Bismarcks Kolonialpolitik

G

Gast

Gast
Bismarck und Kolonialismus

Warum war Reichskanzler Bismark gegen den Kolonialismus?
 
Ich glaube nicht, dass Bismarck gegen den Kolonialismus an sich etwas hatte, aber er stand den kolonialen Ambitionen des Kaisers wohl skeptisch bis ablehnen gegenüber. Er selbst hatte das Reich als "gesättigt" bezeichnet.
 
Und Recht hatte er. Die Schutzgebiete waren trotz des Versuches, sie auf privatwirtschaftlichem Wege zu erschliessen, in Summa ein Zuschussgeschäft für das Kaiserreich.
Bye
Suedwester
 
Gast schrieb:
Warum war Reichskanzler Bismark gegen den Kolonialismus?

Er war solange gegen eine offensive Kolonialpolitik, wie sie ihm für seine europäischen Ambitionen hinderlich erschien.

Die militärischen Niederlagen der Briten in Südafrika oder die der Franzosen in Nordafrika, sowie die Fesselung Englands und Frankreichs in der Affaire um den Suez-Kanal werden in ihm höchste Entzückung ausgelöst haben.

Er - der keine Interessen in Afrika bekundete - konnte überall als "fairer Makler" auftreten (was er natürlich schamlos zu seinen Zwecken inszenierte).

Es gibt viele Beispiele dafür, insbesondere in bezug auf Afrika. :cool:
 
Zuletzt bearbeitet:
Eigentlich ist alles bereits gesagt, auch durch den ergiebigen Link, den Arcimboldo nannte.

Kurz zusammengefasst, so wie ich das sehe:

Bismarck war nicht erpicht auf Kolonien aus zwei Gründen:

1) In erster Linie wollte er das aussenpolitische Risiko vermeiden, mit den etablierten Kolonialmächten zusammenzustossen. Bismarck wollte den Frieden in Europa und den erreichten Status Quo sichern. Jede unnötige Provokation sollte unterbleiben.
2) Zweitens versprach er sich von Kolonien nur Kosten und im Kriegsfall dazu eine schwache, angreifbare Seite. Womit er, wie Südwester schon anmerkte, völlig richtig lag.

Warum er dann doch die Kolonialpolitik unterstützte?
Er gab den Wünschen dreier Parteien nach:
1) Dem Volk, das quasi nach Kolonien aus Prestigegründen schrie
2) Den Kaufleuten, die Schutz für ihre wirtschaftlichen Interessen verlangten (Heute würde man anerkennen: "Gute Lobbyarbeit")
3) Dem Wunsch des Kaisers, der auch den Platz an der Sonne unterstützte.
 
Hallo!

Hab da mal eine Frage und hoffe ihr könnt mir helfen.
Bismarck lehnte ja lange Zeit die Kolonialpolitik ab und blieb in den folgenden Jahren ein vorsichtiger Kolonialpolitiker. Die Gründe erläutert er 1888:
„Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön, aber meine Karte von Afrika liegt in Europa.“
Warum war er gegen die Kolonialpolitik?
Gruß Monika
 
Hallo Monika,

Bismarck war darauf bedacht, das neue Reich vor Gefahren von außen zu schützen. Darauf zielte ebenso seine Bündnispolitik ab, wie die Isolierung Frankreichs. Eine offensive Kolonialpolitik hätte zwangsläufig zur Konfrontation mit anderen Mächten geführt und dadurch hätte die Gefahr von gegen Deutschland gerichteter Bündnisse entstehen können.
Die Geschichte zeigt imho, wie recht er damit hatte.
 
Das Zitat von Bismark geht noch weiter:

„Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön, aber meine Karte von Afrika liegt in Europa. Hier liegt Frankreich, hier liegt Russland und Deutschland liegt in der Mitte.“

Er beschrieb damit die dauernde Gefahr eines Zweifrontenkrieges. Wenn sich Deutschland in das "Rennen um Afrika" einmischt, würde es zu Konflikten mit den anderen Europäischen Mächten kommen und somit ein Bündnis zwischen Frankreich und Russland wahrscheinlicher machen. Bismark sollte mit dieser Einschätzung Recht behalten.
 
...Bismarck lehnte ja lange Zeit die Kolonialpolitik ab... Warum war er gegen die Kolonialpolitik?


Liebe Monika, hier noch ein erklärendes Zitat:
"... Solange das Reich finanziell nicht [gefestigt] ist, dürfen wir an so teure Unternehmungen nicht denken...
Direkte Kolonien können wir nicht verwalten, nur Kompagnien unterstützen. Kolonialverwaltung wäre eine Vergrößerung des parlamentarischen Exerzierplatzes..."
zit. nach H.-U. Wehler: Imperialismus, S. 265
 
Wie machte Otto von Bismarck Deutschland zum Weltreich durch die einzelnen Kolonien ?

Es wäre echt nett wenn mir jdm etwas sagen könnte denn nich weiß nicht genau und ich finde auhc nix darüber !!!

also wie hat er das gemacht ??
 
