Kreuzzüge - Quellenauszüge

JetLeechan

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Ich habe gerade rausgefunden das ich nen Stern hab, das is mir bisher nie aufgefallen... :), danke erstmal. Bei einer Bewertung stand dabei das ich mal Auszüge der von mir bearbeiteten Quellen posten könnte. Ist zwar schon länger her aber ich hole das gerne nach.
Zunächst mal möchte ich sagen das ich diese Quellen im Rahmen eines Seminars und einer Quellenübung bearbeitet habe. Meine Fragestellung war dabei aber eher auf wirtschaftliche Aspekte gerichtet, genaugenommen auf die Geschäfte der Kreuzfahrer mit denen sie ihre Kreuzfahrt finanzierten. Dabei lag der Schwerpunkt auf dem Ersten Kreuzzug.
Die Quellen waren hauptsächlich Kartularien französischer Klöster die auf folgender Seite zu verlinkt sind: Répertoire de l’internet > Cartulaires - Ménestrel
Der vollständigkeit halber möchte ich erwähnen das mein Latein nicht das Beste ist und die Übersetzungen daher mit Vorsicht zu genießen sind.
 
Aus den: Recueil de chartes de l’abbaye de Cluny, hg. von August J. Bernard und Alexandre Bruel (Collection de documents inédits sur l’histoire de France, Première série, Histoire politique [Bd. 5]), Paris 1894. S.51-53.
Das ist jetzt realtiv frei übersetzt und lässt unwichtiges aus, es geht um Achard von Montmerle der einen "Vertrag" über die Verpfändung seiner Güter mit dem Kloster Cluny abgeschlossen hat. Der Eintrag ist im Singular aus der Sicht Achards geschrieben, verfasst wurde der Text aber von einem Mönch Clunys:

[...] Ich übergebe meinen Besitz, welcher mir aus väterlichem Erbe mit Recht zugefallen ist, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt an die oben genannten Herren (Die Mönche Clunys). Ich empfange von ihnen im Gegenzug 2000 Lyonenser Schillinge und vier Esel. Niemand außer mir kann den Besitz zurückkaufen, auch keiner meiner Blutsverwandten. Ist diese Pilgerfahrt mein Tod oder werde ich anderweitig aufgehalten so geht der Besitz rechtmäßig in das Eigentum des Klosters Cluny über. [FONT=&quot]Sollte ich, so Gott es will, zurückkehren können werden, und in meiner Heimat ohne rechtmäßigen Erben meines Samens sterben, wird dieser Besitz trotzdem vom schon erwähnten Kloster mit Recht behalten. Dazu gehört mein Landgut bei Luherciaco[/FONT][FONT=&quot] mit Mansen, Weinstöcken, pflügbaren Ländereien, Wiesen, Büschen und Fischteichen. Ich gelobe und bestätige die oben genannten Dinge von jedem der ein Lehen dort besitzt zu erwerben. Dazu kommt noch meine Manse bei Virgerio und die dazugehörige Mühle, der Boden und die Weinstöcke[/FONT] und die Manse von Cohot und die dazugehörige Mühle und das Land das noch Rotbertus als Lehen hält.
Damit dieser Vertrag bestand hat, verbürge ich mich mit zwei Paten im Falle eines Bruches eine Strafsumme zu zahlen.[...]
 
Aus den: Cartulaire de l'Abbaye de Saint-Père de Chartres, hg. von Benjamin Guérard (Collection de documents inédits sur l’histoire de France, Première série, Histoire politique [Bd. 2]), Paris 1840. S. 428-429.

Wie ihr sicher gemerkt habt war die erste Übersetzung mit Müh' und Not zusammengepfrimelt, die nächste habe ich dann doch vor kurzem erst gefunden, stimmt aber inhaltlich mit meiner Übersetzung überein. Ist aus dem englischen übersetzt von Riley-Smith in: Großer Bildatlas der Kreuzzüge. Hg. von J. Riley-Smith, Freiburg 1992. S. 28. Hätte ich damals nur in des "Büchlein" geschaut...:

