Aufteilungsplan des Osmanischen Reiches 1895

HolgerXX

Mitglied
Klaus Hildebrand, Deutsche Außenpolitik 1871 - 1918, S. 27/28: "...mit dem von englischer Seite 1895 unterbreiteten Aufteilungsplan des Osmanischen Reiches..."

Weiß jemand irgend etwas Näheres zu diesem Aufteilungsplan?

Danke und Gutes Neues!

Grüße, Holger
 
Klaus Hildebrand, Deutsche Außenpolitik 1871 - 1918, S. 27/28: "...mit dem von englischer Seite 1895 unterbreiteten Aufteilungsplan des Osmanischen Reiches..."

Kannst Du das mal etwas großräumiger zitieren und den Kontext der Interessenzonen angeben, insbesondere bzgl. Ägypten, Libyen und Gross-Syrien?
 
Kannst Du das mal etwas großräumiger zitieren
Schon, aber Hildebrand schachtelt das ein einen Schachtelsatz ein, dessen Rest vom Fokus ablenkt. Ich mache es aber, wenn Du darauf bestehst.

und den Kontext der Interessenzonen angeben, insbesondere bzgl. Ägypten, Libyen und Gross-Syrien?
Eben gerade nicht. Das wäre ja das Interessante!

Danke für die Antwort!

Grüße, Holger
 
Hallo Holger,

ich hatte schon vor einigen Monaten allgemein nach Aufteilungsplänen des O.R. gefragt: http://www.geschichtsforum.de/f60/geplante-aufteilung-en-des-osmanischen-reiches-34561/

Dort wurde auch auf den 'Griechischen Plan' hingewiesen, in dem Wikiartikel ist u.a. folgendes zu finden:
Demgegenüber schlug 1898 der britische Premierminister Salisbury Russland eine Aufteilung der asiatischen Provinzen des Osmanischen Reichs (und sogar Chinas) vor: Russland sollte den nördlichen Teil Kleinasiens, das nördliche Mesopotamien und die Meerengen mit Istanbul als Einflusssphäre erhalten, während Großbritannien Südmesopotamien, Ägypten und Arabien zufallen sollte.
Die Jahreszahl paßt zwar nicht, aber vllt. hift's dir trotzdem. :)
 
Eben gerade nicht. Das wäre ja das Interessante!

Dort wurde auch auf den 'Griechischen Plan' hingewiesen, in dem Wikiartikel ist u.a. folgendes zu finden:

Deswegen hatte ich nachgefragt.

ME ist es schwierig bzw. fragwürdig, anhand zeitpunktbezogener und originär britischer, oder auch französischer bzw. russischer "Pläne" zu argumentieren.

Hier liegt eine jahrzehntelange Entwicklung vor, in der mit Höhepunkt des Imperialismus Interessensphären definiert wurden. Neben solchen Ideen und Plänen, die immer wieder, mehr oder weniger vage, eingestreut wurden, kann man bestimmte Grundtendenzen bzw. "vitale" Interessen untersuchen, die seit 1860 nachweisbar und unabhängig von einem bestimmten Kabinett oder Premierminister sind. Für Großbritannien wäre dieses:

1. Rußland erhält keinen Zugang zu den Dardanellen und damit zum Mittelmeer
2. Frankreich erhält unter keinen Umständen Zugang zum Oberen Nil
3. Nahost/Suez/Suezkanal bleiben "frei" = britisch kontrolliert

Daraus lassen sich subsidiäre Ziele ableiten. Im Falle Suez fallen quasi Scramble for Africa, Ottoman Question und Great Game (Rußland) in einem einzigen Brennpunkt zusammen.
 
Bei Hauser, Deutschland und der englisch-russische Gegensatz 1900-1914, gibt es den Hinweis auf den "Türkischen Teilungsplan" Salisburys (die Bezeichnung stammt aus den deutschen Akten und betrifft Spekulationen).

