hellfish schrieb:
...da sie fast alle Moslems und Juden im Land niedermetzelten und vertrieben, und somit "wirtschaftliche" Defizite in Kauf nahmen. Vorallem das eine Frau, Isabella I,:spinner:?, solch ein Morden fordert kommt mir "spanisch" vor. Bin gespannt, was ihr dazu sagt!
Das Thema ist zwar alt und dieser Teilnehmer wird wohl nicht mehr unter uns sein, die obige Aussage kann man jedoch so nicht stehen lassen.
Fernando und Isabel "metzelten" keineswegs alle Moslems und Juden nieder.
Um 1390 gab es eine grosse Pogromwelle, nach der ein Grossteil der jüdischen Bevölkerung konvertierte und einige schon damals auswanderten. dabei gab es auch zahlreiche Scheinkonvertierungen. Zu diesem Zeitpunkt verschwanden einige der grossen "Juderías" die bis dahin Bestand hatten.
Die "Conversos" integrierten sich in die spanische "christliche" Gesellschaft und einige bekleideten hohe Ämter. So war der Beichtvater von Isabel Sohn von jüdischen Konvertiten so wie auch (angeblich) der Grossinquisitor Torquemada.
Um 1492 erhielten die restlichen Juden in den Königreichen Kastilien und Aragon eine Frist um zu konvertieren oder das Land zu verlassen (ausnahme Mallorca). Dieser Rest bestand aus denen, die bis dahin allen zwängen widerstanden hatten und anscheinend wählten sie mehrheitlich das Exil. Der Auszug erfolgte geordnet und es bestand die Möglichkeit die beweglichen Güter mitzunehmen und die unbeweglichen zu veräussern (unter den gegebenen Umständen natürlich mit Verlust).
Ein interessantes Beispiel: In Vitoria-Gasteiz, im Baskenland, befand sich auf dem "Judizmendi" (dem "Judenberg") der jüdische Friedhof. Die abwandernden Juden schlossen mit der Stadt einen Vertrag ab, nach dem das Grundstück Eigentum der Stadt würde, dafür aber erst in 500 Jahren bebaut werden dürfte. In der tat hielt sich die Stadt daran und hat erst 1992 dieses Stück Land aufgeteilt und zur Bebauung freigegeben.
Das Ganze ist zweifellos Unrecht gewesen, es war aber kein wahlloses Massaker.
Bei den Mauren sah es etwas anders aus, sie wurden jedoch auch nicht "Niedergemetzelt". Gegen die Moslems herrschte Krieg in Granada. Als dieser 1492 zu Ende ging, gab es recht grosszügige Kapitulationsbedingungen die den Moslems erst einmal Religionsfreiheit garantierte.
Diese wurden nicht lange eingehalten, so dass es immer wieder zu Aufständen kam, nach denen den Moriscos ( "Moriscos" waren Moslems unter christlicher Herrschaft und keine Konvertiten) mehr und mehr Rechte beschnitten wurden. Die Küstenbewohner wurden beschuldigt mit den nordafrikanischen Korsaren gemeinsame Sache zu machen, so dasss man vielerorts sie in das landesinnere verbannte und einen Mindestabstand zur Küste von vier oder fünf Leguas (ca. 20-25 km) festlegte .
Diese Anschuldigung erfolgte nicht ganz zu Unrecht, da viele Korsarenkapitäne (Arraez) emigrierte spanische Mauren waren, die nach der Kapitulation Granadas sich nicht unterwerfen wollten und die an der spanischen Küste noch Freunde und Verwandte hatten die gerne halfen wo sie konnten. Um das zu vermeiden, wurde dann die Küste nach und nach entvölkert und zwischen Moriscos und Meer ein Sanitärkordon aus christlichen Siedlern angeordnet.
Mit zunehmenden Druck auf die zurückgebliebenen kam es auch immer öfters vor, dass es richtige und von langer Hand geplante Fluchtaktionen gab, bei denen ganze Dörfer von den Korsaren herausgeholt wurden. Zu diesem Zeitpunkt wollte man sie nicht gehen lassen, da sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor waren.
Erst am 4. April 1609 wurde durch Philip III das Ausweisungsdekret unterzeichnet. Auch dieses mal durften sie ihre beweglichen Güter mitnehmen (so weit sie diese tragen konnten) das ganze lief aber nicht so geordnet ab und es gab viele Übergriffe, Morde und Plünderungen. Einige Herren wie z.B. der Fürst von Maqueda begleiteten jedoch ihre Untertanen zum Schutz sogar bis zum Hafen oder gar bis nach Oran .
Die Ausweisung betraf ca. 120.000 Menschen, in der region Valencia ca. 30% der Bevölkerung.