Ich, Nivelo entsage auf ewig, um der Rettung meiner Seele willen sowie im Tausch für eine große mir hierfür gegebene Geldsumme, meinem gewalttätigen, schlechtem Brauch entstammenden Verhalten. Grausam bedrückte ich das Land von St. Peter und dessen Umland, indem ich mir die Güter der Einwohner aneignete […] Gegen alles […] Recht übergab ich das
Eigentum der Untertanen von St. Peter meinen Rittern zur Nahrung […] Um die Vergebung meiner Sünden zu erlangen, die mir Gott gewähren kann, begebe ich mich auf Pilgerfahrt nach Jerusalem [...] Die Mönche haben mir zehn Pfund in Pfennigen für die Kosten der versprochenen Reise gegeben als Gegenleistung dafür, dass ich von dieser Unterdrückung ablasse.
 
Aus den: Die Traditionsbücher des Benediktinerstifts Göttweig, hg. von Adalbert Fuchs (Fontes rerum Austriacarum), Wien/Leipzig 1931. S. 194.

Es geht um Wolfker von Kuffern der nach Jerusalem ziehen möchte, diesmal wieder eigene Übersetzung, hier aber in der dritten Person von einem göttweiger Mönch verfasst:

Aber weil er nicht reich genug für die Kosten war, gab er sein Landgut, welches bei Horiginbach und Wizilinisdorf gelegen war, über dem Altar der Maria in die Hand des Abtes Hernn Hartmann für 20 Mark, solange, wie er selbst lebendig oder tot auf Reise verbleiben sollte. Die Kirche wird sein Landgut in ihren Besitz nehmen, um seine Seele und die seiner Eltern zu beruhigen. Wenn er tatsächlich zurückkehren wird, hat er fünf Jahre um sein Landgut zurückzukaufen, für das gleiche Geld (das ihm geliehen wurde).
 
Gottfried von Bouillon verkaufte um sein Heer zu finanzieren einige seiner Güter. Darunter die Grafschaft Bouillon mit der Stammburg seiner Familie, die er an den Bischof Otbert von Lüttich für 1500 Pfund Silber (die Quellen variieren zwischen 1300 Pfund Silber und 1500 Pfund Silber + 3 Pfund Gold; eine sehr sehr große Summe auf jeden Fall). Weil seine Diözese nicht genug Geld aufbringen konnte ist Otbert zu besonderen Maßnahmen gezwungen:

Aus der: Gesta abbatum Lobbiensium a. 972 - 1156, hg. von Willhelm Arndt, in: MGH 21, Hannover 1869, S. 307 – 333. S. 318:
"Otbert erwarb nun sogar die Grafschaft welche Bouillon genannt wurde und innerhalb Galliens und auch Germaniens liegt für seine Kirche [...] dafür verschonte er weder den Schatz seiner noch den unserer Kirche, sogar einen silbernen Altar nahm er weg."

Aus dem: Triumphus Sancti Lambert de castro Bullonici, hg. von Willhelm Arndt, in: MGH SS 20, Stuttgart u.a. 1868, S. 497 – 511. S. 498:
"Otbert entfernte das Gold von den vergoldeten Reliquien und von den meisten Kirchen und allen Bischofskirchen zog er Gold, Juwelen und dergleichen ab, welche die Altäre und Stoffe(Vorhänge, Tischdecken etc.) schmückten."

Aus der: Chronicon sancti Huberti Andaginensis, hg. von L. C. Bethmann und W. Wattenbach, in: MGH SS 8, Hannover 1848, S. 565 – 630. S. 614:
"Otbert ist bemüht um seine Ehre [...] Er zeigte größte Feindseligkeit gegenüber der Kirche des heiligen Hubertus [...] Er löste das Gold von den goldbedeckten Altären und stahl drei goldene Kreuze die mit wertvollen Steinen geschmückt waren."

Das sind alles Einträge von Klerikern in Kirchenchroniken die in der Diözese Otberts unter seinen Geldeintreibungsmethoden litten. Er geht auch an Reliquien und Schmuck der Kirchen und "plündert" sie praktisch aus. Die Chroniken sind alle in der Abteilung Skriptores auf der Website der MGH einzusehen:
DMGH digital
 
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:hmpf::D Mist

Aus der: Guibert von Nogent: Gesta die per francos, in: Recueil des historiens des croisades (Histoire occidentaux 4), Paris 1879, S. 113 – 263. S.140-142.