Ebenso hier:
Imperialismus und Gleichgewicht ... - Google Bücher

mit Literaturhinweisen zum Streit über den Inhalt des "Plans". Dazu auch
Wilson: Constantinople or Cairo - Lord Salisbury and the Partition of the Ottoman Empire 1886-1897, zitiert in Neillson: Britain and the last Zsar.

Es ist wohl ein deutsches Gerücht aus den diplomatischen Akten, wonach Salisbury Rußland die Dardanellen überlassen wollte. Tatsächlich wurden Überlegungen über den Kriegsfall und die Entsendung britischer Schiffe in die Dardanellen angestellt.
 
Danke für die Antworten. Scheinbar war es so, dass es 1895 gar keinen "Plan" im Sinne einer militärischen Aggression gegen die Türkei gab, sondern nur Andeutungen im Rahmen der allfälligen diplomatischen Ränkespiele.

Tekker wird vielleicht verzeihen, wenn ich meinerseits andeute, es wäre vielleicht besser gewesen, die christlichen Imperialisten hätten beizeiten gemeinsam die Türkei gefleddert, als knapp 20 Jahre später sich gegenseitig...

Nur so'n Gedanke.:grübel::red: :scheinheilig:

Grüße, Holger
 
Danke für die Antworten. Scheinbar war es so, dass es 1895 gar keinen "Plan" im Sinne einer militärischen Aggression gegen die Türkei gab, sondern nur Andeutungen im Rahmen der allfälligen diplomatischen Ränkespiele.

Die dritte Variante (eine was-wäre-wenn-Hypothese beim Gespräch mit Hatzfeldt) präferiert Schöllgen. Er setzt Plan stets in "" und stellt es als Interpretation der deutschen Diplomatie dar (dort S. 63-65, "Verteilungsplan im Orient"). Salisbury äußerte sich allerdings massiv über das von innen "verfaulte" Osmanische Reich und stand unter dem Eindruck der Armenienmassaker.

Tekker wird vielleicht verzeihen, wenn ich meinerseits andeute, es wäre vielleicht besser gewesen, die christlichen Imperialisten hätten beizeiten gemeinsam die Türkei gefleddert, als knapp 20 Jahre später sich gegenseitig...
Das schätzte die deutsche Diplomatie gerade anders ein: beim Aufteilen seien "kontinentale Kämpfe unvermeidlich", eine Sprengung des Dreibundes, wobei sich England vermutlich zunächst aus diesem Krieg [vermutlich gegen FRA/RUS/ITA gedacht] heraushalten würde (dort, S. 65).

Folgenreich waren auch die aus dem Vorgang gezogenen Fehlschlüsse: England habe am Osmanischen Reich kein Interesse.
 
Tekker wird vielleicht verzeihen, wenn ich meinerseits andeute, es wäre vielleicht besser gewesen, die christlichen Imperialisten hätten beizeiten gemeinsam die Türkei gefleddert, als knapp 20 Jahre später sich gegenseitig...

Ach, ich hab damit kein Problem, finde das einen interessanten Gedanken. Aber ob lynxxx jetzt noch dein Freund is? :p =)
 
Och, wenn Holger den Gedanken ebenfalls teilen würde, es wäre "besser" gewesen, wenn die Osmanen vorher die eroberten Gebiete auf dem Balkan, im Vorderen Orient, usw. ebenfalls "gefleddert" hätten, so wie die Kolonisten in der Neuen Welt, damit die ganzen Unabhängigkeitskriege, der Armeniervölkermord, Irakkriege, Israel-Palästina-Konflikte, bis hin zum letzten 90er-Jahre Balkankrieg "uns" "erspart" geblieben wären, einfach weil niemand mehr da gewesen wäre, so wie in Spanien nach 1492, dann wäre es mir nur recht... :D :devil:
 
Na dann ist es ja gut. Mich treibt halt immer wieder die Frage nach der Legitimität (und Nützlichkeit...:devil::scheinheilig:) des Krieges als politisches Gestaltungsmittel in den verschiedenen Gesellschaften um - damals wie heute...

Danke für die Antworten und schönen Feiertag noch!

Grüße, Holger
 
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