Und danach?

Calligula

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Was passierte mit den übrigen Christen, Klöstern, Kirchen etc. in und um Jerusalem nach dem Abzug der Kreuzritter? Weiß da jemand was drüber?
 
Da es schon vor den Kreuzzügen Christen im muslimischen Orient gab und auch bis heute gibt (wenn auch insbesondere im Libanon und in Palästina, den Zentren der orientalischen Christenheit schwindend) würde ich behaupten, sie blieben dort.
 
die kirchen wurden wohl so ziemlich alle dem erdboden gleichgemacht und die meisten christen ebenso.Zumindest für die ersten paar Jahre. Aber danach lies man wohl wieder einige ins heilige land.
 
und dannach?
meint ihr die Zeit nach insgesamt allen Kreuzzügen
oder jeweils nach einen bestimmten wie z.B. den 2. Kreuzzug?
 
Vielfach wurden die Kirchen einfach zu Moscheen umfunktioniert. Das beste Beispiel hierzu ist der Felsendom. Der Felsendom wurde zur Kathedrale und dann wieder zur Moschee geweiht. Sicher ist aber, dass die Christen vielfach viel grausamer waren als die Sarazenen. Z. B. als die Christen Jerusalem erobeten, gab es ein furchtbares Gemetzel, als Saladin Jerusalem eroberte war er viel humaner. Natürlich gab es auch Ausnahmen auf beiden Seiten (gute und schlechte). Was allerdings für die Christen nach den Kreuzzügen gilt, so waren und sind sie eine Minderheit, und Minderheiten haben es meistens schwer.

lg cyrill
 
Sicher ist aber, dass die Christen vielfach viel grausamer waren als die Sarazenen. Z. B. als die Christen Jerusalem erobeten, gab es ein furchtbares Gemetzel, als Saladin Jerusalem eroberte war er viel humaner.

Ich weiß nicht ob dieses Beispiel so gut gewählt ist, weil Saladin hauptsächlich nicht die Humanität im Auge hatte, als er Jerusalem eroberte, sondern politisches Kalkül. Das Er auch anders konnte zeigt sich beispielsweise nach der Schlacht von Hattin.

Auch wurden viele Städte der Christen von den Mamelucken nach deren Eroberung volkommen zerstört( somit auch die dortigen Gotteshäuser) und die Bevölkerung versklavt oder getötet ( Antiochia,Akkon etc.)

Ich denke im großen und ganzen gab es auf beiden Seiten Fanatiker und solche die Milde walten ließen.
 
Sicher ist aber, dass die Christen vielfach viel grausamer waren als die Sarazenen. Z. B. als die Christen Jerusalem erobeten, gab es ein furchtbares Gemetzel, als Saladin Jerusalem eroberte war er viel humaner.

Ich weiß nicht ob dieses Beispiel so gut gewählt ist, weil Saladin hauptsächlich nicht die Humanität im Auge hatte, als er Jerusalem eroberte, sondern politisches Kalkül. Das Er auch anders konnte zeigt sich beispielsweise nach der Schlacht von Hattin.

Gerade bei der Schlacht von Ḥaṭṭīn sind aber auch andere Maßstäbe an Saladins Verhalten anzulegen, als bei Jerusalem. Entgegen dem zuvor geschlossenen Frieden hatten die Christen sich hier wie in der Fehde verhalten und massiv den Frieden in der Region gestört.
 
Und Antiochia wurde beispielsweise dafür abgestraft, daß sich das Fürstentum mit den Mongolen verbündet hatte, um mit ihnen gemeinsame Sache gegen die Mamluken zu machen. Religiöse Hintergründe hatte das eher weniger.
 
Gerade bei der Schlacht von Ḥaṭṭīn sind aber auch andere Maßstäbe an Saladins Verhalten anzulegen, als bei Jerusalem. Entgegen dem zuvor geschlossenen Frieden hatten die Christen sich hier wie in der Fehde verhalten und massiv den Frieden in der Region gestört.

Das stimmt natürlich aber ich wollte nur ansprechen das es ja nicht so war: grausame Christen im gegensatz zu milden Muslimen

Vielleicht war mein Vergleich nicht gut gewählt...=)

Aber auch wenn Renaud de Chattilion den Frieden unrechtmäßig unterbrochen hatte ist das Verhalten Saladins gegen die Ordensritter nicht sehr "ritterlich" gewesen.

Gruß Sir Toby
 
Und Antiochia wurde beispielsweise dafür abgestraft, daß sich das Fürstentum mit den Mongolen verbündet hatte, um mit ihnen gemeinsame Sache gegen die Mamluken zu machen. Religiöse Hintergründe hatte das eher weniger.

Ich denke hinter dieser Maßnahme steckte wohlmöglich etwas mehr.
Die Mamelucken zerstörten die Küstenstädte/-häfen damit die Christen Sie nicht später zurückerobern konnten und als Brückenköpfe benutzen konnten.
 
Sicher ist aber, dass die Christen vielfach viel grausamer waren als die Sarazenen. Z. B. als die Christen Jerusalem erobeten, gab es ein furchtbares Gemetzel, als Saladin Jerusalem eroberte war er viel humaner.
Soweit ich weiß, hatte Saladin ursprünglich auch geplant ein Massaker in Jerusalem anzurichten,aber dann seine Meinung geändert, woraufhin sich die Gefangenen freikaufen mussten.Wer dies nicht konnte, wurde als Sklave verkauft.
Dieses Verhalten würde ich nicht Humanität nennen, sondern rein ökonomisches Denken.

P.S.:Falls sich mein Gedächtnis bei den Fakten täuschen sollte,bitte ich um Berichtigung und Entschuldigung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht war mein Vergleich nicht gut gewählt...

