Quelleninterpretation/Beamtenverhältnis

tinka91

Neues Mitglied
hallo,
ich bin gerad erst neu hier angemeldet in diesem forum, und hoffe ihr könnt mir vielleicht weiter helfen.
ich habe eine quelle vorhanden, die ich nun als hausaufgabe interpretieren soll.nur leider kann ich mit der quelle slebst wenig anfangen.ebenso empfinde ich sie als schwerer weil sie sehr kurz zum interpretieren ist.
könntet ihr mir vielleicht helfen die zu interpretieren oder jedenfalls ein bisschen auf den inhalt einzugehen.
das ist die quelle, zum thema militarismus:

Das besondere Dienstverhältnis der Beamten
"Das Beamtenverhältnis ist nicht bloß ein Vertrag über bestimmte einzelne Arbeitsleistungen, sondern es ist ein Diensvertrag, ein Treuevertrag, der die ganze Person umfaßt, ein Verhältnis der Treue, die durch den Eid beschworen ist, in welchem dem König Gehorsam und der Verfassung und den Gesetzen Befolgung zugeschworen wird. Mit solchem Eid, mit dem Eingehen eines solchen Treueverhältnisses ist die Zugehörigkeit zu einer Partei (SPD,1913 110 Sitze im Reichstag), die die Republik erstrebt und dieses Ziel auf dem Wege der Gewalt und Revolution erreichen will, unvereinbar."(Verhandlung des Reichstags vom 14. Januar 1913.Stenographische Berichte,Bd 286.Berlin 1913 S.2949).
 
Vielleicht ist es für dich ja schon interessant zu wissen, von wem diese Ausführungen stammen. Sie kommen aus einer Rede des Fraktionsvorsitzenden der Deutschkonservativen Partei Kuno Graf von Westarp. Es war eine Rede im Zusammenhang mit dem Ausschluß der Sozialdemokraten aus der Beamtenschaft. Westarp war später in der Weimarer Republik Chef der DNVP.
 
Zuletzt bearbeitet:
das ist die quelle, zum thema militarismus:

Das besondere Dienstverhältnis der Beamten
"Das Beamtenverhältnis ist nicht bloß ein Vertrag über bestimmte einzelne Arbeitsleistungen, sondern es ist ein Diensvertrag, ein Treuevertrag, der die ganze Person umfaßt, ein Verhältnis der Treue, die durch den Eid beschworen ist, in welchem dem König Gehorsam und der Verfassung und den Gesetzen Befolgung zugeschworen wird. Mit solchem Eid, mit dem Eingehen eines solchen Treueverhältnisses ist die Zugehörigkeit zu einer Partei (SPD,1913 110 Sitze im Reichstag), die die Republik erstrebt und dieses Ziel auf dem Wege der Gewalt und Revolution erreichen will, unvereinbar."(Verhandlung des Reichstags vom 14. Januar 1913.Stenographische Berichte,Bd 286.Berlin 1913 S.2949).

Ein kleiner Gedankenanstoß:
Militarismus, schau Dir an, wie das Beamtenverhältnis im Verhältnis zum König steht. Das ist ein Treueid, wie er auch beim Militär benutzt wird.
Dies ist m.E. die Grundaussage in wie weit der Militarismus zur Kaiserzeit selbst in Zivile Arbeitsstellen vernetzt war.
Klar, daß die Parteimitglieder der SPD diesen Eid nicht befürworteten, denn das widerspräche ja der Handlung eine Republik mit Gewalt zu errichten, wenn ich dem Treue schwöre, gegen den ich Gewalt anwenden möchte.
 
Das besondere Dienstverhältnis der Beamten
"Das Beamtenverhältnis ist nicht bloß ein Vertrag über bestimmte einzelne Arbeitsleistungen, sondern es ist ein Diensvertrag, ein Treuevertrag, der die ganze Person umfaßt, ein Verhältnis der Treue, die durch den Eid beschworen ist, in welchem dem König Gehorsam und der Verfassung und den Gesetzen Befolgung zugeschworen wird. Mit solchem Eid, mit dem Eingehen eines solchen Treueverhältnisses ist die Zugehörigkeit zu einer Partei (SPD,1913 110 Sitze im Reichstag), die die Republik erstrebt und dieses Ziel auf dem Wege der Gewalt und Revolution erreichen will, unvereinbar."(Verhandlung des Reichstags vom 14. Januar 1913.Stenographische Berichte,Bd 286.Berlin 1913 S.2949).


