Koloniale Presse in Deutschland (1882-1943)

Arne

Premiummitglied
Ich bin dabei eine Arbeit zu Kolonialzeitungen und -Zeitschriften abzuschliessen. Es soll eine kurze Übersicht über die wichtigen Publikationen werden, die häufig genannt, zitiert und benutzt werden. Keine ausführliche Besprechung aller Zeitungen, die zu diesem Thema erschienen sind - das wäre eine Doktorarbeit wert. Diese Übersicht soll nur helfen verschiedene, wichtige Zeitungen einzuordnen, bzw. gezielt nach Informationen zu suchen. Also Handwerkszeug für den Forschenden aber vor allem Orientierungshilfe für den reinen "Konsumenten" von Kolonialliteratur, deshalb auch bewußt kurz und knapp gehalten. Bin mir noch nicht ganz sicher, ob das hiermit gelingt. Zum Text gehört eine Grafik, die ich wegen der Größe hier nur als Link anbringen kann. Den Text zu lesen, ohne die Grafik nebenan zu haben, dürfte schwer sein.
http://people.freenet.de/schoefert/kolonialpresse.jpg
Würde mich über Hinweise von Fachleuten auf Fehler oder Unterlassungen freuen, aber auch über Meinungen anderer Interessierter, ob sie das als hilfreich ansehen oder eher als verwirrend empfinden.


Übersicht der wichtigen Kolonialzeitungen und –Zeitschriften
Deutschland 1882 - 1943

Der „Blätterwald“ der historischen Zeitungen und Zeitschriften mit kolonialen Themen ist auf den ersten Blick unübersichtlich und verwirrend. Selbst wenn man sich nur auf die größten, in Deutschland publizierten Werke, beschränkt, findet man eine Vielzahl. Bei genauerer Ansicht der Herausgeber und Schwerpunktthemen, kann man die vielen Schriften im wesentlichen auf vier Säulen strukturieren:

1) Amtliche Veröffentlichungen

Das Deutsche Kolonialblatt erschien von 1890 bis 1921 als amtlicher Anzeiger und verzeichnet die wichtigen Verfügungen und Geschehnisse inklusive amtlich erfasster Ein- und Ausreisen aus offizieller Sicht. Dies ist nicht nur für die historische Forschung die wichtigste Säule, sondern auch für den Genealogen ein unerlässliches Werkzeug.

Zusätzlich erschienen regionale Amtsblätter (herausgegeben von den Gouverneuren) für die jeweiligen Schutzgebiete, die weitere regionale Bekanntmachungen beinhalteten. Das waren:
„Amtlicher Anzeiger für Deutsch-Ostafrika“ Gouvernement in Daressalam
„Amtsblatt für das Schutzgebiet Kamerun“ Gouvernement in Buea
„Amtsblatt für das Schutzgebiet Togo" Gouvernement in Lome
„Amtsblatt für Deutsch-Südwestafrika", Gouvernement in Windhuk
„Amtsblatt für das Schutzgebiet Neuguinea", Gouvernement in Rabaul
„Samoanisches Gouvernementsblatt", Gouvernement in Apia

Als weitere, zusammenfassende amtliche Veröffentlichungen kamen die „Jahresberichte über die Entwicklung der deutschen Schutzgebiete“ als Denkschrift für den Reichstag heraus. Ab 1911 als selbständiges Werk "Die Deutschen Schutzgebiete in Afrika und der Südsee. Amtliche Jahresberichte, herausgegeben vom Reichskolonialamt" in den Buchhandel.


2) Wissenschaftliche Veröffentlichungen (periodisch als Beilagen)

Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen begannen 1888 mit den „Mitteilungen von Forschungsreisenden und Gelehrten aus den deutschen Schutzgebieten“, wurden dann 1907 als „Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten“ weitergeführt und gingen schließlich 1929 in der 1909 erstmals erschienenden „Kolonialen Rundschau“ auf.

