Hamburger Gängeviertel

BerndHH

Aktives Mitglied
Guten Morgen,
Ich lese gerade mit großem Interesse Ausschnitte des Buches Eckhard Freiwald: Hamburgs Gängeviertel, Sutton Verlag; Auflage: 1 (1. September 2011), ISBN-13: 978-3866809048.
Im 19./20. Jhrdt. war das Gängeviertel in der Hamburger Alt- u. Neustadt so etwas wie die Brutstätte des Verbrechens in der Hansestadt und erinnert ganz stark an die Schilderungen der Five Points in New York (Mitte 19. Jhrdt.).
Nur dass die Menschen dort Plattdüütsch schnackten aber ansonsten viele interessante Parallelen: Raubmord, Beischlafraub, Prostitution (legal/illegal), Hehlerei, Jugendgangs (Altstädter Jungs). Ansonsten viele enge Straßen, baufällige Fachwerkhäuser, katastrophale hygienische Verhältnisse, Ausbruch der Cholera 1892, Hamburger Wasserträger “Hummel”, etc.
Die Rede ist von Tanzlokalen (bestimmte Lokale wurden nur von Polen oder Russen frequentiert). Welche Art von Musik könnte wohl zu der Zeit (Ende 19./ Anfang 20. Jhrdt.) dort gespielt worden sein? Polka?
Gibt es noch weitere Quellen zum Sittengemälde des Gängeviertels wie der Lebensverhältnisse der Unterschicht, etc.?

Gruss,
Bernd
 
Die damaligen Elendsviertel ähnelten sich wahrscheinlich damals alle ziemlich stark.
Vergleichbar vielleicht mit dem Londoner Eastend - bekannt durch die Rippermorde 1888, welche die öffentliche Aufmerksamkeit wohl auch erstmalig auf die Lebensverhältnisse der dortigen Bevölkerung richteten.
 
Moin,

Hier wieder was über das Gängeviertel:
Geschichte Neustadt - In den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhundert war die Neustadt in Hamburg geprägt durch das Gängeviertel. Es zeichnete sich durch kleine, schmale Wege und Hinterhöfe aus und galt in dieser Zeit nicht nur als Arbeiterviertel, es war auch ein politischer und krimineller Unruheherd. Viele Verbrecher nutzten die lichtlosen Hinterhöfe und zahlreichen kleinen Wirtschaften um sich vor der Polizei zu verbergen. Aus politischer Sicht war das Gängeviertel eine Zuflucht für Anhänger der KPD und den Marxismus schon vor, aber auch während der ersten Jahre des NS-Regimes.
Gerade aus diesem Grunde sollte das Gängeviertel zur Zeit der Naziherrschaft abgerissen und durch Arbeiterwohnungen, wie heute im Rademachergang / Breiter Gang (1933-37), ersetzt werden.
Im Rademachergang / Breiter Gang steht auch das Original Hummel-Denkmal von 1936. Es erinnert an Hans Hummel, mit richtigem Namen Johann Wilhelm Bentz (1787 bis 1854), Wasserträger und ein grimmiger Zeitgenosse des alten Hamburgs, den die Kinder von damals neckten und spöttisch „Hummel, Hummel“ zuriefen, worauf dem schwerbepackten Mann meist nur die Antwort „Mors, Mors“ übrigblieb, was soviel bedeutet wie „Hintern“. Das Denkmal weißt aber auch auf sanitären Probleme der Altstadtviertel von Früher hin und soll einen Nachweis für die sozialhygienischen Erfolge liefern.
Die Neustadt zeichnete sich aber nicht nur durch sanitäre Probleme und politische Unruhen aus, sie war Zeichen für den Überlebenswillen der Hamburger in schwierigen Zeiten und brachte viele kreative Ideen und Menschen hervor. Der berühmte Komponist Johannes Brahms wurde in der Neustadt geboren und die Currywurst hat aller Wahrscheinlichkeit nach hier ihren Anfang genommen.
Quelle: http://www.grossneumarkt-fleetinsel.de/geschichte-neustadt/

Tschö,
Bernd
 
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