Platz an der Sonne...

cory

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Es gibt ein Zitat aus der deutschen Kolonialgeschichte. Und zwar -->


„Mit einem Worte: wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne.“ Bernhard von Bülow


Ich habe vor, diesen Satz als Einführung für ein Vortrag zu benutzen. Und zum Schluss diesen Satz aufzugreifen und mich kritisch dazu äußern. Um dem Vortrag einen Rahmen zu geben.


Soweit so gut...:grübel:

Aber ich bin mir nicht sicher, ob meine Kritik angebracht ist.
Und zwar ist "Platz an der Sonne" der ARD-Fernsehlotterie. Und allgmein ist diese Wortprägung recht oft im Alltag zufinden (Urlaubsprospekt).


Ich wollte eine Parallele ziehen. Zur NS-Wortprägung "Jedem das Seine", was auf dem Tor des KZ Buchenwald zufinden ist! Diese Tatsache genügt, dass man diese Wortprägung eigt. recht selten findet, weil Menschen, den dies bekannt ist, diese Wortkombination vermeiden. (In der Regel jedenfalls)


Meine Frage an Euch ist, wie seht ihr das?

Bin gespannt auf eure Antworten



gruß cory


 
Korrigiere mich, wenn ich dich falsch verstanden habe: Du möchtest den "Platz an der Sonne" an den Anfang stellen und in der Schlußbetrachtung darauf kritisch Bezug nehmen, anhand der anderen Kontexte Urlaub u.a.

Willst du darüberhinaus "Jedem das Seine" im Vortrag erwähnen, um das Dilemma der Inhaltsveränderungen deutlich zu machen oder war das nur ein Beispiel, um dein Problem mit der Fernsehlotterie deutlich zu machen?

Oder machst du dir Sorgen, den Fernsehlotterieslogan zu "beschmutzen", wenn du kritisch mit dem Platz an der Sonne umgehst?
 
Ich wollte eine Parallele ziehen. Zur NS-Wortprägung "Jedem das Seine", was auf dem Tor des KZ Buchenwald zufinden ist!
Das ist keine Wortprägung der Nazis. Die haben den Spruch nur in einen sehr üblen Kontext gestellt.
Jedem das Seine ? Wikipedia
Der "Platz an der Sonne" ist bei der Fernsehlotterie eher den umgekehrten Weg gegangen. Diese Verwendung der Floskel würde ich persönlich nicht kritisieren. Schon eher zu kritisieren war, dass das Ganze ursprünglich "Aktion Sorgenkind" hieß. Die Kritik hat mittlerweile ja auch dazu geführt, dass es jetzt "Aktion Mensch" heißt.
Bülows Satz kann man aber durchaus einer Ideologiekritik unterziehen.
 
"Jedem das Seine" war nur ein Beispiel, was mir spontan eingefallen ist. Für eine Floskel, deren Bedeutung sich im historischen Kontext geändert hat.

-->"Jeden das Seine" laut Wiki Grundsatz aus dem antiken Grichenland -->Durch den Missbrauch der Nazis --> kann man heute nicht öffentlich schreiben, ohne kritisiert zu werden.

ist eine gute Idee.


Meiner Meinung nach aber etwas ungeeignet um ein Schlußakzent zu setzen.
 
Mir geht es ähnlich wie rena. Ich bin etwas ratlos, worum es dir eigentlich geht. Z.B. was das eigentliche Thema deines Vortrags sein soll und welche Funktion bzw. welchen Zusammenhang der Platz an der Sonne darin haben soll. Hauptthema soll der Spruch ja anscheinend nicht sein, sondern nur "Einrahmung" oder "Appetizer"; da macht sich ein Zitat ja meistens gut.
 
Dann ist das Zitat aus meiner Sicht gut als Aufhänger geeignet. Du bräuchtest dich auch nicht an der Verwendung des Begriffs durch die Fernsehlotterie zu stören oder sie zu problematisieren. Das würde mMn eher vom Thema wegführen. Die Fragwürdigkeit dieses Euphemismus kann man durchaus auch auf zeitgenössischer Basis aufzeigen, z.B. durch die sozialdemokratische Kritik. Platz an der Sonne ? Wikipedia Davon abgesehen kann es nicht schaden gelegentlich den eigenen Sprachgebrauch darauf zu überprüfen, ob man nicht gedankenlos Phrasen aus einem Zusammenhang übernimmt, in dem man lieber nicht stehen möchte. Z.B. "...bis zur Vergasung". Oder, noch in den 70er Jahren konnte man das Wort "Gefolgschaft", anstatt Belegschaft (was auch etwas außer Gebrauch kommt, und nicht ganz zu Unrecht, wenn man es wörtlich nimmt) hören. Aber das ist ein anderes Thema.
 
Dann ist das Zitat aus meiner Sicht gut als Aufhänger geeignet. Du bräuchtest dich auch nicht an der Verwendung des Begriffs durch die Fernsehlotterie zu stören oder sie zu problematisieren. Das würde mMn eher vom Thema wegführen.

Sehe ich genauso. Du kannst das Zitat bedenkenlos als Einstieg für deinen Vortrag verwenden - das wird übrigens verbreitet und gern getan.
 
Okay, danke =)

wie könnte ist stattdessen, im Fazit, ein Bezug zum Anfang (Zitat) schaffen? Würde gern die Sache abrunden.

Ideologiekritik ist schonmal nicht schlecht....
 
Vielleicht ungefähr so: Platz an der Sonne klingt ja so, als ginge es um das Markieren eines Liegeplatzes am Strand mittels eines Handtuchs. Das hast du ja auch schon angedeutet. Tatsächlich ging es aber um einen Anteil an der Beute der Kolonialmächte, also um handfeste und nicht geringe materielle Interessen. Dass man dieses Fazit ziehen kann, wird ja vielleicht in deinem Vortrag näher ausgeführt.
 
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