Der Streit um das "Bärenfell":Maltzahn

K

Köbis17

Gast
Matlzahn gilt als der wichtigste aus der Marine erwachsene Kritiker des Tirpitzschen Flottenbaues, "(...) er repräsentiert als einziger die marineinterne Opposition gegen die vom Oberkommando, d.h. insbesondere von Tirpitz vertretene Auffassung über die zukünftige Entwicklung der Marine."
In dem Aufsatz "Neuen Militärischen Blättern" Mitte der 90iger Jahre, nahm Maltzahn Stellung zu rückhaltlos geäußerten Enthusiasmus für die Lehren Mahans und hielt ihre Annahme durch Tirpitz für Deutschland verfehlt.
Militärisch hielt er die Flottenrüstung Tirpitz für verkehrt und befürwortete den Ausbau des Küstenschutzes und die Aufstellung einer starken Kreuzerflotte.
Bemerkenswert ist, dass bei derlei tief greifenden Unterschieden in Bezug auf die praktische Anwendung bzw. Herbeiführung von Seemacht ihnen zugrunde liegende wichtige Unterschiede in Theorie und im Seekriegsbild zu finden sein sollten.
Wie konnte Maltzahn auf der selben Grundlage wie Tirpitz zu –vordergründig- völlig entgegen gesetzten Resultat kommen?

Tirpitz hatte genau begriffen, was Maltzahn wollte und konnte diese Zersplitterung jener Kräfte, die er gesammelt für die Schlacht verwenden wollte, nicht zustimmen:

„Dieses Vorgehen wäre für Deutschland verhängnisvoll, weil wir unsere gesamte Kraft konzentrieren müssen auf die Schaffung der Schlachtflotte gegen England, die uns England gegenüber allein Seegeltung verschaffen kann. Der strategische Fehler des Kpt. v. Maltzahn liegt in der Absicht bezüglich Vorbereitung einer Parallelaktion (...) Kpt. v. Maltzahn verteilt das Bärenfell, ehe der Bär erlegt ist“
Quelle: Krieger, Denker, Amateure – Tirpitz und das Seekriegsbild vor dem 1.WK Christian Rödel
 
Eine interessante Frage! Wie kommen Sie darauf? Gibt es neue Erkenntnisse/Literatur dazu?

Dass Maltzahn "als einziger die marineinterne Opposition" repräsentiert hätte, kann man für die erste Periode der Flottenrüstung sagen; folgerichtig wurde seine Arbeit über die Kreuzerkriegführung auf Drängen von Tirpitz unterdrückt. In der Folgezeit machten dann aktive Offiziere wie Karl Galster und, vor allem, Lothar Persius mehr von sich reden.
 
@jschmidt, worauf bezieht sich ihre Frage? Auf die Opposition gegen Tirpitz ?

Aber welchen Galster meinen Sie, den Vater Carl oder den Sohn Karl.
Wobei letzter 1903 zur Marine kam und als Kommandant des Torpedobootes S 22 am 25.3.1916 mit seinem Boot unterging. Er war auch der Namensgeber für den Zerstörer Z 20 ( Karl Galster)von 1938.

Die Problematik war derer die, das die Lehren des Mahans soetwas wie die Bibel des modernen Flottenbaus darstellte oder damals so gesehen wurde.
Wobei im vollen Gegensatz die in den 70igern aufgekommenen Lehren Jeune ecole standen. Das damalige Verständnis von Seeherrschaft ging verschiedene Wege.
Zu dem Kritikern Tirpitz´s gehörte nicht nur Maltzahn an, so z.B. gehörte auch Carl Galster und Victor Valois dazu, doch Maltzahn war für Tirpitz besonders schwerwiegend.
 
@jschmidt, worauf bezieht sich ihre Frage? Auf die Opposition gegen Tirpitz ?
Aber welchen Galster meinen Sie, den Vater Carl oder den Sohn Karl.
Wobei letzter 1903 zur Marine kam und als Kommandant des Torpedobootes S 22 am 25.3.1916 mit seinem Boot unterging. Er war auch der Namensgeber für den Zerstörer Z 20 ( Karl Galster)von 1938.

