Europäische Expansion – Expansion der europäischen Sprache

ursi

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Europäische Expansion – Expansion der europäischen Sprachen

Ende des 15. Jahrhunderts lebten in Europa ca. 1 Million Menschen in Portugal, 8,3 Millionen in Spanien, 10 Millionen in Frankreich, 2,3 Millionen in England und 5,5 Millionen in Russland. Man schätzt dass zu dieser Zeit die Weltbevölkerung 425 Millionen betrug. Was haben nun diese Zahlen mit der Europäischen Expansion zu tun? Nun nehmen wir an die Katalanen oder Basken, Okzitanier oder Bretonen, die Walliser oder Schotten hätten in ihren Ländern dominante Idiome beherrscht, dies ist keineswegs gesichert und jetzt vereinfacht dargestellt, dann ergibt sich dass vor der Reise von Kolumbus, Vasco da Gama und Magellan 025% der Menschheit Portugiesisch sprachen, 2% Spanisch (Kastilisch) 2,3 % Französisch, 0,5% Englisch und 1,3% Russisch. 500 Jahre später sind diese Sprachen nicht nur in Europa sondern auch in den Kolonialgebieten zu Hause. Heute gibt es Weltweit 3,3% Portugiesisch- 6,2% Spanisch-, 2,9% Französisch-, 15% Englisch- und 6% Russischsprecher. Im 15. Jahrhundert verwendeten nur 8% der Weltbevölkerung die europäischen Sprachen, heute sind es 33,4%. In dieser Zahl sind Bi- und Multilinguale mit eingerechnet, doch die Muttersprachler belaufen sich immerhin noch auf 22,25%.

Einige der europäischen Sprachen wurden globale Sprachen und darin kann man vielleicht eine der wichtigsten Folgen des Prozesses der europäischen Expansion sehen. Dies gilt besonders für Spanisch, Englisch und Französisch.

Die Gründe dafür findet man in der Politik, Wirtschaft und Kultur die sich im Laufe der Kolonialzeit zwischen den Ländern des Nordens und der Regionen der südlichen Hemisphäre entwickelten. Die Eliten welche die Dekolonisierung vorbereiteten mussten sich in der Sprache der Kolonialmächte bedienen weil es das einzige gemeinsame Kommunikationsmittel war. Ein Beispiel:
Frantz Fanon geboren in Martinique, Arzt in Algerien engagierte sich im antikolonialen Kampf und verfasste seine „damnés de la terre“ auf Französisch. Auch in Französisch verfassten Aimé Césaire (auch aus Martinique) und Léopold Sédar die Grundgedanken der Négritude, die Afrikaner und Afroamerikaner zur Rückbestimmung auf ihre eigenen kulturellen Traditionen aufforderte. In vielen Nachkolonialen Staaten versuchte man die „alten“ traditionellen Sprachen als Nationalsprachen wieder einzufürhen, dies war in den afrikanischen Ländern der Fall, aber auch in Indien und den Philippinen scheiterte dieser Versuch. In Peru wollte man die Quechua als Nationalsprache einführen, aber der Weg führte nicht am Spanisch vorbei zu tief war die Sprache politisch, ökonomisch und kulturell verankert.

Indonesien bildet die Ausnahme, hier war Holländisch nicht so verbreitet wie das malaiisch der Händler. So konnte sich auf der Insel Bahasa Indonesia durchsetzten, Javanisch wird zwar viel gesprochen ist aber nur auf die Insel konzentriert.

Literatur:
Wolfgang Reinhard, Sprachbeherrschung und Weltherrschaft
 
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manganite schrieb:
Kann das hinkommen? Kommt mir etwas niedrig vor...:confused:

Das ist die Zahl der Menschen die ein europäisches Idiom verwenden.


Bei der Zahl habe ich mich an die Angaben von Wolfgang Reinhard gehalten.
 
ursi schrieb:
Das ist die Zahl der Menschen die ein europäisches Idiom verwenden.


