Der Waffenschmuggel von Larne/Irland 1914

Guilelmus

Neues Mitglied
Als immer klarer wurde, daß Großbritannien Irland im Rahmen der Verhandlungen zur Home Rule immer mehr Rechte bis hin zur Unabhängigkeit geben wird, begannen die loyal zur britischen Krone stehenden, zumeist protestantischen Unionisten/Loyalisten mit der Bildung von Milizen, um eine Einbeziehung Ulsters in einen unabhängigen irischen Staat zu verhindern. Die Unionistenführer Edward Carson und James Craig begannen damit in Deutschland, Österreich und Italien Quellen für Waffenkäufe zu erkunden. In der Operation Lion wurden etwa 20 000 Gewehre, zumeist von Mauser und Mannlicher, und etwa 4 millionen Schuß Munition von Hamburg aus nach Irland geschmuggelt, und den Milizen der Ulster Volunteer Force übergeben. Im Vorfeld des 1. WK. war dem Deutschen Kaiserreich an einer Destabilisierung Großbritanniens gelegen, (Während des Krieges, 1916, versuchte man Waffen an die irischen Nationalisten zu schmuggeln).

Larne Gun Running. The Watchmen
Larne gun-running - Wikipedia, the free encyclopedia
Banna Strand - Wikipedia, the free encyclopedia

(...) Im Jahre 1913 war der irische Protestantenführer Sir Edward Carson sichtlich beeindruckt von einem Besuch in Deutschland zurückgekehrt. Kaiser Wilhelm II., den er getroffen hatte, hatte von der Verwandtschaft der protestantischen Völker geredet. Das nordirisch-protestantische Blatt "Irish Church-man" schwadronierte Ende 1913: "Wir haben ein Hilfsangebot von einem mächtigen europäischen Monarchen, der bereit ist, ein Heer zu schicken, das ausreicht, um England von allen weiteren Schwierigkeiten in Irland zu befreien, indem er es seinem Reich angliedert … Und sollte unser König die ,Home Rule Bill‘ unterzeichnen, so werden die Protestanten Irlands jenen kontinentalen Befreier ebenso willkommen heißen wie ihre Vorväter schon einmal unter ähnlichen Verhältnissen einen anderen", nämlich Wilhelm von Oranien. (...)

08.01.00 Deutschland und die Revolution in Irland

Meine Fragen:
Stimmt das mit der versuchten Destabilisierung Großbritanniens im Vorfeld des 1.WK. durch das Deutsche Reich?

War der Waffenschmuggel deutscherseits „von oben" abgesegnet?

Wer weiß mehr über das Treffen von Kaiser Wilhelm II. mit Sir Edward Carson?

Danke im Voraus.
 
Meine Fragen:
Stimmt das mit der versuchten Destabilisierung Großbritanniens im Vorfeld des 1.WK. durch das Deutsche Reich?

Dazu fällt mir folgendes Buch ein:
Hünseler, Wolfgang: Das Deutsche Kaiserreich und die Irische Frage 1900-1914, 1978, Europäische Hochschulschriften III/106.

Ich hab das irgendwo, muss ich rauskramen. Vielleicht finde ich zu Deinen Fragen etwas.

Ansonsten gibt es (kenne ich nicht) vom ehemaligen deutschen Botschafter in Dublin:
Ireland, Britain and Germany 1871 ... - Google Bücher
http://www.munzinger.de/search/portrait/Felician+Prill/0/7445.html
 
Dazu fällt mir folgendes Buch ein:
Hünseler, Wolfgang: Das Deutsche Kaiserreich und die Irische Frage 1900-1914, 1978, Europäische Hochschulschriften III/106.

Wie gedacht ist in der Dissertation von Hünseler der Vorfall eingehend geschildert, auf Basis der deutschen Aktenlage und Archive.

Wenn gewünscht, kann ich eine Zusammenfassung 1906-1913/14 liefern, darunter auch zur fraglichen Großlieferung 1914.
 
Wie gedacht ist in der Dissertation von Hünseler der Vorfall eingehend geschildert, auf Basis der deutschen Aktenlage und Archive.

Wenn gewünscht, kann ich eine Zusammenfassung 1906-1913/14 liefern, darunter auch zur fraglichen Großlieferung 1914.

