Russlands Entwicklung in der Moderne

Zombi1980

Neues Mitglied
Hallo community,
ich schreibe derzeit einen Aufsatz über die Entwicklung Russlands und Russland Stellung vom 19. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Schlüsselpunkt soll sein, ob diese Entwicklung zwansläufig ist oder nicht. Zu Anfang bin ich aufgrund der fehlenden Wirkungen der Reformen und die Folgen der Attentate davon ausgegangen, dass die Entwicklung zu einer (Groß-)Macht nicht zwangsläufig ist. Mit der Dauer des Aufsatzes merke ich aber, dass Russland wohl kaum als Großmacht zu bezeichnen ist nach dem 1. Weltkrieg. Zudem spricht das große Potenzial dafür, dass Russlands irgendwann aufsteigen muss und die Probleme lediglich als Behinderungen bremsen.
Also ich bin unschlüssig, wie ich argumentieren soll. Kennt da jemand eine gute Quelle oder kann da jemand eine schlüssige Argumentation präsentieren und mich evt. überzeugen?
Genaue Aufgabenstellung: 1917, eine Großmacht betritt die Weltbühne, eine zwangsläufige Entwicklung? Also ich habe bereits die Ereignisse bis 1917 thematisiert, das Fazit ist ja mehr eine persönliche Sache ausgehend aus den inhaltlichen Ausarbeitungen. Wie würdet ihr da argumentieren?
Mfg Zombi1980
 
... Mit der Dauer des Aufsatzes merke ich aber, dass Russland wohl kaum als Großmacht zu bezeichnen ist nach dem 1. Weltkrieg. Zudem spricht das große Potenzial dafür, dass Russlands irgendwann aufsteigen muss und die Probleme lediglich als Behinderungen bremsen.
Also ich bin unschlüssig, wie ich argumentieren soll. Kennt da jemand eine gute Quelle oder kann da jemand eine schlüssige Argumentation präsentieren und mich evt. überzeugen?
Genaue Aufgabenstellung: 1917, eine Großmacht betritt die Weltbühne, eine zwangsläufige Entwicklung? Also ich habe bereits die Ereignisse bis 1917 thematisiert, das Fazit ist ja mehr eine persönliche Sache ausgehend aus den inhaltlichen Ausarbeitungen. Wie würdet ihr da argumentieren?
Mfg Zombi1980

@Zombie1980

Ein Aufsatz kann polarisieren, aber wenn Du nachweisen möchtest, daß Rußland als Großmacht erst 1917 die Weltbühne betritt, wirst Du Schiffbruch erleiden. Spätestens seit dem Nordischen Krieg hat Rußland in Europa eine Großmachtstellung inne und wurde als solche auch wahrgenommen und akzeptiert.

Sicher hast Du die Bücher "Aufstieg und Fall der großen Mächte" und "Kampf der Kulturen" gelesen, ebenfalls polarisierende essayistische Bücher, die zumindest Dein Thema streifen.

Kannst Du das Thema des Aufsatzes noch ändern?

M. :winke:
 
Schonmal danke für die Antwort. Das Thema ist vorgegeben, kann da nichts ändern, außerdem muss man ja auch immer bedenken wie man Großmacht definiert. Hab da eine führende Stellung in Wirtschaft, Militär und Gesellschaft festgelegt, zumindest der Aspekt Wirtschaft ist definitiv fragwürdig. Auch muss man für mich als Großmacht mehr als eine Machtstellung in Europa haben. Wichtiger ist für mich der Aspekt der Zwangsläufigkeit der Entwicklung, also wurde Russland zwangsläufig eine Großmacht.
Gegenargumente sind da eh kaum zu finden, das Gegenteil wäre ja ein Zufall, der die Entwicklung stark vorantreibt, ist aber nicht der Fall.
Denke ich werde mein Fazit auf dem Potenzial Russlands zwecks der Menge an Leuten begründen. Sonst noch jemand weitere Punkte für eine Zwangsläufigkeit?

Mfg Zombi1980
 
Schonmal danke für die Antwort. Das Thema ist vorgegeben, kann da nichts ändern, außerdem muss man ja auch immer bedenken wie man Großmacht definiert. Hab da eine führende Stellung in Wirtschaft, Militär und Gesellschaft festgelegt, zumindest der Aspekt Wirtschaft ist definitiv fragwürdig. Auch muss man für mich als Großmacht mehr als eine Machtstellung in Europa haben. Wichtiger ist für mich der Aspekt der Zwangsläufigkeit der Entwicklung, also wurde Russland zwangsläufig eine Großmacht.
Gegenargumente sind da eh kaum zu finden, das Gegenteil wäre ja ein Zufall, der die Entwicklung stark vorantreibt, ist aber nicht der Fall.
Denke ich werde mein Fazit auf dem Potenzial Russlands zwecks der Menge an Leuten begründen. Sonst noch jemand weitere Punkte für eine Zwangsläufigkeit?

Mfg Zombi1980

@Zombie1980

Obwohl ich Deine These nicht teile, vllt. noch eine Anmerkung; neben der absoluten Bevölkerungsgröße Russlands, denk auch an den "Reichtum" an Bodenschätzen Russlands, die eine Autarkie hier nach 1917 sukzessive möglich werden ließ, inkl. Export.

Eine weitere Anregung, überlege, ob Du in Deinem Aufsatz auch den Stalinismus ansprechen könntest (These: "Der totalitärer Staat als "Modernisierungsdiktatur"), das beträfe dann die späten 1920'er Jahre bis 1956.

Ab 1945/1946 die bipolare Weltordnung.

Good luck für Deinen Aufsatz.

