Die Kreuzfahrerpersönlichkeiten

JcL1987

Neues Mitglied
Hallo,

ich wollte einfach mal einen Thread eröffnen in dem die für die Kreuzzüge maßgeblichen Personen vorgestellt werden. Ich denke dabei an die Teilnehmer aller Kreuzzüge und die wichtigen Persönlichkeiten der Kreuzfahrerstaaten.

Ich werde in Kürze auch jemanden vorstellen.

Viele Grüße

Johannes Leidel
 
Vorstellung

Also ich würde demnächst gerne zuerst Tankred vorstellen, der als Vetter Bohemunds von Tarent teilnahm.
 
JcL1987 schrieb:
Also ich würde demnächst gerne zuerst Tankred vorstellen, der als Vetter Bohemunds von Tarent teilnahm.

Vielen Dank für die Information :)

Ohne päpstlicher als der Papst sein zu wollen, möchte ich diesbezüglich aber vornweg noch das Verwandtschaftsverhältnis geraderücken: Tankred war nicht Vetter, sondern Neffe des Bohemund von Tarent (Boemund di Taranto)... ;)

Aber fang doch abgesehen davon einfach mal an; wenn wir anderen auch mitmachen dürfen, dann würde ich mich danach dann seinem Onkel, also Boemund, widmen... :fs:
 
Tut mir Leid, danke für den Hinweis, da ist mir wohl ein kleiner Fehler unterlaufen. Selbstverständlich war Tankred Bohemunds Neffe.
 
JcL1987 schrieb:
Tut mir Leid, danke für den Hinweis, da ist mir wohl ein kleiner Fehler unterlaufen. Selbstverständlich war Tankred Bohemunds Neffe.

Da kommt doch Bewegung in den Thread! Ich beobachte diesen Thread auch, vielleicht aus anderen Beweggründen als timotheus, aber er hat meine Aufmerksamkeit erregt.

Was ein grüner doch so alles bewirkt! :pfeif:
 
Wie habt Ihr Euch das vorgestellt? Schreiben wir kleine Kurzbiographien oder tabelarische Vitas?
Ich stell´ mir das dann als einen ziemlich guten Tread vor... die Idee ist es schon mal...
:yes:
 
Also ich dachte eher an eine Vorstellung mit Hilfe einer Kurzbiographie. Hast du denn auch Interesse jemanden vorzustellen? Es sind bis auf Tankred von Tiberias und Bohemund von Tarent noch alle frei :)
 
Sind Kreuzfahrerpersönlichkeiten dann nur die Heerführer? Friedrich II. ist der auch nach der Definition ein Kreuzfahrer? Sicherlich ja. Wie sieht es mit den Geistlichen aus, welche dabei waren?
 
JcL1987 schrieb:
Also ich dachte eher an eine Vorstellung mit Hilfe einer Kurzbiographie. Hast du denn auch Interesse jemanden vorzustellen? Es sind bis auf Tankred von Tiberias und Bohemund von Tarent noch alle frei :)

Ich nehm mir heute Abend ein Buch mit zum Nachtdienst und werd mal ein wenig schmökern. Mal sehen, vielleicht hab ich morgen jemanden zum Vorstellen...

Könnte mir vorstellen, dass es genauso spannend wäre, die islamischen oder mogolischen Heerführer und Persönlichkeiten vorzustellen oder den Kreuzfahrern gegenüberzustellen. Aber das müßtest Du entscheiden, da Du ja den Tread auch geöffnet hast. Also hier meine Vorwegfrage:
Soll sich der Tread nur mit Kreuzfahrern beschäftigen oder mit allen Parteien der Kreuzzüge?

PS: Ich hätte nämlich Lust, die anderen Seiten ein wenig zu beleuchten...
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, es steht euch natürlich frei, auch Persönlichkeiten der islamischen Welt vorzustellen. Es kann also jeder vorgestellt werden, vorausgesetzt er/sie hatte mit den Kreuzzügen zu tun.
 
JcL1987 schrieb:
Nein, es steht euch natürlich frei, auch Persönlichkeiten der islamischen Welt vorzustellen. Es kann also jeder vorgestellt werden, vorausgesetzt er/sie hatte mit den Kreuzzügen zu tun.

Das finde ich fein... dann schau ich mal, was sich machen läßt, so in einer Nacht auf der Arbeit...
 
