Biologische Waffen der Sowjetunion vor 1945

Weis jemand welche biologischen Waffen die UdSSR vor 1945 besaß?

Die Sowjetunion startete 1926 ein Biowaffenprogramm, infolge einer biologischen Rüstungsspirale in den 20er Jahren. Die meisten dieser Programme beschäftigten sich aber vordergründig mit der Abwehr von B-Waffen. Inwieweit, wie viele und welche biologischen Kampfstoffe die UdSSR besaß, das vermag ich aus dem Stehgreif nicht zu sagen.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass sie schon Anthrax-Erreger besaß, 1932 hatten zum Beispiel die Japaner schon damit an Kriegsgefangenen experimentiert.
 
Mit Milzbrand, Pest, Dengue-Fieber und Co. haben sich wohl alle kriegführenden Parteien befasst. Was da genau in der Sowjetunion lief, kann ich auf Anhieb auch nicht sagen. Wahrscheinlich liegt da noch so einiges brisante Material in russischen Archiven unter Verschluss, wer weiß was sich diesbezüglich in den GULAGs abspielte. Offiziell gab es sowas in der friedliebenden UdSSR selbstverständlich nicht, bis zum Ende des Kalten Krieges.
 
1936 begann ein B-Waffen Programm der Sowjetunion auf einer Insel im Aral-See. Das ist der See, der demnächst völlig verschwindet. Es war der 4-größte Binnensee der Welt.
Auf der Insel Wosroschdenije (im Internet auch irrtümlich Woroschdenije bezeichnet) sollen Ratten mit Milzbrand und Pest verseucht sein. Das Projekt wurde aber noch vor dem 2.Weltkrieg wegen Personalquerelen mit Stalin beendet und erst 1952 wieder in Gang gesetzt. Heute ist die "Insel" (mittlerweile mit dem Festland verbunden, wegen Verlandung des Aral-Sees) ein verrottendes B-Waffen-Labor mit allerhand schlecht vergrabenem Zeugs.

Pesttote und Pesterkrankte gibt es am Aralsee schon länger.
kyopo.com | experience the power of communication
Insel der Wiedergeburt - Wikipedia

Zur Tularämie-Stalingrad-Sache 1942/1943 hier ein Link der das ausschliesst.
 
Offiziell gab es sowas in der friedliebenden UdSSR selbstverständlich nicht, bis zum Ende des Kalten Krieges.

Offiziell gab/gibt es auch in den USA keine B-Waffen. Das B-Waffen-Abkommen von 1975 schliesst B-Waffen-Forschung und B-Waffen-Herstellung aus. Aber man muss man ja gegen B-Waffen-Angriffe vorbereitet und geschützt werden.=)
 
@Hurvinek: Pesttote und Pesterkrankte gibt es am Aralsee schon länger.

Das ist richtig, aber es muss nichts mit den Experimenten zu tun haben. Die Pest ist in Innerasien auch heute noch in Nagetierpopulationen verbreitet und springt gelentlich auf Menschen über. Ein ähnlicher Herd befindet sich im Südwesten der USA, da kann man schon eher spekulieren, wie die Krankheit dorthin gelangen konnte.
 
War die Sowjetunion ab 1936 dazu in der Lage Milzbrandangriffe durchzuführen?
Wenn ja wie viel wurde produziert, denn Milzbrand ist von Mensch zu Mensch schlecht übertragbar und verbreitet sich von selbst nicht (also musste man viel produzieren)!?
Wie lange kann man mit Milzbrand ein Gebiet verseuchen?
Gab es damals Schutz gegen Pestangriffe und ist pest von Mensch zu Mensch übertragbar?
 
Ich weiß das die Briten auch so eine Milzbrandinsel vor der schottischen Küste besitzen, dort wurden während des 2 WK verschiedene Möglichkeiten einer Anthraxbombe (war angeblich für Hamburg geplant) getestet, sie haben 40 Jahre gebraucht diese Insel wieder unbedenklich zu machen, dafür haben sie jeden Quardratzentimeter der Insel mit Formaldehyd getränkt. Sie gilt als "sauber", obwohl zur Vorsicht immernoch jährlich Proben genommen werden....
nur so nebenbei.
 
War die Sowjetunion ab 1936 dazu in der Lage Milzbrandangriffe durchzuführen?
Wenn ja wie viel wurde produziert, denn Milzbrand ist von Mensch zu Mensch schlecht übertragbar und verbreitet sich von selbst nicht (also musste man viel produzieren)!?
Wie lange kann man mit Milzbrand ein Gebiet verseuchen?
Gab es damals Schutz gegen Pestangriffe und ist pest von Mensch zu Mensch übertragbar?

Man braucht keine großen Mengen an Milzbrand.

Ein kurzes Zahlenspiel: Um 125.000 Menschen zu töten braucht man ca. 3500 Tonnen Bomben - oder alternativ 50 kg Anthrax.
 
War die Sowjetunion ab 1936 dazu in der Lage Milzbrandangriffe durchzuführen?

Ich gehe davon aus, dass man Bio-Waffen nicht großartig ins Waffenprogramm nahm. Das Einsatzrisiko und der viologische oder chemische Gegenschlag sowie die teure Forschung schreckten die stalinistische Vorkriegssowjetunion ab.
Insgesamt waren die diktatorischen Staaten Sowjetunion und Deutschland sehr angstbesetzt, das Genfer Protokoll zu brechen. Anarchronistisch war die Gefahr an einer biologisch verursachten Krankheit zu sterben bei beiden Diktatoren sehr hoch. Man wollte anscheinend nicht siechend sterben. Der Einsatz von chemischen Kampfstoffen wurde zumindest von Deutschland eingesetzt - abseits der Frontlinien.
Die deutschen Geheimdienste dachten bei Bioangriffen der Briten an Kartoffelkäferabwürfe über deutsche Felder. Die Geheimdienst-Arbeit der Nazis muß in einem hinterwäldlerischem Zustand gewesen sein.
Anthraxbomben stellten die USA ab 1944 her und wollten sie über 6 deutsche Städte abwerfen. Das bevorstehende Kriegsende in Europa verhinderte dies Schicksal für die Städte Berlin, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, Aachen und Wilhelmshaven.
 
@Hurvinek: Die deutschen Geheimdienste dachten bei Bioangriffen der Briten an Kartoffelkäferabwürfe über deutsche Felder.

Das hat man nach Kriegsende östlich des Eisernen Vorhangs noch jahrelang weiter propagiert, als die Käferplage erst richtig losging.
 
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