Das ist die Kreuzzugschronik von Guibert von Nogent, hierfür hab ich mich allerdings an einer englischen Übersetzung orientiert:

"Der hohel Adel brannte bereits vor Sehnsucht und die mittleren Ritter konnten es kaum erwarten loszuziehen und auch die niederen Armen brannten mit Sehnsucht und ohne Bedenken für den Mangel ihrer Güter und ohne sich um den Preis zu kümmern verkauften alle ihre Häuser, Weinberge und Felder. Stattdessen verkaufte jeder seinen Besitz [hier meint er große Geldgeber wie Kirche und Kaufleute, die es im Hochmittelalter aber nur sehr vereinzelt gab] für einen Preis, der viel niedriger war als den, den er bezahlt hätte wäre er in einem schmerzvollen Gefängnis eingesperrt gewesen und ein sofortiges Lösegeld hätte zahlen müssen. [...] Als viele Menschen sich beeilten aufzubrechen - ich will den plötzlichen und unerwarteten Preisverfall anhand eines Beispiels zeigen - brachten sieben Schafe den unerhörten Preis von fünf Pfennigen ein. Der Mangel an Getreide wurde sichtbar und jeder versuchte so viel Geld wie mit allen Mitteln möglich war zusammenzukratzen; jeder scheint angeboten zu haben was auch immer er besaß, nicht für den Preis des Verkäufers, sondern für den des Käufers, damit er nicht zu spät auf den Pfad Gottes aufmachte. Es war ein wunderlicher Anblick, jeder kaufte teuer und verkaufte niedrig, alles was auf dem Zug gebraucht werden konnte war teuer, da sie in Eile waren, verkauften sie billig was auch immer sie an wertvollen Dingen gesammelt hatten, was weder Gefängnis noch Folter aus ihnen herausgepresst eine kurze Zeit zuvor [weiß grad nicht mehr worauf er anspielte] verkauften sie nun für ein paar armselige Münzen. Dabei ist es nicht verwunderlich das diejenigen, die nicht den Wunsch hatten zu gehen, die an einem Tag über die verrückten Verkäufe der anderen, ihre Erklärung auf eine ärmliche Reise zu gehen und sogar noch ärmlicher zurückzukommen lachten, plötzlich am anderen Tag gefangen wurden , all ihre Güter für wenig Geld verließen und sich mit denen über die sie gelacht hatten auf den Weg machten. [...] Während die Anführer, die große Summen Geldes für ihre großen Gefolge ausgeben mussten, sich wie umsichtige Organisatoren vorbereiteten, schlossen sich die einfachen Leute, die arm an allem aber groß in der Zahl waren einem gewissen Peter dem Einsiedler an und sie gehorchten ihm als ob er der Anführer gewesen wäre."

Die RHC gibts komplett hier: Recueil des Historiens des Croisades
Sie ist die wichtigste Quellensammlung zu den Kreuzzügen, allerdings komplett auf Französisch und Latein.
 
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Aus: Tja eigentlich der Opera Omnia, aber die ist eigentlich nicht mehr zitierfähig weil die Papstbriefe Innozenz' III. neu ediert wurden.

Dies ist die Bulle Graves orientalis terrae mit der Innozenz III. 1199 die Besteuerung der Kirche einleitet. Alle Kleriker sollen den 40. und alle Kardinäle den 10. ihrer Einkünfte als "Kreuzzugssteuer" bezahlen:



