Vortrag: Wilhelminische Kolonialpolitik

Joey2007

Neues Mitglied
Hallo,
ich muss für mein Abitur eine 10minütige Präsentationsprüfung über das Thema "Wilhelminische Kolonialpolitik" halten. So weit so gut, Material gibt es ja zu genügend im Internet/Büchern. Bin mir nur noch nicht ganz sicher wegen der Gliederung.
Was ich bisher hab:


  1. Einleitung​
Zitat oder Karikatur​
  1. Überblick – was ist wichtig hinsichtlich der W.K.?​
- Bismarck: defensive außenpolitik/ status quo --> schutzgebiete
- wilheminische Epoche: zeitgeist - Kaiser Wilhelm selbst/politik​
  1. Kolonialpolitik​
- kursänderung unter wilhelm
- dt kolonien​
  1. Folgen​
- politi. Spannungen an bsp: marokko krise
- deutsche isolierung
- 1. WK​

Mein Frage ist nun, inwieweit ich auf Bismarcks Außenpolitik eingehen muss/soll ohne zu weit vom Thema abzukommen und ohne den Rahmen zu sprengen. Aber eigentlich ist ja seine Politik notwendig um das drumherum zu verstehen.
Desweiteren würde ich gern wissen, welche Karikatur sich gut für die Einleitung verwenden lässt. Bin bisjetzt noch nicht fündig geworden.
 
Hallo,
ich muss für mein Abitur eine 10minütige Präsentationsprüfung über das Thema "Wilhelminische Kolonialpolitik" halten.

Da wäre ich auch etwas vorsichtig, nach der genannten Themenstellung die Bismarcksche Außenpolitik zu stark einzubringen. Hier gibt es gute Ansätze zur Eingrenzung:

http://www.geschichtsforum.de/f82/alter-und-neuer-imperialismus-15649/#post247895
http://www.geschichtsforum.de/228974-post6.html
http://www.geschichtsforum.de/f57/europaeische-kolonialpolitik-10077/#post231290
 
Hab jetzt eine neue Gliederung:

I. Einstieg: 2 Zitate
Bismarck 1881: "So lange ich Reichskanzler bin, treiben wir keine Kolonialpolitik.
Wir haben eine Flotte, die nicht fahren kann, und wir dürfen keine verwundbaren
Punkte in fernen Weltteilen haben,
die den Franzosen als Beute zufallen, sobald es losgeht."
und Kaiser Wilhelm II: "Deutschland soll einen Platz an der Sonne haben"

II. von den 2 Zitaten leite ich dann über zu den Gegebenheiten (Deutschland neuer Nationalstaat und spät dran in der industr. Revolut.) und zur Außen-/Kolonialpolitik Bismarcks

III. Wilhelminische Kolonialpolitik
1. der neue Kurs unter K. Wilhelm
2. Politik in den Kolonien
3. Krisen (Boxeraufstand, Marokko)
---> Isolierung D

Schlussfolgerung: Kolonialpolitik trug zur Auslösung des 1. WK bei.


Ich denk mal, dass ich damit das Thema gut getroffen hab. Eure Meinung?
 
Kleine Anmerkungen:

Der "Platz an der Sonne" ist erläuterungsbedürftig im Hinblick auf die Kolonien.

Ganz so spät war man nicht dran in der industriellen Revolution, bzw. das man wurde schnell (auch ohne Kolonien) aufgeholt.

Bei der Auslösung des Ersten Weltkrieges ist sicher die Verschärfung der Interessengegensätze gemeint.

Viel Glück!
 
Einige Zitate im Nachtrag:

Bismarck im Reichstag 1887: "Wie gehören zu den, was der alte Fürst Metternich nannte: saturierten Staaten".
(Die gesammelten Werke XIII, S. 209)

Zu einem Kolonialschwärmerim Auswärtigen Amt 1889, der große Pläne hatte, wo überall noch die deutsche flagge wehen sollte: "Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön. Aber da ist Rußland, und da ist Frankreich, und wir sind in der Mitte, und das ist meine Karte von Afrika."
(DW VIII, S. 456)

Caprivi, damals noch Chef der Admiralität, im Sinne Bismarcks "Je weniger Afrika, desto besser." (Stürmer, Das ruhelose Reich, S. 267)
 
Hey Joey2007!
Das ist ja witzig, ich muss auch in 2 Wochen meine Präsentationsprüfung über deutschen Imperialismus halten (15 Min. Vortrag)!

Also ich denke mit einem Zitat anzufangen ist eine gute Idee, auch die Zäsur zwischen Bismarcks und Wilhelms Politik solltest du explizit darstellen.