Galster junior (*1886) kann nicht gemeint sein, der war zu der Zeit, über die wir hier reden, ziemlich uninteressant; ein tapferer Mann gewiss, der nichts dafür konnte, dass man später seinen Namen benutzte.

Galster senior (*1851) war Flaggoffizier, als er sich mit Tirpitz anlegte, Einen Mann dieses Ranges konnte man nicht ignorieren oder totschweigen, und deshalb erregte seine 1907 - 10 Jahre nach Maltzahn - erschienene Streitschrift "Welche Seekriegs-Rüstung braucht Deutschlands?" soviel Aufsehen. (Im Katalog ist der Verfasser übrigens mit "Karl Paul Hans G." angegeben.) Seine Auseinandersetzung mit Tirpitz setzte sich während der Weimarer Republik fort ("England, deutsche Flotte und Weltkrieg", 1925), sozusagen bis zu beider Tod.

Das sind aber alles altbekannte Dinge. Ich wollte erfragen, ob es irgendeinen neuen Forschungsstand in Bezug auf Maltzahn & Co. gibt? Oder war es Ihre Absicht, an eine interessante historische Persönlichkeit zu erinnern?
 
@jschmidt: Ehrlich gesagt, weiß nicht, was hier gewollt wird.
Mir geht es hier doch nicht um den Austausch von geschichtlichen Daten, denn wer bei einem so speziellen Thema mitdiskutieren möchte, wird sich mit dieser Materie schon tiefgründiger beschäftigt haben.
Mir geht es darum, diese geschichlichen Daten zu Verstehen und mit meiner Ansicht zu interpretieren, um eine Diskusion anzufachen.
Wenn jetzt allerdings gefragt wird, ob es da einen neuen "Forschungsstand" gibt, dann würde ich gerne wissen, welcher hier gemeint ist, der als der allgemein Gültige geschichtliche Kontext zu sehen ist.
Sonst macht eine Diskusion keinen Sinn, dann kannste auch ein Buch darüber lesen, damit erweitert sich das Wissen auch.
 
So und nun wieder zum Thema, die Proplematik, die ich hier genauer ansprechen möchte, enstand aus der schlechten Führung und Organisation der kaiserlichen Marine unter Caprivi.
Der Grundgedanke jeder Marinediskusion der damaligen Zeit waren die Lehren über die Seeherrschaft des Mahan.

Mit dieser Grundeinstellung zum Aufbau einer Marine ging man in allen großen Flotten ab den 80igern über, die in den 60igern und 70igern noch völlig unklaren Möglichkeiten des dampfbetriebenen Panzerschiffes, takisch und strategisch richtig zu bewerten und einzusetzen. Und diese wurden auf langfristige Flottenbauprogramme der jeweiligen Nation umgesetzt, die ein erstes Überdenken dieser Erkenntnisse durch den Seekrieg zwischen Japan und China 1894/95 zur folge hatten und letztlich mit den Lehren des Russisch-Japanischen Krieges 1904/05 ihr Ende fanden.

Um nun wieder in die 80iger zurück zu kehren, so hatte gerade Caprivi die Marine wieder in Richtung Küstenverteidigung und Kreuzerkrieg gebracht, aber m.E. nicht beeinflußt durch die französischen Lehren der Jeune ecole, sonder da er die teuere Marine als Gegensatz zum Heer sah und die finanziellen Mittel für die Armee zu sichern waren, vor allem im Blick auf einen "Zweifrontenkrieg" mit Frankreich und Russland.

Dies führte sicherlich auch dazu, Caprivi als Chef der Marine zu entlassen, als Wilhelm II. 1888 neuer deutscher Kaiser wurde. Und dieser neue Kaiser war für die Moderne, dass heiß seine Ohren hatten zugang für die Jeune ecole.
Was micht dabei verwundert, ist die Tatsache, dass Tirpitz als Chef der Torpedoabteilung nicht auch auf diese Lehren einging. Nun ja.
Ab 1888 wurde alles anders bei der deutschen Marine. Die innere Struktur wurde komplett erneuert, sowie die gesamte Ausrichtung der Marine und der Flotte mußten geklärt werden, wobei der alte Büchselplan keine Rolle mehr spielte. Dieser Vorgang dauerte bis zum Amtsantritt Tirpitz´s als Staatssekretär des Reichsmarineamtes 1897.
In diesen ca. 10 Jahren wurde der Grundstein gelegt, den die Flotte in Deutschland annahm bis zu ihren Ende 1918.
Ein wichtige Zeit, wie ich finde.
 
