Friedrich Dernburg

Mercy

unvergessen
Bernhard Dernburg

Eine interessante Persönlichkeit ist
Bernhard Dernburg:

"Der Sohn eines der ersten Grunewalder Villenkolonisten, des Chefredakteurs der damaligen 'Nationalzeitung', Friedrich Dernburg, und Enkel des Richters am höchsten Gerichtshofe Geheimrats Professor Dr. Jakob Dernburg, der Wirkliche Geheime Rat Staatssekretär des Reichskolonialamts a. D. und Reichsfinanzminister a. D. Dr. jur. und Dr. der Staatswissenschaften h. c. Excellenz Bernhard Dernburg kann am 17. Juli seinen 70. Geburtstag in seiner schönen Besitzung in der Erbacher Straße 1-3 begehen."
So würdigte das "Grunewald-Echo" am 15. Juli 1935 einen seiner berühmtesten Abonnenten. Zwei Jahre später starb Bernhard Dernburg in seinem Haus. Seine Familie bereitete zu jener Zeit ihre Flucht vor: Wegen ihrer jüdischen Abstammung wurden die Dernburgs von den Nationalsozialisten in die Emigration getrieben.


http://www.gbbb-berlin.com/lankwitz/dernbu_b.htm
 
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Bernhard Dernburg (17.7.1865 - 14.10.37) war in der Tat für die deutsche Kolonialpolitik sehr bedeutsam.

Nach den großen Aufständen in Deutsch-Südwestafrika (1904/06) und Deutsch-Ostafrika (1906) stand man mehr oder weniger vor einem Scherbenhaufen der Kolonialpolitik. Die Bekämpfung der Aufstände in den eh defizitären Schutzgebieten hatte enorme Summen verschlungen. Der Zustand jedes Jahr Millionen an Reichsmark und dazu Soldaten in die Kolonien schicken zu müssen, aber statt einer positiven Entwicklung zwei so heftige Aufstände zu "ernten" war im Reichstag und der Öffentlichkeit nicht mehr zu erklären. Jetzt suchte man nach neuen Wegen in der Kolonialpolitik um eine Wende einzuleiten.

Statt dem eigentlich vorgesehen Graf Götzen als neuen Kolonialdirektor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes berief man einen erfahrenen Bankier, Bernhard Dernburg. Graf Götzen war als bisheriger Gouverneur von Deutsch-Ostafrika nicht mehr als Kolonialdirektor haltbar, da man auch seine Politik für den Ausbruch des Aufstandes verantwortlich machte.

Bernhard Dernburg wurde am 5.6.1906 berufen und begann schnell dem Amtsapparat umzustrukturieren. Auf seine Initiative hin wurde die Kolonialabteilung zum 17.5.1907 zum Reichskolonialamt unter einem Staatssekretär umgewandelt. Dernburg wurde dann auch dessen erster Chef.

Im obigen Link von Mercy wird sehr treffend bemerkt, daß Dernburg durch diverse Maßnahmen versuchte den Kolonialhaushalt zu sanieren. Man kann sagen, er versuchte die Kolonien wie ein Wirtschaftsunternehmen zu führen. Er war der erste Chef des Amtes, der sich auch konsequent darum bemühte die Zustände und Probleme vor Ort kennenzulernen. So reiste er 1907 nach Deutsch-Ostafrika, 1908 nach Deutsch-Südwestafrika, wo er auch einen Abstecher nach Südafrika machte um sich über die englischen Kolonialmethoden zu informieren. Weiterhin reiste er 1909 in die USA um sich dort den Baumwollanbau anzusehen.
Ganz wichtig waren Dernburgs Kontakte zur Industrie und zum Kapital im Reich. Er schaffte es dort Vertrauen für die neue Kolonialpolitik zu wecken. Große Kapitalgesellschaften wurden gegründet, die den Eisenbahnbau finanzierten. Bis dahin war es üblich fast den gesamten Warenverkehr mit Trägern abzuwickeln.
Obwohl nicht alle Pläne Dernburgs gelangen, machte die Kolonialwirtschaft ab 1907 eine steile Entwicklung. Produktion und Handel stieg kräftig. Ein großer Verdienst des Bankiers. Es ist wohl eher nicht seiner neuen Politik anzurechnen, daß es seitdem keine nennenswerten Aufstände mehr gab. Aber der innere Frieden in den Schutzgebieten entwicklete sich positiv, seit man darauf verzichtete die alten Eingeborenenwirtschaften in europäische Plantagenwirtschaft zwangsweise umzuwandeln oder ihnen vorzuschreiben was sie anzubauen hätten. Vielmehr versuchte man ein gewisses Nebeneinander zu organisieren und davon gegenseitig zu profitieren.

Bernhard Dernburg verließ auf eigenen Wunsch zum 9.6.1910 das Reichskolonialamt um sich wieder mehr um seine eigenen Geschäfte zu kümmern.
Übrigens kann man seine Spuren und die seiner Familie heute noch in Heringsdorf auf Usedom finden. Große Teile des alten Kaiserbades sind von seinem Bankhaus aufgebaut worden. Dernburgstraße und Dernburg-Villen etc.

Die Vertreibung und Enteignung dieses verdienstvollen Mannes für Deutschland unter den Nationalsozialisten war ein schlechter Dank und eine große Schande. Vielleicht ein Grund, warum der alte Herr kurz vor seiner Vertreibung, noch in seinem Deutschland, verstarb.
 
Ich wäre gerne mit ihm verwandt gewesen, da ich ihn so bewundere, habe ich auch seinen Nickname gewählt
 
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