Kriegsgeschichte: Sowjetunion ließ zwei Chancen, Hitler zu ermorden, ungenutzt

Ginger

Gesperrt
Raum zum munteren Geschichtsspekulieren gab heute eine Pressemeldung der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti.

MOSKAU, 25. Mai (RIA Novosti). Die Sowjetunion hatte im Zweiten Krieg mindestens zwei Gelegenheiten, den Nazi-Führer Adolf Hitler zu töten, hat jedoch die beiden Chancen nicht genutzt - aus der Befürchtung heraus, dass dies Deutschland zu separaten Friedenschlüssen mit den Alliierten bewegen könnte.

Das teilte der russische General Anatoli Kulikow, Präsident des so genannten Feldherren-Klubs, am Dienstag in Moskau mit. „Es ist wenig bekannt, dass die Sowjetführung bereits 1941 beschlossen hatte, Hitler zu eliminieren“, erzählte Kulikow am Dienstag auf der Konferenz „Unbekannte Seiten des Großen Sieges“ in Moskau.
Zuerst habe man den NS-Diktator in Moskau töten wollen. Ein entsprechender Plan sei für den Fall erstellt worden, dass die Wehrmacht die russische Hauptstadt besetze.
Später sei ein anderer Plan konzipiert worden, um Hitler in dessen Hauptquartier zu ermorden. Doch 1943 habe Stalin überraschend zum Rückzug geblasen - aus der Befürchtung, dass Hitlers Umgebung, nachdem der Führer getötet sei, einen separaten Frieden mit England und den USA schließe. „Beweise, dass solche Verhandlungen geführt wurden, liegen vor.“ Die zweite Chance, Hitler zu liquidieren, habe sich 1944 geboten. Es lag bereits ein detaillierter Ermordungsplan vor. Ein speziell ausgebildeter Attentäter habe sich absichtlich ergeben und hohes Ansehen bei den Deutschen erworben. Die Operation hatte laut Kulikow alle Chancen auf einen Erfolg. Doch bevor der Plan in Gang gesetzt wurde, kam aus dem Kreml erneut unerwartet das Rückzugskommando.

Gerade letzterer Attentatsplan eröffnet der Spekulation ungeahnte Möglichkeiten, da potentielle sowjetische Attentäter zwar millionenfach im Deutschen Reich, aber doch erheblich in ihren Bewegungen eingeschränkt waren.
Spontan fällt mir dazu nur Gnlt. Wlassow ein, der Zugang zu Hitler bekommen hätte können und das Format dazu gehabt hätte. Man könnte diesen Faden auch weiterspinnen: Was wäre dann gewesen, wenn Himmler den Einsatz der Wlassow- Armee bei Hitler durchgesetzt bekommen hätte? Da bleibt Raum für allerhand Gedankengänge und es kann nur auf die Öffnung von heute noch verschlossenen Archiven gehofft werden.
 
Speziell die Idee "Moskau" als ungenutzte Chance zu beschreiben, sortiert den Beitrag in ein Paralleluniversum ein. :rofl:

Dass Überlegungen zur Beseitigung Hitlers bei den kriegführenden Mächten bestanden, kann wohl nicht überraschen.

Die Überlegungen in Richtung Wlassow würde ich den vielfältigen Verschwörungstheorien zum Zweiten Weltkrieg zusortieren.
 
Da muss wohl jemand in volltrunkenem Zustand, das Bild eines Hitlers gesehen haben als er in Paris war. Dann dachte er an Napoleon und fragte sich, wie er sich durch dieses illustre Potpouri am medial in Szene setzen kann.

So kommen Meldungen zustande, die mit einem gewissen zeitlichen Abstand, zunehmend an Glaubwürdigkeit gewinnen (der sogenannte Sleeper-Effekt aus der Kommunikationforschung) und anfangen, ein Eigenleben zu führen.

Vom Gerücht zum pseudo "Fakt" im Rahmen von Verschwörungstheorien.