So schlecht gewählt war er nun auch wieder nicht, denn in beiden Fällen zeigt sich durchaus treffend, daß Saladin ein - wie wir heute sagen würden - eiskaltes Kalkül verfolgte.

Bei Hattin verhielt sich Saladin nämlich nicht gegenüber allen Christen gleich (selbst wenn ich an der Stelle zwecks Vereinfachung die Betrachtung des erfolgreichen Entkommens der Tripolitaner unter Raymond III. einmal außen vor lasse); und sein Sekretär äußerte dazu bekanntlich, daß er das Verhalten seines Herrn befremdlich und unverständlich fand.
1. Die Ordensritter fürchtete und haßte Saladin (wenngleich dies bspw. für die Johanniter ambivalent war, da er nämlich in gleichem Atemzug deren medizinischen Kenntnisse und Fähigkeiten hoch einschätzte). Daß er sie zuvor noch vor die Wahl stellte, zum Islam zu konvertieren oder aber zu sterben, war Kalkül: er konnte sich sicher sein, daß sie dem christlichen Glauben nicht abschwören und konvertieren würden.
2. Mit Renaud de Chatillon hatte er mindestens eine persönliche Rechnung offen, die er zu begleichen trachtete. Dafür gab es handfeste und auch durchaus nachvollziehbare Gründe, weswegen Saladin diesen Ritter nicht mochte bzw. nun auch wirklich nicht mögen konnte, aber dies ändert dennoch nichts daran, daß Antipathie zumindest ein Motiv seines Handelns war. Und - das darf dabei ebenfalls nicht übersehen werden - Renaud de Chatillon wurde von Saladin selbst getötet...
3. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Protagonisten verschonte Saladin den König Guy de Lusignan ebenso wie den Templergroßmeister Gerard de Ridefort - was bei Letzterem stark verwundern mußte (hierzu wieder der Verweis auf den Sekretär und Chronisten), wenn man sich das Schicksal der Ordensbrüder allgemein (vgl. Punkt 1) ansieht. Hier handelte Saladin ganz und gar kühl wie pragmatisch: Guy und Gerard hatten bei den Kampfhandlungen des Jahres 1187 - nicht nur im Umfeld von Hattin, sondern im Falle des Gerard auch am 1. Mai 1187 bei Cresson - gravierende taktische Fehler begangen und sich als nicht besonders fähige Heerführer/Feldherren/Militärstrategen erwiesen, so daß Saladin nur Interesse daran haben konnte, daß den lateinischen Christen solche Anführer erhalten blieben.

Bei Jerusalem handelte Saladin rein pragmatisch: nachdem es 12 Tage Kampf gegeben hatte (Saladin hatte zunächst in der Tat blutige Vergeltung für die Eroberung von 1099 im Sinn gehabt), wobei es Balian d'Ibelin verstand, mit seinen Leuten die Sarazenen erfolgreich abzuwehren, ließ sich Saladin auf die Bedingungen für die Übergabe gegen freien Abzug ein - freilich unter der Maßgabe, daß sich jeder lateinische Christ freikaufen mußte, um der Sklaverei zu entgehen.
Anm.: Hier sei noch hinzugefügt - da dies noch immer desöfteren unkorrekt wiedergegeben wird -, daß das Hospital von Jerusalem (Johanniterorden) alle seine verfügbaren finanziellen Mittel opferte, damit auch zu schwach begüterte Menschen sich freikaufen konnte; daß der Templerorden dies nicht tat (was ihm dann stets zum Vorwurf gemacht wurde), lag daran, daß es dafür lt. Regularien die Entscheidung des Großmeisters brauchte (der sich aber eben selbst noch bei Saladin in Gefangenschaft befand - siehe Punkt 3 oben: Gerard de Ridefort). Die Johanniter hatten zu dem Zeitpunkt keinen Großmeister (Roger des Moulins war bei den Quellen von Cresson gefallen); Großpräzeptor Guillaume Borrell übernahm die Leitung des Johanniterordens kommisarisch für fast ein Jahr, war aber nicht bei Hattin zugegen gewesen und daher auch nicht in Gefangenschaft.
Daß Saladin einen Teil der lateinischen Christen, der sich nicht freikaufen konnte, dennoch in die Freiheit entließ und so weniger Sklaven machte als die Rechnung eigentlich ergeben hätte, brachte ihm hohes Ansehen bei seinen Gegnern ein, doch hatte das nichts mit Barmherzigkeit o.dgl. zu tun, sondern war von ihm genauso gewollt - eben nach dem Prinzip "Ich zeige Euch, wie großzügig ich sein kann"...
 
die kirchen wurden wohl so ziemlich alle dem erdboden gleichgemacht und die meisten christen ebenso.Zumindest für die ersten paar Jahre. Aber danach lies man wohl wieder einige ins heilige land.

Es wurde ja schon gesagt, dass diese Aussage nicht ganz stimmt, aber man kann schon sagen das die Muslime nach der Eroberung von Akkon und der kampflosen Übergabe der übrigen Kreuzfahrerstädte diese verwüsteten. Zum einen wie ich schon sagte um der Bildung von Brückenköpfen vorzubeugen und um das Erbe der verhassten Christen zu zerstören. Freilich bedeutete das den " entgültigen Untergang der aus der Antike stammenden syro-palästinensischen Stadtkultur" ( Formulierung von Hans Eberhard Mayer). Von den meißten glorreichen Städten der Christen blieb nicht viel mehr übrig als eine öde Wüste. Das die Christen allesamt umgebracht wurden wage ich aber zu bezweifeln, obwohl auch unmenschliche Blutbäder veranstaltet wurden.
 
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