Rhodos = Piratennest des Ostens?

E

Eohan

Gast
Durch eine Doku wurde ich auf etwas aufmerksam gemacht, was ich zuvor nie gehört hatte (hab mich auch nie wirklich für interessiert):
YouTube - Islam - Empire of Faith III - The Ottomans - Part III

Rhodos als Dorn Auge der Sultane, ja das kennt man ja. Wehrhaft, wohlhabend...
Aber dass der Orden bloße Piraten waren, die muslimische Seefahrer kapern und die Meere unsicher machen? Da hätte man ja ein christliches Pendant zu den kapernden Barbaresken in Nordafrika.
Da wollte ich mich nun etwas näher informieren, doch für Bücher hat die Zeit noch nicht gereicht, muss nämlich gleich in die Uni. Eine schnelle Internetsuche ergab nur dies hier Kreuzritter Johanniter Rhodos Stadt |
--> unbefriedigend.
Bis ich wieder da bin könnt ihr ja schon mal loslegen:winke:
 
Durch eine Doku wurde ich auf etwas aufmerksam gemacht, was ich zuvor nie gehört hatte (hab mich auch nie wirklich für interessiert):
YouTube - Islam - Empire of Faith III - The Ottomans - Part III

Rhodos als Dorn Auge der Sultane, ja das kennt man ja. Wehrhaft, wohlhabend...
Aber dass der Orden bloße Piraten waren, die muslimische Seefahrer kapern und die Meere unsicher machen? Da hätte man ja ein christliches Pendant zu den kapernden Barbaresken in Nordafrika.
In vielen Dokus wird doch gern etwas überhöht dargestellt, um Publikum damit zu werben. Ich denke, man kann nicht von "bloßen Piraten" sprechen, wiewohl es selbstverständlich für eine Inselmacht dazu gehörte, Schiffe des Gegners aufzubringen.
 
Ich denke, man kann nicht von "bloßen Piraten" sprechen, wiewohl es selbstverständlich für eine Inselmacht dazu gehörte, Schiffe des Gegners aufzubringen.

Dem möchte ich zunächst einmal beipflichten.

Allerdings ist daneben noch hinzuzufügen, daß die Ordensflotte zur Rhodesischen Zeit - wie bereits vorher noch auf Zypern aufgebaut - jenen Zweck erfüllte, welchen zuvor die traditionellen Heere zu Land erfüllt hatten; vgl. dazu auch folgenden Beitrag.

Die Wahrnehmung der Ordensgaleeren als "Störenfried" lag dann auch insbesondere in der frühmaltesischen Zeit - siehe das Beispiel des Chevalier de Romegas -, wobei dann zwei Aspekte herauszustellen sind:
1. Für das Osmanische Reich lagen die "Störungen" darin begründet, daß der Orden osmanische Schiffe kaperte/aufbrachte.
2. Für muslimische Piraten lagen die "Störungen" v.a. darin, daß der Orden durch seine Präsenz im Mittelmeerraum - insbesondere dann zur maltesischen Ära, was die Insel Malta als früheres Ziel von Piratenfahrten betraf - die Fahrten muslimischer Piraten erheblich beeinträchtigte.

Ob man den Orden bzw. einzelne Ordensritter als Piraten o dgl. bezeichnen mag, möchte ich dabei nicht entscheiden; mE waren die Grenzen fließend - wiewohl Kapern und Aufbringen von Schiffen sowie deren Beladungen zum damals üblichen Prozedere bei Seegefechten u.ä. im Mittelmeer gehörten.

Als Literatur wäre z.B. auch Johanniter und Templer von Ernst Staehle zu empfehlen; der Autor ist selbst Mitglied des Souveränen Malteserordens.
 
"Bloße Piraten" oder Korsaren ist wohl eine Definitionsfrage. Es ist eine Tatsache, dass die "Karawanen" (wie die Raubzüge genannt wurden) eine wichtige Rolle im Ordensleben spielten, und dass sie auch viel Geld erst nach Rhodos und später nach Malta spülten. Viele der gewaltigen Festungsanlagen der Insel, z.B. Fort de Chambray, wurden von Mitgliedern des Ordens gespendet, die bei diesen Fahrten zu Reichtum kamen.

Ob Korsaren oder Piraten hängt nunmal in erster Linie davon ab, ob die Angriffe im Zuge eines Krieges mit offizieller Genehmigung oder rein auf privater Faust erfolgen. Der Orden hat sich jedoch anscheinend als immer im Krieg gegen die Ungläubigen betrachtet, egal ob die Christlichen Mächte es jeweils waren. Es gab ja auch Kaperungen von neutralen christlichen Schiffen weil diese mit den Osmanen oder mit Nordafrika handelten, was dann zu Streitigkeiten, Schadensersatzprozessen und sogar Repressalien führte.

Irgendein Historiker hat mal die Gewagte These aufgestellt, dass der Niedergang der Zivilen Schifffahrt und des Handels in Nordafrika, so wie die darauf folgende Hinwendung zum Seeräubertum, auf die "erfolgreiche" Tätigkeit des Ordens zurückgeht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Waisenknaben waren die Ritterorden jedenfalls nicht, sie störten die Verbindung zwischen den Dardanellen und Ägypten/Palästina empfindlich, später dann von Malta aus.
Ich habe mal gelesen (Wo?), dass das Maß voll war, als eine Sultana samt Gefolge während der Hadsch auf ihrem Schiff gefangen und verkauft wurde.
Eine interessante Quelle hier:
http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2008/2129/pdf/mgfn_12_2008_01_Btr01.pdf
oder auch:
Die Johanniter und die Wallfahrt ... - Google Bcher



Das stimmt fast identisch mit den kilikischen Piraten überein. Diese provozierten auch erst das Eingreifen der Römer, als sie die Villa eines Senators an der Via Appia plünderten und ihn mit seinem ganzen Gefolge samt Liktoren gefangennahmen.
 
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