Tankred von Tiberias

Tankred von Tiberias, Tankred von Tarent

Herkunft:

Tankred war ein Angehöriger der normannischen Dynastie Hauteville. Seine Mutter Emma von Hauteville war die Tochter Robert Guiskards.

Beteiligung am Kreuzzug:

Tankred folgte seinem Onkel Bohemund von Tarent, einem der Führer des ersten Kreuzzuges, auf seinem Weg ins Heilige Land. Bei der Ankunft in Konstantinopel wurde er, genau wie die anderen Kreuzfahrerfürsten, genötigt, einen Eid über die Rückgabe der eroberten Gebiete an den byzantinischen Kaiser Alexios I. zu leisten.
Nachdem er jedoch die Eidesleistung verweigerte setzte er heimlich über den Bosporus um sich der Belagerung Nikäas anzuschließen. Nach der Übergabe der Stadt an die Byzantiner versuchte Kaiser Alexios die Kreuzfahrer für die entgangene Plünderung zu entschädigen und beschenkte sie reich, verlangte allerdings von denen, die den Eid noch nicht geschworen hatten, dies nachzuholen. Tankred forderte im Gegensatz zur Eidesleistung soviel Gold wie das Zelt aufnehmen würde und noch dazu das, was allen anderen Kreuzfahrern zusammen geschenkt worden war. Als er daraufhin das Zelt verlassen sollte, griff er Alexios’ Schwager tätlich an. Später entschuldigte er sich für sein Verhalten und leistete den Eid widerspruchslos.
Während des Zuges durch Kleinasien machte er sich zusammen mit Balduin von Boulogne nach Kilikien auf, wo er gezwungen ist, die eroberte Stadt Tarsos an Balduin zu übergeben. Tankreds Maßlosigkeit und Geldgier, die er bei der Zusammenkunft mit Alexios an den Tag legte, weicht hier jedoch erstaunlicherweise christlicher Nächstenliebe:

" Graf Balduin, ein verdienstvoller Mann - was zu seiner Ehre gesagt werden muß - , brachte weitere Einwände vor und haderte mit Tankred, zu dem er sprach: "Laßt uns die Stadt gemeinsam betreten und ausplündern, und wer von uns am meisten fassen kann, der soll es behalten, und egal wer das meiste zu erbeuten imstande ist, der möge es erbeuten." Der höchst edle Tankred antwortete: "Nichts steht mir ferner. Ich habe nicht die Absicht, Christen auszurauben. Die Menschen dieser Stadt haben mich auserwählt, und sie wollen, daß ich ihr Herr sei."

Während der Belagerung der Stadt Antiochia im Jahr 1097/1098 befehligte Tankred ein Kastell, das ihm zu Ehren „Tankredsturm“ genannt wurde. Nach der Eroberung Antiochias blieb sein Onkel Bohemund dort und nahm den Titel eines Fürsten von Antiochia an. Die anderen Kreuzfahrer und Tankred beschlossen also den Weitermarsch nach Jerusalem.
Über Tankreds Einstellung zum Kreuzzug berichtet uns der anonyme Autor der Gesta Francorum:

Tankred jedoch schwor und gelobte, daß er sich weder von dieser Schlacht noch vom Marsch nach Jerusalem abkehren würde, solange ihm noch vierzig Ritter folgten. Als die Christen von diesem Eid erfuhren, waren sie beträchtlich ermutigt“

Tankred erreicht mit den anderen Kreuzfahrern am 7. Juni 1099 die Heilige Stadt Jerusalem. Die Bemühungen des Kreuzheeres werden erst nach fünfwöchiger Belagerung honoriert. Tankred gelingt es, sich über die nun unbewachte, sechs Tage alte Bresche Eintritt in die Stadt zu verschaffen. Er machte sich nun mit seinem Gefolge auf den Weg zum Felsendom, wo er große Reichtümer vermutet. Fulcher von Chartres berichtet über die Plünderung:

„Und auch Tankred stürmte in den Tempel des Herrn und riß eine Menge Goldes und Silbers an sich und viele Edelsteine. Aber er erstattete diese zurück, indem er sie oder etwas Gleichwertiges zurück an die heiligen Stätten brachte, trotz der Tatsache, daß zu jener Zeit keine Gottesdienste mehr dort abgehalten wurden“

Tankred ist in der Folge darüber erzürnt, dass einige Kreuzritter die auf dem Tempeldach gefangenen Sarazenen niedermachten, denen er sein Banner zum Schutz übersandt hatte.

