Eisenbahnentwicklung

pollipop5

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hallo... welche veränderungen brachte eigentlich die eisenbahn mit sich ? (gesellschaftlich,wirtschaftlich,technisch und politisch)

ich kann mir zwar denken, dass nun man viele ort leichter und schneller bzw. uberhaupt erreichen konnte und dass der handel dadurch gefördert wurde und vllt dass diese entwicklung viele neue arbeitsplätze schaffte (ganzer verkehrnetzausbau) aber irgendwie fällt mir nichts mehr ein..
wäre für jede antwort äußerst dankbar
 
Was fehlen dir denn noch für Faktoren um eine erweiterte industrielle Revolution auszulösen? Die Eisenbahn ist ein ganz großer Faktor für die industrielle Revolution. Ohne sie wären die Auswirkungen der Maschinenkraft nicht so universell zur Wirkung gekommen. Handels & Industirezentren wären beschrängt geblieben auf Küstenstädte, wie in den Jahrtausenden zuvor. Die deutlichsten Effekte hat die Eisenbahn in dabei in den USA ausgelöst. Klick dich mal durch entsprechendes im Internet um das Ausmaß der Veränderungen zu begreifen. Auch die klassischen Western-Themen sind ohne Eisenbahn in diesem Umfang nicht vorstellbar. Die bäuerliche Besiedlung des Westens war auf Eigenwirtschaft ausgerichtet. Die großen Viehbarone lebten vom Export ihres Fleisches in die Großstädte der Ostküste...
Besonders im Bezug auf die Weltkriege und die europäischen Kriege ab 1866 hat die Eisenbahn ebenfalls eine enorme Bedeutung gehabt. Massenheere waren ohne dieses Transportmittel in dieser Form undenkbar. Erst seit der Eisenbahn gab es durchgehende Fronten über das gesammte Konfliktgebiet. Vergleiche das mit den Operationen massierter Heere der Zeiten davor.

Die Eisenbahn hat auch zur Festigung der Staaten beigetragen, die von nun an in unzugänglichen Gebieten eine effektive Besiedlung und Erschließung vornehmen konnte. Abgesehen von den USA ist Russland mit Sibirien hier das beste Beispiel. Die 'friedliche Durchdringung des Raumes' hatte in den Zeiten davor Jahrhunderte gedauert bis es zu einer Dichte führte, die nun in wenigen Jahrzehnten erreicht werden konnten.
Ich hoffe du hast genug Anregungen dir die Folgen ausmalen zu können.
 
pollipop5 schrieb:
hallo... welche veränderungen brachte eigentlich die eisenbahn mit sich ? (gesellschaftlich,wirtschaftlich,technisch und politisch)

ich kann mir zwar denken, dass nun man viele ort leichter und schneller bzw. uberhaupt erreichen konnte und dass der handel dadurch gefördert wurde und vllt dass diese entwicklung viele neue arbeitsplätze schaffte (ganzer verkehrnetzausbau) aber irgendwie fällt mir nichts mehr ein..
wäre für jede antwort äußerst dankbar

hast du auch hier mal rein geklickt ?

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=10756

Bitte nur einen Pfad aufmachen, die Verwirrung steigert nicht die Information :)
 
pollipop5 schrieb:
hallo... welche veränderungen brachte eigentlich die eisenbahn mit sich ? (gesellschaftlich,wirtschaftlich,technisch und politisch)

ich kann mir zwar denken, dass nun man viele ort leichter und schneller bzw. uberhaupt erreichen konnte und dass der handel dadurch gefördert wurde und vllt dass diese entwicklung viele neue arbeitsplätze schaffte (ganzer verkehrnetzausbau) aber irgendwie fällt mir nichts mehr ein..
wäre für jede antwort äußerst dankbar

Also die Eisenbahn war in Deutschland DER Führungssektor für die Industrielle Revolution schlechthin. Die Wirkungen der Eisenbahnindustrialisierung lassen sich dabei in zwei Bereiche aufteilen: Rückkopplungs- und Vorkopplungseffekte. Vorkopplungseffekte sind solche, welche durch die Angebotsseite entstehen. Und das waren bei der Eisenbahn verbesserte Kommunikation und Preissenkung von Waren durch verbesserten Warenverkehr. Die Nachfrageeffekte, also die Rückkopplungseffekte, beinhalteten die Nachfrage nach Arbeitskräften und nach Rohstoffen für die Herstellung von Eisenbahnen (Eisen, Dampfkraft etc.).
 
ja das war ich auch ...aber ich konnte meinen eintrag irgendwie nicht finden , da habe ich mich angemeldet und diesen noch mal gemacht.... tut mir leid:rotwerd:
und danke für die antworten
 
Die Landstraßen dienten ein paar Jahrzehnte lang nur noch dem regionalen Verkehr.
Sie "vereinsamten" total, und dem Verfall preisgegeben. Bis das Auto dann im 20. Jahrhundert aufkam.

ein Aspekt der meist übersehen wird.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Die Landstraßen dienten ein paar Jahrzehnte lang nur noch dem regionalen Verkehr.
Sie "vereinsamten" total, und dem Verfall preisgegeben. Bis das Auto dann im 20. Jahrhundert aufkam.

ein Aspekt der meist übersehen wird.

