Imperialismus und Globalisierung

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Gast

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Hallo,

für die Abivorbereitung muss ich die Unterschiede zwischen Imperialismus und Globalisierung herausarbeiten.

Mein Ergebnis bisher:

Methode:
-Globalisierung: Eingreifen in die Wirtschaft-> kann Einfluss auf Kultur & Politik haben
-Imperialismus: Eingriff in die Politik (direkt o. indirekt): Annexion
-> Eingriff in die Kultur, Wirtschaft, Gesellschaft: Idee: Zivilisierung der Wilden

Gründe:
-Globalisierung: Rohstoffe, billige Produktion: wegen billigen Arbeitskräften
-Preisdruck: Konkurrenzkampf der Firmen
-auch wirtschaftliches Machtstreben nach Kapital
-neue Absatzmärkte -> Welthandel

-Imperialismus: Prestige, Weltmachstreben, Rohstoffe zum Aufschwung der Industrie, Zivilisierung der Wilden-> Überlegenheit der "Weißen"

Folgen:
Globalisierung:
-in Dtl.:Abhängigkeit von Öl und Energie
-mehr Wohlstand: immer frisches Obst etc.
Zukunft: Problem: wenn immer mehr Firmen im Ausland produzieren, steigt Arbeitslosenquote in Dtl. -> müssen in Billiglonhländern: weniger Gehalt, können dt. Lebensstandard nicht halten, oder arbeitslos

Folgen: Imperialismus
-Bsp. Afrika: haben entweder engl. oder frz. Politik übernommen
- bei vielen: ewiger Teufelskreis der Abhängigkeit
- ?

Im Endeffekt: Globalisierung & Imperialismus: beides Ausbeutung der Menschen in ärmeren Ländern

Falls jemand noch andere Ideen hat, oder Anhaltspunkte würde ich mich sehr freuen.
Im Voraus schon mal Dankeschön :)

Katharina
 
Hallo Katharina,

meines Erachtens hast Du die Unterschiede zwischen Imperialismus und Globalisierung nicht korrekt herausgearbeitet.

Beim Imperialismus unterscheidet man zwischen formeller und informeller Herrschaft. Formelle Herrschaft ist es, wenn England Indien als Kronkolonie beherrscht, informelle Herrschaft ist es, wenn England über eine Handelsgesellschaft, wie die East-India Company Indien wirtschaftlich beherrscht und seine Truppen formal nur zum Schutz der britischen Einrichtungen in England hat, die formelle Herrschaft aber noch durch die örtlichen Rajahs ausgebüt wird.

Globalisierung ist dagegen die beliebige Verlagerung von Produktionsorten über die Welt. Ein ehemals deutscher Konzern wie Siemens verlegt seine Produktionsorte nach China oder Indien etc., die Aktionäre sitzen über die Welt verstreut.

Die Wirtschaftsfachleute hier im Forum werden mich aber hierin sicherlich auch noch wieder verbessern.

Alos kurz gesagt: Imperialismus ist die wirtschaftliche und/oder politische Herrschaft einer Nation über ein fremdes Territorium, Globalisierung ist die Entnationalisierung von Produktion zu Gunsten des Profits der Anleger.
 
Herausragend geschildert. Nur vorbeugend gegen Missverständnisse:

...informelle Herrschaft ist es, wenn England über eine Handelsgesellschaft, wie die East-India Company Indien wirtschaftlich beherrscht und seine Truppen formal nur zum Schutz der britischen Einrichtungen in Indien hat, die formelle Herrschaft aber noch durch die örtlichen Rajahs ausgebüt wird.
 
...Im Endeffekt: Globalisierung & Imperialismus: beides Ausbeutung der Menschen in ärmeren Ländern...

Bei der Globalisierung handelt es sich m.E. - kurz und einfach gefasst - primär um eine Vernetzung ökonomischer Interessen (internationaler Unternehmen) zum Zwecke der Beherrschung der Weltmärkte/der Optimierung der Gewinne mit Mitteln politischer, wirtschaftlicher und ggf. auch militärischer Macht.
Die Frage der Produktionsstandorte ist sekundär.
Ich glaube, die Entscheidung für formelle oder informelle Machtausübung war und ist dabei ausschließlich eine Frage der Zweckmäßigkeit.
Ethische Gesichtspunkte spielen für die "global player" nur eine kosmetische Rolle.
Damit wäre die Globalisierung eine Fortschreibung des Imperialismus als "höchstem Stadium des Kapitalismus".
Im Gegensatz zu unserem Gast meine ich aber, dass Ausbeutung nicht auf die Menschen in den "armen Ländern" beschränkt.
 