Das wird ein wenig schwierig , den Militarismus aus dem Beamtenverhältnis
herauszufabulieren:rofl:, obwohl Beamte gemeinhin als Stütze des
Staates gesehen wurden ( Polizei , Justiz , Ämter aller Art )

Wenn es im Kaiserreich anstössig war , als Beamter SPD-Mitglied zu sein ,
so war das im 3. Reich schon wieder ganz anders...eher vorteilhaft NSDAP-Mitglied
dazumal zu sein...

Heute gibt es auch hierzulande Beamte mit einem besonderen Treueverhältnis zum
" Dienstherrn " - ( hach , was sind wir doch schön
konservativ ..) - allerdings darf man Mitglied in politischen Parteien
sein - aber auch nicht in allen und es wird erwartet , das Beamte
auf aktive politische Betätigung verzichten.
 
Anmerkung der Moderation

Tinka wir haben dein Beitrag unter Fragen und Antworten gelöscht. Es reicht wenn man ein Thema eröffnet. Alle Antworten die im andern Thema waren wurden hier her verschoben.
 
also besagt die quelle das es verboten war beamter und gleichzeitig mitglied der SPD zu sein.da die SPD die frepublik gewaltsam durchsetzen wollte,die regierung jedoch ein monarchisches prinzip vertrat...???
aber inwiefern bezieht sich die auf das Denken im Kaiserreich??
 
Mein Großvater ist 1890 als 16jähriger Sproß einer stramm deutschnationalen Pfarrer und Beamten-Familie in die SPD eingetreten. (sind heute so ziemlich alle rotgrün:still:)
Er war jahrzehntelang allerlei Anfeindungen ausgesetzt, Pfarrer die ihn als Paten ablehnen wollten, den Militärdienst musste er im Elsass ableisten usw., als streitbarer Mann hatte er keine Probleme damit, irgendwann brauchte er das (seine eigene Aussage)
Und es stimmt, Beamter hätte er zu Kaisers Zeiten keiner werden können.

 
Zuletzt bearbeitet:
In Westarps Rede heißt es denn: "Wenn Behörden des Reichs oder einzelner Staaten in einem einzelnen Falle von diesen unverbrühlichen Grundsätzen abweichen, so hat das nicht bloß ernste und mißzubilligende Folgen für diesen einzelnen Fall , sondern weit darüber hinaus; denn ein solches Verhalten von Regierungsstellen ist ganz besonders geeignet, das Bewußtsein von der Staatsgefährlichkeit der Sozialdemokraten in der Bevölkerung und unter dem Beamtentum schwinden zu lassen. Deshalb heißt es hier vor allem eine grundsätzliche, scharfe und klare Stellung einzunehmen." (1)

(1) Ritter, Das deutsche Kaiserreich, S. 73
 
also besagt die quelle das es verboten war beamter und gleichzeitig mitglied der SPD zu sein.da die SPD die frepublik gewaltsam durchsetzen wollte,die regierung jedoch ein monarchisches prinzip vertrat...???
aber inwiefern bezieht sich die auf das Denken im Kaiserreich??

Die Quelle soll doch im Blick auf den Militarismus erläutert werden, oder?