Wenn es nicht zu viel Mühe macht - sehr gerne. Vielen Dank im Voraus.
 
Es gab eine Reihe von politisch-militärischen Denkschriften in den Jahren 1900/1914, die sich mit Frage der Einbeziehung Irlands in eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien befasst haben. Konkrete militärische Aktionen - wie etwa Landungen - wurden dabei als utopisch wegen der britischen Flotte angesehen.

Empfohlen wurden "Revolutionierungsmaßnahmen", wie später auch in den Fällen Ägypten, Indien, Südafrika, also ein Konzept der Aufwiegelung zur Beschäftigung der britischen Militärpotenziale. Beim Generalstab bezeichnete man das bereits um die Jahrhundertwende als "Insurgierungsprogramm".

Davon zu trennen ist aber offenbar eine praktische Realisierung solcher Pläne, in Form von Vorbereitungen während der Vorkriegszeit. 1912/14 setzte außerdem eine Entspannung der britisch-deutschen Beziehungen ein. So waren es mehr die Presse und auch diverse Buchveröffentlichungen oder Meinungen von Akteuren, die in der Öffentlichkeit präsent waren. Aufgrund der Quellenlage läßt sich feststellen, dass in Gegensatz hierzu Irland kein Faktor der deutschen militärischen Planung gewesen ist.

Die Ulster-Waffenlandung fiel in zeitliche Nähe zum Curragh-Zwischenfall, der große Beachtung auch in der internationalen Politik fand. Deutscherseits wurde das wieder sehr - entgegen der Fakten - zu einer generellen Frage der Zuverlässigkeit der britischen Armee hochgepeitscht, was wiederum in Großbritannien als unangenehm empfunden wurde (generell die Frage: "Presse als Kriegstreiber").

Dazu kam die Waffenlieferung, die über deutsche Häfen abgewickelt wurde, und zu Anlandungen von über 24.000 Gewehren und 2 Mio. Schuss Munition in Belfast, Bangor und Donaghadee führten.

Die deutschen Akten enthalten erste Hinweise 1911, dass Waffentransporte nach Irland "registriert" worden sein. Die Untersuchungen führte die Politische Abteilung der Polizeibehörde Hamburg. 1911 wurden bereits rd. 1000 Gewehre beschlagnahmt. Zu weiteren Beschlagnahmen sah die Untersuchung allein aus dem Grund keinen Anlaß, dass ein 1907 aufgehobenes britisches Einfuhrverbot vorlag. Die Aufhebung des Waffenimportverbotes wurde am 4.12.1913 für Irland indes storniert.

Wäre nun die Lieferung 1914 von deutscher politischer Seite aus gebilligt, gefördert oder gar initiiert worden, hätten man der Politischen Polizei in Hamburgvon dem Projekt Mitteilung machen müssen, um den reibungslosen Ablauf zu gewährleisten und erneute Beschlagnahmungen zu verhindern.

Dafür lassen sich in den Akten der Politischen Polizei Hamburg keinerlei Hinweise finden. Mindestens die Akten des deutschen Admiralstabes, der sicher die Leitung einer solchen Aktion als offizielle Stelle innfegehabt hätte, müssten Hinweise auf die Aktion ergeben.

Da anders als in den Vorjahren in den internen Akten nichts enthalten ist, die andererseits Vollständigkeit sensibelster AAktionen und Planungen für diese Zeiträume aufweisen, kann man davon ausgehen, dass keine Beteiligung nachgewiesen ist.

Alle gegenteiligen Spekulationen, die sich auf deutsche Unterstützung beziehen, stammen aus der Presse, nordirischen Unionistenkreisen etc. Sie sind nicht nur nicht bewiesen, sondern nach Aktenlage derzeit unwahrscheinlich.

Quelle Hünseler, s.o., S. 226-230.
 

Gern geschehen. Die Untersuchung macht einen sehr sorgfältigen Eindruck, wie gesagt unter Einbeziehung der Polizeiakten.


OT: Übrigens habe ich zufällig gesehen, dass Du die gleiche Frage auch noch in der Geschichtssektion eines anderen Forum gestellt hast. Ist ja gruselig, mit was manche Leute so um sich schlagen. Der Stammtisch funktioniert natürlich am besten, wenn er von keiner Sachkenntnis getrübt ist. :devil:
 
Zurück
Oben