Aber vorsicht: Das Zitat vom "Platz an der Sonne" kommt von Bülow und nicht von Wilhelm...
Ansonsten würde ich dir noch etwas aus der sog. Hammer und Ambus rede von Bülow empfehlen:
Wenn die Engländer von einer Greater Britain reden, wenn die Franzosen sprechen von einer Nouvelle France, wenn die Russen sich Asien erschließen, haben auch wir Anspruch auf ein größeres Deutschland (Bravo! rechts, Heiterkeit links), nicht im Sinne der Eroberung, wohl aber im Sinne der friedlichen Ausdehnung unseres Handels und seiner Stützpunkte (…)In dem kommenden Jahrhundert wird das deutsche Volk Hammer oder Amboss sein


Was mich interessiert: Was ist deine genaue und Fragestellung?
 
Haha geil! Hab ich gar nicht gesehn.=)

Wieso wird son Thread nicht geschlossen^^?


Es gibt Mitglieder oder Gäste, die gezielt nach Informationen, auch älteren, suchen und des Weiteren könnte sich eine neue Diskussion ergeben.

Hier ein größerer Auszug, nicht ganz so aus dem Zusammhang gerissen, aus der Rede:

Auszug aus der Reichstagsrede des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow am 06.Dezember 1897
(Quelle: Fürst Bülows Reden nebst urkundlichen Beiträgen zu seiner Politik. Mit Erlaubnis des Reichskanzlers gesammelt und herausgegeben von Johannes Penzler. I. Band 1897–1903. S. 6–8)

Staatssekretär von Bülow:
Meine Herren, im Laufe der heutigen Diskussion sind zwei Angelegenheiten meines Ressorts zur Sprache gebracht worden: die eine ist die Differenz, welche infolge der Verhaftung und Verurteilung des Deutschen Emil Lüders in Port-au-Prince zwischen dem Deutschen Reich und Haiti entstanden ist; die andere die Entsendung unserer Kreuzerflotte nach der Kiautschoubucht. Beide Angelegenheiten befinden sich noch in der Schwebe, und das legt mir für den Augenblick Zurückhaltung auf, so begreiflich ich auch an und für sich den Wunsch nach näherer Auskunft finde. Sobald der Zeitpunkt gekommen sein wird, werde ich gern bereit sein, diesem hohen Hause über das, was in beiden Fragen von unserer Seite geschehen ist, nähere Auskunft zu geben.
Für heute möchte ich über den Zwischenfall in Haiti nur Folgendes erklären. Wir haben uns nicht zufrieden gegeben mit der Freilassung des Lüders, vielmehr betrachten wir es als unser Recht und unsere Pflicht, als Aequivalent für die unbillige, der haitianischen Landesgesetzgebung, der Verfassung von Haiti und dem Völkerrechte gleichmäßig widersprechende Einkerkerung eines deutschen Staatsangehörigen angemessene Genugtuung und Entschädigung zu verlangen.

(Bravo!)​

Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß die haitianische Regierung nicht länger zögern wird, unseren Anforderungen Folge zu geben, die ebenso wohlberechtigt und wohlbegründet wie maßvoll sind. Ich gebe mich dieser Erwartung um so lieber und um so bestimmter hin, als wir nicht nur das gute Recht auf unserer Seite haben, sondern auch den Willen und die Macht, unserem Rechte Geltung zu verschaffen.

(Lebhaftes Bravo.)​

In Ostasien schien der Herr Abgeordnete Dr. Schoenlank zu fürchten, daß wir uns in Abenteuer stürzen wollten. Fürchten Sie gar nichts, meine Herren! Der Herr Reichskanzler ist nicht der Mann, und seine Mitarbeiter sind nicht die Leute, irgend unnütze Händel zu suchen. Wir empfinden auch durchaus nicht das Bedürfnis, unsere Finger in jeden Topf zu stecken. Aber allerdings sind wir der Ansicht, daß es sich nicht empfiehlt, Deutschland in zukunftsreichen Ländern von vornherein auszuschließen vom Mitbewerb anderer Völker.

(Bravo!)​

Die Zeiten, wo der Deutsche dem einen seiner Nachbarn die Erde überließ, dem anderen das Meer und sich selbst den Himmel reservierte, wo die reine Doktrin thront

(Heiterkeit – Bravo!)​

– diese Zeiten sind vorüber. Wir betrachten es als eine unserer vornehmsten Aufgaben, gerade in Ostasien die Interessen unserer Schiffahrt, unseres Handels und unserer Industrie zu fördern und zu pflegen.
Die Entsendung unserer Kreuzerdivision nach der Kiautschoubucht und die Besetzung dieser Bucht ist erfolgt einerseits, um für die Ermordung deutscher und katholischer Missionare volle Sühne, andererseits für die Zukunft größere Sicherheit als bisher gegen die Wiederkehr solcher Vorkommnisse zu erlangen. In beiden Richtungen schweben Unterhandlungen, und bei der Natur diplomatischer Unterhandlungen und Geschäfte nötigt mich dies, meine Worte sehr sorgsam abzuwägen. Ich kann aber] doch folgendes sagen: wir sind gegenüber China erfüllt von wohlwollenden und freundlichen Absichten