Da bin ich ja schon auf das nächste Buch von Suworow gespannt:
"Hitler auf den Spuren von Napoleon im brennenden Kreml". Muss ich mir doch gleich mal die Publikationsrechte sichern Wird sicherlich ein Hit. :rofl:

Möglicherweise könnte aber auch eine tiefergreifende Erklärung denkbar sein. Hitler wollte vor Moskau scheitern, da er wußte, dass er sonst in Moskau vor Vollendung seines Lebenswerkes umgebracht worden wäre. :yes:

Ich glaube ich höre lieber auf zu schreiben, da mir sonst nur noch absurdere Ideen kommen würden. :still:
 
Zuletzt bearbeitet:
Speziell die Idee "Moskau" als ungenutzte Chance zu beschreiben, sortiert den Beitrag in ein Paralleluniversum ein. :rofl:

Also so steht das dort auch wieder nicht. Von der 1. Chance wird mit der Tötung in seinem Hauptquartier geschrieben, von der 2. dann 1944 durch eine unbekannte Person, die Zugang zum Führer gehabt haben soll.

Die Überlegungen in Richtung Wlassow würde ich den vielfältigen Verschwörungstheorien zum Zweiten Weltkrieg zusortieren

Was heißt Verschwörungstheorie? Ob sich Gedankengänge dann als Irrweg heruasstellen, ist eine ganz andere Frage. Immerhin protegierten den kriegsgefangenen Wlassow ein gewisser Stauffenberg und Canaris. Beide gewiß keine ebenfalls keine Hitlerfans mehr zu dieser Zeit und die Frontbesichtigungen in Rußland durch Wlassow ließ erst Keitel mit einem Krach in der deutschen Heeresleitung und einem Tagesbefehl unterbinden, wobei Wlassow, anstatt in dem von Keitel gefordertem Kriegsgefangenlager, in einer noblen Berliner Villa mithilfe seiner Bekannten Stauffenberg und Canaris unterkam.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also so steht das dort auch wieder nicht. Von der 1. Chance wird mit der Tötung in seinem Hauptquartier geschrieben, von der 2. dann 1944 durch eine unbekannte Person, die Zugang zum Führer gehabt haben soll.

Es steht aber, weder im deutschen noch im russischen Teil dieser Seite, das diese Person Zugang zu Hitler hatte. Sie (wer auch immer es war) hatte ein "hohes Ansehen/Vertrauen bei den Deutschen erworben".
Möglicherweise hat sie sich aber regelmäßig/gelegentlich in Hitlers Nähe aufgehalten, sonst wären ja solche Pläne schon Blödsinn.

Ob da nun wirklich was dran ist, wird man vieleicht erfahren wenn dieser Klub seinen "500-600-seitigen Sammelband" von Material zu "der breiten Öffentlichkeit wenigbekannten Fakten zum Großen Vaterländischen Krieg" herausgibt.
Da werden dann aber nicht nur so "brisante" Themen wie (möglicherweise) die Pläne zur Ermordung Hitlers drinstehen, sondern auch relativ "profane" schon von Kulikov zum Besten gegebene Daten (Kosten pro Kriegstag, Anzahl von Tieren im Dienste der Verteidigung usw.).
Der eine oder andere wird da schon was für sich rausholen können und für "was wäre wenn-Fans" wird es bestimmt einen Haufen Nahrung geben.
 
Die Tatsache, dass ausgerechnet ein Militär dubiose Andeutungen in diese Richtung macht, lässt mich da auch eher an historische Umdeutungen des "Großen Vaterländischen Krieges" in Putin-Russland denken. Nach dem Motto: Unsere große Nation hätte können, wenn sie doch nur gewollt hätte.

Passt gut in das Bild von der russischen Stalin-Renaissance, das da letztens, und gar nicht mal unplausibel, in einem SPIEGEL nachgezeichnet wurde.
 
Warum hätte Stalin Hitler umbringen lassen sollen ? Doch nicht für Freiheit und Nächstenliebe in der Welt, sondern nur, um einen eigenen militärischen oder politischen Vorteil davon zu haben.
Gibt es Beispiele dafür, dass die Ermordung eines kriegsführenden Machthabers durch seinen Gegenpart diesem einen solchen Vorteil gebracht hätte ? Eher weniger. Und solange ein militärischer Sieg möglich ist, könnte sich ein solches Attentat eher als kontraproduktiv erweisen, denn man nähme der eigenen Seite doch das Feindbild weg. Und dazu wenigstens war Hitler bestens geeignet.
 
