Henry V. - ein Held der damaligen Zeit?

Panthea

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Henry V und die Schlacht von Azincourt

Hallo! Wer kann mein Wissen über Henry V etwas aufbessern?
Wie konnte Henry V die Schlacht von Azincourt gegen eine solche Übermacht gewinnen? Und noch dazu mit so geringen Verlusten!
 
Interessant ist ja auch, dass der Stinkefinger der Engländer auf diese Schlacht zurückgehen soll. Die benutzen nämlich nicht nur den Mittelfinger, sondern zeigen auch den Zeigefinger. Damit sollen die englischen Bogenschützen den Franzosen gezeigt haben, dass sie noch alle Finger haben, die man zum Spannen der Bogensehne braucht. Die Franzosen hatten nämlich vorher allen englischen Bogenschützen derer sie habhaft werden konnten, diese beiden Finger der rechten Hand abgeschnitten (oder dies zumindest angedroht).

Und wenns nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden :D
 
Endphase des 100jährigen Krieg. Charles VI. Henry V. und der Vertrag von Troyes 1420

Hallo an alle, :)

Thema: Die Endphase des Hundertjährigen Krieg.

Der englische König Henry V. besiegt die französischen Truppen bei Azincourt 1415 und dehnt seinen Herrschaftsbereich in Frankreich aus. Damit tritt der 100jährige Krieg in seine Endphase. Henry hat Ansprüche seines Urgroßvaters Edward III. auf den franz. Thron zum Anlaß genommen, um den Krieg gegen Frankreich, das von einem Bürgerkrieg geschwächt ist, wiederaufzunehmen. Er verbündet sich mit Burgund, dessen Herzog Jean "ohne Furcht" ihn als König anerkennt, um die Macht des frz. König Charles VI. in Grenzen zu halten. Die Eroberung der frz. Gebiete ist vor allem ein innenpolitischer Erfolg. Henry's V. Ansehen steigt, die Innenpolitik stabilisiert sich.

Durch den Vertrag von Troyes 1420, der ein Bündnis zwischen dem Herzog von Burgund und den Engländern beinhaltet, versuchen die beiden Parteien, Einfluß auf die Thronwirren in Frankreich zu nehmen. Die Machtkämpfe innerhalb Frankreichs hatten sich an der Regentschaft über den frz. König Charles VI., den Wahnsinnigen, entzündet. Die Regierungsgewalt wurde Herzog Charles von Orléans übertragen, mit Zustimmung des Thronfolgers Charles (VII.). Burgund, das einen Verlust seiner Macht in Frankreich fürchtete, eroberte 1418 Paris. Verbündete innerhalb der Stadt ließen die burgundischen Truppen unter der Führung des Herzogs Jean "ohne Furcht" ein, die Paris besetzten und ein Blutbad unter den Anhängern des Herzogs von Orléans, den Armagnacs, anrichteten. Der Dauphin Charles (VII.) wurde vertrieben. Damit waren die innenpolitischen Wirren jedoch nicht beendet. Jean "ohne Furcht" wurde 1419 während seiner "Friedensverhandlungen" mit dem Dauphin, welche zum ausgleich Burgunds mit der Krone und zu einer Stabilisierung der burgundischen Macht führen sollten, ermordet. Jeans Nachfolger, Philippe "der Gute" von Burgund, versucht daraufhin, im Vertrag von Troyes mit Hilfe der Engländer seine Macht in Frankreich zu stärken. Der Vertrag sieht vor, dass der englische König Henry V. durch die Heirat mit der Tochter des frz. König seinen Anspruch auf die Krone Frankreichs festigt und die Regierung für Charles VI., den Wahnsinnigen, gemeinsam von England und Burgund ausgeübt werden soll. Der legitime Thronfolger Charles VII. soll ausgeschaltet werden. Nach dem Tod Henry V. und Charles VI., des Wahnsinnigen, 1422 gehen die Auseinandersetzungen mit England jedoch weiter, weil Charles VII. der Siegreiche, gegen die Ansprüche des englischen König Henry VI., von frz. Adel und Klerus zum König proklamiert wird.

Wie Aussichtsreich war Vertrag von Troyes nun also ? Anmassung oder gerechte Chance zum Frieden ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu Pantheas Frage: Warum konnte Henry V. in Azincourt trotz Unterlegenheit gewinnen ?