Grüße Repo

Ach, was würde ich dafür geben, wenn dies heute auch der Fall wäre. Aber mal im Ernst. Die Landstraßen waren damals fast ausschließlich Sandwege, die bei schlechtem Wetter schon mal unpassierbar wurden. Einzelne Chausseen waren gepflastert. Das war aber nur im Stadtnahen Bereich. Der Fernverkehr blieb einer kleinen Schicht vorbehalten. 90% aller Einwohner Deutschlands sind bis dato nie aus ihrem "Dorf" rausgekommen, höchstens mal zum Tanz oder auf den Markt in die nächste Stadt.
 
Strupanice schrieb:
Ach, was würde ich dafür geben, wenn dies heute auch der Fall wäre. Aber mal im Ernst. Die Landstraßen waren damals fast ausschließlich Sandwege, die bei schlechtem Wetter schon mal unpassierbar wurden. Einzelne Chausseen waren gepflastert. Das war aber nur im Stadtnahen Bereich. Der Fernverkehr blieb einer kleinen Schicht vorbehalten. 90% aller Einwohner Deutschlands sind bis dato nie aus ihrem "Dorf" rausgekommen, höchstens mal zum Tanz oder auf den Markt in die nächste Stadt.

Das stimmt so nicht.
Bei den Handwerkern konnte einer nur Meister werden, wenn er ein paar Jahre "auf der Walz war". Und dies auch nachweisen konnte. Zum Beispiel.
Die Leute haben schon über den nächsten Berggiipfel weggeschaut.

So gering war der Warenaustausch vor der Eisenbahn auch nicht.
Die gro0en Überlandstraßen waren so schlecht nicht.
Nur nach dem Eisenbahnbau wurden sie dann kaum mehr in Stand gehalten.

Grüße Repo
 
Strupanice schrieb:
Ach, was würde ich dafür geben, wenn dies heute auch der Fall wäre. Aber mal im Ernst. Die Landstraßen waren damals fast ausschließlich Sandwege, die bei schlechtem Wetter schon mal unpassierbar wurden. Einzelne Chausseen waren gepflastert. Das war aber nur im Stadtnahen Bereich. Der Fernverkehr blieb einer kleinen Schicht vorbehalten. 90% aller Einwohner Deutschlands sind bis dato nie aus ihrem "Dorf" rausgekommen, höchstens mal zum Tanz oder auf den Markt in die nächste Stadt.

Dein Wunsch ist erhört worden, seh dir mal das deutsche Straßennetz an, das ist qualitativ grundlegend renovierungsbedürftig. Zwar ist das Netz gewachsen, aber der laufende Unterhaltsposten kommt noch lange nicht mit. Vor allem in kommunaler Ebene werden in diesen Posten auch Straßenrückbau, kosmetische Änderungen, Poller, breitere Bürgersteige und ähnliches mit eingerechnet. Zieht man diese Summen ab haben wir in weiteren 25 Jahren wieder nur noch Sandpisten. Dann haben auch die Geländewagen wieder einen Sinn.

Was du zu damals sagst ist für die Neuzeit im wesentlichen war. Vorher war die Bevölkerung weit mobiler, bei schlechteren Straßen.
Für den Transport von Massengütern waren vorher nur Wasserwege in gewissem Umfang lukrativ gewesen. Die Eisenbahn erschloss dem Menschen weit entlegenere Gegenden für Handel und Industrie. In seinen kurzfristigen Umwälzungen bin ich fast geneigt das Große Wort auszusprechen:
"Es war ähnlich umwälzend wie die Erfindung des Rades oder die Domestizierung des Pferdes"
Leider hielt die Wirkung nicht einmal 200 Jahre vor. Der moderne Kraftverkehr ist aber die direkte Weiterentwicklung des gleichen Gedankens. Wenn man ihn reduziert auf den Punkt von Fortbewegung durch Motorkraft gehört sogar der Flugverkehr in die gleiche Ecke. Die Basisidee ist eben nicht die Schiene, sondern wie gesagt die motorisierte Fortbewegung. Die Schiene war notwendig durch das Fehlen geeigneter Strecken (schlechte Straßen) und die unzureichende Motorleistung bei Unebenheiten.....
 
tejason schrieb:
Leider hielt die Wirkung nicht einmal 200 Jahre vor.

Das wäre abzuwarten. Im Moment hat der Schienenverkehr zwar eine Delle. Aber in Hinblick auf die Verkehrswege der Zukunft wird der Individualverkehr nicht in dem Maße steigen können, wie es der Schienenverkehr kann. In einer Studie wurde für das Jahr 2050 einen bis zu 10x größeren Verkehr vorausgesagt. Das wäre für das Beispiel Auto der Verkehrskollaps.
 
Repo schrieb:
Das stimmt so nicht.
Bei den Handwerkern konnte einer nur Meister werden, wenn er ein paar Jahre "auf der Walz war". Und dies auch nachweisen konnte. Zum Beispiel.
Die Leute haben schon über den nächsten Berggiipfel weggeschaut.

