Peter Abälard

Fugger

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Peter Abälard ist relativ wenigen bekannt. Am ehesten durch seine schöne schaurige Liebesbeziehung zu Heloise. Aber Peter Abälard war vielleicht der erste Philosoph auf europäischen Boden der schon im 12. Jahrhundert den Keim der Aufklärung in sich trug, der die Vernunft als wichtigstes Prinzip ansah, nach der sich die Menschen in ihren Haltungen, ihrem Glauben und Taten orientieren sollten. Zur Zeit der ersten Kreuzzüge vertrat er die Meinung die Weltreligionen müßten versuchen friedlich miteinander auszukommen.

Peter Abälard wurde 1079 geboren. Er entstammte einer ritterlichen Familie, sein Vater Berengar hielt es für sinnvoll seinem Sohn zuerst eine geistiges Studium zukommen zu lassen bevor es an das Erlernen das Waffenhandwerks ging.
Das hieß damals nach Paris zu ziehen und in einer der dort ansässigen Schulen Theologie oder Philosophie zu studieren. Der Wissenschaftsbetrieb war kaum organisiert, es gab auch noch keine Universitäten. Die Lehrer in Paris hatten zum Teil wohl auch ihre Not sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Sie waren ganz davon abhängig wie sehr die Schüler ihren Lehrbetrieb schätzten.
Es verwundert nicht, daß zu dieser Zeit die Bildung über Streitgespräche näher gebracht wurden.
Es fanden öffentliche Dispute statt, die man sich vielleicht wie Duelle vorstellen kann, in der ein Lehrer seine Konkurrenten auszustechen versuchte.

Abälard war scheinbar relativ erfolgreich darin seine Gegner öffentlich zu demontieren und nachdem dieses Schicksal seinem eigenen Lehrer mehrfach widerfahren ist, hatte er sich einen so guten Ruf erarbeitet, daß er er 1102 seine eigene Schule gründen konnte.

Zu jener Zeit wurde ihm auch das Angebot unterbreitet als Hauslehrer der Nichte des Kanonikus von Norte-Dame zu arbeiten. Er nahm die Stellung an und es kam zu einer zuerst verheimlichten leidenschaftlichen Liebesbeziehung zwischen Heloise und Abälard, aus der auch ein Kind entwuchs.

Sie legitimierten ihre Beziehung durch eine Heirat, verheimlichten aber, wohl auf Drängen Heloise zum Schutze seiner wissenschaftlichen Reputation, die Ehe. Ihr Onkel Fublert, dem diese Liebe schon lange ein Dorn im Auge, war machte die Ehe jedoch bekannt und beauftrage letztlich, um ihr Verhältnis endgültig zu zerstören, ein paar dunkle Gestalten, die Abälard im Schlaf entmannten.

Abälard überlebte, er muß aus Paris verschwinden und flüchtet in das Kloster St. Denis. Heliose wird Nonne im Kloster von Argenteuil. Diese ganze Tragik und Schicksalsschläge, vermochten allerdings nicht die gegenseitige Hingabe und Liebe der beiden zu zerstören. In dieser Zeit, in der sich Abälard und Heliose noch nicht einmal sehen können, kommt eine reger Briefwechsel zu Stande, der mit die schönsten Liebesbriefe der Welt hervor brachte.

Genausowenig konnte diese Widrigkeit seinen Ruf zerstören oder ihn am wissenschaftlichen Arbeiten hindern, auch unterrichtet er weiter. Den Ärger kann sich Abälard aber zeitlebens nicht mehr vom Hals halten. Er ist den ständigen Anfeindungen seiner Gegner, insbesondere Bernhard von Clairvaux, ausgesetzt und kann an keinem Ort dauerhaft mehr Fuß fassen.

Bernhard von Clairvaux war auch derjenige, der den Anstoß dafür gab, daß Petrus Abälard 1140 der Häresie für schuldig befunden wurde. Das verwundert nicht im geringsten, vertrat Petrus Abälardus doch die Haltung, daß auch in Glaubensfragen die Vernunft und nicht etwa die Vorgabe, die Interpretation der Bibel durch die katholischen Kirche die ausschlaggebende Bedeutung haben sollte.

Am Ende seines Lebens, daß im Grunde eine Aneinanderreihung von Fehl- und Schicksalsschlägen ist, findet er Zuflucht in dem berühmten Kloster von Cluny. Am 21. April 1142 stirbt Petrus Abälard.

Abälards philosophischen Hauptwerk ist „sic et non“ - „ja und nein“.
Dieses Werk bestand aus im Grunde nichts anderem, als einer Zusammenstellung unzähliger, aneinander widersprechender Zitate aus der Bibel. (!)
Jedoch nicht um die Aussagen der heiligen Schrift als falsch darzustellen, sondern vielmehr um den dogmatischen Glauben bloß zustellen, der jedes Wort in der Bibel für wahr hält.
Für Abälard ist es die lösbare Aufgabe der Vernunft diese Widersprüche zu überwinden und mit Hilfe der Verstandes den eigentlichen Willen Gottes zu erkennen.

Mit ihm fängt erstmals eine andere Art der Auseinandersetzung mit der Bibel statt, in der der Vernunft die zentrale Rolle zukommt.

Wie modern Abälard in seinem Denken ist, zeigt er auch in seinem Werk „Ethica sive Scito te ipsum“ - „Ethik oder erkenne dich selbst“. Als einer der ersten rückt Abälard das Innere des Menschen ins Zentrum seiner Beobachtung und kann als ganz früher Vertreter der Gesinnungsethik angesehen werden.

