird, da aber eigentlich gar nicht hinwill und durch bestimmte Maßnahmen so weit diszipliniert wird, dass es sich in der Schlacht einigermaßen reiten lässt...
Aber apropro Fluchtier wir hatten im Forum ja vor kurzem einen Thread über den Einsatz von Kamelreiterei und der abschließenden Flucht von Pferden aufgrund des Geruchs.
Kleine (etwas komische) Frage: Sind eigentlich Armeen jemals auf die Idee gekommen Duftstoffe zu nutzen um Reiterei abzuschrecken ?
 
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