Als Tankred durch Galiläa zog und dabei die Araber vertrieben hatte, begründete er das Fürstentum Galiläa. Fortan war er als Tankred von Tiberias bekannt. Das Fürstentum gab er jedoch in die Obhut König Balduin I. von Jerusalem als er herbeigerufen wurde, um für Bohemund, der 1100 in seldschukische Gefangenschaft geraten war, die Regentschaft Antiochias zu versehen. Ab 1104 war Tankred auch noch Regent der Grafschaft Edessa.

Im Jahr 1112 starb Tankred von Tiberias schließlich an Typhus. Durch seine umsichtige Regentschaft war es ihm möglich gewesen, das Fürstentum Antiochia bedeutend zu erweitern.
 
Bohemund von Tarent (Boemund di Taranto)

Bohemund von Tarent
Boemund di Taranto
Boemund I. de Hauteville
Bohemund I. von Antiochia
Boemund I. de Antioche

Herkunft: Ältester Sohn des Herzogs Robert Guiscard von Apulien aus dem Hause Hauteville aus seiner 1. Ehe mit der Alberada

* 1050/58, + Apulien 07.03.1111

"Sein Anblick erweckte Bewunderung und sein Ruf Schrecken", sagt die byzantinische Geschichtsschreiberin Anna Komnena über ihn: Bohemund, der Sohn des Normannenherzogs Robert Guiscard, der sich ein Reich in Süditalien geschaffen hatte, war - jedenfalls nach der Beschreibung der byzantinischen Kaisertochter - ein Bild von einem Mann, ein Modellathlet, schön wie Apoll, daneben hochintelligent, verschlagen und gewalttätig.

Als einer der Führer des Ersten Kreuzzugs kam er Anfang April 1097 in Konstantinopel an.
Die Byzantiner kannten ihn bereits als Kriegsgegner; er hatte an den Kämpfen seines seines Vaters in Griechenland 1081/85 teilgenommen.
Aber Bohemund zeigte sich von seiner gewinnendsten Seite und ließ sich auch herbei, Kaiser Alexios den Lehnseid zu schwören, der die Kreuzfahrer dazu verpflichtete, alle ehemals byzantinischen Territorien, die sie eroberten, an den Kaiser zurückzugeben. Das sollte aber, wenigstens soweit es Bohemund betraf, reines Lippenbekenntnis bleiben.

Denn als die Kreuzfahrer Antiochia eroberten, machte er sich zum Herrn der Stadt, die eigentlich dem Kaiser in Konstantinopel hätte zurückerstattet werden müssen.
Auf dem Zug dorthin zeigte er sich übrigens als hervorragender Feldherr, so bei Doryläon 1097.
Während der Belagerung von Antiochia wußte er sich in die Rolle des Oberbefehlshabers hineinzuspielen; zum Fall der Stadt trug dann wesentlich ein von ihm angestifteter Verrat in ihren Mauern bei.
Außerdem vermehrte er die Liste christlicher Greuel noch um eine besonders ausgesuchte Schandtat: er ließ aufgegriffene muslimische Spione auf Spieße stecken und über kleinem Feuer garbraten.

Nachdem er sein Fürstentum hatte, war ihm der Kreuzzug gleichgültig; am Marsch auf Jerusalem und an der Gründung des Königreichs nahm er nicht teil.

Im August 1100 geriet er während eines Grenzkriegs mit den türkischen (seldschukischen - Anm. von mir) Nachbarn in einen Hinterhalt; seine Mannschaft, rund 120 Ritter und 1000 Mann Fußvolk, wurde niedergemetzelt, er selbst gefangengenommen.
Dies bedeutete eine erhebliche Schwächung der normannischen Kreuzzugspartei, zumal ihm auch einige die Krone Jerusalems zu übertragen beabsichtigten.
König Balduin I. kaufte ihn drei Jahre später frei.

Danach zog Bohemund sogleich wieder gegen die Türken (Seldschuken - Anm. von mir), mußte sich bald aber auch der Byzantiner erwehren, die ihren Anspruch auf Antiochia keineswegs aufgegeben hatten.
1104 übergab er die Regentschaft an seinen Neffen Tankred und segelte nach Italien, um Hilfskräfte anzuwerben.