(Heiterkeit links!),​

wir wollen China weder brüskieren noch provozieren. Trotz der uns widerfahrenen schweren Unbill ist die Besetzung der Kiautschoubucht in schonender Weise ausgeführt worden. Wir wünschen die Fortdauer der Freundschaft, welche Deutschland seit langem mit China verbindet, und die bisher nie getrübt wurde. Aber die Voraussetzung für die Fortdauer dieser Freundschaft ist die gegenseitige Achtung der beiderseitigen Rechte. Die Niedermetzelung unserer Missionare war der nächstliegende und war ein zwingender Grund für unser Einschreiten; denn wir waren nicht der Ansicht, daß diese frommen Leute, welche friedlich ihrem heiligen Berufe nachgingen, als vogelfrei zu betrachten wären.

(Sehr gut!)​

Aber auch abgesehen von diesem traurigem Vorfall hatten wir gegenüber China eine Reihe anderer Beschwerdepunkte. Wir hoffen, daß es gelingen wird, diese Beschwerden auf dem Wege loyaler Unterhandlung gütlich beizulegen. Wir konnten aber nicht zugeben, daß sich in China die Ansicht festsetze, uns gegenüber sei erlaubt, was man sich anderen gegenüber nicht herausnehmen würde.

(Sehr richtig! und Bravo!)​

Wir müssen verlangen, daß der deutsche Missionar und der deutsche Unternehmer, die deutschen Waren, die deutsche Flagge und das deutsche Schiff in China geradeso geachtet werden wie diejenigen anderer Mächte.

(Lebhaftes Bravo.)​

Wir sind endlich gern bereit, in Ostasien den Interessen anderer Großmächte Rechnung zu tragen, in der sicheren Voraussicht, daß unsere eigenen Interessen gleichfalls die ihnen gebührende Würdigung finden.

(Bravo!)​

Mit einem Worte: wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne.

(Bravo!)​

In Ostasien wie in Westindien werden wir bestrebt sein, getreu den Ueberlieferungen der deutschen Politik, ohne unnötige Schärfe, aber auch ohne Schwäche unsere Rechte und unsere Interessen zu wahren.
 
Hallo, ich werde für meinen Vortrag wahrscheinlich dieses, etwas zusammgeschnittene Zitat verwenden, glaubt ihr, dass ist zu lang (was sollte ich streichen?)

Wir wollen keiner fremden Macht zu nahe treten, wir wollen uns aber auch von keiner fremden Macht auf die Füße treten lassen (Bravo!) und wir wollen uns von keiner fremden Macht beiseite schieben lassen, weder in politischer noch in wirtschaftlicher Beziehung. (Lebhafter Beifall.) (…)träumend beiseite stehen, während andere Leute sich in den Kuchen teilen, das können wir nicht und wollen wir nicht. (Beifall.) Wir können das nicht aus dem einfachen Grunde, weil wir jetzt Interessen haben, in allen Weltteilen. [...] Die rapide Zunahme unserer Bevölkerung, der beispiellose Aufschwung unserer Industrie, die Tüchtigkeit unserer Kaufleute, kurz, die gewaltige Vitalität des deutschen Volkes haben uns in die Weltwirtschaft verflochten und in die Weltpolitik hineingezogen. Wenn die Engländer von einem Greater Britain reden, wenn die Franzosen sprechen von einer Nouvelle France, wenn die Russen sich Asien erschließen, haben auch wir Anspruch auf ein größeres Deutschland (Bravo! rechts, Heiterkeit links), nicht im Sinne der Eroberung, wohl aber im Sinne der friedlichen Ausdehnung unseres Handels und seiner Stützpunkte.

In dem kommenden Jahrhundert wird das deutsche Volk Hammer oder
Amboß sein.
(Aus der Rede des Staatssekretärs von Bülow im Reichstag
zur
Flottenvorlage)

Mist es ist echt zu lang:S
 
Hey!

