Text aus " Der Volks-Brockhaus", Leipzig, 1941 :
"Polen, 1919-1939 Freistaat zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion, 189 648 qkm groß, 35 Millionen Einwohner.
Geschichte: Der Gründer des polnischen Reiches ist Herzog Mieszko aus dem Hause der Piasten; er regierte zur Zeit Kaiser Ottosd. Gr..,wurde Christ und deutscher Lehnsmann. Sein Sohn Boleslaw 1. Chrobr (992-1025) machte vorübergehnd größere Eroberungen. Der Teilung des 1138 folgte ein langer Verfall der polnischen Macht. Schlesien wurde 1163 von Polen abgetrennt. Die Ostdeutsche Siedlung griff dann weit nach Polen hinein, wo die meisten Städte als deutsche Gemeinden entstanden. Wladislaw 1. wurde 1320 König. Der letzte Piast Kasimir d. Gr. (1333-70) eroberte Galizien,, Podolien. 1386 gelangte mit dem litauischen Großfürsten Jagello (Wladislaw 2.) das Haus der Jagellonen auf den Thron.; so wurde das großlitauische Reich, das auch Weißrussland und die Ukraine umfaßte, mit Polen vereinigt. Im Kampf gegen den Deutschen Orden gewannen die Polenkönige 1466 die Herrschaft über Westpreußen mit dem Ermland und die Oberlehnshoheit über Ostpreußen (bis 1657), ferner 1561 Livland und die Lehnshoheit über Kurland. Seit dem Austerben der Jagellonen 1572 machtloses Wahlkönigtum und innere Kämpfe der Adelsparteien. 1629 ging Livland an Schweden, 1654 und endgültig 1667 die östliche Ukraine an Rußland verloren. König Johann Gobieski (1674-96) kämpfte erfolgreich gegen die Türken. Die Wahl des sächsischen Kurfürsten August des Starken (1697-1733) verstrickte Polen in den Nordischen Kreig; sein Sohn August 3. erlangte die Krone durch den Polnischen Thronfolgekrieg 1733-35, von Rußland und Österreich gegen Frankreich unterstützt. Der letzte König Stanislaus Poniatowski (1764-95) stand ganz unter russischem Einfluß. Durch die polnischen Teilungen von 1772, 1793 und 1795 kam der Hauptteil Polens and Rußsland, Galizien und Kleinpolen an Österreich, Westpreußen, Großpolen und Masowien mit Warschau an Preußen. Napoleon 1. errichtete 1807 das Herzogtum Warschau unter dem König von Sachsen, das im wesentlichen aus Masowien, Großpolen und Kleinpolen bestand. Es kam durch den Wiener Kongreß 1815, allerdings um das Thorner Gebiet, die Provinz Posen und Krakau verkleinert, als Königreich Polen (Kongreßpolen) an Rußsland, erhielt zunächst eine politische Sonderstellung, verlor sie aber nach dem großen Aufstäden von 1830/31 und 1863/64. Im Weltkrieg wurde es 1915 von den Mittelmächten besetzt, die im November 1916 die Errichtung eines neuen Königreichs Polen verkündeten; doch das polnische Volk verhielt sich deutschfeindlich. Im November 1918 entstand der unabhängige Freistaat Polen. Er gewann, von den Feindbundmächten begünstigt, durch das Versailler Diktat auf Kosten des Deutschen Reiches des größeren Teil Westpreußens ( als "polnischen Korridor" zur Ostsee) und der Provinz Posen sowie gewisse Vorrechte in der "Freien Stadt" Danzig, dazu 1921 des wertvollen Teil des oberschlesischen Industriegebietes; ferner wurden Galizien und das von den Litauern beanspruchte Wilnagebiet polnisch. 1920 wurde ein Angriff Sowjetrußlands in der Schlacht von Warschau abgeschlagen und 1921 im Frieden von Riga weite weißrussische und ukrainische Gebiete in Polen einverleibt. 1921 kam auch ein Militärbündnis mit Frankreich zustande. Marschall Pilsudski gewann durch den Staatsstreich von 1926 eine autoritäre Machtstellung. Er suchte eine Verständigung mit dem Deutschen Reich unter der Führung Adolf Hitlers und schloß den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt vom 26. 1. 1934 ab. Aber nach Pilsudskis Tode (1935)kehrten seine politischen Erben, Marschall Radz-Smigla( Der eine Buchstabe ist mir völlig unbekannt, er ähnelt einem a, so habe ich es auch ersetzt) und der Außenminister Beck, mehr und mehr zur deutschfeindlichen Enstellung zurück, vor allem wurde die Deutsche Volksgruppe in Polen rücksichtslos bedrückt und verfolgt. Im Herbst 1938 erreichte Polen noch die Abtrennung des Olsagebietes von der Tscheo-Slowakei. Das wiederholte maßvolle Angebot Adolf Hitlers zur endgültigen Regelung der Danziger und Korridorfrage lehnte es jedoch ab und ging mit dem englisch-polnischen Beistandspakt vom 6. 4. 1939 ganz ins Lager der deutschfeindlichen Einkreisungspolitik Engalnds her. Die Verfolgungen der Volksdeutschen, die schließlich in den furchtbaren Mordtaten an Tausenden von wehrlosen Deutschen gipfelten, und die polnischen Übergriffe gegen Deutschland steigerten sich so sehr, daß das Deutsche Reich sich zum Abwehrkampf gezwungen sah. Im Polenfeldzug vom September 1939 brach der polnische Staat unter den raschen Schlägen der deutschen Wehrmacht völlig zusammen. Durch den deutsch-sowjetrussischen Vertrag vom 28. 9. 1939 kamen die ukrainischen und weißrusschischen Gebiete im Osten des ehemaligen polnischen Staates an die Sowjetunion, die westliche Hälfte wurde als deutsches Interessengebiet anerkannt; es bildet die Reichsgaue Danzig-Westpreußen und Wartheland, die Regierungsbezirke Kattowitz und Zichenau und das Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete; Wilna fiel an Litauen."
Zwar geht es in diesem Text nur um die polnische Geschichte, dennoch kann man eine Art Tendenz ablesen. In der Frühzeit konnte Polen nur unter deutschem Schutz oder deutscher Hilfe existieren, später wurde die polnische Bevölkerung aber immer mehr deutschfeindlicher, salopp gesagt, Undankbarkeit. So drückt es dieser Text aus.
Vielleicht eine kleine Hilfe, wenn auch etwas spät