Zwei Faktoren waren ausschlaggebend. Erstens das Terrain(Karte), dass die Überlegenheit des frz. Ritterheeres aufhob. Da es sich um einen engen Korridor handelte, konnten die frz. Ritter die Engländer nicht wie geplant umzingeln. Zweitens die Langbogenschützen, die waren so kampfstark, dass sie alles ausschalteten bevor es sie errichte. Die frz. Ritter wurden niedergemacht, bevor sie der Schützen habhaft werden konnten. Sie griffen wieder und wieder an. Doch vergebens, die Franzosen hatten sehr große Verluste, die Engländer so gut wie keine ! Frage beantwortet ? :)

Hier noch ein zeitgenössisches Bild, dass den Einsatz der Langbogenschützen zeigt. Und Henry V.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank an Schini, für die Zusammenlegung der beiden Themen von Panthea und mir.

Zurück zu meiner Diskussionsfrage: Wie realistisch war der Vertrag von Troyes ? War er eine echte Chance für Frieden ? Wäre die Geschichte anders verlaufen, wenn Henry V. nicht so früh verstorben wäre ? Hätte man Charles VII. wirklich von der Thronfolge ausschließen können ?
 
Louis le Grand schrieb:
Vielen Dank an Schini, für die Zusammenlegung der beiden Themen von Panthea und mir.

Zurück zu meiner Diskussionsfrage: Wie realistisch war der Vertrag von Troyes ? War er eine echte Chance für Frieden ? Wäre die Geschichte anders verlaufen, wenn Henry V. nicht so früh verstorben wäre ? Hätte man Charles VII. wirklich von der Thronfolge ausschließen können ?

Meiner Meinung nach nicht, da der Vertrag von Troyes ungültig war (das Salische Recht spricht dagegen!), Charles VI. viel zu krank war, als um einen solchen Vertrag zu bestätigen (wieso hätte er sonst seinen Sohn von der Erbfolge ausgeschloßen?), und da die Engländer viel mehr als Usurpatoren angesehen wurden denn als rechtmäßige Herrscher.

Die Geschichte wäre kaum anders verlaufen.
Spätestens nach Henrys V. Tod (irgendwann wäre er dennoch gestorben), wäre sein schwacher Sohn Henry VI. an die Macht gekommen; spätestens da wäre die englische Herrschaft über Frankreich verloren gegangen.

Man kann doch nicht den Dauphin von Frankreich von der Thronfolge ausschließen!
Auf den armen Charles VI. darf man das dennoch nicht wirklich schieben: er war ja kaum mehr als ein Schatten seiner selbst um 1420.
 
Hallo Konradin, ;)

da bin ich mit dir einer Meinung. Nur der Dauphin selbst hätte wohl auf den Thron verzichten können und nicht andere darüber entscheiden. Obwohl seine eigene Mutter Isabeau de Baviere (Bayern) ja auch zu den Engländern übergelaufen war und ihren ältesten Sohn zum Bastard erklären ließ. Das war so ungewöhlich und unglaubhaft dass das eben nicht funktionieren konnte. Eigentlich hätte sie für solchen Hochverrat das Schafott verdient.

Beim Verlauf des Krieges stimme ich dir auch zu. England war wohl kaum mehr in der Lage den Rest Frankreichs zu erobern. Sie hatten ja schon Probleme den Norden zu kontrollieren. Und Burgund war auch kein einfacher Verbündeter, ständig fordernd und auf seine frz. Interessen bedacht. Um Heribert Müller zu zitieren:"Musste es nicht zwangsläufig dazu kommen, dass das strukturell und wirtschaftlich stark überlegene Frankreich den Krieg gewinnen musste ?" Unterm Strich profitierte Frankreich mehr von dem 100jährigen Krieg als dass es ihm schadete.
 
Louis le Grand schrieb:
Um Heribert Müller zu zitieren:"Musste es nicht zwangsläufig dazu kommen, dass das strukturell und wirtschaftlich stark überlegene Frankreich den Krieg gewinnen musste ?" Unterm Strich profitierte Frankreich mehr von dem 100jährigen Krieg als dass es ihm schadete.

Hallo Louis,
das würde ich auch so sehen. Frankreich war eigentlich von Anfang an besser dran im Krieg, auch wenn es viele Schlachten (Crécy, Maupertuis, Azincourt) verlor, da England zu klein war, um Frankreich zu halten.
Erobern, das ist eine Sache, den Besitzstand zu halten, eine ganz andere.
 
Hallo!

Heinrich V. (von England), (1387-1422), König von England (1413-1422). Er wurde im August oder September 1387 in Monmouth geboren und war der Sohn und Nachfolger Heinrichs IV. 1403 führte Heinrich die königlichen Truppen, die die Aufständischen unter Sir Henry Percy bei Shrewsbury besiegten; später schlug er den walisischen Aufstand von Owen Glendower nieder. 1410/11, als sein Vater erkrankt war, stand er dem königlichen Rat vor, wurde aber nach einer Auseinandersetzung mit seinem Vater abgesetzt. Als Heinrich nach dem Tod seines Vaters 1413 den Thron bestieg, versöhnte er sich mit der Familie von Sir Henry Percy und ließ die sterblichen Überreste Richards II., der von Heinrich IV. gestürzt worden war und im Gefängnis starb, ehrenvoll in der Westminster Abbey beisetzen. Der neue König führte die Politik seines Vaters fort und verfolgte weiterhin die Lollarden; ihren Anführer Sir John Oldcastle ließ er 1417 hinrichten.