Bei der Globalisierung handelt es sich m.E. - kurz und einfach gefasst - primär um eine Vernetzung ökonomischer Interessen (internationaler Unternehmen) zum Zwecke der Beherrschung der Weltmärkte/der Optimierung der Gewinne mit Mitteln politischer, wirtschaftlicher und ggf. auch militärischer Macht.
Die Frage der Produktionsstandorte ist sekundär.
Ich glaube, die Entscheidung für formelle oder informelle Machtausübung war und ist dabei ausschließlich eine Frage der Zweckmäßigkeit.
Ethische Gesichtspunkte spielen für die "global player" nur eine kosmetische Rolle.
Damit wäre die Globalisierung eine Fortschreibung des Imperialismus als "höchstem Stadium des Kapitalismus".
Im Gegensatz zu unserem Gast meine ich aber, dass Ausbeutung nicht auf die Menschen in den "armen Ländern" beschränkt.

Der Lebensstandard in den Entwicklungsländern ist aber auch teilweise massiv gestiegen, wenn auch zumeist auf niedrigem Niveau.

Das zeigen große Teile des asiatischen Raums.

Zudem geht mit der Globalisierung eine Internationalisierung ein, die Welt "rückt enger zusammen", durch neue Kommunikationsmittel und so.

Der Imperialismus war hingegen Ausdruck des Machtstrebens der Nationalstaaten.

Wir haben hier also gravierende Unterschiede bei Trägern und Zielen. Auf der einen Seite Nationalstaaten und protektionistische Ausbeutung der Kolonien, auf der anderen Seite internationale Multis, die Profit unabhängig von der Nationalität und so viel Freihandel wie möglich anstreben.
 
Methode:
-Globalisierung: Eingreifen in die Wirtschaft-> kann Einfluss auf Kultur & Politik haben
Wieso nur "kann"? Führt die Globalisierung der Wirtschaft nicht zwingend auch zu einer Globalisierung der Politik (z.B. Themen Sicherheit, Umwelt - grad ganz tagesaktuell...)? Gibt es nicht auch eine Globalisierung der Kultur (Fernsehen, Internet, Kino, Showbiz i.A.)?

-Imperialismus: Eingriff in die Politik (direkt o. indirekt): Annexion
-> Eingriff in die Kultur, Wirtschaft, Gesellschaft: Idee: Zivilisierung der Wilden
Das hat ElQ bereits ausführlich erklärt.

Gründe:
-Globalisierung: Rohstoffe, billige Produktion: wegen billigen Arbeitskräften
-Preisdruck: Konkurrenzkampf der Firmen
-auch wirtschaftliches Machtstreben nach Kapital
-neue Absatzmärkte -> Welthandel
Was macht denn die Globalisierung überhaupt erst möglich? Und: muss es immer "Machtstreben" und "Kapital" sein? Denk mal an die ITler und Fachkräfte-Diskussion vor ein paar Jahren, schau dir den Demographiemonitor für Deutschland an und befasse dich mal mit der Verschiebung der Wirtschafssektoren. Der von dir abgebildete Kausalzusammenhang ist doch etwas einfach gestrickt.

-Imperialismus: Prestige, Weltmachstreben, Rohstoffe zum Aufschwung der Industrie, Zivilisierung der Wilden-> Überlegenheit der "Weißen"
Hier solltest du unterscheiden, welche Motivation jeweils hinter den Hegemoniebestrebungen steckt.

Folgen:
Globalisierung:
-in Dtl.:Abhängigkeit von Öl und Energie
-mehr Wohlstand: immer frisches Obst etc.
Zukunft: Problem: wenn immer mehr Firmen im Ausland produzieren, steigt Arbeitslosenquote in Dtl. -> müssen in Billiglonhländern: weniger Gehalt, können dt. Lebensstandard nicht halten, oder arbeitslos
Woher hast du das? Zu den Folgen der Globalisierung solltest du nochmal ganz genau nachlesen und v.a. auch ein etwas differenzierteres Literaturstudium betreiben...

Folgen: Imperialismus
-Bsp. Afrika: haben entweder engl. oder frz. Politik übernommen
- bei vielen: ewiger Teufelskreis der Abhängigkeit
- ?
Auch das wirkt sehr unreflektiert. Triffst du überhaupt eine Abgrenzung zwischen Imperialismus und Kolonialismus?