Die Tatsache, dass ausgerechnet ein Militär dubiose Andeutungen in diese Richtung macht, lässt mich da auch eher an historische Umdeutungen des "Großen Vaterländischen Krieges" in Putin-Russland denken. Nach dem Motto: Unsere große Nation hätte können, wenn sie doch nur gewollt hätte.

Passt gut in das Bild von der russischen Stalin-Renaissance, das da letztens, und gar nicht mal unplausibel, in einem SPIEGEL nachgezeichnet wurde.

Ich komm da jetzt nicht ganz mit: Wie passt die Bemerkung eines alten Militärs über von Stalin zurückgepfiffene Attentatsplanungen auf Hitler mit der "Stalin-Renaissance" zusammen?
Das Motto müßte doch lauten: Unsere große Nation hätte mehr geschafft, wenn Stalin nicht gewesen wäre. Was durchaus möglich gewesen wäre, aber mehr was für "was-wäre-wenn-Fans" ist.

Im übrigen passt gerade Putin diese "neue" Stalinverehrung wenig, da er sich selbst gern als den großen starken Mann sieht, der Russland wieder als Großmacht etabliert. Aber das ist dann Tagespolitik.
 
Warum hätte Stalin Hitler umbringen lassen sollen ? Doch nicht für Freiheit und Nächstenliebe in der Welt, sondern nur, um einen eigenen militärischen oder politischen Vorteil davon zu haben.
Gibt es Beispiele dafür, dass die Ermordung eines kriegsführenden Machthabers durch seinen Gegenpart diesem einen solchen Vorteil gebracht hätte ? Eher weniger. Und solange ein militärischer Sieg möglich ist, könnte sich ein solches Attentat eher als kontraproduktiv erweisen, denn man nähme der eigenen Seite doch das Feindbild weg. Und dazu wenigstens war Hitler bestens geeignet.

Zum einen gibt es in der Politik grundsätzlich keine Freundschaften, sondern nur Interessen. Das gilt nicht nur für Stalin, sondern auch für alle anderen Politiker.
Zum anderen sollte man Zusammenhänge nicht außer Acht lassen. So drängte Stalin schon seit September 1941 auf die Errichtung einer zweiten Front, um die Rote Armee zu entlasten, was Churchill und Roosevelt aber erst im Mai 1943 beschlossen und Ende November 1943 endgültig auf der Konferenz in Teheran bestätigt wurde. Bis dahin musste die sowjetische Führung davon ausgehen, daß Großbritannien und die USA sich bewußt, soweit wie möglich, abseits hielten, um einem späterem, dann stark angeschlagenem Sieger, aus dem Duell Deutschland- Sowjetunion eigene Interessen und Forderungen aufzwingen zu können.
 
Zum einen gibt es in der Politik grundsätzlich keine Freundschaften, sondern nur Interessen. Das gilt nicht nur für Stalin, sondern auch für alle anderen Politiker.
Zum anderen sollte man Zusammenhänge nicht außer Acht lassen. So drängte Stalin schon seit September 1941 auf die Errichtung einer zweiten Front, um die Rote Armee zu entlasten, was Churchill und Roosevelt aber erst im Mai 1943 beschlossen und Ende November 1943 endgültig auf der Konferenz in Teheran bestätigt wurde. Bis dahin musste die sowjetische Führung davon ausgehen, daß Großbritannien und die USA sich bewußt, soweit wie möglich, abseits hielten, um einem späterem, dann stark angeschlagenem Sieger, aus dem Duell Deutschland- Sowjetunion eigene Interessen und Forderungen aufzwingen zu können.

Die fett markierten Aussagen würde ich nicht unterschreiben.
 
Ich komm da jetzt nicht ganz mit: Wie passt die Bemerkung eines alten Militärs über von Stalin zurückgepfiffene Attentatsplanungen auf Hitler mit der "Stalin-Renaissance" zusammen?
Das Motto müßte doch lauten: Unsere große Nation hätte mehr geschafft, wenn Stalin nicht gewesen wäre. Was durchaus möglich gewesen wäre, aber mehr was für "was-wäre-wenn-Fans" ist.

