H
hyokkose
Gast
Nachdem die originale Diskussion versehentlich gelöscht wurde, stelle ich hier die bei Yahoo auffindbaren Teile (Dank an Pope & Silesia fürs Suchen) wieder hier herein.
Wer sich an weitere Beitragsinhalte erinnert oder etwas Neues weiß, ist herzlich eingeladen, sich an der weiteren Diskussion zu beteiligen.
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ONeill schrieb:Hallo!
Ich soll in einer Hausaufgabe folgendes Zitat untersuchen:
"Der deutsche Imperialismus war moralisch nicht besser und nicht schlechter als andere auch. Aber er brachte Deutschland in schwerere Gefahren als andere Mächte." Paul Sethe
Mein Problem bei der ganzen Sache ist jedoch, dass ich mir nicht sicher bin, warum das gerade für das Reich solche Gefahren mit sich gebracht haben soll.
Klar, Imperialismus birgt immer die Gefahr, dass man Probleme mit anderen Ländern bekommt, aber das würde ja für alle Mächte gelten und nicht nur extra für das Reich.
Oder war man nach der verspäteten Reichsgründung noch gar nicht bereit um sich einen "Platz an der Sonne" zu sichern.
Andererseits schien man sich außenpolitisch doch zu etablieren (da gab es doch einige Bündnisse, hatte man sich nicht sogar mit England im Kampf um Afrika einigen können).
Darum weiß ich nicht, warum ausgerechnet das deutsche Reich davon so bedroht worden sein soll (zumindest nicht mehr wie andere Länder).
Wäre sehr nett, wenn ihr mir da helfen könntet. Ein paar Stichpunkte reichen da sicherlich schon, brauch kein langer Text zu sein
Danke schon mal und schönes Restwochenende.
Pope schrieb:Finde ich auch etwas schwierig, dieses Zitat ausserhalb des Kontexts...
Arne schrieb:Ich weiß es nicht genau, schätze aber, daß Sethe hier auf die Gefahr abzielte, im weltweiten Engagement (vor allem) mit GB in einen Konflikt zu kommen. Er hat sich offenbar auch in anderen Arbeiten mit der deutschen Flottenpolitik beschäftigt und dabei untersucht, wie das zur Gegnerschaft mit GB führte, bzw. am Ausbruch des Weltkriegs relevant war.
http://www.geschichtsforum.de/showpo...2&postcount=32
silesia schrieb:Hallo,
ich glaube, Du bist da schon auf dem richtigen Weg. Wenn nach der Themenstellung die deutsche Ausprägung nicht moralisch oder auf andere Weise qualifiziert werden soll, dürfte es um die Rahmenbedingungen imperialer Machtansprüche des Deutschen Reiches gehen. Dafür könnte man dort ansetzen, wo sich imperiales Bestreben des Deutschen Reiches gezeigt hat, nämlich Kolonialismus und Seerüstung.
Die Frage wäre dann darauf gerichtet, warum der Zeitpunkt und die Machtkonstellation in Europa und in den globalen Interessengebieten der Weltmächte imperiale Bestrebungen des Deutschen Reichs für Deutschland gefährlich machte:
- Machtkonstellation in Europa
- Situation der großen Kolonialmächte
- "freie Gebiete"
Ausdruck des imperialen Strebens für die klassische "Landmacht" Deutschland (Preußen) in Mitteleuropa, und das nicht nur in territorialer Hinsicht gesehen, wäre auch der Aufbau der Hochseeflotte. Dieses kollidierte mit englischen Machtansprüchen, etc.
Vielleicht hilft das schon einmal weiter.
Grüße
Thomas
Pope schrieb:"Aber [der Imperialismus] brachte Deutschland in schwerere Gefahren als andere Mächte."
Würde man das auch für die Zeit unter Bismarck so stehen lassen? Immerhin schaffte er es, gegen Österreich 1866 und Frankreich 1870 Krieg zu führen, ohne einen "Weltkrieg" zu provozieren. Bei der "Krieg-in-Sicht-Krise" tastete er den militärischen Spielraum des jungen Deutschen Reiches ab, und zog daraus seine Lehren für Deutschland:
Es galt, Deutschland als saturierte Macht darzustellen und mit den Mitteln der Diplomatie Frankreich möglichst isoliert zu halten, um nicht zu einem Zweifrontenkrieg gezwungen zu werden.
In der Folge zeigte es sich jedoch, dass die Nachfolger Bismarcks (unter Kaiser Wilhelm II.) durch eine aggressive Außenpolitik Deutschland isolierten und die anderen Großmächte geradezu in die Entente trieben.
Weitere Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bündnis..._von_Bismarcks
http://de.wikipedia.org/wiki/Risikoflotte
http://de.wikipedia.org/wiki/Zweite_Marokkokrise
http://de.wikipedia.org/wiki/Daily-Telegraph-Affäre
Die Gefahr war die Isolation, aber diese Gefahr bestand für alle europäischen Mächte. Dass die deutsche Politik nach 1890 - gewollt oder ungewollt - die Isolation Deutschlands förderte und durch dilomatische Kurzsichtigkeit stets Gefahr lief, in kriegerische Auseinandersetzungen zu geraten, halte ich weniger für eine "explizit deutsche Gefahr". Es hätte Italien oder Frankreich (z.B. in Fashoda) ebenso treffen können. Und wenn man genau hinsieht, dann war der Erste Weltkrieg für die Mächte Österreich-Ungarn und Osmanisches Reich ebenso folgenreich und destruktiv, wie für das Deutsche Reich.
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