3) Organe der großen Kolonialgesellschaften

1882 wurde der "Deutsche Kolonialverein" gegründet, er benutzte zuerst als Vereinsorgan die vom Westdeutschen Verein herausgegebene Kolonialpolitische Korrespondenz (nachgewiesen bis 1887). Mit Beginn des 2. Vereinsjahres 1884 wurde dann die "Deutsche Kolonialzeitung" begründet. Nach der Verschmelzung mit der "Gesellschaft für deutsche Kolonisation" zur "Deutschen Kolonialgesellschaft" (1887) wurde die Deutsche Kolonialzeitung deren offizielles Organ. Sie gilt als erste große, deutsche Kolonialzeitung.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Zeitung 1923 – 1929 als „Der Kolonialdeutsche“ weitergeführt und dann mit der kurzzeitig parallel erscheinenden „Übersee- und Kolonial-Zeitung“ zusammengeführt. Seit 1932 wieder mit altem Namen („Deutsche Kolonialzeitung“) übernahm das Organ der Deutschen Kolonialgesellschaft" 1933 die Vereinspublikationen des „Deutschnationalen Kolonialvereins“, vermutlich wegen zurückgehender Mitgliederzahlen.
Es waren dies die „Koloniale Zeitschrift“(seit 1900) und die „Die Deutschen Kolonien“ (seit 1902). Beide wurden während des ersten Weltkriegs (1914-1918) in einer gemeinschaftlichen Kriegsausgabe zusammengefasst und anschließend mit neuem Titel als „Die Brücke zur Heimat“ noch bis 1933 weitergeführt.

Zur gleichen Säule kann man auch die „Kolonie und Heimat“ rechnen. Als Organ des „Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft“ erstmals 1907 erschienen. Bis 1911 mit der Titelerweiterung „...in Wort und Bild“. Die „Kolonie und Heimat“ war als Illustrierte im Stil der „Gartenlaube“ oder anderer populärer „Damenzeitschriften“ konzipiert.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1919) umbenannt in „Ausland und Heimat“ – es gab schließlich keine Kolonien mehr – wurde sie 1920 eingestellt.

Kurzzeitig taucht 1926 eine Zeitschrift „Deutschland im Ausland – Kolonie und Heimat“ auf, sie scheint aber außer dem Titel nicht viel mit der alten Illustrierten gemein gehabt zu haben und wird bereits nach wenigen Ausgaben noch im Erscheinungsjahr wieder eingestellt.

Erst 1937 knüpft der inzwischen gegründete Reichskolonialbund (RKB) wieder an alte Erfolge an und legt eine neue Zeitschrift, mit alten Namen und ähnlichen Konzept, auf. Die „Kolonie und Heimat, die deutsche Bilderzeitung“. Sie erscheint in ansehnlicher Auflage bis zur Auflösung des RKBs im Jahr 1943. Gleichzeitig wird auch das Schwesterblatt, die Deutsche Kolonialzeitung, inzwischen Organ des Reichskolonialbundes, eingestellt.

4) Soldaten und Veteranenzeitungen

Es gab eine Vielzahl Veröffentlichungen kleinerer Vereine und Verbände, wie zum Beispiel die „Kamerun-Post“ der Kameruner Veteranen (1912-1914 und 1923-1942), mit regionalen Schwerpunkten.
Hier soll nur die Zeitung des Dachverbandes genannt sein: Die „Kolonial Post“ erschien 1906 – 1914 als Organ der „Vereinigung der Kriegervereine ehem. China- und Afrikakämpfer Deutschlands“ und des wohltätigen „Kolonial-Kriegerdank e.V“.

Erst 1928 wurde die Zeitung wieder neu angeboten. Jetzt aus dem vereinseigenen Verlag als Zeitschrift des Deutschen Kolonialkriegerbundes und des Kolonialkriegerdank. Sie teilte dann 1943 das Schicksal der anderen Kolonialzeitungen: alle kolonialpolitischen Aktivitäten wurden staatsbefohlen eingestellt.


Für detaillierte Informationen über Erscheinungsdaten, Nummern, Jahrgänge und evtl. Verfügbarkeiten empfiehlt sich die Online-Recherche im GBV-Katalog oder der Staatsbibliothek Berlin, aus dessen Katalogen ich viele der obigen Daten zusammengestellt habe.
http://stabikat.de:8080/DB=1/SET=50/TTL=1/NXT

oder im Fall der „Kolonie und Heimat“ besser im Katalog des Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ) http://swb.bsz-bw.de/
 
askan schrieb:
die älteste Tageszeitung Namibias

und die einzige deutschsprachige Tageszeitung Afrikas ;) und es gibt auch heute noch in Deutschland regelmäßige Publikationen zur Kolonialgeschichte.
Aber ich hatte mich ja auf die Presse in Deutschland im genannten Zeitraum beschränkt...
 
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