Der deutsche Flottenverein

daharu

Neues Mitglied
Guten Abend,
weil auch ich etwas in Zeitnot gerate, wenn ich mir mit 10 sinnvollen Beiträgen das Schreibrecht erarbeiten will, stelle ich meine Frage bezüglich meines Facharbeitsthemas nun hier.
Mein Thema lautet: Der deutsche Flottenverein als Kriegstreiber im 1. Weltkrieg.
Über die Flotte als Lieblingsspielzeug vom Willi lassen sich ja tausende Seiten mit Informationen finden, ganz anders sieht es bei meiner Suche aber mit Büchern über den Flottenverein und das Vereinswesen in der wilhelminischen Ära allgemein aus.
ich wäre euch also sehr dankbar, wenn ihr Büchertipps für mich habt.
Vielen Dank,
daharu
 
Also ich möchte ja nicht unverschämt sein, aber mit dem Schlagwort "Flottenverein" bekommst Du bei Google mehr als 25.000 Ergebnisse.

Allgemeine Anlaufstelle wäre dann z.B. ein Wiki Artikel hierzu und eine Literaturaußwahl gibt es dann im Quellenverzeichnis.

Es sei denn, Du möchtest hier über den deutschen Flottenverein diskutieren, was natürlich interessant wäre, denn diese Thema wurde ihr im Forum noch nicht wirklich angesprochen, glaube ich.:grübel:

Aber diese Diskussionen können sich ziehen, sage ich Dir...
 
Natürlich habe ich mir den Wickiartikel schon angesehen aber die Quellenverweise beziehen sich mit einer Ausnahme (Eckart Kehr: Schlachtflottenbau und Parteipolitik, 1894–1901. Berlin 1930, Nachdruck Vaduz 1966) nur auf den Krieg und weniger auf den Verein. Ich habe mich auch schon einen ganzen Tag in einer riesigen Münchner Bibliothek herumgetrieben, aber nichts gefunden.
Wenn ich mir das Schreibrecht erarbeitet habe werde ich auch gerne eine Diskussion dazu anzetteln.
 
"Kriegstreiber im 1. Weltkrieg"

So recht begreife ich nicht, wo die Fragestellung iVm Flottenverein ansetzen soll.


Im August 1914 griff - spätestens mit der Bewilligung der Kriegskredite, danach in Form der Anleihen und deren Zeichnung - die Staatsräson. Diskussionen über die Kriegsrüstung wurden nicht ersichtlich geführt.


Allenfalls könnte man beim Thema Flottenverein an Kriegszieldiskussion 1914-1918 denken. Bei dem Thema löst sich aber auch die Institution eher in die Verfolgung persönlicher Standpunkte ihrer Mitglieder auf, die an verschiedenen Stellen des Reiches tätig waren. Außerdem könnte man die Kriegszieldiskussion auf Ende 1916/18 einsschränken, da zuvor auch im Zuge der Staatsräson die verkürzte Parole von KaWeZwo galt: man habe keine Kriegsziele, sondern kämpfe um den "von Gott zugewiesenen Platz". Die belgische Frage war da eher eine Marginalie.

Schließlich wurde der Flottenverein außen von zahlreichen (zuvor gegen den Flottenverein eher gemäßigten) Kräften überholt, was die Bedeutung zu Kriegszeiten relativiert. Auch sieht sieht man weder das Bedürfnis zur Publizität noch ihre Realisierung, Beispiele:
Heinen, Ernst: Zentrumspresse und Kriegszieldiskussion, Dissertation
Lang, Gustav A.: Kampfplatz der Meinungen - Die Kontroverse um die Kriegsursachen und Friedensmöglichkeiten 1914-1919 im Rahmen der "Neuen Züricher Zeitung" (bzgl. Beschreibung der deutschen Öffentlichkeit).

Schließlich ist die "Stille" um den Flottenverein als Institution nachvollziehbar: der frühe Verlauf des Ersten Weltkrieges erwies den totalen (technischen, numerischen und operativen) Fehlschlag der Flottenrüstung. Die größeren britischen Ressourcen (Finanzen, Stützpunkte, Werftkapazitäten) hatte in der Vorkriegsphase den Vorsprung gesichert und bauten ihn mit Kriegsbeginn aufgrund der Rüstungsvorläufe weiter aus. Das änderte sich in der Wahrnehmung/Öffentlichkeit etwas mit dem völlig überzogenen und enthusiastischen Getöse um die Skagerrakschlacht, das die strategische Niederlage in den Hintergrund drängte.
 