"[...]Wir (päpstlicher Singular) haben mit unseren Brüdern das Thema der Hilfe für das Heilige Land besprochen. Weil es nicht so aussehen soll als das wir unsere Untertanen mit großen Lasten belegen ohne selbst auch nur einen Finger zu rühren, nur zu reden aber wenig zu tun, haben wir […] beschlossen das der Zehnte all unserer Einkünfte an Geld und dergleichen der Hilfe für die östlichen Provinzen zu Gute kommt. […] unsere Intention ist euch [den Klerikern], und durch euch den Laien, ein Beispiel an Freizügigkeit zu geben, […]. Um die notwendige Hilfe dem heiligen Land zukommen zu lassen, an Männern genauso wie an Gütern, senden wir unsere geliebten Söhne, die Kardinäle Soffred, ein Priester St Pradexis', und Peter, Dekan der Kirche St Maria Via Lata, denen wir bereits das Zeichen des Kreuzes gegeben haben. Sie werden vor der Armee des Herrn gehen und an unserer statt handeln, so dass jeder auf sie zurückgreifen mag.
Weil wir stark fühlen das dies nicht genug sein wird, da es viel zu wenig ist um die vielen benötigten Hilfeleistungen für die Provinzen erfüllen zu können, weisen wir euch an mit päpstlichen Briefen, und befehlen euch […] mindestens den 40. Teil eurer kirchlichen Einkünfte in Geld und dergleichen zur Hilfe für das Heilige Land zur Verfügung zu stellen.
[…] Zusätzlich zu all dem befehlen wir dass in jeder Kirche ein leerer Kasten aufgestellt werden soll, der mit drei Schlössern versehen ist; der erste Schlüssel soll vom Bischof gehandhabt werden, der zweite von einem Priester der Kirche und der dritte von einem Laien. Alle Gläubigen sollen angewiesen werden ihre Almosen dort hinein zu stecken, für die Erlassung ihrer Sünden – der Betrag [der Sündenerlassung ->Teilablass] hängt von dem Betrag ab den Gott ihnen zu spenden eingibt – und dies soll öffentlich und wiederholt jede Woche in allen Kirchen verkündet werden, […].
Falls ein Kreuzfahrer sich die Reise nicht leisten kann sollt ihr ihm das Nötige leihen, von demselben Geld [Den Almosen und 40sten], wenn ihr eine geeignete Absicherung erhaltet [Landgüter, Weinstöcke etc.] dass sie im Heiligen Land mindestens für ein Jahr oder mehr kämpfen werden. Sollten sie, Gott verhüte, auf dem Weg sterben, so soll das Geld nicht einem anderen Zweck zugeführt werden sondern anderen Kämpfern zu Gute kommen. Und falls sie zurückkehren so kriegen sie ihre Güter nicht wieder bis sie euch einen Brief des Königs oder des Patriarchen Jerusalems oder des Meisters der Tempelritter oder des Meister der Ritter des Hospitals oder unseres Legaten als Beweis vorgelegt haben.
Weil die kritische Situation es verlangt […] befehlen wir euch, unseren Brüdern, mit Weisheit und Bedacht […] die kampfesfähigen Gläubigen dazu zu bringen das Kreuz zu nehmen, während der Rest pflichtgemäß Almosen nach seinen Möglichkeiten zahlen soll. "
 
Aus den: Recueil de chartes de l’abbaye de Cluny, hg. von August J. Bernard und Alexandre Bruel (Collection de documents inédits sur l’histoire de France, Première série, Histoire politique [Bd. 5]), Paris 1894. S. 202-203:

"Jocerannus von Vitriaco legte seine Mühle, welche innerhalb der Umgebung von Vitriaco ist, welche Mühle von Salice genannt wird, nieder und übergab sie bis zu einem bestimmten Termin, für 6 Pfund Pfennige, dem cluniazenzischen Mönch Willhelm. Nachdem ein guter Teil der Zeit verstrichen war, bot sie Jocerannus selbst zum Verkauf an und legte das Gelübde nach Jerusalem zu gehen ab. [FONT=&quot]Und nun kam er in Gegenwart des Herrn Hugo [Hugo der große; der Erste, Abt Clunys] nach Lordonum, und gab seine Mühle in dessen Hand und in die Hand Gottes und des geheiligten Petrus’ mit ihren Anhängen, an den Ort Cluny [Also die Umgebung der Mühle ist ab sofort Territorium Clunys], sodass ab jenem Tag ohne irgendeinen Widerspruch, dieselbige Mühle mit ihren Anhängen bei der Kirche Clunys verbleibt. Und dafür gab Rotbert der Mönch, welcher nun Vorsteher von Besorniaco war, demselben Joceranno, 70 Schillinge."

