Ebf. Anno II. v. Köln - ein Schwabe von der Alb

jeanne d'arc

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Ein Beispiel dafür, dass bedeutende Menschen des Mittelalters nicht nur aus dem Hochadel hervorgegangen sind.

Anni II. wurde um 1015 als Sohn der Edelleute Walter u. Engela v. Steußlingen
( schwäb. Alb bei Ehingen/Donau) geboren. Geburtsstätte soll jedoch nicht das Schloß Altsteußlingen gewesen sein ( wie man lange annahm) sondern ein kleines Anwesen derer von Steußlingen in Briel.
Sein Onkel, Heymo, Kanoniker in Bamberg, soll ihn ohne Einwilligung der Eltern nach Bamberg geholt haben um ihn in der Stiftskirche St. Stephan ausbilden zu lassen. Als 20jähriger ging er zum Studium nach Paderborn um schon zwei Jahre später von Bischof Suitger (dem späteren Papst Clemens II.) als Leiter der Domschule und wissenschaftl. Ratgeber eingesetzt zu werden. Dort, wo nur Söhne des Hochadels ausgebildet wurden, wirkte er 15 Jahre als deren Lehrer. 1054 berief ihn Kaiser Heinrich III. ( ebenfalls ein Schwabe) zum Probst des Reichsstifts St. Simon und Juda in der Kaiserpfalz Goslar und nahm ihn in seine Hofkapelle auf. Doch schon zwei Jahre später berief ihn der Kaiser zum Erzbischof in Köln, womit Anno in den höchsten Reichsfürstenstand aufgerückt und zudem immens mächtig geworden war
(er hatte auch die weltl. Herrschaft über Köln inne). Er wurde glaichzeitig Beichtvater des Kaisers, königl. Erzkanzler für Italien und Erzkanzler der römischen Kirche. Während der vormundschaftl. Regierung der Kaiserin Agnes, war er deren einflussreichster Ratgaber. Mit der Ernennung Bischof Cadalus als Gegenpapst zu Alexander II. soll er nicht nur nichts zu tun gehabt haben, es gelang ihm allerdings auch nicht, Kaiserin Agnes von diesem Schritt ( zu dem sie von den Römern bewogen ward) abzuhalten.
Anno II. wurde sodann die Erziehung des jungen Heinrichs IV, anvertraut. Es gelang ihm aber nicht, die Zuneigung Heinrichs zu gewinnen.
Sein Verdienst war es auch, das Schisma einem gütl. Ende zuzuführen so daß Alexander II. als Reformpapst anerkannt werden konnte.
Am 4.12.1075 starb Anno etwa 60jährig. In Siegburg fand er seine letzte Ruhestätte. 1183 erfolgte die Heiligsprechung und Umbettung in den kostbaren Annoschrein.

diesen Beitrag widme ich @ repo - dem Onkel Rulamans

jeanne
 
Auch Nikolaus von Kues (Cusanus) war so ein Beispiel. Sein Vater war Kaufmann, und er brachte es zum Kardinal und päpstlichen Legaten. Auch in Klöstern konnten Nichtadlige "Karriere" machen, z.B. Abt und damit Reichsfürst werden.
 
Noch etwas zum Lesen zu Erzbischof Anno II. von Köln:
anno_2_erzbischof_von_koeln_+_1075
oder alternativ auch
anno_2_erzbischof_von_koeln_+_1075
sowie die folgenden
ANNO II., Erzbischof von Köln
Anno II. (Hanno) von Köln - Ökumenisches Heiligenlexikon
Willkommen im Hohen Dom zu Köln

Und noch eine Anmerkung zum Thema des Geburtsortes: mir als Nichtschwaben erscheint die Angabe Altsteußlingen als gemeinhin übliche Ortsangabe durchaus legitim, zumal Briel mW ehedem ein Ortsteil davon ist - vgl. dazu Altsteußlingen
 
Zur Herkunft "Annos". Wenn ich erst annahme, dass er nicht aus besonders bedeutender Stellung hervorging, so war dies ein Trugschluß, dem ich versehentlich zum Opfer fiel, weil ich zufällig das ( heute eher unbedeutende) Dörflein "Altsteußlingen" auf der Alb kenne, die Bundesstraße nach Süden führt mitten durch!

Anders jedoch war dies im hohen Mittelalter !

Das Gebiet nördlich der Donau gehörte zur Ost-Baar und war (abgesehen von den Konfiskationen nach 746 ) nahezu vollständig im Besitz der Familie (Sippe ) der Alaholfinger ( der alem. Zweig der Agilolfinger ).
Der pagus nannte sich Alaholfulsbaar und war in verschiedene comitate aufgeteilt ( es waren dies alemannische comitate und nicht königliche Amts-Grafschaften). S t e u s s l i n g e n gehörte zur "Suuerzashuntare".

Bekanntlich ist die Genealogie der Alaholfinger bis heute nicht vollständig erforscht und ( gerade in der Zeit Mitte des 8. JU bis zu den Ottonen)noch recht lückenhaft.

Immerhin.: Das "Zentrum" der Alaholfinger war zu jener Zeit die Alteburg im heutigen Obermarchtal. Alaholfus erscheint dort als erster Gründer eines Klosters.
Einer seiner Nachkommen (nepos) - nach Chadaloh und dessen nepotes -
war Chazo zu dessen Comitat Anfangs des 10 JH's Steusslingen gehörte.
Aus seiner Sippe stammen Annos Eltern W a l t e r v . Steusslingen und
Engela ab, die um die Jahrtausendwende bereits zum alem. Hochadel gehörten.

Anno's Bruder W e r n e r war 1063-1078 Erzbischof v. Magdeburg, der sich um den Bau des Domes verdient gemacht haben soll und der im Dom seine Mutter bestattete, wo er auch selbst seine letzte Ruhe fand.

Sein Bruder H a y m o erscheint als Dompropst zu Köln.

Sein Bruder A d a l b e r o begründet das Haus Steußlingen-Arnstein in Sachsen,
Anno's Neffe Adalbero ist Bischof zu Münster 1132-1151,
seine Nichte Jutta, Äbtissin in Köln.

Seine Schwester Hazzecha hieratet in das Haus Pfullingen ein (Graf Eiloff);
deren Sohn Cuno war bereits zum Erzbischof in Trier erkoren, wurde jedoch wenige Tage vor seiner Investitur ermordet.

Annos Neffe Burchhard amtierte von 1059 bis 1088 als Bischof von Halberstadt.

Sicherlich war bei diesen "Beförderungen" der Verwandten, A n n o ' s einflußreiche Stellung durchaus hilfreich, weshalb ihm weniger freundlich Gesinnte Nepotismus vorwarfen, was auf gut Schwäbisch mit Vetterleswirtschaft zu übersetzen wäre.

Schliesslich: ein Bruder mußte ja nun für das Weltliche zuständig sein - es war dies sein Bruder " O t t o " der förderhin als Stammvater des hochadligen Hauses Steusslingen gilt. ( Der Name lässt die inzwischen eingetretene Annäherung der Alaholfinger zum Königtum der Sachsen erkennen; er war bis dato bei den Alaholfingern nicht üblich).

Ottos Söhne begründen die Linien "Justingen" und "Gundelfingen", Häuser, die in der Geschichte noch bedeutend in Erscheinung treten sollten ( Anselm v. Justingen ) - ( Barbarossas erste Frau Adele heiratet
in die Linie Wartstein ein ) ... usw.

Quellen.: u.a. M. Borgolte "Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränk. Zeit" - dto. "alem. Grafschaften" - dto. "die Grafen Alemanniens".

salu, jeanne
 
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