Chinesen-Kompagnie (Boxerkrieg)

Arne

Premiummitglied
Ich habe wenig Hoffnung darauf hier Hilfe zu finden, aber einen Versuchsballon will ich starten.

Ich suche nach näheren Informationen zu dieser militärischen Formation, die um 1899/1900 in Tsingtau gegründet wurde, schon kurz darauf aber (ab 1901) schrittweise in die Polizei-Organisation von Kiautschou umgegliedert wurde bzw. völlig darin aufgegangen ist. Als Begründung wird in Quellen angeführt, daß man mit den Chinesen als Feldtruppe schlechte Erfahrungen gemacht habe und sie innnerhalb der Polizei besser zu verwenden hoffte.

Ich finde leider keine deutschen Arbeiten über die Truppe, ihre Geschichte und Ausrüstung. In deutschen Arbeiten wird sie immer nur am Rande erwähnt. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß sich noch nie jemand (weltweit) mit dieser kleinen Truppe (ca. 140 Mann) intensiv beschäftigt hat. :confused: Vielleicht ein Chinese?

Also wer fremdsprachlich gut googlen kann und langeweile hat, oder sich herausgefordert fühlt - nur zu!:kleeblatt:
 
Bin morgen sowieso in der Unibibliothek. Werd mir mal das Reichsgesetzblatt aus den Jahren zur Hand nehmen. Wenn es da was gab, dann gab es dafür mit Sicherheit eine gesetzliche Grundlage. Reichsgesetz, Verordnung eines Ministeriums etc.

Leider habe ich keine Quellen dazu online gefunden. Die Reichstagsakten sind online nur bis 1895 und dann wieder ab 1919 verfügbar. :(
 
Bin für jede Hilfe dankbar. Es war übrigens eine Unterkompagnie des III.Seebatallions und hatte insofern organisatorisch nichts mit dem Expeditionskorps zu tun. Diese Info hilft vielleicht bei der Recherche. Eine Anfrage beim Militärarchiv Freiburg (Reichsmarineakten) läuft.

Ein Tip kam inzwischen bei mir an:
Es gibt einen wissenschaftlich fundierten Aufsatz über diese Chinesenkompanie. Er ist enthalten in dem Sammelband, der von Hermann H. Hiery und Hans-Martin Hinz herausgegeben wurde: "Alltagsleben und Kulturaustausch: Deutsche und Chinesen in Tsingtau 1897-1914." erschienen 1999 in Wolfratshausen, Edition Minerva. Es handelt sich um die Vorträge, die am 12. und 13. Juni 1998 in Berlin bei einem Deutsch-Chinesischen Symposium gehalten wurden, anläßlich der damaligen Tsingtau-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum. Alle Vorträge sind sowohl auf Deutsch als auch auf Chinesisch abgedruckt.
Verfasser ist Bernd Leupold: "Chinesen in deutscher Uniform: Der Alltag der chinesischen Soldaten in der deutschen Interessenzone." S. 120-30
Mit Interessenzone ist die 50 km Zone um das Pachtgebiet Kiautschou herum gemeint.
(Danke an Prof.Dr.Matzat)

Hier ist aber wohl auch weder eine Bekleidungsvorschrift zitiert, noch wird auf die Bewaffnung eingegangen.
 
Arne schrieb:
Hier ist aber wohl auch weder eine Bekleidungsvorschrift zitiert, noch wird auf die Bewaffnung eingegangen.

Suchst Du nur danach?
Und könnte es nicht sein, daß diese die Uniform des III.Seebatallions getragen haben?
 
Mephisto schrieb:
Suchst Du nur danach?

Nein. Anlass meiner Suche ist zwar eine vermutlich falsche Beschriftung* im Imperial War Museum, London, aber ich suche (auch) eine Gesamtdarstellung der Einheit, ihrer Verwendung und "zivilen Konversion" zur Polizei.

(* http://forum.axishistory.com/files/schnalle_124.jpg)

Zur Uniform liegt mir diese Beschreibung vor: "Jacke und Hose aus grünlichgrauem Drell, auf der Jacke gelbe Verschnürung über der Brust. Mütze mit Ohrenklappen, die nach oben gezogen und dort festgebunden waren, sowie Wickelgamaschen von dunkelblauem Tuch. Schnürschuhe aus naturfarben-braunem Leder. Koppelzeug schwarz."

So sah das dann aus: http://www.seitengewehr.de/chinesen1.jpg

Ich bezweifele, daß sie solche Koppelschlösser mit Drachen hatten. Deutsche Einheiten unter einem chinesischen Hoheitszeichen? Halte ich für unmöglich. Probleme und Verwechslungen entstehen immer wieder, weil es während des Boxerkrieges chinesische Einheiten gab, die auf Seiten des Expeditionskorps gekämpft haben. So ist eine Eingabe Falkenhayns von 1904 bekannt, wo er auf die positiven Erfahrungen hinweist, die er als Offizier der internationalen Interventionstruppen während des Boxeraufstands in Tientsin gemacht hatte, als eine 1200 Mann starke chinesische Truppe im Dienst der Ausländer loyal ihre Pflicht erfüllte. Da werden die Begriffe oft durcheinander geworfen.

Es ist weiterhin bekannt, daß chinesische Regionalherrscher Ende des 19.Jahrhunderts in Deutschland Waffen und Ausrüstung einkauften - die dann mit Drachensymbolen. Als die Europäer dann 1901 ankamen und diese Dinge (Infanterie-Degen, Kavalleriedegen etc) vorfanden, war das ein beliebtes Kriegssouvenier.
 
Ich habe nur herausgefunden, dass sie als Kleidung, Kopfschmuck den landestypischen Strohut oder turbanähnliche Hüte trugen, die mit Bändern "Schwarz-Weis-Rot" und gegen später auch mit Konkorden ausgestattet waren, um ihre zugehörigkeit zum "Deutschen Reich" zu kennzeichnen.
Die "chinesenpolizei" hat die zuvor acht mann starke Polizei aus dem Reich abgelöst, die als unzureichend eingestuft wurde.

Ein Uffz. des III. See-btl. beschrieb die Chinesische Polizeitruppe als "...Haltung frisch und tadellos..."

Quelle: "Die deutschen Kolonien" von Bernd G. Längin

(PS: Damit feiere ich meine Rückkehr ins Forum, nach leider langer Atempause)

Gruß euer

WhiteWolf
 
Zurück
Oben