Wie war die Wirtschaft im Kaiserreich

Also ich habe mal schnell gegoogelt "Staatsverschuldung Kaiserreich". Gleich das erste Ergebnis bringt eine prima Tabelle mit einem Vergleich des Anstiegs der Staatsverschuldung und des Anstiegs des Sozialproduktes zwischen 1871 und 1918.

Staatsverschuldung stieg von ca. 16 Millionen auf ca. 5202 Millionen 1913. In den Kriegsjahren explodierte die Verschuldung naturgemäß auf 156092 Millionen im Kriegsjahr 1918.

Schuldenporträt
 
Die Zahlen sind allerdings nicht so einfach vergleichbar, da die "Staatsquote" nicht vergleichbar ist, resp. die Ausgabenseite des Reichshaushalts zu 80% aus Rüstung bestand, ein Schwerpunkt staatlicher Tätigkeit im 19. Jhdt. Darauf war der Hinweis in #4 gerichtet.

"In die Lücke" gehören Sozialausgaben, Infrastruktur, Bildung, Verwaltung etc.
 
Danke.
(dt. Reich 1876-1913 =: 9,93 %, Deutschland 2002 =: 60,5%).
Hört sich ja Traumhaft an.

Vorsicht. Hier steckt der statistische Teufel im Detail. Wenn Du die Zahlen vergleichen möchtest, hast Du m.E. drei Zäsuren zu beachten, und zwar 1920 (Reichsfinanreform) und 1948/49 Währungsreform und Gründung der BRD sowie der statistische Sprung 1990 (Wiedervereinigung).

Um überhaupt nur eine Annäherung für einen Vergleich und eine lange Reihe wirtschaftshistorisch valide zu erreichen, solltest Du folgendes berücksichtigen. Du mußt den statistischen Ausweis der Staatsverschuldung gleichsam rückwärts extrapolieren.

Also bis 1913:

Schulden des Reiches + Schulden der Bundesstaaten + Schulden der Städte und Gemeinden + Schulden von Sondervermögen (z.B. preußische Staatsbahn etc.)

Ab 1920

Schulden des Reiches + Schulden der Reichsländer + Schulden der Städte und Gemeinden + Schulden von Sondervermögen (z.B.: Reichsbahn)

ab 1948/49

Schulden die aus dem Währungsumstellungsgesetz der Bund übernahm + Altschulden (Stichwort z.B. "Londoner Schuldenabkommen") + Schulden der Bundesländer + Schulden der Städte und Gemeinden + Schulden aus Sondervermögen (Bundesbahn, Bundespost etc.)

ab 1990

kommen dann noch die wiedervereinigungsbedingten Sonderschulden (Stichwort: Treuhand, Transferrubel und Abwickelung der RGW-Mitgliedschaft der ehemaligen DDR) hinzu.

Du müßtest also um nicht angreifbar zu werden, gleichsam die heutigen statistischen Erhebungsmethoden retrospektiv extrapolieren, ansonsten wird ein Vergleich immer "hinken" und Dir um die "Ohren fliegen".

Aber selbst dann blieben kritische Fragen offen, wie Inflationsbereinigung, Währungsreformen mit quasi Schuldenschnitten (Mark => Rentenmark => Reichsmark => DM => Euro [hier kein Schuldenschnitt]).

Was ich zum Ausdruck bringen möchte, einfach statistische Werte gegenüber zu stellen, führt schnell in die Irre, also Vorsicht.


M.
 
Vorsicht. Hier steckt der statistische Teufel im Detail.
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Du müßtest also um nicht angreifbar zu werden, gleichsam die heutigen statistischen Erhebungsmethoden retrospektiv extrapolieren, ansonsten wird ein Vergleich immer "hinken" und Dir um die "Ohren fliegen".
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Was ich zum Ausdruck bringen möchte, einfach statistische Werte gegenüber zu stellen, führt schnell in die Irre, also Vorsicht.

Bei Nominalwerten stimme ich Dir natürlich sofort und uneingeschränkt zu.

Interessant ist aber hier, dass Iceberg eine Intensitätskennzahl verwendet hat, so habe ich das jedenfalls verstanden: Verschuldung/BSP

Nun kann man

a) auf kritische Aspekte der Berechnung der verwendeten Nominalwerte der Kennzahl hinweisen
b) die Aussagekraft grundsätzlich und methodisch hinterfragen
c) die Aussagekraft im Kontext problembezogen analysieren

Eigentlich kann man bei allen drei Aspekten dicke Fragezeichen setzen.:winke:
 
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