Also ich dachte ich erstell jetzt keinen neuen Beitrag, weil mein Thema der Präsentationsprüfung auch die Außenpolitik von Kaiser Wilhelm II. ist ;-)
Mein Vortrag steht auch soweit, allerdings wollt ich gern den Unterschied zwischen Bismarcks Bündnissystem und damit der Isolierung F und dann dem Bündnissystem unter Wilhem mit Isolierung Deutschlands anhand eines Schaubilds aufzeigen..
ich hab jetzt auch bei google geschaut aber ich such sowas in der Art wie das hier:

http://ammermann.de/19Jahrhundert/images/Umkehrung.jpg

nur nochmal für die Zeit unter Bismarck... und wenns geht möglichst groß, wär super wenn da irgendwer so ein überschaubares Schaubild hat, denn ich find nichts brauchbares...

Grüße!
 
An dieser stelle passt eine wichtige Frage von mir:

Inwieweit sind Außenpolitik und Kolonialpolitik gleichzusetzen???

Thx
 
Inwieweit sind Außenpolitik und Kolonialpolitik gleichzusetzen???Thx

Als Außenpolitik wurden die Beziehungen zu anderen Staaten begriffen, also etwa das Verhältnis D-ENG, oder die deutschen Beziehungen zum Transvaal. Kolonialpolitik - am Beispiel Südwestafrika - konnte in die Außenpolitik einfließen (Caprivi-Zipfel, Spannungen wegen der Hafenfrage für Deutsch-Südwest, oder auch hier). Kolonialpolitik wurde damit auch zum Feld der Außenpolitik, betraf aber weitere Aspekte wie Finanzen, Wirtschaft, Militär.
 
also ich nenn jetzt bei meinem vortrag als punkte seiner außenpolitik drei unterpunkte, zum einen

1) seine Weltpolitik (also im prinzip kolonialpolitik, imperialismus...)
2.) seine Bündnispolitik (als beispiel: keine erneuerung des rückversicherungsvertrag)
3.) seine flottenpolitik (--> kein gewünschtes bündnis mit gb)

denkt ihr das passt so?

und noch eine frage: welche kolonien genau sind denn unter Wilhelm deutsch geworden? (also nich mehr unter bismarck)

@silesia , vielen dank für das bild! :) Aber ich meinte eigtl eher so eine grobe übersicht. quasi wie das gegenbild zu meinem geposteten...
 
3.) seine flottenpolitik (--> kein gewünschtes bündnis mit gb)

Die Aussage kannst du so nicht stehen lassen. Das Deutsche Reich hat sehr wohl ein Bündnis mit Großbritannien gewünscht; deshalb wurde ja auch u.a. der Rückversicherungsvertrag mit Russland nicht verlängert. Nur ist zu beachten, das unter den Regierungen Salisbury oder Landsdowne keine festen Bindungen seitens Großbritannien gewünscht waren. Es wurden im Bedarfsfall konkete Einzelabsprchen für einem festumrissenen Zwecke vereinbart. Das änderte sich, als Edwad Grey britischer Außenminister wurde. Grey hatte eine tiefe Abneigung gegen das Deutsche Reich und er ging umghend daran, aus der kolonialpolitischen Ausgleich mit Frankreich, die Entente Cordiale Schritt für Schritt zu einen Bündnis auszubauen. Gleiches gilt für seine Politik gegenüber Russland. Da war es für das Deutsche Reich sehr schwer ins Geschäft zu kommen, zu dem die deutsche Außenpolitik häufig genug plump, ungeschickt oder gar aggressiv in erscheinung trat.

Die Nichtverlängerung dieses Vertrages wird gemeinhin ohnehin vollkommen überschätzt. So schrieb Herbert von Bismarck an seinem Bruder Wilhelm, "...im Ernstfall die Russen wohl doch 6-8 Wochen länger vom Hals hielt als ohne dem..".
 
Ja, ich meinte damit auch dass als Folge u.a. der Flottenpolitik kein gewünschtes Bündnis (welches Wilhelm ja anstrebte) mit GB zustande kam und GB durch die Nichterneuerung des Rückversicherungsvertrag keine Gefahr mehr sah die von D-R ausgehen konnte... sorry hab ich mich falsch ausgedrückt! ;)

aber was ich doch etwas widesprüchlich finde.. er wollte doch eigentlich GB als führende Kolonialmacht ablösen, warum versuchte er dann gleichzeitig ein Bündnis mit ihnen einzugehen?
 
Mir ist neu, das Wilhelm Großbritannien als führende Kolonialmacht ablösen wollte. Wilhelm erhob den Anspruch auf Weltmacht und dazu gehörten nach damaligen Verständnis ein Kolonialreich.

Das Deutsche Reich bedurfte aufgrund der dürftigen geostrategischen Lage in der Mitte Eurropas ein Bündnis mit einer der Flügelmächte. Da der Draht nach Russland 1890 gerissen war, zumindest befand man sich ja in einem vertragslosen Zustand, musste und wollte man sich um ein Bündnis mit Großbritannien bemühen.
 
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