Er eröffnete in Albanien einen Privatkrieg gegen Byzanz, der 1108 mit einer totalen Niederlage endete.
Durch diesen unsinnigen Feldzug zerstörte er letztendlich selbst sein eigenes Lebenswerk.

Im Osten ließ sich Bohemund danach nicht mehr sehen; er blieb auf seinen Besitzungen in Apulien, wo er auch starb; ein verbitterter kleiner Potentat, nur noch ein Schatten seiner selbst.

Eine Historikerbewertung sagt über ihn: "Die Maßlosigkeit seines Ehrgeizes brachte ihn zu Fall."



Zitiert aus Reinhard Barth "Taschenlexikon Kreuzzüge" - Piper Verlag GmbH, München 1999 mit Ergänzungen im Text nach http://www.genealogie-mittelalter.d...111/bohemund_1_fuerst_von_antiochia_1111.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Hülägü, Ilkhan von Persien, mongolische Schreibweise
Hulagu, islamische Schreibweise

* um 1217 in der Steppe der Mongolai
reg. das Ilkhanat von 1256-1265
+ 8. Februar 1265 in Maraghe im heutigen Aserbeidschan

Abstammung: Enkel von Tschinggis Khans und Sohn von Ögödai; Drei Brüder, die bekanntesten sind wohl Möngke Khan und Khubilai Khan


Hülägü wurde von seinem Bruder Möngke Khan gegen Westen ausgesandt, dennn die Yasa, das Gesetz ihres Großvaters Tschinggis Khan, besagte, dass sich die Großkhane die Welt Untertan machen sollten, ganz einem Chakravatin, einem buddhistischen Weltherrscher gleich. Hülägüs Reich sollte auf seinem Höhepunkt die Gebiete von Pakistan, Afghanistan, Iran und Irak, Jordanien, dem Norden Syriens, der Osttürkei, Armenien, Georgien und Aserbeidschan umfassen und eines der größten Reiche werden, die ein Mongole jemals erobert hatte.

Eine diplomatische Kriegshandlung war sein erster Auftakt zum Ilkhan, was soviel wie Friedensfürst oder Friedensherrscher heißt - sein Bruder wollte, dass er die Assassnien-Sekte, der schon mehrere direkte Verwandte der mongolischen Führungsriege getötet hatten, leqidierte. Am 19. November 1256 eroberte er die letzte, der drei übrigen, Festungen, Alamut. Die dortige Bibliothek wurde vor ihrer Zerstörung nach brauchbarem durchforstet und anschließend in Brand gesteckt. Im gleichen Jahr ging in Medina die große Bibliothek in Flammen auf, sodass viele ismalische Kostbarkeiten für immer verloren ging. Der Großmeister der Assassinen wurde getötet und die Festungsinsassen grausam hingemetzelt. Doch damit war nicht Schluss. Hülägü zog weiter...

Am 5. Februar 1258 eroberte er Bagdad und lies es, bis auf das christliche Viertel niederbrennen und plündern. Obwohl der Abbasiden-Kalif al-Mutassim, der 37. seiner Dynastie, sich ergab und um Gnade flehte, wurde er wenige Tage nach Einnahme Bagdads durch den Erstickungstod hingerichtet. Die islamischen Quellen berichten von mehr als 80.000 Toten, die einen grausamen Tod fanden.
Überall wo die Mongolen auftauchten, wurde Grausames über ihre Eroberungen und ihre Herrschaft berichtet, sodass der Großteil der Bevölkerung den Mamelukken in Ägypten zugetan war, denn sie waren die letzte Hoffnung des Islam. Hülägü lies das nestorianische Christentum fördern. Überall genoßen die Christen seinen Schutz, jedoch die Moscheen wurden abgerissen, die großen eroberten Zentren nach der Plünderung geschleift. Sympatien für das Christentum kann man ihm nicht unterstellen, war er eher dem Schamanismus und dem Buddhismus, den alten Traditionen seinen Familie verbunden. Einen großen Einfluss hatten Christen jedoch auf ihn in seiner Familie - seine Mutter, seine Lieblingsfrau und mehrere Berater in seinem direkten Umfeld waren Nestorianer.