Er fragt z.B. was eine böse Tat kennzeichnet. Nach seiner Vorstellung müssen vier Kriterien zusammenkommen:
1.äußerlich lasterhafte Handlung
2.der innere Entschluß zum Bösen
3.die Innere Zustimmung Gottes Gebote tatsächlich verletzen zu wollen
4.die Durchführung

Das Gewissen ist also das Entscheidende.
Es kommt auf die Gesinnung, die Intention, die innerer Absicht an und nicht auf die tatsächlichen Folgen einer Handlung. Deshalb dürften die Juden auch nicht für die Kreuzigung Jesus für schuldig gesprochen werden, da sie dachten nach moralischen Gesetzen zu handeln.

Eine gute Tat dagegen muß im Einklang mit dem Willen Gottes erfolgen. Dieser ist jedoch nach Abälard durch die natürliche Vernunft der Menschen auch nicht-Christen zugänglich. Er traut allen Religionen zu, Kraft der Vernunft, zur Erkenntnis Gottes und damit des Guten kommen zu können.

Insgesamt tritt er für ein friedliches Nebeneinander der Religionen ein. Das kommt in einem seiner letzen, nicht mehr vollendeten Werke zum Ausdruck, in dem er einen heidnischen Philosophen, einen Juden und einen Christen auftreten und in einem friedlichen Dialog Argumente um den richtigen Glauben, der Stellung der Vernunft und den Umgang der Religionen miteinander führen läßt.

Eine sehr schöne und faßt zu umfangreiche Seite zu Petrus Abälard ist diese hier.
 
Peter Abälard machte erstmals durch seinen Standpunkt im sogenannten Universalienstreit auf sich aufmerksam.
Es geht um folgendes Problem:

Wenn man sein Denken beobachtet und einige der Wörter mit denen man sprachlich argumentiert z.B. Lebewesen, Kleidung, Gerechtigkeit etc. herausgreift, kann man sich die Frage stellen, ob diese Vorstellungen in unseren Köpfen ein reales Gegenstück in der Wirklichkeit haben, also ob wir quasi mit unserer Wahrnehmung, unserer sprachlichen Beschreibung die Wirklichkeit geistig so abbilden wie sie materiell tatsächlich ist.

Gibt es z.B. in der Natur das Lebewesen an sich? Gibt es einen Baustein der realen Welt, der mit dem Begriff Lebewesen und der Vorstellung, die dahinter steht, tatsächlich beschrieben wird?
Haben diese Sammelbegriffe oder allgemeinen Ideen, die wir benutzen ein reales Urbild?
Führen diese Allgemeinbegriffe eine eigene Existenz und sind die einzelnen Dinge nur ein Abbild
der Idee oder existieren nur die einzelnen Dinge und es gibt nichts darüber hinaus, dem man die Qualität des Seins zusprechen kann?

Die erstere Auffassung bezeichnet die Haltung der sogenannten Realisten, die also kurz gesagt behaupten Allgemeinbegriffe existieren tatsächlich.

Der Gegenstandpunkt ist der der Nominalisten, die nur die einzelne Dinge für real halten, die Sammelbegriffe dieser Gegenstände jedoch nur als leere Worthüllen betrachten.

Peter Abälard wendet sich im Grunde gegen beide Positionen, gegen die Realisten argumentiert er indem er sagt, daß es gegensätzliche Merkmale in den einzelnen Dinge gibt, und das der Allgemeinbegriff, der alle diese Gegenstände umfaßt, in sich logisch widersprüchliche Merkmale beinhalten müsse. Also z.b. gibt es unvernünftige Tiere und vernünftige Menschen. Der Sammelbegriff Lebewesen muß ja beide Merkmale tragen und das ist logisch nicht möglich.

Abälard vertritt die Haltung, daß Allgemeinbegriffe das Ergebnis der abstrakten, vernünftigen Gedankenarbeit des Menschen sind. Der Mensch entwirft geistige Konzepte zur Erklärung der Welt, ein reales Sein kann man diesen Vorstellungen jedoch nicht zuweisen. Seine Position wird auch als Konzeptualismus gekennzeichnet.

In diesem Universalienstreit stellte er auch die Frage was der Name der Rose eigentlich ist, wenn es gar keine Rose mehr geben würde. Umberto Eco hat dieses Beispiel später zu dem Titel seines berühmten Buches gemacht.
 
Pierre Abélard

... ein Mensch und der Zeitgeist.

Abelard's teaching was condemned at Soursouns in 1121 and his first theological work had been burned as heretical. He followed Plato in theology and his best teachings emphasized Aristotle's dialectic, holding that the system of logic and dialectical method of intellectual reflection could be applied to the truths of faith and pre-dated Thomas Aquinas and the scholastics by a century. His concept of ethics maintained that an act is to be judged by the intention of the doer.

In his most influential and controversial book, Sic et Non (yes and no) in 1123, Abelard maintained that truth must be arrived at by carefully weighing all sides of any issue. In those days, theologians tended to prove their points chiefly by quoting statements from the Church Fathers. In his book he collected a list of 158 philosophical and theological questions and produced quotations from the Fathers on one side, next to contradictory quotations from the Fathers on the other side. He then proceeded to harmonize the contradictions, pointing out that language is vague and depends on the context. Abelard pointed out the foolishness of relying on authorities and showed the most respected theological authorities to be hopelessly at odds with each other. Abelard left these questions open for discussion and thereby left himself open to charges of heresy. For quite some time the church had included his writings in the Index of Forbidden Books.


http://latter-rain.com/eccle/abela.htm
 
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