Magdalenen Kirchen - Gründungen heimkehrender Kreuzritter im 10. oder 11. Jhd.?

UMAX

Neues Mitglied
Hallo Liebe Mitglieder im Forum,

Ich bin auf eine Fragestellung gestoßen über die im Blick auf die Maria Magdalena im Internet leider viel spekuliert wird, und von der ich hier evtl. etwas mehr sachkundige Auskunft erhoffe.
Mir ist Aufgefallen, dass es im Bereich der Haßberge (Unterfranken) einige alte Kirchen gibt, die evtl. auch schon spät romanische oder früh gotische Vorläufer haben, die der Maria Magdalena geweiht sind. (z.B. die Schloßkapelle in Ebelsbach - Vermutlich hatte diese Kapelle schon einen frühen Vorläufer im Südflügel des leider 2009 abgebrannten Schlosses - deren katholische Nachfolgerin ist ein moderner Nachkriegsbau im Ort).
Meine Frage: Gibt es aus dem 10. oder 11 Jhd. auch aus anderen Orten Kirchenstiftungen mit diesem Patrozinium, dass sich evtl. auch zurückkehrende Kreuzritter zurückführen ließe? Kann evtl. sogar jemand etwas über die Schlosskapelle in Ebelsbach und deren Gründung sagen? Wo könnte es außer im Familienarchiv Unterlagen geben, die die Teilnahme eines Mitgliedes der Familie der Freiherren von Rotenhan an einem Kreuzzuge belegen könnten.

Gruß
UMAX
 
Kreuzfahrerkirchen sind häufig der Jungfrau Maria oder Johannes dem Täufer geweiht. Weil sowohl die Jungfrau Maria als auch der Täufer auch von Muslimen als "Heilige" verehrt werden. Immerhin war der letzte Prophet vor Muḥammad aus muslimischer Sicht 'Īsā ibn Maryam (also Jesus der Sohn der Maria) und der Täufer wird heute in der großen Umayyadenmoschee in Damakus verehrt, worin auch sein Grab sein soll (es gibt dort einen Schrein, mitten in der Moschee, in dem das Grab des Täufers sein soll). Das bot den Kirchen im heiligen Land einen gewissen Schutz vor der Entweihung durch Muslime.
Ansonsten haben Kreuzfahrerkirchen häufig einen Bezug zum Hl. Land, also z.B. als Garbeskirchen. Östlich von Jerusalem, in dem Dorf Bethanien bzw. welches man im Mittelalter mit Bethanien identifizierte, gab es eine der Maria Magdalena geweihte Kreuzfahrerkirche (die wohl auf der Gleichsetzung zweier in der Bibel vorkommender Frauen mit Namen Maria beruht, die beide nicht die Mutter Jesu waren) und natürlich wurde sie auch in Magdala verehrt. Die meisten Kirchweihen von nach Europa zurückkehrenden Kreuzfahrern haben sich eben an den Kirchen im Hl. Land orientiert.

P.S. Da die Kreuzzüge ein Phänomen ist, welches erst mit dem ausgehenden 11. Jhdt. beginnt, können natürlich auch erst Kirchen, die nach 1200 gegründet wurden, als Kreuzfahrerkirchen gegründet worden sein.
 
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Meine Frage: .....
......Wo könnte es außer im Familienarchiv Unterlagen geben, die die Teilnahme eines Mitgliedes der Familie der Freiherren von Rotenhan an einem Kreuzzuge belegen könnten.

Evtl. könnten Dir diese Bücher weiterhelfen:

Die Deutschen im Heiligen Lande, chronologisches Verzeichnis derjenigen Deutschen, welche als Jerusalempilger und Kreuzfahrer sicher nachzuweisen oder wahrscheinlich anzusehen sind (c. 650 - 1291)

Die Rotenhan. Genealogie einer fränkischen Familie von 1229 bis zum Dreissigjährigen Krieg

Beide Bücher sind/waren in der Metropolitankapitelsbibliothek in Bamberch zum Ausleihen vorhanden.


Evtl. mal eine Anfrage an an die Ortsgruppe des Frankenbund Baunach richten. In Franggn stehen die Historischen Vereine i.d.R. recht gut im Stoff. Wobei deine Frage schon sehr schwierig ist.
Frankenbund e.V.

Viel Efolg!