Im übrigen passt gerade Putin diese "neue" Stalinverehrung wenig, da er sich selbst gern als den großen starken Mann sieht, der Russland wieder als Großmacht etabliert. Aber das ist dann Tagespolitik.

Mein Beitrag wirkte sicher ein bisschen widersprüchlich, folgt aber einer inneren Logik: :D
Ich behaupte, dass es seit dem Zusammenbruch der UdSSR samt aller sozioökonomischen Folgen in der Masse ein zunehmendes psychologisches Bedürfnis nach identitärem Fugenkitt, konkret die Rückbesinnung auf den "Großen Vaterländischen Krieg" gibt. Stalin wird da vermutlich im momentanen Denkmalsboom mehr eine Projektionsfläche als tatsächlich gewürdigte historische Person sein.

Und da kommen wir dann auch zu Putin: Den schätze ich als clever genug ein, dass er sich durch Stalin-Anbetung nicht in seiner Eitelkeit gekränkt fühlt, sondern solche Emotionen gezielt kanalisiert.

Die musikalische Beibehaltung der Sowjethymne (die ja besonders auf Stalins Wunsch die Internationale ablöste) von 1943 spricht da m.E. sehr für.
 
Dem ist nicht so. Stalin wird in Rußland schon sehr differenziert gesehen. In 1. Linie aber als Nichtrussen. Dann unterscheiden sich die Geister in jene, welche meinen, daß unter Stalin Recht und Ordnung herrschten und andere, die Stalin als Diktator sehen. Im Prinzip also die klassische Zweiteilung, ob die eigene Familie unter ihm litt, oder profitierte.

Der derzeitigen russischen Staatsregierung sind Stalinanhänger ein Dorn im Auge, weil sie Rußlands Ansehen im Ausland untergraben, aber auch hier zeigt sich eine Differenzierung: Einerseits das Loben von Stalin als guten Wirtschaftslenker, der die Sowjetunion wirtschaftlich in den 30iger Jahren voranbrachte und andererseits Stalin als Verbrecher, unter dem auch das russische Volk massiv zu leiden hatte. Letzteres wird in den Diskussionen über Stalin sowieso meist vergessen.
 
Raum zum munteren Geschichtsspekulieren gab heute eine Pressemeldung der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti.



Gerade letzterer Attentatsplan eröffnet der Spekulation ungeahnte Möglichkeiten, da potentielle sowjetische Attentäter zwar millionenfach im Deutschen Reich, aber doch erheblich in ihren Bewegungen eingeschränkt waren.
Spontan fällt mir dazu nur Gnlt. Wlassow ein, der Zugang zu Hitler bekommen hätte können und das Format dazu gehabt hätte. Man könnte diesen Faden auch weiterspinnen: Was wäre dann gewesen, wenn Himmler den Einsatz der Wlassow- Armee bei Hitler durchgesetzt bekommen hätte? Da bleibt Raum für allerhand Gedankengänge und es kann nur auf die Öffnung von heute noch verschlossenen Archiven gehofft werden.

daß eine Aktion nur darum undenkbar ist, weil bisher hierüber noch nicht nachgedacht wurde, klassifiziert sie nicht als "aktion undenkbar", ich hoffe mein Hinweis wird verstanden.

Wo denn, wenn nicht in Moskau hätte so etwas passieren können, nachdem das undenkbare, der Fall Moskaus eingetreten war ?
Jedes Sicherheitssystem hat ein Loch .
Ob sich allerdings Hitler nach Moskau getraut hätte ? Moskau ist nicht Paris, die Hauptstadt des Landes, bei dem Hitler sein Erweckungserlebnis als Soldat erlebt hatte, gut, aber Moskau ?

Daß Pläne bestanden haben, sollte nicht als Beispiel irgendwelcher dubiosen Verschweörungstheorien denunziert werden, es ist sicher, daß solche Pläne in jedem Land gegegenüber Jedem FEIND bestehen müssen, als ultima ratio, noch dazu gegenüber einem Feind vom Kaliber der Nazis.