Ausgangspunkt der Diskussion ist, ob Deutschland nach damaligen Kenntnisstand auf eine Schlachtflotte (Tirpitz) oder Kreuzerflotte (Galster, Maltzahn) setzen sollte. Da man sich (mit großer parlamentarischer Mehrheit) für eine Schlachtflotte entschieden hat, stellt sich die Frage, ob eine Kreuzerflotte eine ernsthafte Alternative gewesen war. Um nicht im theoretischen zu bleiben, wollte ich wissen, ob eine andere große - das ist wichtig - Flotte auf den Kreuzerkrieg setzte. Es kommt auf die Strategie an, die die jeweilige Marine verfolgte (nicht darauf, ob andere Marinen auch Kreuzer hatten). M.E. ist wirklich vergleichbar nur Frankreich (bis 1904), und da weiß ich nicht, ob Frankreich seinen Schwerpunkt auf Kreuzer (Handelskrieg) oder Schlachtschiffe (Entscheidungsschlacht) legte (oder gar eine dritte Variante, reiner Küstenschutz).

Die Bestimmungen des Flottengesetzes vom Juni 1900 sollten das sog. Dreiertempo sichern, was Tirpitz sein Hauptmotiv für die Steuerung das Flottenbaus durch Gesetz sein sollte.
Der Tirpiz Plan sah vor, dem Bewilligungsrecht des Reichtages zu Bau von Kriegsschiffen entgegenzutreten. Schon in einem Memorandum von 1896 war er der Überzeugung, das ein System der jährlichen Bewilligungen keine Möglichkeit zuließ, eine große Schlachtflotte aufzubauen.

Mit der Vorlage des ersten Flottengesetzes konnte Tirpitz nur auf die Bewilligung hoffen, wenn sein Gesamtkonzept dem Reichstag einleuchtete, den Flottenausbau per Gesetz zu beschliessen.
Tirpitz stant für eine starke Schlachtflotte als Kern, bestehen aus Geschwadern zu je 8 Schiffen. Mit den Schlagworten "Ebenbürtigkeit" und "gute Geeignetheit" und dem "Risikogedanken" konnte er letztlich die Bewilligung des Gesetzes erreichen.

Mit einem unschlüssigen Konzept, bestehend aus Waffensystemen, deren takische Richtung noch nicht vorgeschrieben ist, so wie die Kreuzerflotte, über deren Einsatz noch gar keine Möglichkeiten erarbeitet wurden, würde es kaum ein Flottengesetz geben.
Tirpitzs sein inflexibles Linienschiffdenken wurde vom internationalen Schlachtflottenphilosophie des sog. Mahanismus begründet. Kritische Offiziere wie Curt Maltzahn, Karl Galster, Viktor Valois der Ivan Oldekop, die dieses Schlachtflottenkonzept hinterfragten, wurden dienstlich gemaßregelt oder in ihren puplizistischen Drang zum Einhalten gerufen.

Allerdings hat gerade die französische Marinepoltik bewiesen, daß diese "Kreuzerflottekonzept" nicht aufging. Zu spät erkannte man es und konnte mit großen Flottenbauprogrammen mit großen Seemachten nicht mehr mithalten.

Angesichts des Seekrieges während des 1.WK hatten gerade Kreuzer, Torpedoboote sowie die neue Waffe Uboote, mehr Einsätze gefahren, als die Schlachtsschiffe der Flottenkerne.

Eigendlich zeigt das Ergebnis des 1.WK, daß Kreuzer den Krieg getragen haben, warum hielt man so fest, an dem Schlachtflottenkonzept? Fehlten die Erfahrungen?
 
Angesichts des Seekrieges während des 1.WK hatten gerade Kreuzer, Torpedoboote sowie die neue Waffe Uboote, mehr Einsätze gefahren, als die Schlachtsschiffe der Flottenkerne.
das liegt aber daran, dass Dreadnoughts Prestigeobjekte waren, die man so wenig Risiko wie möglich aussetzen wollte.
 