Stichworte:

  • Stellenwert eines Beamten im Staat bzw. Verhältnis zum König/Kaiser
  • als Beispiel, die SPD, die diesen Netzwerk an militärischer Struktur im Staatsapparat kritisch gegenüber steht
  • Konsequenz aus der nicht Integrierung an dieser militärischen Struktur des Gehorsam
 
ja genau halt in bezug auf den militarismus im deutschen kaiserreich also wa die quelle sogesagt typisch macht für das denken im deutschen kaiserreich
 
Was bedeutet es denn für eine Partei, die mit 110 Sitzenüber ein Viertel der Parlamentarier stellt, obwohl sie genau die Partei ist, deren Wählerschaft durch Wahlbestimmungenwie, dass Personen, die im Zeitraum von einem Jahr vor dem Wahltermin Armenfürsorge erhielten nicht wählen durften, eingeschränkt wurde, wenn diese Partei für 'verfassungsfeindlich' erklärt wird, wenn zwar auch nicht von der Regierung, aber von einer regierungsnahen Partei?

Mit solchem Eid, mit dem Eingehen eines solchen Treueverhältnisses ist die Zugehörigkeit zu einer Partei die die Republik erstrebt und dieses Ziel auf dem Wege der Gewalt und Revolution erreichen will, unvereinbar.
 
Eine Partei mit 110 Sitzen im Reichstag, 4.250.000 Stimmen, was 34,8 % der abgegebenen Stimmen entsprach. Die SPD war die mit großen Abstand stärkste Partei im Reichstag. Zum Vergleich: Die Deutschkonservative Partei verfügte nur über 43 Sitze im Reichstag. Sie erhielt bei der Reichstagswahl 1912 ca. 367.000 Stimmen, was 3% der abgegebenen Stimmen entsprach.
 
Ab 1890 wird die SPD eine Massenpartei und hat bis 1914 über 1 Million Mitglieder. 1876 waren es beispielsweise noch gerade einmal 38.000 gewesen. Bei den reichstagswahlen im Jahre 1890 wählten etwa 1,4 Millionen Wähler die Sozialdemokratie. (1)

Es gab auch durchaus in der unteren und mittleren Beamtenschaft Sympathie für die Sozialdemokratie. (2)

Hier noch ein Zitat von Friedrich Meinecke aus dem Jahre 1910: "Die heutige innere Politik laufe auf einen mit den Waffen des Polizeistaates geführten latenten Bürgerkriegs gegen die Sozialdemokratie hinaus - sie zerreißt uns." (3)

Mit diesen Zahlen und Hinweisen solltest du nun etwas anfangen können.

(1) Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866 - 1918, S. 554, München 1992

(2) Wehler, Deutsche Geselschaftsgeschichte 1849 - 1914, S. 1047, München 1995

(2) Wehler, Deutsche Geselschaftsgeschichte 1849 - 1914, S. 1046, München 1995
 
... ist die Zugehörigkeit zu einer Partei (SPD,1913 110 Sitze im Reichstag), die die Republik erstrebt und dieses Ziel auf dem Wege der Gewalt und Revolution erreichen will, unvereinbar.

Bei einer Interpretation dieses Textes könnte man ein wenig Mühe auch darauf verwenden, zu überlegen, ob diese Formulierung eines Parteipolitikers überhaupt richtig war: Ging z. B. das 1913 gültige Parteiprogramm der SPD davon aus, dass die Republik durch "Gewalt und Revolution" erreicht werden solle? Tat die SPD reale Schritte in diese Richtung? usw.

Man könnte also die Hypothese diskutieren, dass es sich bei dem Text eben nicht um eine Tatsachenfeststellung, sondern um eine zeittypische Verunglimpfung des politisches Feindes handelte (Leitmotto: "vaterlandslose Gesellen" usw.).

Heute ... wird erwartet, das Beamte auf aktive politische Betätigung verzichten.
Das ist missverständlich. Das heutige Beamtenrecht fordert "nur", dass der Beamte sorgfältig zwischen Amt und Person trennt:

  • Für das Amt gilt, dass er dieses in gerechter und unparteiischer Weise wahrzunehmen hat
  • Für den Beamten außerhalb des Amtes/Dienstes gilt, dass er zwar seine politische Meinung frei äußern kann, dabei aber diejenige "Mäßigung und Zurückhaltung" zu üben hat, die sich aus seiner dienstlichen Stellung gegenüber der Gesamtheit und aus der Rücksicht auf die Pflichten seines Amtes ergeben.
 
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