Mit fränkischen Grüßen
Norimberga
 
Die Behauptung im Netz, daß Kreuzfahrerkirchen (und hier besonderss die der Templer) der Maria Magdalena geweiht seien, beruht auf einer Fama der alten Plantardschen Verschwörungstheorie- und mehr ist da nicht dran.

In der Realität sind Kreuzfahrerkirchen, wie ElQ bereits richtig bemerkte
häufig der Jungfrau Maria oder Johannes dem Täufer (bei den Johannitern) geweiht oder Nachbildungen der Geburts- oder Grabeskirche,wie die "Sarazenen- kirchen" in Rheinhessen beweisen.
Selbst die mir bekannten Templerkirchen wie Metz, Hof Iben bei Fürfeld, Altmühlmünster,Mücheln, Laon,Comps-sur-Artuby,Bras,Trapani,London sind nicht der Magdalena gewidmet.
 
Evtl. könnten Dir diese Bücher weiterhelfen:

Die Deutschen im Heiligen Lande, chronologisches Verzeichnis derjenigen Deutschen, welche als Jerusalempilger und Kreuzfahrer sicher nachzuweisen oder wahrscheinlich anzusehen sind (c. 650 - 1291)

Habe heute das Inhaltsverzeichnis überflogen, keine v.Rotenhan eingetragen.
 
Wie auch meinen Vorrednern, sind mir ebenfalls keine Quellen bekannt die im Zusammenhang mit den Kreuzzügen die Gründung derlei Kirchen explizit erwähnen.
Eine Sache hätte ich jedoch noch zu ergänzen, die sich zumindest auf den in der Fragestellung beschriebenen Zeitraum bezieht.
Kreuzfahrerkirchen im klassischen Sinn kann es, wie bereits erwähnt, erst ab dem 12.Jhd. gegeben haben.
Nichts desto trotz wurden zwischen 900 und 1100 n.Chr. , vielleicht auch danach noch, vor allem in Frankreich und Deutschland Kirchen gegründet die den Erzengeln (vornehmlich Gabriel oder Michael) und dem Hl.Georg gewidmet waren. Auslöser dafür soll die voranschreitende Ausbreitung des Islam gewesen sein die z.B. in der Eroberung Jerusalems 979 n.Chr. durch schiitische Fatimiden und in der daran anschließenden Zerstörung der Grabeskirche 1009 n.Chr. durch al-Hakim ihren schrecklichen Höhepunkt fand. Die Glockentürme dieser Kirchen waren dabei stets nach Osten ausgerichtet und sollten somit ein symbolisches Bollwerk christlichen Widerstands darstellen.
 
Nichts desto trotz wurden zwischen 900 und 1100 n.Chr. , vielleicht auch danach noch, vor allem in Frankreich und Deutschland Kirchen gegründet die den Erzengeln (vornehmlich Gabriel oder Michael) und dem Hl.Georg gewidmet waren. Auslöser dafür soll die voranschreitende Ausbreitung des Islam gewesen sein [...] Die Glockentürme dieser Kirchen waren dabei stets nach Osten ausgerichtet und sollten somit ein symbolisches Bollwerk christlichen Widerstands darstellen.

Hast du ein Beispiel dafür? Dass Kirchen gen Osten ausgerichtet waren, ist ja normal, die Türme sind allerdings i.d.R. an der Westseite der Kirche angebracht, was baugeschichtlich, wie ich annehme, auch mit den karolingischen Westwerken zusammenhängen dürfte.

Noch zu Gabriel: Ein wenig - unfreiwillig - komisch wäre das schon, ausgerechnet dem Erzengel Gabriel geweihte Kirchen als Bollwerke gegen den Islam zu bauen, denn Gabriel - Ǧibrīl! - war es, durch dessen Mund Muḥammad nach islamischer Vorstellung das Wort Gottes verkündet wurde. Als granadinische Morisken - wahrscheinliche Alonso de Castillo und Miguel de Luna - im 16. Jahrhundert versuchten, ihre Kultur vor der Verfolgung durch die spanische Politik und die spanische Inquisition zu schützen, indem sie den Jakob-Schüler Caecilius erfanden, der ein arabischstämmiger Missionar im ersten nachchristlichen Jahrhundert in Spanien gewesen sein soll und der die Herabsendung des Qur'ān weisgesagt haben soll, da wählten sie vermutlich für die Auffindung der Caecilius-Reliquien nicht zufällig den 18. März (1588) aus, den Patronatstag des Erzengels Gabriel.
 