So gering war der Warenaustausch vor der Eisenbahn auch nicht.
Die gro0en Überlandstraßen waren so schlecht nicht.
Nur nach dem Eisenbahnbau wurden sie dann kaum mehr in Stand gehalten.

Grüße Repo
Das mit den Handwerkern ist mir durchaus klar. Doch hatte ich geschrieben, daß 90% nicht weiter, als in die nächste Stadt kamen. 10% der Bevölkerung waren bis dahin Stadtbewohner, Handwerker, Beamte usw. 90% waren einfach nur Bauern, die jeden Tag Feld und Vieh zu versorgen hatten.
 
Natürlich sind die Menschen auch vor der Erfindung der Eisenbahn gereist, aber nur, wenn sie unbedingt mußten und zudem dauerten die Reisen sehr lange, denn der größte Teil der Menschen war zu Fuß unterwegs. Johann Sebatian Bach wanderte aus Thüringen nach Lübeck (und zurück) um sich um eine Stelle als Organist zu bewerben! Bittet mal Euren Arbeitgeber um ein paar Wochen Urlaub für die Bewerbung bei der Konkurrenz.

Die Eisenbahn, auch in ihrer frühen Form ab 1830, macht mit alldem ein Ende. Das Reisen beschleunigt sich und wird planbar, sowohl Personen als auch Güter können nun sicher und schnell zwischen zwei Orten transportiert werden. Allein dies ermöglicht das enorme Wachstum der Städte und die Industrialisierung: Die neue Schwerindustrie kann mit Rohstoffen versorgt werden, die wachsenden Massen von Arbeitskräften können ebenfalls versorgt werden, zum ersten mal kann man auch in größerer Entfernung von seinem Arbeitsplatz leben und dadurch wird das Entstehen von Ballungszentren erst möglich, die in ihrer Dynamik und ihrem enormen Bedarf mit nichts in der Geschichte vergleichbar sind.
An der Eisenbahn hängt zunächst auch ausschließlich der technische Fortschritt, Fragen nach besseren Materialien, Laufverhalten des Rollmaterials, Thermodynamik und Materialermüdung werden wissenschaftlich erforscht.
Das gemeinsame Reisen mit der Eisenbahn hat auch soziale Auswirkungen, der Bahnhof rückt in die Mitte des sozialen Bewußtseins und der strenge Fahrplan der Bahn bestimmt das Leben vieler Menschen. "Jetzt wird's aber höchste Eisenbahn" ist als Sprichwort in unseren Sprachschatz eingegangen. Es entwickelt sich geradezu eine Art Eisenbahnkultur.
Zuletzt hat die Eisenbahn und vor allem ihr großer Protagonist, die Dampflokomotive, einen festen Platz in unser aller Vorstellungswelt. Fragt mal Eure Kinder, wie ein Zug aussieht, ein richtiger Zug wohlgemerkt, oder werft mal ein Blick auf die Schilder an Bahnübergängen an (welche in neuerer Zeit leider ersetzt werden) oder schaut Euch mal Harry Potter an: Wenn die Frage danach aufkommt, wie die Dinge sein sollten, schnauft eine Dampflokomotive daher.
Das kann soweit gehen, das bemitleidenswerte Zeitgenossen wie ich kleine gasgefeuerte Dampflokomotiven auf schmalen Gleisen durch ihren Garten zuckeln lassen, weil sie sich den Eisenbahnvirus gefangen haben; aber dies nur am Rande.
 
Johann Sebatian Bach wanderte aus Thüringen nach Lübeck (und zurück) um sich um eine Stelle als Organist zu bewerben! Bittet mal Euren Arbeitgeber um ein paar Wochen Urlaub für die Bewerbung bei der Konkurrenz.

Nur eine kleine Nebenbemerkung:

Für eine Bewerbung bekam man auch damals wohl kaum mehrere Wochen Urlaub.

Das war ein Fortbildungsurlaub von vier Wochen ("Er habe nur auf 4. Wochen solche gebethen"), den Bach dann allerdings eigenmächtig überzog:

Im Herbst 1705 ließ sich Bach für etwa einen Monat beurlauben, um den berühmten Organisten und Komponisten Dietrich Buxtehude in Lübeck zu besuchen „und zwar zu Fusse“ (zit. nach dem Nekrolog über J. S. Bach, verfasst u. a. von C. P. E. Bach, 1750/51). [...] Bach überzog den genehmigten Urlaub um mehrere Monate, was ihm gehörigen Ärger einbrachte.
http://www.bach-leipzig.de/images/fotos/Museum/Katalog_Bachmuseum_arnstadt.pdf
 
An Hyokkose:
Besten Dank für die Korrektur, ich hatte die genauen Umstände gerade nicht mehr im Kopfe, aber ich denke, daß die Veranschaulichung des Fußgängerproblems so oder so gewährleistet war.

An Mercy:
Das nenne ich mal einen phantasievollen Kommentar, obendrein mit einem sehr eindrucksvollen Link. Besten Dank!
 
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