Und noch weniger eignet sich das Thema zum Konstrukt von Theorien, für die "von Putin für Russland neu verordnete Sicht auf die Geschichte des Landes" was hier ja auch anklang.
Die Russen sind so stolz auf Ihr Land, weil sie im wesentlichen Hitler niedergerungen haben, weil ohne sie heute auf dem Eiffelturm die Hakenkreuzfahne wehen würde.
Solche populistischen Aufklärungen sind genaus das, was sie sind, nebensächlich

Wenns in Moskau schief geht , warum sollte General Wlassow denn Hitler ermorden ? Stalin sicherlich, aber Hitler, er doch letztlich mit Hitler gemeinsame Sache gegen Stalin macht.
 
... warum sollte General Wlassow denn Hitler ermorden ? Stalin sicherlich, aber Hitler, er doch letztlich mit Hitler gemeinsame Sache gegen Stalin macht.

Ganz richtig!

Lassen wir die Gedankenspielchen um das "Attentat von Moskau" mal beiseite und wenden uns Wlassow zu:

Die oben in den Zusammenhang mit einem möglichen Attentat gerückten Stauffenberg und Canaris (letzterer hatte selber die Möglichkeiten im fraglichen Zeitraum) in Verbindung mit Wlassow sind hier erwähnt:
DER SPIEGEL*14/1968 - Schießen Sie

Bei Stauffenberg und Canaris wird hier die Motivation der Kontakte verkannt: beide kann man 1943 in der militärischen Opposition einsortieren, aber eben auch einem weiteren Ziel unbedingt zuordnen: den Krieg gegen die UdSSR zu gewinnen und eine deutsche Niederlage zu verhindern. Das ist der Antrieb militärischer Kreise bzgl. Wlassow, dessen Frau wohl 1943 nach dem Überlaufen ermordet wurde.

Hier (und es gab weitere, wie Gehlen von der militärischen Aufklärung "Fremde Heere Ost") herrschte eine andere Sicht als ansonsten in der militärischen Führung bzgl. der Mobilisierung einer russischen "Hilfsarmee" im Ostkrieg.
DER SPIEGEL*13/1971 - Pullach intern

Als Wlassow dann in der Bedeutung aufstieg - durch Himmler - war Stauffenberg bereits tot und Wilhelm Canaris lange kaltgestellt, später verhaftet. Im Übrigen war die militärische Lage seit dem Sommer 1944 (BAGRATION etc.) so gestellt, dass eine Ermordung Hitlers für den sich abzeichnenden Sieg aus Sicht Stalins wohl verzichtbar war.

Umgekehrt wird auch spekuliert:
Unternehmen Zeppelin ? Wikipedia
http://www.geschichtsforum.de/f7/kommandounternehmen-gegen-stalin-17077/
Heinz Gräfe ? Wikipedia
JSTOR: An Error Occurred Setting Your User Cookie
 
Ich zitiere einmal aus dem Spiegel 52/1951:

Dwinger hatte 1941 am Rußlandfeldzug als Offizier im Stabe einer Panzerdivision teilgenommen. Von hier aus begann er, die Führungsstellen der deutschen Rußland-Politik - insbesondere Alfred Rosenbergs Reichs-Ostministerium - mit Denkschriften zu beschießen, die den Irrsinn der damals noch offiziellen Hitler-These vom russischen "Untermenschen" zum Ziel hatten An eine dieser Denkschriften schrieb laut Dwinger Generalfeldmarschall von Brauchitsch die Marginalie: "Das ist das Rezept des Sieges."
Unabhängig voneinander korrigierten damals die Front, der Generalstab, die Wehrmacht - Propaganda und einzelne Dienststellen der SS Hitlers russische General-Linie nach eigenen Bedürfnissen Die kämpfende Truppe schaffe sich die "Hiwis", um ihren Bedarf an Nachschub-Organisationen und rückwärtigen Sicherungsverbänden zu decken. Der SD-Sturmbannführer Gräfe stellte eine russische Truppe auf, aus der er Saboteure und Spione rekrutierte. Oberst Graf Stauffenberg faßte von seiner Position im Generalstab aus die Betreuung der Hiwi-Verbände organisatorisch zusammen, schuf die Dienststelle des "Generals der Freiwilligenverbände" und bezog schließlich die auf deutscher Seite kämpfenden Russen in seine gegenrevolutionären Pläne ein.
Die Offiziere der Abteilung WPr IV des OKW (Wehrmachtspropaganda Ost) - zum größten Teil ehemalige Rußland- und Baltendeutsche - revoltierten von Anfang an gegen die Untermenschentheorie. Sie wußten es aus eigener Erfahrung besser. Zun Beispiel der ehemalige zaristische Offizier Strikfeldt: "Intelligenzprüfungen an russischen Kriegsgefangenen haben einen ch westeuropäischen Unterlagen normalen Durchschnitt ergeben. Bei den Begabten lag der Durchschnitt sogar über dem des Westens."
Im Sommer 1942 stöberte Strikfeldt im Kriegsgefangenenlager Winnitza in der Ukraine den kurz zuvor am Wolchow gefangen genommenen sowjetrussischen General Wlassow auf. Er nahm ihn mit in ein vergittertes Zimmer der Dienststelle von Wpr IV in der Viktoriastraße in Berlin. Wlassow wurde der Hauptschlager der deutschen Zersetzungspropaganda gegen Stalins Divisionen.
Aber Strikfeldts Absichten gingen darüberhinaus. Er wollte Wlassow zum Haupt einer russischen Gegenregierung machen. Deutschland sollte mit dieser Regierung einen für Rußland tragbaren Frieden schließen. Rußlands Grenzen bis auf die 1939 und später vorgenommenen Korrekturen sollten erhalten bleiben.

Da ist viel Luft und Raum für Spekulationen, zumal in geheimer Mission tätige sich immer einen Deckmantel geben, um nicht aufzufliegen. Sonst würden sie es auch nicht weit bringen mit ihren Missionen.
 
Da kann ich keinen Raum für Spekulationen sehen.

Wie oben ausgeführt, lag die Motivation von Canaris, Gehlen, Gräfe und Co. bzgl. der russischen Mobilisierung klar: Abwendung der Niederlage durch Unterstützung einer russischen Hilfsarmee im Krieg gegen Stalins UdSSR.

Vielleicht dient Dir Folgendes zu den Akteuren:
Peter Hoffmann: Claus Schenk Graf von Stauffenberg: Die Biographie
Michael Mueller: Canaris: Hitlers Abwehrchef
Wildt, Michael: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes (Kurzbiographie Gräfe)
Wilhelm: Zwei Legenden aus dem Dritten Reich - Die Prognose der Abteilung Fremde Heere Ost 1942 - 45 (zum Umfeld von Gehlen bzgl. Ostkrieg)

Wie oben ausgeführt, wurde Wlassow erst unter Himmler zum Faktor. Das zu einem Zeitpunkt, als die SU nur mit einer Frage der Zeit auf den Sieg zusteuerte.

Zur Person Dwingers:
Edwin Erich Dwinger ? Wikipedia
Der Spiegel-Artikel ist vermutlich durch sein Machwerk von 1951 angeregt ("General Wlassow. Eine Tragödie unserer Zeit")
 
Ich zitiere einmal das Kriegstagebuch des OKW S. 1626:

Schon im Frühjahr 1943, unter dem Eindruck von Stalingrad und seinen Nachwirkungen, hatte dieser (Einfügung: hier ist der deutsche General der Osttruppen gemeint) in einer Denkschrift an das Oberkommando der Wehrmacht betont, daß Deutschland den Krieg im Osten mit eigenen Mitteln nicht gewinnen könne.
...
Der russische Generalleutnant Wlassow hatte sich in den Kampf gegen den Bolschewismus gestellt und sich anheischig gemacht, in Kürze eine russische Armee gegen Stalin ins Feld zu stellen. Der Wehrmachtsführungsstab ist an dem Gang der Verhandlungen hierüber nicht beteiligt gewesen, es ist jedoch anzunehmen, daß Hitler die Garantien und Gebietsforderungen Wlassows gefürchtet hat, als er den Plan ablehnte. Mehrere Dienststellen hatten sich für Wlassow ausgesprochen, unter anderem war auch das Reichsaußenministerium gewonnen. Die Ablehnung kam von Seiten Himmlers, der angeblich Vorverhanldungen mit dem russischem General gepflogen hatte und nach deren Scheitern nun Wlassow als "heimtückischen Slawen" ablehnte.
...
Im Sommer 1943 eine Wlassow- Armee im Rahmen der begrenzten deutschen Angriffshandlungen einzusetzen, war jedoch die letzte Möglichkeit zu einer Stabilisierung der Ostlage gewesen; jede spätere derartige Aktion ... zur Aussichtslosigkeit verurteilt.