Im 19. Jh. war die englische Marinedoktrin in die Richtung gegangen, dass die englische Flotte stärker als die nächsten beiden Flotten ist und so, die Übermacht gesichert bleibt.
Auf deutscher Seite war die Überlegung, eine Flotte zu bauen die stark genug ist, um den Engländern in einem Krieg dermassen hohe Verluste zu verursachen (Niederlage zur See würde man in Kauf nehmen), dass deren weltweite Überlegenheit zur See dahin wäre, was zu einer Gefährdung des Empires führen würde, da es ja von der Überlegenheit zur See gesichert war.
Zu dem Zeitpunkt war es, für mich zumindest, nicht zu erkennen, dass man die schweren Einheiten wie teure Spielzeuge behandeln würde.
"Risikoflotte" ist für mich so zu verstehen: Eine Flotte die stark genug ist, dass das Risiko eines nichtmehr gutzumacheden Schadens für den Feind (Engländer) so hoch ist, dass dieser vor einem Krieg zurückschreckt.
Hat es aber nicht, wir wir ja wissen. Im gegenteil, es hat die Fronten verhärtet. Im Nachhinein ist man zwar immer schlauer, aber das Geld für die Schlachtflotte wäre größtenteils beim Feldheer bzw. U-Bootwaffe besser verwendet gewesen.
 
Militärisches und politisches ist hier untrennbar miteinander verknüpft. Ich persönlich halte die Risikotheorie für eine gute Idee (und stehe wohl damit ziemlich allein), da sie die Möglichkeit bot friedlich Interessen durchzusetzen. Wenn Mächte von anderen überholt werden (oder dies droht), ist dies immer eine gefährliche Situation (England, das seine Macht aus dem Kolonialsystem schöpfte, wurde von den entwickelteren Industrienationen Deutschland und USA überholt).

Die Risikotheorie ist von der politischen Leitung nicht der jeweiligen Situation angepaßt worden. Als England seine Isolation aufgab, hätte auch Deutschland Verbindungen mit maritimen Nutzen eingehen müssen. Das ist nicht erfolgt. Bethmann hat eine Politik gegen die Marine betrieben und dabei einen verwirrenden Zickzackkurs betrieben. Zu Beginn des Krieges ist durch die Bethmann'sche Politik auch die Risikokomponente für die feindliche Marine durch Nicheinsetzung der Flotte herausgenommen worden. Das war aber keine Entscheidungvon Tirpitz, sondern eine Entscheidung gegen Tirpitz.
 
England hatte nicht das Problem Heer UND Flotte. Da war die Flotte, dann kam lange Zeit nichts und dann das Heer. Im Anbetracht der industriellen Basis die England zur Verfügung hatte, ist es nicht möglich gewesen eine tatsächliche Risikoflotte zu bauen, ohne das Feldheer dem Verfall preszugeben. Beides war einfach nicht drin.
Andererseits, mit der Flotte wäre für das Reich bestenfalls eine Sonderfrieden herauszuschlagen gewesen, mit dem Heer jedoch ein Sieg. Was gemacht wurde, war weder Fisch, noch Fleisch und eine praktikable Seekriegsdoktrin die Aktion anstatt Reaktion vorausgesetzt hat, war nicht vorhanden. Wie es ausgegangen ist, wissen wir ja.
 
"Risikoflotte" ist für mich so zu verstehen: Eine Flotte die stark genug ist, dass das Risiko eines nichtmehr gutzumacheden Schadens für den Feind (Engländer) so hoch ist, dass dieser vor einem Krieg zurückschreckt.
Hat es aber nicht, wir wir ja wissen. Im gegenteil, es hat die Fronten verhärtet. Im Nachhinein ist man zwar immer schlauer, aber das Geld für die Schlachtflotte wäre größtenteils beim Feldheer bzw. U-Bootwaffe besser verwendet gewesen.