Am 24. Januar 1260 eroberten die Mongolen Aleppo, doch zum Entsetzen ritten dort die Verbündeten Hülägüs ein - König Hethum von Armenien und Bohemund von Antiochia, die sich beide auf die Seite der Mongolen geschlagen hatten. Die Christen waren sich einigermaßen einig, dass das harte Vorgehen Hülägüs gegen die Muslime und den Islam einer heiligen Sache gleichkommt, einem Kreuzzug und man ihn deshalb unterstützen müsse. Lediglich die Franken in Akko zeigten eine Neutralitätshaltung und erkannten nicht die Oberhoheit des Ilkhans an. Sie verbündeten sich am Ende mit den Mamelukken und liesen sie durch ihr Gebiet ziehen, um die Mongolen zu bekämpfen. Weitere kleinere syrische Könige, die ayyubidischen Könige standen an der Seite Hülägüs. Bohemund von Antiochia hatte sich von Hülägü das Gebiet Latakia verlehen lassen und dafür den lateinischen Patriarchen von Antiochia kurzerhand durch einen griechischen ersetzt - Euthymios. Diese Handlung war in den Augen der Franken eine Schande und eine Gotteslästerung.

Hülägü kann man als gespaltene Persönlichkeit bezeichnen. Er lies zerstören und förderte gleichzeitig - obwohl er rigeros gegen den Islam vorging und alle politischen Gesinnungen sofort unterdrückte, die ihm gefährlich werden konnten, suchte er die Nähe von muslimischen Gelehrten, Dichtern und Denkern. Er lies in Maraghe ein Sternenobservatorium bauen und förderte besonders die Wissenschaften wie Alchemie und Philosophie, die ihn zeitlebens interessierte.
Als sein Bruder Khubilai Khan sich zum Großkhan aufschwang, unterstützte er offizell das Todesurteil gegen ihn, lies aber inoffizell Münzen mit dessen Abbild prägen.
Die asiatischen Christen verehrten ihn als neuen Kaiser Konstantin.

Hülägü lies eine Gesandtschaft nach Ägypten schicken und dort den Sultan auffordern, sich der Oberherrschaft der Mongolen zu überantworten. Die Mamelukken antworteten, indem sie die Gesandtschaft töteten und es auf offene Kriegshandlungen ankommen lies. Zwei entscheidende Schlachten brachten den Mongolen die entscheidende Niederlage - 3. September 1260 verloren sie die Schlacht bei ´Ain Dschalut (Brunnen des Golith) in Paläsina. Die mongolische Expansion stoppte endgültig mit der Niederlage bei Hims in Syrien.
Damaskus wurde am 2. September 1260 von den Mamelukken zurückerobert und damit fielen Syrien und Jordanien an endgültig in muslimische Hand. Vorher brach in der Stadt ein Volksaufstand mit Barrikaden aus, die von mongolischer Seite blutig zerschlagen wurde. Dies zeigt aber, dass die Bevölkerung nicht mehr bereit war, sich der Terrorherrschaft Hülägüs zu beugen.

Fraglich ist jedoch was gewesen wäre, wenn Hülägü nicht einen Großteil seiner Truppen hätte aus dem Vorderen Orient hätte zurückziehen müssen. Erbstreitigkeiten hatten ihn 1260 gezwungen, einen Großteil seiner Truppen nach Asien zu verlegen und das hatte empfindlich zur Niederlage gegen die Mamelukken beigetragen. Trotzdem muss man erwähnen, dass ohne die Hilfe seiner Verbündeten und den georgischen Reitern und chinesischen Bogenschützen, es ihm nicht gelungen wäre, innerhalb so kurzer Zeit, Vorderasien zu erobern. Die Niederlage Hülägüs war auch gleichzeitig die Niederlage der christlichen Kreuzfahrer, die noch im heiligen Land verblieben waren, in Akko. Sie wurden wenige Jahre später von den Mamelukken überrand, obwohl sie ihnen geholfen hatten, die Mongolen zu vertreiben.

Nachdem Hülägü 1265 gestorben war, übernahm sein Sohn Abakha die Herrschaft über das Ilkhanat und regierte bis 1282. Unter ihm gingen weitere Gebiete verloren. Abakha lies die Hauptstadt nach Maraghe nach Täbris verlegen.
 
Weil ich gerade noch darüber "gestolpert" bin...