H

Noch zu Gabriel: Ein wenig - unfreiwillig - komisch wäre das schon, ausgerechnet dem Erzengel Gabriel geweihte Kirchen als Bollwerke gegen den Islam zu bauen, denn Gabriel - Ǧibrīl! - war es, durch dessen Mund Muḥammad nach islamischer Vorstellung das Wort Gottes verkündet wurde..

Da der Otto Normal Christ zu dieser Zeit in Mohammed wohl einen Lügner gesehen, ist es ziemlich wurscht was die Muslime denken wer Mohammed erschienen ist.
 
Da der Otto Normal Christ zu dieser Zeit in Mohammed wohl einen Lügner gesehen, ist es ziemlich wurscht was die Muslime denken wer Mohammed erschienen ist.

Ändert das etwas daran, dass einer Gabrielskirche als symbolisches Bollwerk gegen den Islam aufgrund der Rolle Gabriels im Islam eine unfreiwillige Komik innewohnt?
 
Ändert das etwas daran, dass einer Gabrielskirche als symbolisches Bollwerk gegen den Islam aufgrund der Rolle Gabriels im Islam eine unfreiwillige Komik innewohnt?

Ja sicherlich, zum totlachen!
Allen religiös motivierten Konflikten und Kriegen wohnt eine tragikkomische
Pointe inne, da es letzten Endes ja nur darum geht wer von Gott mehr geliebt wird, obwohl ja der Tenor aller Weltreligionen eigentlich die Gleichheit der Menschen vor Gott ist - zumindest dem Ideal nach.
Was das von dir geforderte Beispiel angeht, so müsste ich lügen wenn ich behauptete mir fiele spontan eines ein. Ich beziehe mich hier einmal mehr auf "Die Geschichte der Kreuzzüge" von Adolf Waas; darin ist dies ein Abschnitt eines der ersten Kapitel. Gerne werde ich da noch mal genauer nachsehen und recherchieren, bitte lediglich um ein wenig Geduld.
Bis dahin hier schon mal das Ergebnis einer Schnellrecherche im Web:

Michaeliskirche ? Wikipedia

Gabrielkirche ? Wikipedia
 
Ja sicherlich, zum totlachen!
Allen religiös motivierten Konflikten und Kriegen wohnt eine tragikkomische
Pointe inne, da es letzten Endes ja nur darum geht wer von Gott mehr geliebt wird, obwohl ja der Tenor aller Weltreligionen eigentlich die Gleichheit der Menschen vor Gott ist - zumindest dem Ideal nach.

Grade mit beim Hinduismus und seinem Kastenwesen wäre ich mit der Gleichheit der Menschen ganz vorsichtig.

Neben dem das ein Haufen als religiös titulierte Konflikte bei nähere Betrachtung es auch nicht sind (oder zu einem kleinen Teil).
 
Grade mit beim Hinduismus und seinem Kastenwesen wäre ich mit der Gleichheit der Menschen ganz vorsichtig.

Neben dem das ein Haufen als religiös titulierte Konflikte bei nähere Betrachtung es auch nicht sind (oder zu einem kleinen Teil).

Ich kenne mich im Hinduismus wahrlich nicht gut genug aus um ihn hier zu zitieren, aber gleiches gilt wohl auch für dich.
Das sog. "Kastenwesen" dürfte mit einiger Sicherheit in seinem Sinn und Zweck wesentlich komplizierter sein als dass es nur die Ungleichheit von Menschen beschreibt. Ein Freifahrtschein dafür sich in Arroganz und Narzismus über andere zu erheben ist es zumindest nicht. Nicht zuletzt deshalb ging von hinduistischen Kulturen meines Wissens nach nie eine größere, religiös motivierte, Okkupation Andersgläubiger aus.
Davon abgesehen, habe ich nicht behauptet dass jeder historisch belegte Religionskonflikt auch tatsächlich einer war, die Kreuzzüge jedenfalls waren es im höchsten Maße.
 
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Ich kenne mich im Hinduismus wahrlich nicht gut genug aus um ihn hier zu zitieren, aber gleiches gilt wohl auch für dich.
Das sog. "Kastenwesen" dürfte mit einiger Sicherheit in seinem Sinn und Zweck wesentlich komplizierter sein als dass es nur die Ungleichheit von Menschen beschreibt.