1415 nahm er den Hundertjährigen Krieg gegen Frankreich wieder auf und besiegte die Franzosen in der Schlacht von Azincourt. Im folgenden Jahr verbündete er sich mit Kaiser Sigismund. 1417 begann er mit der Eroberung der Normandie, die er zwei Jahre später mit der Einnahme von Rouen abschloss, und zog schließlich in Paris ein. Mit Karl VI. von Frankreich handelte er 1420 in Troyes einen Friedensvertrag aus: Heinrich erhielt Karls Tochter, Katharina von Valois, zur Frau, außerdem die Zusage, dass er nach Karls Tod den französischen Thron erben würde. Als Heinrich 1421 nach England zurückkehrte, ließ er seinen Bruder Thomas, den Herzog von Clarence, als Statthalter in der Normandie. Die Franzosen erhoben sich gegen die englische Herrschaft und besiegten Thomas. Heinrich brach zu einem weiteren Feldzug nach Frankreich auf; er starb wenig später am 31. August 1422 in Vincennes. Heinrichs Nachfolger wurde sein Sohn Heinrich VI.

Das Leben Heinrichs von seinem Krieg gegen Frankreich bis zu seiner Heirat mit Katharina schilderte William Shakespeare in seinem Drama King Henry V (1599; König Heinrich V.).
Henry der V. brauchte gerade mal 2 Jahre, um sich mit dem spektakulären Sieg von Agincourt „historische Lorbeeren“ zu erwerben. Im Anschluss daran begann er weitere französische Territorien für sein Königreich zu erwerben. 1420 heiratete er Katherina, Tochter König Charles des VI. von Frankreich, die Henry dem V. ein Sohn gebar bevor dieser 1422 starb.
Er starb bereits mit 35 Jahren,
Das Porträt Heinrichs stellt das angespannte Gesicht eines bigotten, ja fast fanatischen Menschen dar, das eine Abgestumpftheit widerspiegelt, die nicht nur dem sich in seiner Epoche manifestierenden Nachlassen ritterlicher Tugenden zugeschrieben werden kann. Als Prinz beobachtete er die Verbrennung von Lollarden; dabei hatte er einmal einen verkohlten Ketzer, der immer noch keine Reue zeigte, ein zweites Mal in die Flammen gestoßen. Bei der Belagerung Harfleurs verweigerte er den von der Garnision aus der Stadt getriebenen alten und jungen Menschen den Durchgang und ließ sie zu Tausenden in der Januarkälte zugrunde gehen. Vieles an seiner Persönlichkeit war bemerkenswert, so sein männliches Auftreten, seine Entschlußkraft, sein diplomatisches Geschick und sein Urteilsvermögen; er hatte aber nur wenig Liebenswertes an sich. Es war vielleicht sein Glück, im Alter von erst 35 Jahren an Ruhr zu sterben, und zwar in dem Augenblick, als er sich darauf vorbereitete, dem Widerstand der Franzosen den Gnadenstoß zu versetzen. Er erhielt ein Heldenbegräbnis und ein Grabbildnis, das wie sein neugewonnenes Reich wegen seines hohen Wertes Plünderer auf sich zog.
Er galt bei vielen als "Blüte des chistlichen Rittertums."

Kennt jemand Literatur (Biographien usw.) von Henry V. ?
 
snoopy schrieb:
Kennt jemand Literatur (Biographien usw.) von Henry V. ?

Welch edler Geist dieser König doch war. Aber deutsche Literatur darft du wohl eher ad acta legen. Englisch ist da angesagt, in Hülle und Fülle:

Henry V / Christopher Allmand :hoch: :hoch: :hoch:

Henry V [the fifth] as warlord / Seward, Desmond

Henry V [the fifth] : the practice of kingship / ed. by G. L. Harriss

Henry V. ; A biogr. / Hutchison, Harold Frederick


Die erste habe ich selber schon gelesen. War exellent.
 
Danke für eure Antworten und vor allem die Buchtipps!! :)

Zu Shakespeare... naja, sein Werk soll ja nicht so wahrheitsgemäß sein, deswegen wollte ich das nicht lesen.

Zum Buch von Christopher Allmand - behandelt es denn auch die Jahre 1400 bis 1413?
 
