amerikanischer Imperialismus

Huffer

Neues Mitglied
Hey,
ich habe mich in der letzten Zeit zunehmend mit der amerikanischen Form des Imperialismus ("Dollar-Imperialismus") beschäftigt. Bei meinen Recherchen bin ich häufig auf die Formulierung "die kurze Phase des direkten amerikanischen Imperialismus" gestoßen. Nun frage ich mich, wann diese Phase angefangen und aufgehört hat.
Die USA verstanden sich bekanntlicherweise - begründet auf der Monroe-Doktrin" von 1823 - als "Hort des Antiimperialismus", jedoch hatten viele der Aktionen, die sie sich als "Polizei des amerikanischen Kontinentes" selber zusprachen, imperialistische Züge - darunter fällt vor allem der Krieg mit Mexiko 1846-48, aber auch der Erwerb Alaskas 1867. Folglich könnte man diese Phase der amerikanischen Expansionspolitik schon als direkte einstufen, jedoch bin ich schon bei diesem Punkt hin- und hergerissen, weil der Imperialismus einerseits direkt ("Amerikanisch-Mexikanischer Krieg"), anderseits auch indirekt ("Dollar-Imperialismus" beim Kauf Alaskas) ausgeübt wurde. Es könnte zudem auch sein, dass die Phase des direkten amerikanischen Imperialismus der Zeit des Spanisch-Amerikanischen Krieges von 1898 zugeordnet werden muss, in welchem sich die Amerikaner direkt gegen die Spanier und ihre Kolonialpolitik in Kuba wendeten und sich somit zum einen 1901 das "Protektorat Kuba" und zum anderen weitere Gebiete wie die Philippinen und die Insel Guam aneigneten.
Meine Frage ist nun: Wann spricht man von der "Phase des direkten amerikanischen Imperialismus"?

Mit freundlichem Gruß,
Julian
 
1. Die Darstellung der verlinkten Seite stellt viele zentrale Konstrukte bereit, die die Andersartigkeit der US-Außenpolitik im Vergleich zu den europäischen Mächten darstellt.

2. Die direkteste Form von militärischer Intervention und einer direkten Kontrolle eines Landes durch die USA erfolgte auf den Philippinen.

Die Motivation zum direkten militärischen Engagement war in den USA aus wirtschaftlichen Gründen für notwendig erachtet worden, um den Zugang zu China zu sichern und andere Mächte abzuhalten, ihrerseits die Philippinen als Kolonie zu nehmen, wie beispielsweise das Deutsche Reich. Im Zuge des Krieges kam es zu Ausschreitungen der US-Armee, die als Kriegsverbrechen zu klassifizieren sind.

Anschließend wurde das Land besetzt und weitgehend politisch befriedet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Philippinisch-Amerikanischer_Krieg

Für die Philippinen bot sich der Befreiungskampf - so wird es retrospektiv gesehen - gegen die USA an, eine kollektive Identität zu erhalten und bildet den Gründungsmythos für die Nation "Philippinen".

In der Regel verzichtete die USA auf eine direkte Besetzung, da die wirtschaftliche Durchdringung eines Landes in der Regel eine effektivere Kontrolle darstellt wie das Militär es je leisten kann.

Damit war ein bestimmtes Weltbild - als Sendungsbewußsein - verbunden, das auf Demokratie und freier kapitalistischer Marktwirtschaft beruhte und dieses Weltbild wurde im Rahmen der amerikanischen "Ordnungspolitik" durchgesetzt. Von TR, über FDR zu JFK und ihren Nachfolgern.
 
Meine Frage ist nun: Wann spricht man von der "Phase des direkten amerikanischen Imperialismus"?
Hawaii wurde 1898 annektiert.
Der Spanisch-Amerikanische Krieg begann 1898.
Die American Anti-Imperialist League gründete sich 1898.

Ich sage nicht 1898 ist DAS Jahr, ab dem man von einer "Phase des direkten amerikanischen Imperialismus" spricht. (Den Begriff hatte ich so vorher auch noch nicht gehört) Aber ich werfe "ab 1898? bis????" mal zur Diskussion in den Raum.
 