Interessant ist, dass häufig der zweite Aspekt der Risikoflotte nicht aufscheint bzw. überhaupt nicht erwähnt wird: die "Risiko"flotte sollte nach ihrer Realisierung, fast in zeitgemäß überarbeiteter Fassung Bismarckscher Leitlinien, Großbritannien an die Seite des Deutschen Reiches bringen (da sich GB dann das Deutsche Reich nicht als Gegner würde leisten können).
Bismarck hatte sich früher etwa wie folgt vor dem Reichstag positioniert: deutsche globale Interessen wie etwa Kolonien würden gegen Frankreich in Metz verteidigt, gegen Großbritannien würden sich immer politische Maßnahmen finden lassen (der zweite genannte Aspekt wird bei Tirpitz durch die Risikoflotte quasi ausgetauscht).

Nimmt man den Begriff "Risiko" in diesem (vollständig zu realisierenden) Baukonzept wörtlich, liegt eine dann eine weitere entscheidende Ausprägung in der Zwischenzeit des Flottenbaus, nämlich bis zum Erreichen der angestrebten Stärke: Hier wurde doch wohl klar gesehen und befürchtet, dass diese Schwächeperiode genutzt werden konnte, den Flottenaufbau "to kopenhagen" oder poltisch vorher der Konfrontation und dem Krieg nicht auszuweichen.

Auf den Zusammenbruch des politischen Konzepts der Risikoflotte bis 1914 müßte demnach ein Verfechter des Flottenbaus wohl geantwortet haben: die angestrebte Proportion wurde nie erreicht, ergo auch nicht die Wirkung derselben.


Ein weiterer Aspekt fehlt noch: die Konsequenz aus den erkenntlich limitierten Ressourcen, das Dreiertempo ist hier nur ein Aspekt.

Dieses führte - zusammen mit operativen Überlegungen zum Ablauf der möglichen Hauptschlacht zwischen den Flotten - zur Forderung der Homogenität der Flotte, resp. zur Konzentration auf den Flottenkern in Form der Linienschiffe. Ausprägungen waren die u.a. die Geschwaderplanungen, aber auch die taktischen Studien zur möglichen entscheidungsschlacht. Der Homogenitätsaspekt in der Tirpitzschen Flottenplanung vertrug sich nun aber aus Ressourcengründen nicht mit dem für die Kolonien und für globales Operieren (was nicht mit den 30, 40 oder 70 Linienschiffen oder dem späteren Dreadnought-Flottenkern ging) notwendigen Kreuzerbau.


Nebenbei: die U-Boote als Flottenfaktor wurden zum Zeitpunkt der hier diskutierten Entscheidungen nicht gesehen (konnten nicht gesehen werden). Eine Form von Selbstlähmung waren u.a. dann 1914 die Versenkungserfolge von U-9, wie aus Schriftwechsel mW hervorgeht (Quellenabdruck bei Schulte, Bernd F.: Europäische Krise und Erster Weltkrieg). Man übertrieb die Gefahrenanalyse für die Schlachtflotte in der Nordsee 1914.


ansonsten Rödel: Krieger, Denker, Amateure (zum Schlachtflottenbau)
 
England hatte nicht das Problem Heer UND Flotte. Da war die Flotte, dann kam lange Zeit nichts und dann das Heer. Im Anbetracht der industriellen Basis die England zur Verfügung hatte, ist es nicht möglich gewesen eine tatsächliche Risikoflotte zu bauen, ohne das Feldheer dem Verfall preszugeben. Beides war einfach nicht drin.
Andererseits, mit der Flotte wäre für das Reich bestenfalls eine Sonderfrieden herauszuschlagen gewesen, mit dem Heer jedoch ein Sieg. Was gemacht wurde, war weder Fisch, noch Fleisch und eine praktikable Seekriegsdoktrin die Aktion anstatt Reaktion vorausgesetzt hat, war nicht vorhanden. Wie es ausgegangen ist, wissen wir ja.

Das ist so nicht richtig, da die Seemacht mit beginn der Technologisierung im Kriegsschiffbau ab 1860 eine wichtige militärische Komponete einer Großmacht darstellte. Während man bei Heer die Größe mit der Anzahl der Soldaten messen konnte, war als einziger technologischer Aspekt die Fähigkeit gegeben, die Truppenteile schnell durch ein gutes Eisenbahnnetz an entsprechende Kampfplätze zu verlegen.