Im Endeffekt: Globalisierung & Imperialismus: beides Ausbeutung der Menschen in ärmeren Ländern
Dein Fazit ist zu ungenau, zu wenig differenziert und nicht begründet, das müsstest du auch genauer und fundierter beschreiben.
 
Insgesamt ist die Frage sehr schwer zu beantworten bzw. extrem vielschichtig.

These: Globalisierung ist die Weiterentwicklung des Imperialismus unter der Voraussetzung der Entstaatlichung. Das zentrale Ordnungskriterium sind die teils rationalen teils irrationalen Steuerungsmechanismen der Märkte, die die Steuerungsmechanismen der Staaten ersetzen.

Zentrale Dimensionen für die Analyse, die Du verstehen solltest, um die Gemeinsamkeiten, die Unterschiede und die Wurzeln der Globalisierung im beendeten Imperialismus bzw. Kolonialismus zu sehen.

1. Welche Rolle spielt das Ordnungskonzept des Staates. Wie greift er ein, was unterstützt er, wo ist er passiv? Dieses in Bezug auf seine Außenpolitik, welche Rolle spielt das Militär (sehr wichtig!) aber auch im Bereich der wirtschaftlichen Ordnungspolitik im Inneren.

2. Welche Rolle spielt die Ökonomie inbesondere die Frage der "Reallokation"? Mit welcher Geschwindigkeit zirkulieren Kapital- bzw. Warenströme, Informationen (internet) und Rohstoffe? Was sind überkommene Probleme (Sklaverei etc.) und welche neuen Probleme sind hinzugekommen (Umweltverschmutzung etc.)

Für eine vertiefende Analyse ist es zunächst notwendig die jeweilige Situation zu beschreiben für beide Konzepte.

1. Politik
- Außenpolitik
- Zielsetzungen
- vorherrschende idologische Prämissen
- Militär
- Rolle des Militärs bei der Durchsetzung
- Wirtschaftspolitik
- nationale nd internationale Gesetzgebung
- nationale und internationale Organisationen

2. Wirtschaft
- Volkswirtschaftliche Situation
- Absatzmärkte
- Rohstoffmärkte
- Börsen
- Betriebswirtschaftliche Situation
- Arbeitsmarkt
- Absatzmärkte
- Gewinnsituation
- Bedeutung der Produktionsfaktoren, Kapital, Arbeit und Information

3. Gesellschaft
- Auswirkungen auf das soziale Gefüge der Gesellschaft
- in den industrialiiserten Ländern
- in der Ländern der dritten und vierten Welt
- Bedeutung für die kulturelle Identität der jeweiligen Regtionen (z.B. Kulturimperialismus)

4. Gewinner und Verlierer
- während des Imperialismus
- während der Globalisierung

Viellicht sind das hilfreiche Ergänzungen zu Deinen Überlegungen. Sicherlich icht erschöpfend, aber so würde ich anfangen, mich dem Thema zu nähern.

Eine hilfreiche Quelle ist der "Atlas der Globalisierung" von Le Monde, der im Zeitschriftenhandel noch verfügbar ist.

Ein interessantes Buch, das den Aufstieg der Kolonial- bzw. Imperialen Mächte gut auf der Basis der militärischen Überlegenheit erklärt, ist: Parker: Die militärische Revolution. Die Kriegskunst und der Aufstieg des Westens 1500-1800.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man kann Globalisierung auch als das Gegenstück zu Imperialismus betrachten :

Imperialismus : Staat A unterdrückt Staat B zum Zwecke der Ausbeutung. Es findet eine Arbeitsteilung statt, wobei die Arbeit in Staat B ausgeführt wird, der Gewinn aber in Staat A landet.

Globalisierung : Internationale Arbeitsteilung ohne Dominanz einzelner Staaten. Theoretisch kann jede Arbeit überall ausgeführt werden, und der Gewinn kann ebenfalls überall landen, ggf. sogar bei denen, die die Arbeit machen.

Die Globalisierung setzt nur den Trend fort zu immer größeren wirtschaftlichen Einheiten, von der Sippe zum Stamm, dann zu Staaten, schließlich zu größeren Verbunden wie der EU.

In letzter Konsequenz müssten sich letztlich die Staaten auflösen und wir hätten einen globalen Binnenmarkt. Kriege kann es nicht mehr geben, wenn es keine Staaten mehr gibt, Imperialismus auch nicht.

War das nicht das, was ihr Euch immer gewünscht habt ?
 
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