Da mir letztens ziemlich kindisch ein "reflexartiger anti-Amerikanismus" vorgehalten wurde, ein kurzer Hinweis - er ist kurz, weil die reale Diskussion deutlich umfangreicher wäre - auf andere "Bedenkenträger", denen man ebenso einen "reflexartigen anti-Amerikanismus" unterstellen müßte.

Auf youtube ist der entsprechende Beitrag von Bernd Greiner zu finden.

youtube: Bernd Greiner: Made in Washington – taz Talk

[Mod an: Link wurde entfernt. Mod aus]

Und bezieht sich auf das entsprechende - "reflexartige anti-amerikanische" - Buch von ihm.

Greiner, Bernd (2021): Made in Washington. Was die USA seit 1945 in der Welt angerichtet haben. München: C.H.Beck.

Sehr lesenswert und vielleicht entwickeln ja noch mehr einen "reflexartigen anti-Amerikanismus". Ich würde diese Haltung einfach als eine kritische und realistische Politikanalyse betrachten. Aber das ist wohl nur noch in manchen Kreisen zeitgemäß.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr lesenswert und vielleicht entwickeln ja noch mehr einen "reflexartigen anti-Amerikanismus".

Klingt interessant. Ich glaub ich bin auch schon voll Anti-Amerika, was die allein in ihrem Kampf gegen den Kommunismus angerichtet haben...das fällt auch unter Imperialismus, oder? Aber mit Geschichte des Kalten Krieges und so kenne ich mich nicht sonderlich aus.
 
Geschrieben vor Post #9:

Es geht eher darum, was passiert, wenn ohne Geschichtsbewusstsein und ohne den Rat von Leuten mit wirklicher Expertise vorgegangen wird. Weshalb es dumm ist, "das ganze alte Europa" einfach als zu umständlich zu kritisieren. Churchill soll gesagt haben, dass Amerikaner unweigerlich das Richtige tun, nachdem sie jede falsche Möglichkeit ausprobiert haben.

Antiamerikanismus und Antikapitalismus ist für mich etwas anderes. Auch Antitrump- und Antibushismus sind etwas anderes. Das sollte m.M.n. nicht verquickt werden, weil sonst ein neuer Populismus entsteht. Natürlich ist das während der Präsidentschaften von George W. Bush und Donald Trump eingerissen, weil es als netter Propadandaschachzug gesehen wurde. Bei Trump begannen die Medien zurückzurudern, weil die negativen Auswirkungen, insbesondere die Möglichkeit von Extremisten, mit diesem Thema in die Mitte der Gesellschaft einzudringen offensichtlich wurde.

Umgekehrt ist es natürlich billig, jede Kritik an der Regierung der USA als Antiamerikanismus zu verdammen.

Geschrieben nach Post #9:

Das Problem ist, dass entsprechende Worthülsen dafür genutzt werden, auch gegendie amerikanischen Bürger zu wettern. Viele differenzieren auch nicht zwischen Bürgern, Gesellschaft und Politik.
 
Das Problem ist, dass entsprechende Worthülsen dafür genutzt werden, auch gegendie amerikanischen Bürger zu wettern. Viele differenzieren auch nicht zwischen Bürgern, Gesellschaft und Politik.

Also solange sich die Leute einigermaßen bewusst sind, dass was falsch läuft bezieht sich meine Kritik an Amerika nur auf die teilweise doch sehr brutale Außenpolitik. Kriegsverbrechen, Imperialismus und so. Ich hoffe das versteht jeder? Oder hab ich mich hier in ein Fettnäpfchen gesetzt?? Wenn ich sage ich bin Anti-Amerikanisch, liegt das daran, dass ich Anti-Imperialistisch bin. Und das sollte jeder vernünftige Mensch auch, oder???
 
Oh, ich bin durchaus für ein Weltreich unter meiner Herrschaft. :D

Aber ich bezog mich nicht auf dich, sondern darauf, dass viele es anders verstehen, wenn nicht sauber getrennt wird.
 
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