M.:winke:
 
Genaue Aufgabenstellung: 1917, eine Großmacht betritt die Weltbühne, eine zwangsläufige Entwicklung?
Ist schon schwierig wenn man eine Aufgabenstellung bekommt, die wohl auf einer Fehleinschätzung beruht.
Ich würde nämlich im Gegenteil behaupten: 1917, eine Großmacht tritt ab.

Denn Rußland war ja schon lange Zeit Großmacht, spätestens 1815 auch allgemein als solche akzeptiert. Und trotz diverser Rückschläge (Krimkrieg, russisch-japanischer Krieg) war Rußland 1914 eindeutig Großmacht. Politisch und militärisch sowieso, und auch die wirtschaftliche Entwicklung war zwar deutlich hinter Westeuropa zurück, aber durchaus nicht zu unterschätzen.

Dann kommt das Desaster des ersten Weltkriegs, dann kommt der bolschewistische Putsch, die Abspaltung der Westprovinzen, der Bürgerkrieg, Chaos und Hungersnöte ...
In den 20er Jahren war die Sowjetunion maximal eine potentielle Großmacht, erst in den 30er Jahren hatte sie halbwegs wieder eine Stärke erreicht, mit der sie an das Vorkriegsniveau anknüpfen konnte.
Irgendeine Zwangsläufigkeit kann ich da nicht erkennen.
 
Ich würde nämlich im Gegenteil behaupten: 1917, eine Großmacht tritt ab.

Treffend formuliert!

Und der Sieg der Bolschewisten legte überhaupt die Basis dafür, dass dieser Staat nicht auseinander fiel, was Stalin mit der brachial und opferreich durchgeführten Schwer-Industrialisierung als Basis nutzen konnte.
 
Schonmal danke für die Antworten.
Also zur Klarstellung, ich soll die die Entwicklung vom +-Krimkrieg bis zum 1.WW thematisieren und eine Aussage über die Zwangsläufigkeit der Entwicklung treffen. Damit ist der 1. WW noch nicht drin, denn es quasi die Entwicklung davor sein.
Also meine Argumentation:
1. Russland hat riesiges gesellschaftliches Potenzial(einwohner etc.) =>beste Voraussetzungen fürs
Militär vor allem
2. Auch wenn die Reformen, vor allem die Bauernbefreiung, keine kurzzeitigen Erfolge gesichert haben, so hat die Bauernbefreiung die "Fesseln" des Landes gelöst und einen Grundstein für die Zukunft gelegt.
3. Fehlentscheidungen behindern Entwicklung, zusammengefasst: Die Entwicklung ist geprägt durch zahlreiche Rückschläge, aber trotzdem verbessert Russland seinen Status.=>wer weiß, was ohne Fehlentscheidungen möglich gewesen wäre
4. Bolschewisten starten 1917 einen "neuen Versuch", eine der Versuche musste einmal gelingen.
=>Fazit: Russland ist wie ein schlafender Riese, der Antrieb ist ersteinmal schwer, doch dann gehts los!

Was haltet ihr davon? Besonders bei dem Argument mit der Leibeigenschaft bin ich unsicher?
Ist mir wichtig, dass da kein grundlegende Denkfehler drin ist.
Mfg Zombi
 
Schonmal danke für die Antworten.
Also zur Klarstellung, ich soll die die Entwicklung vom +-Krimkrieg bis zum 1.WW thematisieren und eine Aussage über die Zwangsläufigkeit der Entwicklung treffen. Damit ist der 1. WW noch nicht drin, denn es quasi die Entwicklung davor sein.

Bei dieser Aussage wäre ich äußerst vorsichtig.
Diese "Zwangsläufigkeiten" sieht eigentlich nur die Nachwelt.
nmM sind es bei weitem zu viele Faktoren die Entwicklungen in der Menschheitsgeschichte beeinflussen, als da eine "Zwangsläufigkeit" gesehen werden kann.
 
Kann deine Bedenken verstehen, doch das eindeutige Ziel ist es nunmal, entweder für oder gegen eine Zwangsläufigkeit zu schreiben.
Ist die Argumentation denn nachvollziehbar? Wie gesagt, vor allem die Bauernbefreiung, denn die wird teilweise als absolut Unnütz gesehen.

Könntest du bitte ein paar "Zufallsfaktoren" nennen, gerne auch auf Russland bezogen?

Mfg Zombi
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist die Argumentation denn nachvollziehbar?

Unverändert nicht, insbesondere der "schlafende Riese" vor 1914.

Beim Bevölkerungspotenzial hast Du vermutlich zu weitgehend das 20. Jhdt. im Blick, der Stand der Industrialisierung war wichtiger. Welche "Fesseln" zur Großmacht sollen durch die Bauernbefreiung gelöst worden sein? Welche Fehler sollen den Großmachtstatus behindert haben?
 
Also, um etwas auszuholen:
1) beim Bevölkerungspotenzial ja, wobei zur Industrialisierung zu bedenken ist, dass die global gesehen schwach ist. Ab wann würde ihr sagen, kann man von einer großflächigen Industrialisierung sprechen und nicht bloß von Petrograd+Moskau?
2) Fesseln lösen, weil nur dadurch eine neue Wirtschaftsordnung möglich war, sodass Witte seine Politk nicht durchsetzen hätte können.
3) "Probleme bzw. Fehler": Intelligenzija behindert Reformen=>weitere, nötige Reformen werden blockiert ; Wittes Plan ist keine Lösung auf Dauer ( Staat kann nicht einziger Investor sein); Verhalten im Russisch-japanischen Krieg ; allgemeine Unruhen
4) zum schlafenden Riesen: Schlafend ist wohl doch falsch, gemeint ist, das sich das echte Potenzial vor 1930 noch nicht zeigt

Freue mich auf weitere Antworten

Mfg Zombi
 
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