Aus Cluny, S. 108:

"[/FONT]Bernhard Verudunus, der unsicher zur Erretung seiner Seele nach Jerusalem aufbricht, hinterläßt sein Anwesen bei Varanges und sein Haus bei Cluny, […] seinem Bruder Teobaudius und seiner Schwester Girberge[…]. Sollte er in der Tat zurückkehren besitzen Teobodus und dessen Ehefrau alles in Frieden."


Dieses ist in sofern eine Besonderheit als das das Geschäft unter Laien, in dem Fall Geschwistern abgewickelt wurde. Ich hab das nicht gut verstanden weils ziemlich kompliziert geschrieben war... aber hier gibt der Kreuzfahrer alles auf ohne Rückkaufrecht.
Ich vermute das dieses Geschäft nur Eingang in die Schriften gefunden hat weil das Vertragsgut wohl in der Nähe oder auf dem Gebiet Clunys lag. Da meist nur Kleriker solche Details aufschrieben wissen wir nicht ob es noch viel mehr Geschäfte unter Laien gegeben hat.
 
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Aus den: Grandaur, G: Die Jahrbücher von Marbach, in: Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit 6, Leipzig. S. 34-35.

Die GddV übersetzen Quellentexte zur deutschen Geschichte auf Basis der Editionen der MGH, der Text ist also nicht von mir übersetzt und dementsprechend flüssiger:pfeif:, ein Annalist über den Kinderkreuzzug von 1212:

"Zur selben Zeit wurde eine alberne Heerfahrt unternommen von Kindern und Unbesonnenen, welche ohne einige Überlegung das Kreuz nahmen, mehr aus Neugierde als ihres Heiles wegen. Es zogen aber Kinder beiderlei Geschlechtes, Knaben und Mädchen, nicht nur kleinere, sondern auch Erwachsene, Verheiratete und Jungfrauen mit leerem Geldsack nicht nur durch ganz Deutschland, sondern auch durch Teile Galliens und Burgunds. Und von Eltern und Freunden ließen sie sich in keiner Weise abhalten, mit allem Eifer diese Heerfahrt zu machen, und zwar so, dass sie hier und da in Dörfern und auf dem Felde mit Zurücklassung ihres Arbeitsgerätes und dessen, was sie gerade unter Händen hatten, den Vorüberziehenden sich anschlossen. Und wie wir Ungewöhnlichem oft gerne unser Zutrauen schenken, so meinten viele, dies geschähe nicht aus Leichtsinn, sondern durch göttliche Eingebung und aus einer gewissen Frömmigkeit, weshalb sie ihnen auch auf eigene Kosten Lebensmittel und was sie nötig hatten, reichten. Den Geistlichen aber und anderen mit gesünderem Sinn, welche widersprachen und diesen Zug für eitel und unnütz erklärten, leisteten die Laien heftigen Widerstand, indem sie behaupteten, die Geistlichen wären ungläubig und widersetzten sich diesem Unternehmen mehr aus Neid und Geiz als um der Wahrheit und Gerechtigkeit Willen. Da aber kein Unternehmen, welches unvernünftiger und unüberlegter Weise begonnen wird, einen guten Ausgang hat, so verbreitete und zerstreute sich diese törichte Menge, als sie nach Italien kam, in größeren und kleineren Städten und viele derselben wurden von den Bewohnern des Landes als Knechte und Mägde zurückbehalten. Man sagt, dass andere ans Meer gekommen sind, wo sie von den Schiffern und Seeleuten verführt und zu entlegenen Teilen der Welt gebracht wurden. Die Übrigen gelangten nach Rom und als sie sahen, dass sie keinen Erfolg haben würden, weil sie ohne alle Vollmacht waren, erkannten sie schließlich ihre Bemühungen als albern und vergeblich. Sie wurden aber von dem Kreuzgelübde nicht losgesprochen, mit Ausnahme der Knaben, welche die Jahre der Einsicht noch nicht erreicht hatten und jener, welche das Alter niederbeugte […]."

Das ganze ist aber wieder mit Vorsicht zu genießen da die Erzählungen des Annalisten vermutlich auf Hörensagen beruhen.
 
Aus: Wohlmuth, Josef / Sunnus, Gabriel; Conciliorum oecumenicorum decreta. Konzilien des Mittelalters: vom ersten
Laterankonzil (1123) bis zum fünften Laterankonzil (1512 - 1517) (Band 2), Paderborn/ München/ Wien 2000. S. 268-269.