El Quijote schrieb:
Hier im Übrigen vier von Thimo vorgestellte Personen, die irgendwie typisch für ihre Zeit sind: http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=106519&postcount=3

Es gibt noch eine Kreuzfahrerpersönlichkeit, welche vor kurzem bereits hier im Forum ausführlich vorgestellt wurde: http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=11754

Aber ich bin schon still und warte auf weitere Beiträge bzw. Vorstellungen...
 
Gerard de Rideford

Gerard de Ridefort (Gerard de Rideford)

Geboren um 1141 in Flandern und gefallen am 1. oder 4. Oktober 1189 in einem Gefecht vor Acre.

1184- 1189 Großmeister des Ordens der Tempelritter

1184- 1188 wird ihm die Großmeisterwürde der Prieure de Sion nachgesagt. (für die die daran glauben)

Gerard ist wohl eine der unglücklichsten und mit am schärfsten kritisierten Figuren dieser Zeit gewesen.
Er kam als als einfacher Ritter im Zuge eines Kontingents aus Flandern nach dem zweiten Kreuzzug, wahrscheinlich um 1170 ins Königreich Jerusalem. Ob religiöser Eifer, Abenteuerlust oder einfach die Aussicht auf ein besseres Leben ihn trieben, darüber kann heute nur spekuliert werden.
Er trat dort recht bald in den Dienst des Grafen von Tripolis, Raimund III. Hier nahm nun die unglückliche Geschichte des Gerard de Rideford ihren Verlauf und erinnert etwas an die Kitschgeschiten aus Taschenromanen.
Raimund III. hatte ihm die Hand der Lucia von Botron versprochen deren Mann, William Dorel 1179/80 verstorben war. Gerard hoffte dadurch zu Land und Einfluss zu gelangen. Dieses Versprechen erfüllter Raimund jedoch nicht, sonder verkaufte Lucia (die er tatsächlich in Gold „aufwiegen“ ließ. 140 Pfund so sagt man) an einen reichen Pisaner aus Tripolis.
Noch im selben Jahr verließ de Ridefort daraufhin des Grafen Gefolgschaft, ihm in ewiger Ablehnung verbunden, und trat in die Dienste des Königs Balduins IV. Schon 1180 wurde er dessen Marschall.
Wann genau Gerard in den Templerorden eintrat ist nicht verbürgt, nur das es ebenfalls um die Zeit gewesen sein muss. Hier setzte sich seine Karriere schnell und erfolgreich fort, indem er schon 1183 zum Seneschall aufstieg. Zum erstaunen ganz Jerusalems und besonders des eingesessenen Adels wurde Gerard Ende des Jahres 1184 zum Nachfolger des verstorbenen Arnaud de Toroge gewählt.
Der Aufstieg des de Ridefort ging Hand in Hand mit dem Abstieg des siechenden Königreiches Jerusalem. Schon im Folgejahr verstarb der „Lepra König“ Balduin IV. Der erbitterte Kampf um seine Nachfolge begann. Gerard setzte sich hier ganz offen für Guy de Lusignan ein, den Ehemann von Balduins Schwester Sybill. Und gegen Raimund III. „This repays for the marriage of Botrun!” soll der Großmeister gesagt haben. Gerard ging erstmal als Sieger aus dieser Fehde hervor, denn im Juli 1186 schließlich wurde tatsächlich Guy de Lusignan gekrönt. Es scheint als sei der neue König ein leicht beeinflussbarer Mann gewesen, jemand der nur allzu gern den Rat anderer annahm. Wieviele der kommenden Entscheidungen allerdings tatsächlich von anderen oder sogar maßgeblich von de Ridefort getroffen und vom König nur umgesetzt wurden wird sich wohl nie ganz ergründen lassen. Indizien sprechen allerdings für einen starken Einfluss des Templers. So zum Beispiel die Tatsache das der mit ihm verbündete Hitzkopf Renaud de Châtillon für seine Einfälle auf islamischen Territorium besonders den Angriff auf eine Handelskarawane nicht vom neuen König bestraft wurde, obwohl Saladin ganz offen mit Krieg drohte. Und diese Drohung dann auch wahrmachte.