Daraus ergibt sich, daß die Wlassow schon unmittelbar nach seiner Gefangennahme 1942 engagierte und auf entsprechende deutsche Ohren stieß. Es ist weiterhin bekannt, daß Stauffenberg und Olbricht, beide Mitglieder des Kreisauer Kreises Chefs des Allgemeinen Heeresamtes waren. Damit verbunden: Die konzeptionelle Entwicklung des Heeres sowie verantwortlich für Ausbildung und Ausrüstung.
Ergo konnte am Heeresamt keine Wlassow- Bewegung vorbeikommen. (Da kommen wir auf den Spiegel zurück, der schrieb, daß Stauffenberg Wlassow protegierte)

Bei Canaris wird es komplizierter:
Bernd Martin schreibt in " Deutsch- sowjetische Sondierungen über einen separaten Friedensschluß im Zweiten Weltkrieg", daß der Kontakt 42/43 und auch 44 zwar nicht über offizielle Unterhändler geführt wurde, aber über einen Agenten der deutschen militärischen Abwehr. Er benennt ihn sogar beim Namen- Edgar Klauss. Canaris als Chef der dt. Militärabwehr wäre ein schlechter Chef gewesen, wenn er dies nicht gewußt hätte.

Weiter schreibt Martin hierzu indirekt in einem interessantem Nebensatz:
Im Gegensatz zu den Jahren 1942/43 entbehrten die im Jahre 1944 im Umlauf gebrachten Gerüchte über separate Friedensverhandlungen der Substanz und sind daher eher als politisches Druckmittel bzw. Spiel der Geheimdienste zu werten. (S. 288)

Hier können wir also Festhalten, daß mit Klauss ein zuverlässiger Mittelsmann zur sowjetischen Seite bestand und ebenjener Klauss mit großer Wahrscheinlichkeit mit Canaris Wissen agierte, da man nicht irgendeinen x- beliebigen Agenten zu Friedenssondierungen schickt.

Jetzt ist es Spekulation, was die sowjetische Seite zu Klauss und Wlassow in den Akten archiviert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Märchenstunde

Die sowjetischen wie russischen Offiziere sind berühmte Märchenerzähler, wenn sie im Ruhestand sind.

General Wlassow ging 1942 in Kriegsgefangenschaft. Als der Krieg dem Ende entgegenging wurde Wlassow 1944 von der SS für eine ROA aktiviert, man brauchte jeden kampffähigen Mann, um Deutschland zu verteidigen. Wlassow hatte nie persönlichen Kontakt zu Hitler. Zudem wäre nach der Aktivierung ein Kontakt mit Hitler ausgeschlossen, da Generäle nicht automatisch in Hitlers Umgebung gelangen. Dazu gab es derer zuviel und das OKW brauchte mit Sicherheit keinen ex-sowjetischen General, der mit einer ganzen Armee sich freiwillig in Kriegsgefangenschaft begab. Solcherlei General-Referenzen sind militärisches Negativimage.

Armeegeneral Kulikow ließ offen, um wen es sich handelte, der bei den Deutschen angeblich hohes Ansehen genoß, nachdem er sich ergab. General Wlassow konnte es nicht sein, der genaß kein hohes Ansehen, weder bei Hitler noch bei anderen entscheidenden Nazi-Strukturen. Zudem sind Verräter der Roten Armee aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute in Russland geächtet.

Der Hinweis von Kulikow ist wodkaseliges Altherren-Geschwätz.
 
Zurück
Oben