Vor- und Nachteile von Bismarcks Außenpolitik 1875-1890

draaaw

Neues Mitglied
Hallo :)

ich hätte mal eine frage und zwar war Bismarck in seiner Außenpolitik von 1864- 75 ja eher aggressiv, um Deutschland zu einen und die Situation zu verbessern.
Ab 1875 ging er dann in die Defensive und schloss Bündnisse um das zu festigen, wollte Frankreich isolieren und so weiter.

Meine Frage ist jetzt, warum er das getan hat? Was sind Vor- und Nachteile (für Deutschland und Europa) dieser Vorgehensweise und wie ist das zu beurteilen ?

Liebe Grüße :)
 
Die Krise 1875 zeigte, dass jeder weitere Konflikt DEU-FRA von den anderen Mächten, GB und RUS, als Störung des europäischen Gleichgewichts angesehen werden würde.

Eine aggressive, kriegdrohende Politik gegen FRA - das sich von der Niederlage 1871 überraschend schnell erholte - war damit ausgeschlossen. Bismarcks Politik musste also auf Isolierung Frankreichs gerichtet sein.

Siehe viele Einzelaspekte hier:
http://www.geschichtsforum.de/f58/d...r-untergang-des-reiches-70-jahre-sp-ter-6317/
 
ich hätte mal eine frage und zwar war Bismarck in seiner Außenpolitik von 1864- 75 ja eher aggressiv, um Deutschland zu einen und die Situation zu verbessern

Das kann pauschal soo nicht sagen. Beispielsweise hat Bismarck sich nach Königgrätz sich durchaus um Österreich-Ungarn bemüht. Dieser Kurs änderte sich ab Frühjahr 1868 und dauerte bis 1869 an. Dann war wieder Tauwetter angesagt.

Auch gegenüber Russland kann in den von dir genannten Zeitraum nicht von einer aggressiven Außenpolitik die Rede sein; dafür war Russland für Bismarck zu wichtig; schon um Österreich ggf. von Abenteuern mit Napoleon abzhalten.
 
Das kann pauschal soo nicht sagen. Beispielsweise hat Bismarck sich nach Königgrätz sich durchaus um Österreich-Ungarn bemüht. Dieser Kurs änderte sich ab Frühjahr 1868 und dauerte bis 1869 an. Dann war wieder Tauwetter angesagt.

Auch gegenüber Russland kann in den von dir genannten Zeitraum nicht von einer aggressiven Außenpolitik die Rede sein; dafür war Russland für Bismarck zu wichtig; schon um Österreich ggf. von Abenteuern mit Napoleon abzhalten.


war auch nur so grob gemeint aufgrund der Kriege und so. Aber trotzdem vielen lieben Dank :)
 
Eine sache ist mir nur noch nicht ganz klar..
Welche nachteile hatte das denn? An sich war dieser Rückzug sag ich mal, ja ne gute sache um die Position als Großmacht zu festigen und einen Streit zu provozieren..
wäre nett, wenn mir da nochmal jemand helfen könnte :)
lg
 
mit rückzug meine ich, dass er nicht mehr so auf Ländererwerb aus ist, sondern Bündnisse, Isolation Frankreichs usw.

Konkrete Nachteile kann ich nicht benennen, deswegen frage ich, ob es welche für Deutschland und auch Europa gab :)
 
Bismarck erkärte das Deutsche Reich für saturiert. Das hatte gar überhaupt gar keine Nachteile, sondern war eine sehr weise Entscheidung. Das Europäische Gleichgewicht war schon durch die Reichsgründung aus den Fugen geraten und Bismarck wußte genau, das eine weitere Expnasion von den anderen Großmächten nicht hingenommen werden würde. Das hat dann die Krieg-in-Sicht-Krise des Jahres 1875 auch ganz deutlich gezeigt.

Die Kriege gegen Dänemark, Österreich und Frankreich hatten auch nicht unbedingt die Zielsetzung des Ländererwerbs. Territoriale Erwerbungen nach einem siegreichen Krieg waren zu jener Zeit nichts ungewöhnliches. Beispielsweise war die Annektion Elsaß und Lothringens primär militärischen Gesichtspunkten geschuldet.
 
Bismarck erkärte das Deutsche Reich für saturiert. Das hatte gar überhaupt gar keine Nachteile, sondern war eine sehr weise Entscheidung..

Die Hauptfragen sind ja beantwortet, deswegen noch ein Nachsatz.

Ist eigentlich der kleine Historiker-Streit um Bismarcks Kolonialpolitik entschieden bzw. einer konsensualen Antwort zugeführt?

Bismarcks Kolonialpolitik in den 1880ern, der "nachgeholte" Imperialismus des Deutschen Reiches, hatte deutliche außenpolitische Akzente (FRA/GB).

Nach Wehler aber er aber auch eine innenpolitische in der Bedienung des Nationalismus, Kontrast zu ökonomisch-sozialen Krisen, mglw. auch eine machtpolitische in der Konservierung von Bismarcks Position im Reich.
 
Ehrlich gesagt, ich weiß nicht ob dieser Streit mittlerweile in einen allgemeinen Konsens überführt worden ist.

Sehr auffällig ist m.E.nur, das Bismarcks kolonialpolitische Aktivitäten schlagartig mit der Sicherung bzw. Bestätigung seiner Macht für den erwarteten Thronwechsel durch den Kronprinzen beendet wurden.
 
Zurück
Oben