Hier tut sich nun ein neues Kapitel in der Auseinandersetzung zwischen Gerard und Raimund III. auf. Um seinen Vergeltungsschlag zu führen musste Saladin durch das Territorium Raimunds marschieren, mit dem er einen Friedensvertrag hatte und der Lusignan als neuen König nicht anerkannte. Trotzdem scheute Raimund augenscheinlich den offenen „Verrat“ an den christlichen „Brüdern“ indem er sich offen mit Saladin gegen den neuen König verbündete. Er wählte einen für Gerard ungewollt verhängnisvollen Mittelweg. Saladins Truppen unter Führung von seinem Sohn Al-Afdal konnten zwar ungehindert passieren, allerdings ließ Raimund die christlichen Festungen warnen. Als de Ridefort davon erfuhr bezichtigte er Raimund umgehend des Verrats und stellte mit Roger de Moulins in aller Eile eine 90-150 Mann starke Truppe aus königlichen- und Tempelrittern zusammen mit denen er Al-Afdal engegentreten wollte. Am 1. Mai 1187 trafen sie auf die rund 700 Mann starken Moslems (es gibt auch Quellen die von bis zu 7000 sprechen)und wurden verheerenden geschlagen. Nur drei Ritter überlebten. Unter ihnen auch Gerard de Rideford.

Raimund III. erkannte nun als Konsequenz dieses Desasters Guy als König an. Und so fochten von diesem Zeitpunkt an de Ridefort und Raimund auf einer Seite. Mehr oder weniger zumindest.
Saladin indes stellte eine gewaltige Armee auf , griff Tiberius an und nahm es bis auf die Zitadelle in der sich auch die Familie Raimunds verschanzte im Sturm.
Als Gerard davon erfuhr sprach er sich wehement für einen massiven Schlag zur Befreiung Tiberias aus, bemerkenswerter weise anscheinend gegen die Meinung Raimunds der von einem solchen Angriff abzuraten schien. Auch diese Auseinandersetzung entschied der Großmeister für sich und die Christen stellten eine vereinigtes Heer aus ungefähr 30000 Mann auf. Wassermangel, eine enorme Hitzewelle und taktische Fehlentscheidungen führen zur völligen Vernichtung dieser Armee bei den „Hörnern von Hattin“. Alle Templer und Hospitalier starben in der Schlacht oder wurden als Gefangene geköpft. Ausser einem:

Gerard de Rideford.

Auch Guy de Lusignan überlebte. Raimund III. soll geflohen und bald danach in Tripolis gestorben sein.

Nun folgte das was de Ridefort den zweifelhaften Ruf den er heute hat einbrachte.
Entgegen den Regeln des Ordens die einen Freikauf von Gefangenen strikt untersagten befahl Gerard es den seinen. Er und König Guido wurden im September 1187 gegen die Festungen Gaza, Toron de Chevalier, Beth Gilbelin und Askalon ausgetauscht.

Kaum in Freiheit machten sich der Großmeister und der König an die Pläne zur Wiedereroberung Acres. Vor allem sollte dies wohl der Stabilisierung von Guys Herrschaft dienen da er inzwischen Witwer war und somit sein Anspruch auf den Thron in Frage gestellt wurde. Allerdings könnte auch der Tatendrang de Ridefords sich doch noch siegreich in einer Schlacht zu beweisen eine Rolle gespielt haben. Und ist wahrscheinlich auch für seinen Tod verantwortlich.
Im Juli 1189 schließlich belagerten die Franken mit Guy de Lusignan und Conrad de Montferrat und Templer mit ihrem Großmeister an der Spitze die Stadt. Wurden aber wiederum durch Saladin und dessen Entsatztruppen eingeschlossen. Obwohl die christlichen Truppen und vor allem die Templer immer wieder Erfolge erzielten blieb ihnen die Stadt verwehrt. In einem der blutigen Gefechte schließlich fand dann auch de Ridefort, der nach allen Quellen wohl aussergewöhnlich tapfer kämpfte, den Tod.

Aus der Kreuzfahrerfahrerromantik ist dazu folgendes überliefert:

„Alle, Memmen wie Kühne, sagten ihm bei diesem Angriff: „Flieht, Herr, flieht!" „Es wäre nicht gottgefällig", erwiderte er ihnen, "sähe man mich jemals anderswo und könnte man dem Templerorden vorwerfen, man habe mich flüchten gesehen!" Und er tat es nicht; er starb an Ort und Stelle, denn zu viele Türken warfen sich auf ihn.“
 
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