Das Grundprinzip ist Seele im früheren Leben gutes Karma hoche Kaste, böses Karma niedrige oder gar keine Kaste. Während im Christentum die "Bösen" im Jenseits bestraft werden, passiert das im Hinduismus im Diesseits.

Mir wäre auch keine hinduistische Strömung bekannt die dies ablehnt, auch wenn sie sich untereinander deutlich unterscheiden können, mehr als die abrahamischen Religionen untereinander.
 
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Ja sicherlich, zum totlachen!
Allen religiös motivierten Konflikten und Kriegen wohnt eine tragikkomische
Pointe inne, da es letzten Endes ja nur darum geht wer von Gott mehr geliebt wird, obwohl ja der Tenor aller Weltreligionen eigentlich die Gleichheit der Menschen vor Gott ist - zumindest dem Ideal nach.
Was das von dir geforderte Beispiel angeht, so müsste ich lügen wenn ich behauptete mir fiele spontan eines ein. Ich beziehe mich hier einmal mehr auf "Die Geschichte der Kreuzzüge" von Adolf Waas; darin ist dies ein Abschnitt eines der ersten Kapitel. Gerne werde ich da noch mal genauer nachsehen und recherchieren, bitte lediglich um ein wenig Geduld.
Bis dahin hier schon mal das Ergebnis einer Schnellrecherche im Web:

Michaeliskirche ? Wikipedia

Gabrielkirche ? Wikipedia

Von den dort genannten Gabrielkirchen, von denen nur zwei aus dem MA stammen, trifft das oben genannte schon mal nicht zu. Was aber ja nichts heißen muss.
Für die Michael(is)kirchen und Klöster gilt dasselbe.
Edit: Huch. Die Michaeliskirche in Albstadt-Burgfelden hat tatsächlich den Turm (Mitte 11. Jhdt. auf der Ostseite).
 
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Das Grundprinzip ist Seele im früheren Leben gutes Karma hoche Kaste, böses Karma niedrige oder gar keine Kaste. Während im Christentum die "Bösen" im Jenseits bestraft werden, passiert das im Hinduismus im Diesseits.

Mir wäre auch keine hinduistische Strömung bekannt die dies ablehnt, auch wenn sie sich untereinander deutlich unterscheiden können, mehr als die abrahamischen Religionen untereinander.

Diese Beschreibung ist ähnlich feinfühlig wie als wenn man die deutsche Nachkriegsgeneration unter der Phrase: "Schaffe schaffe, Häusle baue."
zusammenfassen würde.
Ich habe dazu mal Wiki befragt, was ja sicherlich nicht die aussagekräftigste und umfassendste Quelle sein dürfte, und selbst dort klingt bereits an was ich in Bezug auf das Kastenwesen (Varna) meinte.
Es beschreibt wesentlich mehr als nur den Wert eines Menschen, aber am besten einfach selber lesen:
Kaste ? Wikipedia

Nun noch mal zu den Kirchen; ich habe die in frage kommenden Kapitel mal überflogen. Noch nichts gefunden aber das heisst nichts, seit ich das Buch das letzte mal las sind nun einige Jahre vergangen.
Ich habe leider Gottes auch noch ne Menge anderen Kram zu tun (Studieren!) und kann und will daher nicht alles noch mal Wort für Wort durchlesen.
Wen es dennoch genau interessiert, der kann ja selbst mal nachschauen;
Titel und Autor wurden von mir bereits erwähnt.
Als kleinen Trost noch ein weiterer Wikiartikel der in die gleiche Kerbe schlägt wie das was ich meine:
Georg (Heiliger) ? Wikipedia

(Zu empfehlen ist vor allem der Abschnitt über die "Georgsverehrung im deutschen Sprachraum ab 896)
 
Diese Beschreibung ist ähnlich feinfühlig wie als wenn man die deutsche Nachkriegsgeneration unter der Phrase: "Schaffe schaffe, Häusle baue."
zusammenfassen würde.
Ich habe dazu mal Wiki befragt, was ja sicherlich nicht die aussagekräftigste und umfassendste Quelle sein dürfte, und selbst dort klingt bereits an was ich in Bezug auf das Kastenwesen (Varna) meinte.
Es beschreibt wesentlich mehr als nur den Wert eines Menschen, aber am besten einfach selber lesen:
Kaste ? Wikipedia

Der Wikipediaartikel aber auch andere Quellen sind mir durchhaus bekannt.

Aber zurück zum eigentlichen Thema.
 
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