Aber das Panzerschiff war zu jener Zeit an der Spitze des technischen Möglichen einer Nation anzusehen. Somit spiegelte der Besitz einer modernen Panzerschifflotte nicht nur militärische Stärke, sondern wirtschaftliche Stärke, was für außenpolitische Zwecke enorm wichtig war. Hinzu kam die Lehren des Mahan, die in allen Marinen anklang fanden und entsprechend dazu führten, das dieses Technologiewunder Panzerschiff der Inbegriff für modere Seemacht darstellten. Dabei spielte das Heer in allen Nationen mehr eine untergeordnete Rolle.
 
Das ist so nicht richtig, da die Seemacht mit beginn der Technologisierung im Kriegsschiffbau ab 1860 eine wichtige militärische Komponete einer Großmacht darstellte. ...

Aber das Panzerschiff war zu jener Zeit an der Spitze des technischen Möglichen einer Nation anzusehen. Somit spiegelte der Besitz einer modernen Panzerschifflotte nicht nur militärische Stärke, sondern wirtschaftliche Stärke, was für außenpolitische Zwecke enorm wichtig war. Hinzu kam die Lehren des Mahan, die in allen Marinen anklang fanden und entsprechend dazu führten, das dieses Technologiewunder Panzerschiff der Inbegriff für modere Seemacht darstellten. Dabei spielte das Heer in allen Nationen mehr eine untergeordnete Rolle.

Hallo Köbis,

Du unterschätzt hier einmal die Wechselwirkung. Beides - Marinerüstung zur Risikoflotte und Aufrechterhaltung der relativen Heeresstärke im Vergleich zu den anderen Kontinentalmächten - war gleichzeitig nicht machbar, sondern stand in Konkurrenz um die finanziellen Ressourcen.

Das Heer hatte zum anderen - neben der militärischen Bedeutung zwischen Frankreich und Rußland - zudem den innenpolitischen Bezug der Stabilisierung der Monarchie.

Daher kann man auch nicht "von einer untergeordneten Rolle" zu sprechen, schon gar nicht für das Deutsche Reich. Das wird letztlich auch an den Budgetverschiebungen deutlich, als die erkannte Schwäche des Heeres unmittelbar vor Kriegsausbruch rasch wieder behoben werden sollten.

Sucht man nach Erklärungsansätzen für die Zurückstufung der Heeresrüstung in den zwei Jahrzehnten davor, kann man u.a. eine Überschätzung der Möglichkeiten des Heeres - mit den Wurzeln im Sieg von 1870/71 - feststellen: mehr Schein als Sein. Aus dem Traum wurde man 1905/10 unsanft geweckt.
 
Veilleicht hab ich dies etwas zu hart formuliert, aber letztlich war der Stand der Technik als Aushängeschild der wirtschaft einer Nation sehr ausschlaggebend für des Stellung.
Natürlich wurden für beide militärische Zweige Ressourcen benötigt, aber ebend war das Panzerschiff in dieser Periode der Geschichte m.E wichtiger, als das Heer.

Als der 1.WK begann, waren die Schlachtschiffe vollgestopft mit modernster Technik, die Landheere gingen mit Ihren bunten Röcken und goldnen Pickelhauben in den Kampf. Dieser Unterschied ist wohl kaum zu leugnen.
 
Natürlich wurden für beide militärische Zweige Ressourcen benötigt, aber ebend war das Panzerschiff in dieser Periode der Geschichte m.E wichtiger, als das Heer.

Als der 1.WK begann, waren die Schlachtschiffe vollgestopft mit modernster Technik, die Landheere gingen mit Ihren bunten Röcken und goldnen Pickelhauben in den Kampf. Dieser Unterschied ist wohl kaum zu leugnen.

Natürlich ist weder der Unterschied zu bestreiten, noch die Imagewirkung des Kriegsschiffsbaus (der auch noch ökonomisch ggü. der Heeresrüstung begründet wurde).

Wenn man sich mit der Flottenrüstung 1890-1914 beschäftigt, ist der Querbezug zum Heer hochinteressant. Leider gibt es dazu einfach weniger als zur Marinepolitik, ich kann nur nochmal auf Schulte verweisen.
 
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