Bei der Zahl habe ich mich an die Angaben von Wolfgang Reinhard gehalten.

naja, Europa plus Amerika macht schon gut 1.6 Milliarden. Indien ist doch zumindest zweisprachig, oder? Dann kommt man schon auf 2.7 Milliarden. In Vielen asiatischen Ex-Sowjetrepubliken duerfte man Russisch noch als Zweitsprache haben, Indochina, die Phillipinen duerfte ebenfalls viele zweisprachige Leute haben. Was ist mit Schwarzafrika? Auch dort duerfte es doch viele Zweisprachige geben. Die paar Australier dazugerechnet kommen da doch bestimmt noch 300 Millionen zusammen. Bei knapp 7 Milliarden Menschen macht das etwa 3/7, also gut 43%...
 
manganite schrieb:
naja, Europa plus Amerika macht schon gut 1.6 Milliarden. Indien ist doch zumindest zweisprachig, oder? Dann kommt man schon auf 2.7 Milliarden. In Vielen asiatischen Ex-Sowjetrepubliken duerfte man Russisch noch als Zweitsprache haben, Indochina, die Phillipinen duerfte ebenfalls viele zweisprachige Leute haben. Was ist mit Schwarzafrika? Auch dort duerfte es doch viele Zweisprachige geben. Die paar Australier dazugerechnet kommen da doch bestimmt noch 300 Millionen zusammen. Bei knapp 7 Milliarden Menschen macht das etwa 3/7, also gut 43%...

Um das zu beantworten, muss ich mir den Aufsatz von Reinhard besorgen. Wobei ich denke das er von einer anderen Rechnung ausging. Welche kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen.
 
ursi schrieb:
Um das zu beantworten, muss ich mir den Aufsatz von Reinhard besorgen. Wobei ich denke das er von einer anderen Rechnung ausging. Welche kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen.

Bi- und Multilingual ist halt ewtas schwammig. In Indien ist doch, soweit ich weiss, Englisch übergordnete Amtssprache und duerfte somit standardmaessig unterrichtet werden, aber ist deshalb jeder Inder zweisprachig? Wieviele beherschen das Englische wirklich. Aehnlich durfte es in anderen Ex-Kolonien sein. Meine Rechnung ist da vielleicht zu pauschal...
 
manganite schrieb:
Bi- und Multilingual ist halt ewtas schwammig. In Indien ist doch, soweit ich weiss, Englisch übergordnete Amtssprache und duerfte somit standardmaessig unterrichtet werden, aber ist deshalb jeder Inder zweisprachig? Wieviele beherschen das Englische wirklich. Aehnlich durfte es in anderen Ex-Kolonien sein. Meine Rechnung ist da vielleicht zu pauschal...

Was ich mir vorstellen kann, das Reinhard nicht von der Gesamtheit der Sprache ausgeht, sodern von der Eigentümlichkeiten der verschiedenen europäischen Sprache.
 
nach dem englische wiki sprechen muttersprachlich/zweitsprache:

spanisch 350/ 70 = 420 mio.
englisch 340/170 = 510 mio.
portugiesisch 195/ 15 = 210 mio.
russisch 145/110 = 255 mio.
deutsch 95/ 28 = 123 mio.
französisch 65/ 50 = 115 mio.
italienisch 61/ - = 61 mio.
polnisch 43/ - = 43 mio.
Ukrainisch 39/ - = 39 Mio.

die anderen europäischen sprachen (inkl. afrikaans) nochmals 200 mio., also rund 2 mrd menschen.
 
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collo schrieb:
nach dem englische wiki sprechen muttersprachlich/zweitsprache:

spanisch 350/ 70 = 420 mio.
englisch 340/170 = 510 mio.
portugiesisch 195/ 15 = 210 mio.
russisch 145/110 = 255 mio.
deutsch 95/ 28 = 123 mio.
französisch 65/ 50 = 115 mio.
italienisch 61/ - = 61 mio.
polnisch 43/ - = 43 mio.
Ukrainisch 39/ - = 39 Mio.

die anderen europäischen sprachen (inkl. afrikaans) nochmals 200 mio., also rund 2 mrd menschen.

2 Milliarden waeren dann schon wieder weniger als 30%
 
kommt drauf an, von wann das buch ist. die anzahl der sprecher europäischer sprachen wächst sicher langsamer als die weltbevölkerung insgesamt (ich vermute, nur spanisch und portugiesisch werden da mithalten), aktuell sinds auch noch keine 7 sondern wohl erst 6,5 mrd.
 
collo schrieb:
kommt drauf an, von wann das buch ist. die anzahl der sprecher europäischer sprachen wächst sicher langsamer als die weltbevölkerung insgesamt (ich vermute, nur spanisch und portugiesisch werden da mithalten), aktuell sinds auch noch keine 7 sondern wohl erst 6,5 mrd.

Kann sein... Aber ich frage mich immer noch, wer denn nun in Idien alles Englisch spricht. Nach der Wikipedia Liste koennen es ja noch nicht einmal 100 Millionen sein:confused:
 
Die Zahlen in der Wikipedia sind da wohl etwas widerspruechlich. Schaut man unter dem Stichwort "english" nach, bekommt man folgende Info:

First language: about 380 million
Second language: at least 600 million effectively; as many as 2 billion, or about one-third of the world population, can speak some English.