Ein Ausschnitt aus dem 71. Kanon den Vierten Laterankonzils von 1215, es geht um die Privilegien der Kreuzfahrer, zuvor wurden Kreuzzugssteuern abgehandelt:

"[…] Den Klerikern gewähren wir, daß sie – als residierten sie in ihren Kirchen – für drei Jahre ihre Benefizien vollständig erhalten und diese notfalls für dieselbe Zeit verpfänden können. […] Da sich die Kreuzfahrer, die dem Dienst des himmlischen Feldherrn treu ergeben sind, gerechterweise eines besonderen Vorzugs erfreuen sollen, sind sie, obwohl es zum Zeitpunkt des Aufbruchs noch etwas mehr als ein Jahr dauert, von Abgabe, Steuern und anderen Belastungen befreit. Ihre Personen und Güter stellen wir nach Annahme des Kreuzes unter unseren Schutz und damit unter den des seligen Petrus. Wir bestimmen, daß sie unter der Obhut der Erzbischöfe, Bischöfe und aller Kirchenoberen stehen. Zusätzlich sind speziell zu diesem Zweck eigene Schutzherren zu bestellen, so daß bis zu dem Tag, an dem man vom Tod der Kreuzfahrer oder ihrer Heimkehr ganz sichere Kenntnis hat, all ihr Besitztum unangetastet bleibt und in Ruhe gelassen wird. Sollte jemand zuwiderhandeln, wird er durch kirchliche Zensur zur Ordnung gerufen. Sind Kreuzfahrer bei ihrem Aufbruch dorthin eidlich zu einer Zinszahlung verpflichtet, werden ihre Gläubiger nach unserer Vorschrift mit derselben Strenge zur Entpflichtung vom geleisteten Eid wie zur
Rücknahme ihrer Zinsforderung gezwungen. Zwingt sie ein Gläubiger zur Zahlung der Zinsen, wird er nach unserer Anordnung unter ähnlicher Strafe zu deren Rückerstattung gezwungen. Die Juden werden – so schreiben wir vor – durch die weltliche Gewalt zum Erlaß der Zinsen gezwungen, und ihnen wird von allen Christen unter Strafe der Exkommunikation die Gemeinschaft solange völlig verweigert, bis sie die Zinsen erlassen haben. Für alle, die den Juden gegenwärtig ihre Schuld nicht zurückzahlen können, sorgen die weltlichen Fürsten durch einen angemessenen Aufschub in der Weise, daß sie nach Antritt der Fahrt und bis man von ihrem Tod oder ihrer Heimkehr völlig sichere Erkenntnis hat, nicht in Zinsschulden zu geraten. Die Juden werden gezwungen, die Einkünfte, die sie aus Pfänden inzwischen eingenommen haben, nach Abzug der nötigen Unkosten auf die Schuldsumme anzurechnen; denn eine so großzügige Regelung scheint nicht viel Schaden mit sich zu bringen, weil sie die Zahlung zwar verschiebt, aber die Schuld nicht aufhebt. Ferner sollen die Kirchenoberen, die den Kreuzfahrern und ihren Familien aus
Nachlässigkeit nicht zu ihrem Recht verhelfen, wissen, daß sie schwer bestraft werden. [...]"
 
Aus der: Gesta Francorum et aliorum Hierosolitanorum, Buch I, S. 2.

Ein Anonymer Autor der am Kreuzzug Tankreds teilgenommen hatte:

"Und er [der Papst] begann beigeisternde Reden zu halten und zu ermahnen, dazu sprach er: >Haltet den, der seine Seele retten mag nicht ab den Weg des Hern zu wählen, und hat er nicht genug Geld, so wird ihm die Gnade Gottes ausreichend gegeben.< Der Herr Papst sagte außerdem: >Brüder, ihr werdet im Namen Christi einiges erdulden: Elend, Armut, Wehrlosigkeit, Verfolgungen, Entbehrungen, Krankheiten, Hunger, Durst und dergleichen mehr, denn Christus hat zu seinen Jüngern gesagt: Ihr werdet viel in meinem Namen leiden [...]"
 
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