"Kriegstreiber im 1. Weltkrieg"

So recht begreife ich nicht, wo die Fragestellung iVm Flottenverein ansetzen soll.

Na mit deren Hintergrund. Warum gab es einen Flottenverein.
Dabei würde ich die Kriegsstreiberei nicht auch auf den tatsächlichen Krieg beziehen.
In der sozialistischen Ideologie z.B. war der deutsche Imperialismus der "Kriegstreiber" schlechthin und wenn dann noch eine Verein zum Rüstungswettlauf auf Bürgerlicher Ebene gegründet wird, der die Gesellschaft in einer Art und Weise durchzieht, wie man es heute als Modewelle bezeichnen würde. Dann wird hier schnell diese Institution als Grund für den überschwänglichen Nationalismus unter der deutschen Bevölkerung des damaligen Kaiserreiches herangezogen, so wie die Flottenbauprogramme und das Rüsten zu See.

Doch eigentlich ist dieser Gedankengang falsch.

Um hier ein klares Bild zu schaffen, sollte man noch vor die Zeit des Flottenvereins schauen.
Der Weg in die deutschen Kolonien ab den 1884iger Jahren und der Offizielle Staatsschutz von deutschen Handelsgesellschaften in den Kolonien, brachte natürlich auch den Wunsch dieser kolonialen Wirtschaft mit sich, die Flotte noch präsenter in Übersee erscheinen zu lassen.

Doch die deutsche Flotte steckte zu diesem Zeitpunkt in einer Krise und war mehr oder weniger nur noch auf Küstenschutzaufgaben beschränkt.

Bisher gab es aus der Bevölkerung keine tiefgehende Bewegung für den Flottenbau. Doch mit den Erwerben der Kolonien und dem Entstehen von Kolonialvereinen änderte sich das Bild. Hinzu kommt, noch, dass der Navalismus sich zeitgleich mit dem Imperialismus entwickelte.

Alle Industriemächte bedurften einer modernen Panzerschiffflotte. Sie war praktisch das wirtschaftliche und technologische Aushängeschild der damaligen Zeit einer Nation. Wer die Seemacht innehatte, hatte auch die Kolonien und die Überseewirtschaft und den Handel mit den Kolonien.
Die Werke des Mahan über Seemacht waren dabei sehr entscheidend und richtungweisend im Denken.

Mit dem Kaiser Wilhem II und Tirpitz trat ab den 1890iger Jahren ein neues Zeitalter in der deutschen Marinepolitik an.

Mit der Übernahme des Amtes, als Staatsekretär der Reichsmarineamtes 1897 durch Tirpitz, bekam der Flottenbau in Deutschland einen entscheidenden Schub. Nicht nur auf der taktisch-technischen Ebene, sondern auch in der Propaganda für den Flottenbau in der Bevölkerung.

Tirpitz erwies sich unter heuten Begriffen, als "Werbefachmann ersten Ranges" oder wie es ein Schweizer Historiker ausdrückte, als der "erste Propagandaminister" modernen Stils"[1]

So ist die Gründung des Flottenvereins 1898 nicht nur durch koloniale und wirtschaftliche Interessen entwachsen, sondern sollte den Flottenbau durch die gesamte Gesellschaft tragen.

Tirpitz tat diesbezüglich noch mehr Schritte, so wurde 1906 das Museum für Meerskunde in Berlin eröffnet, sowie gab es Anstöße von Tirpitz zur Gründung des Institutes für Schifffahrts- und Tropenkrankheiten in Hamburg 1898 und der Schiffbautechnischen Gesellschaft in Berlin 1899.[1]

In seinem Ursprung kann man somit den Flottenverein nicht als Kriegstreiber bezeichnen, auch wenn es eine gewisse Dynamik der nationalen Bewegung in allen Nationen verzeichnet wurden.

Sicherlich hat der Flottenverein in der ein oder anderen Weise auf Außenpolitische Aktionen vor dem 1.WK eingewirkt, da ja nicht nur die Bevölkerung den Verein stellte sondern doch mehr die Wirtschaft sowie die Marine den Verein für ihre "Werbezwecke" benutzte.

Aber ich bin der Meinung, daß die Zeit des Navalismus nun auch durch diese Art von Strukturierung in die Gesellschaft getragen wurde, ob es nun in Deutschland, Großbritannien, Frankreich oder Russland war.