Bismarck hat die deutschen Koloniegründungen nicht aktiv unterstützt, er hat nur zögerlich Schutzgarantien für Deutsch-Südwest gegeben.
Recherchiere mal nach Adolf Lüderitz.
 
Vielleicht solltest Du auch mit einem Blick auf die Landkarte 1890 hinterfragen, ob hier ein Weltreich vorlag oder erst danach mglw. angestrebt wurde (Platz an der Sonne etc.), ob man also das Deutsche Reich zu dieser Zeit als Europäische Großmacht sehen muß.

Wie Bismarck dazu stand, darauf hat Secundus hingewiesen.
 
"So lange ich Reichskanzler bin, treiben wir keine Kolonialpolitik. Wir haben eine Flotte, die nicht fahren kann, und wir dürfen keine verwundbaren Punkte in fernen Weltteilen haben, die den Franzosen als Beute zufallen, sobald es losgeht."

und:

"Meine Karte von Afrika liegt in Europa."

@Gast: Überdenk das mit den Kolonien nochmal.
 
Muss mich meinen Vorrednern anschließen. Bismarck stellte sich eigentlich gegen eine expansive, aggressive Imperialismuspolitik. Dadurch sah er sein Bündnissystem der "Stabilisierung" in Gefahr. Er wollte sich also nicht in einen globalen Konflikt mit den damaligen Kolonialmächten stürzen.

Am Ende seiner Regierungszeit, in deren Verlauf einem Händler in Namibia Garantien für den dortigen Gebietserwerb erteilt wurden, stürzte Kaiser Wilhelm II. das Deutsche Reich ins Roulett des globalen Konkurrenzkampfes (z. B. 1900 beim Boxeraufstand).

Weltreich war Deutschland mit seinen Besitzungen in Namibia, Kamerun, Tansania, Togo in Afrika aber bei weitem nicht. Vorwiegend die USA und tendenziell sinkend das British Empire übten zur Zeit des Imperialismus wesentlichen Einfluss auf die damalige Welt aus.
 
Muss mich meinen Vorrednern anschließen. Bismarck stellte sich eigentlich gegen eine expansive, aggressive Imperialismuspolitik. Dadurch sah er sein Bündnissystem der "Stabilisierung" in Gefahr. Er wollte sich also nicht in einen globalen Konflikt mit den damaligen Kolonialmächten stürzen.

Am Ende seiner Regierungszeit, in deren Verlauf einem Händler in Namibia Garantien für den dortigen Gebietserwerb erteilt wurden, stürzte Kaiser Wilhelm II. das Deutsche Reich ins Roulett des globalen Konkurrenzkampfes (z. B. 1900 beim Boxeraufstand).

Weltreich war Deutschland mit seinen Besitzungen in Namibia, Kamerun, Tansania, Togo in Afrika aber bei weitem nicht. Vorwiegend die USA und tendenziell sinkend das British Empire übten zur Zeit des Imperialismus wesentlichen Einfluss auf die damalige Welt aus.

Aus Gründen der Stabilisierung sah es Bismarck sogar nicht einmal ungern, wenn Frankreich als Kompensation Kolonien erwarb oder ausdehnte, da Bismarck der Ansicht war, je mehr Saharasand die Franzosen beherrschten, desto sicherer für Deutschland, das unter seiner Führung bei der Berliner Kongokonferenz eher als Schiedsrichter zwischen den traditionellen Kolonialmächten fungierte. Mit der Erschließung des Kongos setzte der "Wettlauf um Afrika ein", wobei Frankreich und GB einige Male aneinandergerieten wie bei der Krise von Faschoda.
 
Vielleicht solltest Du auch mit einem Blick auf die Landkarte 1890 hinterfragen, ob hier ein Weltreich vorlag oder erst danach mglw. angestrebt wurde (Platz an der Sonne etc.), ob man also das Deutsche Reich zu dieser Zeit als Europäische Großmacht sehen muß.

Wie Bismarck dazu stand, darauf hat Secundus hingewiesen.


Ein wichtiger Hinweis! Die gängigen Karten zu den Kolonien täuschen darüber hinweg, dass die Territorien die volle Ausdehnung erst nach 1900 erreichten. Die letzte Kolonie Tsingtao wurde erst 1896 eingerichtet
 
Apropo Karten:

Bismarck wies die koloniale Pläne Herrmann von Wissmanns mit folgenden Worten ab: "Das führt uns zu weit! Die englische Interessensphäre geht bis zu den Quellen des Nils. Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön, aber meine Karte von Afrika liegt in Europa. Hier liegt Rußland, und hier liegt Frankreich, und wir sind in der Mitte: das ist meine Karte von Afrika".

vgl. Otto Pflanze, Bismarck - Der Reichskanzler, 2001, S. 370 ff (V. Überseeische Expansion), 395 : Bismarck - Google Bücher
 
Zurück
Oben