Ich denke auch, dass England, selbst wenn Henry V. länger gelebt hätte, nicht in der Lage gewesen wäre, Frankreich zu kontrollieren. Allein, den Dauphin von der Thronfolge auszuschließen und überhaupt... die Fürsten Frankreichs und deren Anhänger hätten sich das alles nicht lange gefallen lassen und neuen Krieg gesucht.

Ob Henry V. weitere Schlachten gewonnen hätte, ist fraglich, auf jeden Fall hätte er Frankreich nicht lange halten können. Für Henrys Ruf war es sicher positiv, dass er so früh gestorben ist, da er zu diesem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt seiner Erfolge war.

Übrigens... als Henrys Vater, König Henry IV. die Gemahlin von Richard II. zurück an den frz. Hof schickte ud Frankreich an für sich davon ja nicht wirklich begeistert davon war, hat der Herzog Ludwig von Oléans dem Henry IV. einen Fehdebrief geschickt, indem er ihn zum Zweikampf herausgefordert hatte. Henry IV. hatte abgelehnt... warum eigentlich? Suchte dieser nicht den Krieg mit Frankreich, den sein Sohn, Henry V. aber daür umso mehr vorangetrieben hat?
 
Das Buch werde ich mir wohl mal holen! Ist es schwieriges Englisch? Ich verstehe und spreche zwar Englisch, aber so auf hohem niveau leider nicht ;) Hab ne Vokabelschwäche. Aber so oder so tut es ja gut, englische Bücher zu lesen :)

hast du eigentlich auch Biographien zu Henry IV. gelesen, die du empfehlen kannst??
 
Informationen über Henry IV. Erhälst du auch im Roman "Das Lächeln der Fortuna" von Rebecca Gablé.
 
Louis le Grand schrieb:
Zu Pantheas Frage: Warum konnte Henry V. in Azincourt trotz Unterlegenheit gewinnen ?

Zwei Faktoren waren ausschlaggebend. Erstens das Terrain(Karte), dass die Überlegenheit des frz. Ritterheeres aufhob. Da es sich um einen engen Korridor handelte, konnten die frz. Ritter die Engländer nicht wie geplant umzingeln. Zweitens die Langbogenschützen, die waren so kampfstark, dass sie alles ausschalteten bevor es sie errichte. Die frz. Ritter wurden niedergemacht, bevor sie der Schützen habhaft werden konnten. Sie griffen wieder und wieder an. Doch vergebens, die Franzosen hatten sehr große Verluste, die Engländer so gut wie keine ! Frage beantwortet ? :)

Hier noch ein zeitgenössisches Bild, dass den Einsatz der Langbogenschützen zeigt. Und Henry V.


Ich bezweifle dass die Feuerkraft der englischen Bogenschützen und das Terrain bzw. der enge Korridor gereicht hätten eine solch überlegene Armee aufzuhalten oder gar zu vernichten. Die französische Kavallerie wusste sehr wohl welches Terrain sie zu erwarten hatten und kannten diese Region sehr gut.
Die effizienteste Waffe gegen Langbogenschützen/Fernkampfeinheiten war und ist, sofern nicht durch Infanterie gedeckt, immer noch die Reiterei. Ausschlaggebend war meiner Meinung nach der Dauerregen (wer mal diese Region besucht hat weiss wovon ich spreche;-)), welcher das Terrain äusserst "sumpfig" und für die Kavallerie nahezu unpassierbar machte und somit die einzige Waffe gegen Bogenschützen (mal abgesehen von den italienischen Arbalestenschützen mit geringerer Reichweite) unbrauchbar machte. Anderseits sind auch noch die undiszplinierten Angriffe der einzelnen Armeekontingente zu erwähnen, ausgelöst durch Ueberlegenheitsgefühl und Profiliersucht einzelner Barone und Fürsten im Stile eines Bohémond/Tankred während des ersten Kreuzzugs.
Ich wüsste von keiner Schlacht wo Bogenschützen gegen eine zahlenmässig ebenbürtige Kavalleriestreitmacht bestanden hätte, es sei denn obengenannte Bedingungen sind Erfüllt. Sun Tzu lässt grüssen.
Und ich auch: Gruss!
 
Ein paar Schlachten des 100 jährigen Krieges werden hier erwähnt. Ansonsten findet man im Buch "der gefiederte Tod" weitere Beispiele. Nach diesem Werk kam schweizer Infanterie besser mit Bognern zurecht als französische Kavallerie und am gefährlichsten erwiesen sich Kanonen. Und bedenke, dass die englischen Yeomen disziplinierter waren als Frankreichs Ritter und Pferde mehr Trefferfläche bieten als Fußsoldaten.
 
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