Kriegserklärung gegen ein Museum

aquilifer

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Die faz berichtete gestern im Feuilleton:
"Ein Monument des immerwährenden Friedens sollte die 'Ara pacis' des Augustus sein, als sie der römische Kaiser im Jahr 13 vor Christus einweihte. Der Untergang des Römischen Reiches ließ auch den Friedensaltar im Tiberschlamm versinken.
Heute, 2019 Jahre später bei der abermaligen Weihe des restaurierten Monuments, kann von Harmonie immer noch keine Rede sein. Der amerikanische Architekt Richard Meier ist mit seinem modernen Augustus-Museum mitten in die Polemik geraten: zuerst in die des italienischen, dann in die des stadtrömischen Wahlkampfes um den Bürgermeisterposten. [...]"
 
Ein Blick zurück in der Geschichte zeigt, daß moderne Großbauten fast immer den Zorn der breiten Bevölkerung erregten und daß man sie am liebsten gesprengt hätte. Das Auge hatte sich einfach noch nicht an neue Formen gewöhnt - das sollte eigentlich zu größerer Toleranz führen.

Andererseits kann ich mich auch regelmäßig nicht mit modernen Erweiterungsbauten an historische Bausubstanz anfreunden (Erweiterungsbau des DHM in Berlin, Reichstagsumbau etc.). Eine stilistisch angepasste, behutsame Ausführung auch an die Umgebung fänd ich besser. Allerdings kann sich mit so etwas kein Architekt "produzieren", schließlich wäre er dann nur eine Art intellektueller Bauarbeiter und kein Künstler, der eigene Ideen verwirklicht.
 
Ich finde diesen Zylinder im Eingangsbereich vollkommen unangebracht - die Anlage könnte auch der Sitz einer x-beliebigen High-Tech-Firma sein.
 
Du meinst die Säule oberhalb der Treppe? Ich hab diese für die moderne Entsprechung einer übrig gebliebene Säule verstanden.
 
Als ich letzten August in Rom war, befand sich der Bau noch in Konstruktion, nahm sich aber bereits wohltuend aus gegenüber den klotzigen, protzigen und mit unverschämten Inschriften verzierten Bauten mussolinischer Herkunft in der Nachbarschaft.
Die Säule am Eingang ist in der Tat ein gestalterischer Furz im Winde; wahrscheinlich wird sie in zehn Jahren genau so albern sein wie heutzutage sich computeranimiert drehende und windende Spielfeldansichten der Bundesliga in der Berichterstattung. Bis dahin schafft sie eines recht deutlich: Leute darauf hinzuweisen, dass es sich hierbei um eine Sehenswürdigkeit handelt - denn sonst läuft man, wie bei so vielen Schätzen in Rom, einfach dran vorbei.
 
Vorgestern, als ich dort war, war das Gebäude immer noch eine Baustelle, die Säule ist inmitten der Baustelle auch ziemlich unauffällig, und hinter den Bäumen siehr man das Gebäude selbst von der Ponte Cavour aus kaum. Drinnen habe ich die Helligkeit und das klare Ambiente als sehr wohltuend empfunden, wenngleich die Prozession auf den Seiten von unten nur mit steifem Genick und ohne Audioguide auch leider ahnungslos betrachtet werden kann. Was mir sehr gut gefallen hat, war ein Modell des augustäischen Marsfelds vom Augustusmausoleum bis zum Pantheon und ein Plan der Anlage, die über das heutige Rom gelegt wurde - sehr erhellend.

Mummius Picus schrieb:
Bis dahin schafft sie eines recht deutlich: Leute darauf hinzuweisen, dass es sich hierbei um eine Sehenswürdigkeit handelt - denn sonst läuft man, wie bei so vielen Schätzen in Rom, einfach dran vorbei.

Stimmt. Zu vieles übersieht man in Rom.

Im übrigen weigere ich micht, die italienischen Neo-Faschisten und ihre Anliegen in irgendeiner Form außer als Bedrohung ernst zu nehmen.
 
In dem FAZ-Artikel ist ja auch die Rede davon, dass demnächst die Res Gestae in Form einer restaurierten Steininschrift zu sehen sein werden. Weiß jemand, wo genau das sein wird? In oder an dem neuen Museum? Oder - wie ursprünglich in der Antike - vor dem Augustus-Mausoleum?

:grübel:
 
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