Macht also 980 Mio. Erst- und Zweitsprachler, was ich irgendwie realistischer finde...
 
man sollte zwischen "zweitsprachlern" und denen unterscheiden, die die sprache gelernt haben. zweitsprachler sind die, die eine fremde sprache im alltag verwenden, weil sie z.b. die offizielle landessprache ist. das ist in den ehemaligen kolonien aber nur eine dünne schicht, die man gemeinhin unter elite zusammenfasst. schon in den unteren verwaltungsebenen wird vielleicht die fremdsprach noch verstanden, aber nicht mehr unbedingt angewendet.

ich halte deshalb bei den angaben der zweitsprachler die niedrigere für die wahrscheinlichere. wie es ist mit einer fremdsprache, die man erlernt hat, sie dann aber nicht mehr anwendet, weiss wohl jeder selbst (moi aussi, je ne parle pas francais anymore).
 
zu indien, auch aus wiki:

Über die Beibehaltung des Status des Englischen als Amtssprache wird alle 15 Jahre neu entschieden. Englisch gilt weiterhin als Prestige-Sprache und wird nur von einer privilegierten Minorität der Bevölkerung fließend gesprochen. Wenn sich Menschen unterschiedlicher Sprachgemeinschaften begegnen, sprechen sie – im Norden – entweder Hindi oder Englisch miteinander, im Süden eine der drawidischen Sprachen oder Englisch.

und im englischen wiki über sprachen in indien:

English is spoken as a second language by somewhere between 50 and 250 million Indians.
 
Irgenwie wird an dem Beispiel das Problem von wikipedia deutlich. Da jeder Artikel von anderen Leuten geschrieben wurde, beruhen solche Angaben auf diversen, teilweise widerspruechlichen Quellen. Ich habe mir den Beitrag ueber "Englisch" in mehreren Sprachen angeschaut, ueberall voellig verschiedene Zahlen. Da kann man ehrlich gesagt nix mit anfangen...
 
ursi schrieb:
Die Eliten welche die Dekolonisierung vorbereiteten mussten sich in der Sprache der Kolonialmächte bedienen weil es das einzige gemeinsame Kommunikationsmittel war. [...] In vielen Nachkolonialen Staaten versuchte man die „alten“ traditionellen Sprachen als Nationalsprachen wieder einzufürhen, dies war in den afrikanischen Ländern der Fall, aber auch in Indien und den Philippinen scheiterte dieser Versuch.

Zudem stand man in vielen "Vielvölkerstaaten" vor dem Problem, dass jede indigene Landessprache von den anderen Sprachgruppen abgelehnt wurde. "Europäisch" war sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner.
 
manganite schrieb:
Kann sein... Aber ich frage mich immer noch, wer denn nun in Idien alles Englisch spricht. Nach der Wikipedia Liste koennen es ja noch nicht einmal 100 Millionen sein:confused:

Ich habe mich mal einwenig über Indien schlau gemacht.

Es gibt 24 Sprachen, die jeweils von mindestens einer Million Menschen gesprochen werden, sowie zahlreiche andere Sprachen und Dialekte. Hindi ist die Amtssprache und Muttersprache von rund 30 Prozent der Bevölkerung. Weitere Amtssprachen sind Bengali, Telugu, Marathi, Tamil, Urdu, Gujarati, Malayalam, Kannada, Oriya, Panjabi, Assami, Kaschmiri, Sindhi und Sanskrit; Hindustani ist im Norden Indiens weit verbreitet und mit Hindi und Urdu eng verwandt; Englisch ist Verwaltungs-, Unterrichts- und Wirtschaftssprache.

Quelle: Ethnologue, Languages of the World
 
Der Fischer Weltalmanach (2001) schreibt folgendes:

Zahlen sind von 1994:

Hindi 350,3 Mio Sprecher
Assamesisch 14,8
Benagli 68,3
Gujarati 44
Kannada 35,7
Kashmiri, Konkani, Malayalam 34,4
Manipuri, Marathi 65,8
Nepali, Oriya 30,3
Punjabi 24,7
Sanskrit, Sindhi, Tamil 59,3
Telugu 71,9
Urdu 46,8
Zahlen in Mio.

1998 Analphabetenrate: m 33% w 57%
 
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eine frage, was wollt ihr wissen, wie viele menschen in indien englisch im alltagsleben sprechen (als zweitsprache) oder wie viele englisch sprechen können (als fremdsprache)?
 
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