Ich bin mir nicht sicher, aber auch in den anderen Nationen gab es solche Flottenvereine...

Quelle:
[1]Die deutschen Kriegsschiffe; Biographien-Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart; Hildebrand;Röhr;Steinmetz; Band 1 / Seite 42f

Noch zwei interessante Links:

http://www.wk1-kriegsschuld.de/Kriegsschuldfrage.pdf
http://www.freiburg-postkolonial.de/Seiten/2007-Mezger-Maji.pdf

Benutze dort das Suchwort "Flottenverein" und du kommst an die wichten Stellen.
 
Na mit deren Hintergrund. Warum gab es einen Flottenverein.Dabei würde ich die Kriegsstreiberei nicht auch auf den tatsächlichen Krieg beziehen.

Hallo Köbis,

Deine Erweiterung des Themas sehe ich auch so.

Ich hatte die Fragestellung nach der Formulierung so verstanden: im ersten Weltkrieg, also Flottenverein während des Krieges.

Vielleicht meint daharu aber tatsächlich den Weg zum Weltkrieg, also die Vorgeschichte und den Flottenverein.
 
Hallo,
der Titel der Facharbeit ist "Der deutsche Flottenverein als Kriegstreiber im 1. Weltkrieg"
allerdings darf ich den Titel interpretieren. Ich kann also ein ?,! oder ein . an die Phrase anhängen.Das Thema bezieht sich, ich habe meinen Geschichtslehrer nochmal gefragt, auch auf den Zeitraum vor dem Krieg.
Danke, das ihr euch so viel Mühe macht. Soll ich eine solche Diskussion mit Schwerpunkt auf der Fragestellung und nicht auf der Suche nach Quellen auch im im entsprechenden Unterforum stellen?
Sind euch vielleicht noch irgendwelche Bücher über den Weg gelaufen, die mir als Quellen dienen könnten?
Viele Grüße
daharu, der, obwohl er sich als angemeldet hat, als Gast erscheint...
 
Soll ich eine solche Diskussion mit Schwerpunkt auf der Fragestellung und nicht auf der Suche nach Quellen auch im im entsprechenden Unterforum stellen?
Na dann ran Moderatoren und ab damit nach "Das deutsche Kaiserreich".

Sind euch vielleicht noch irgendwelche Bücher über den Weg gelaufen, die mir als Quellen dienen könnten?

Schau mal, alles Bücher bei Google mit eingeschränkter Vorschau:
Flottenverein - Meine Bibliothek - Google Bücher=
 
Soll ich eine solche Diskussion mit Schwerpunkt auf der Fragestellung und nicht auf der Suche nach Quellen auch im im entsprechenden Unterforum stellen?

Dann müsstest du dich hier anmelden, was wir natürlich gerne begrüßen.
 
In dem Jahrbuch des deutschen Flottenvereins von 1900 habe ich einen interessanten eintrag gefunden.
Hier wird folgendes mitgeteilt:

Die amtlichen Mittheilungen des Deutschen Flotten-Vereins, welche unter dem Namen „Der Flotten-Freund“ erscheinen, haben eine Auflage von 100.000 Exemplaren, die illustrirte Monatsschrift des Deutschen Flotten-Vereins „Überall“ eine solche von etwa 14.000 Exemplaren. Aus den Beiträgen des Vereins wurden Beihilfen gewährt: Kommodorekasse 3.000 Mark, Seemannsheim Kiautschou 5.000 Mark, Seemannsheim Genua 3.000 Mark; ferner sind bewilligt für das Seemannsheim Kiautschou für weitere vier Jahre je 2.000 Mark.
Aus Anlaß der Samoa-Wirren im Frühjahr 1899 hat der Verein ein Flugblatt, in welchen er auf die Bedeutung von Samoa und damit im Zusammenhange einer starken Flotte hingewiesen hat, in 1.900.000 Exemplaren verbreitet. Mitte November 1899 wurde ein Flugblatt „ Was uns Noth thut“ im Anschluß an die Rede Sr. Majestät des Kaisers in Hamburg in 4.000.000 Exemplaren im Deutschen Reiche verbreitet.


Ich finde es somit interessant, dass hier die Verbindung zwischen dem Kolonialverein und dem Flottenverein sichtbar wird und wie man vorgeht und begründet, warum die Flotte benötigt wird…

Doch Treiber zum Wettrüsten auf See?
 
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