Industrielle Revolution oder Industrialisierung?

T

Taiger11

Gast
Wie kann man diese wichtige Zeit Europas am besten nennen?

Was glaubt ihr?

 
Also ich persönlich habe mich ja mit der Bezeichnung "Industrialisierung" angefreundet, da der Prozess im Grunde genommen ja eigentlich eine Entwicklung bezeichnet, die heutzutage immernoch nicht abgeschlossen ist. Zwar ist es auch eine "Umwälzung" der Bedingungen, doch finde ich (natürlich rein subjektiv und wissenschaftlich nicht fundiert), dass der Begriff "Revolution" eher politischen Prozessen wie der Französischen oder Amerikanischen Revolution zuzuordnen ist.
Wenn jedoch immer von der Doppelrevolution (Franz. Rev. und Ind. Rev.) die Rede ist, müsste man wohl darauf aufmerksam werden, dass die industriellen Veränderungen auch gesellschaftliche und somit auch politische Konsequenzen hatte.
Ergo haben wohl beide Begriffe ihre Berichtigung. Wie gesagt, mein persönlicher Geschmack sagt mir: Industrialisierung :)

LG
Jani
 
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Ich tendiere auch dazu, aber man könnte es eine Revolution nennen. Denn die korrekte Definition für eine Revolution lautet:

"Eine Revolution ist eine rasche, grundlegende und meist gewaltätige Änderung aller bestehenden Verhältnisse."
Man könnte die Industrialisierung eine ständige Änderung der Verhältnisse nennen.

LG
 
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Taiger11 schrieb:
"Eine Revolution ist eine rasche grundlegende und meist gewaltätige Änderung aller bestehenden Verhältnisse."

Das ist doch eigentlich ein Argument gegen "Revolution".... Ich habe dich jetzt so verstanden, als ob das eine These dafür wäre. Aber sobald ein Faktor der These sich als falsch erweist, ist meiner Meinung nach die ganze These auf wackligen Füßen gebaut. Denn dass es eine "rasche [...] Änderung" war, wird wohl jeder bestreiten. Dennoch muss es ja Gründe dafür geben, dass die Geschichtsschreibung den Begriff "Revolution" geprägt hat. Allerdings geht das wohl über meinen Schüler-Horizont hinaus :D Hier ist wohl ein richtiger Historiker gefragt....

LG
 
Taiger11 schrieb:
"Eine Revolution ist eine rasche grundlegende und meist gewaltätige Änderung aller bestehenden Verhältnisse."
An andere Stelle dieses Forums wurde es anders definiert, und zwar so, dass die nationalsozialistische Umwälzung keine Revolution gewesen sei, da dort nicht eine neue Struktur außerhalb der alten aufgebaut wurde, sondern die alte übernommen (und dann erst verändert) wurde.

So gesehen wäre also die industrielle Revolution keine (vielleich eher eine "industrielle Machtergreifung" ?)
 
Im Geschichtsbuch "Geschichts-Kurse für die Sekundarstufe II. Band 2. Das Zeitalter der Industrialisierung und die Utopie der bürgerlichen Gesellschaft, Schöningh" von Herbert Prokasky heißt es (S.277):

Revolution - krisenhaft rasche, häufig von Gewalt begleitete dauerhafte Veränderung der sozialen Struktur und des politischen Systems einer Gesellschaft. Der Begriff orientiert sich vor allem an den Revolutionen von 1789, 1848 und 1917. Ursprünglich galten vor allem unterprivilegierte und unterdrückte Gruppen als Träger der Revolution; inzwischen ist der Begriff so stark erweitert, dass man auch Revolutionen "von oben" und lang dauernde Prozesse (Industrielle Revolution) so bezeichnet."

Wobei mir die Definition aufgrund der Verwendung des Wortes "Revolution" in der Erklärung nicht so gut gefällt.... Allerdings denke ich, dass der Begriff "Industrielle Revolution" nur ein Modebegriff ist, der sich mit der Zeit etabliert hat und wissenschaftlich streng genommen zunächst nicht der ursprünglichen Definition entspricht.

LG
Jani
 
Klaus schrieb:
An andere Stelle dieses Forums wurde es anders definiert, und zwar so, dass die nationalsozialistische Umwälzung keine Revolution gewesen sei, da dort nicht eine neue Struktur außerhalb der alten aufgebaut wurde, sondern die alte übernommen (und dann erst verändert) wurde.
So gesehen wäre also die industrielle Revolution keine (vielleich eher eine "industrielle Machtergreifung" ?)
Was waren den die alten Machtstrukturen? Manufakturen und Merkantilismus. Ersteres weist zwar deutlich Richtung Industrie. Aber Merkantilismus wirkt gegen das freie Unternehmertum, die Triebfeder der Industrialisierung.
In Geschichte, hatten wir einen interessanten Text (dessen Autor mir leider entfallen ist) der für England den Begriff Industrialisierung vorschlägt, da man schon sehr frühe Anfänge sieht und der ganze Prozess so sehr lange dauert. Während er "industrielle Revolution" für Deutschland als treffnder erachtet, da hier alles deutlich schneller und gewissermaßen aus dem Nichts entstand (man brauchte ja nichts alles selber entwickeln, sondern konnte sich vieles von den Engländern abschauen. In Deutschland ist auch der Wechseln von feudal geprägter Gesellschaft zur bürgerlichen Gesellschaft sehr viel drastischer.
Unser Lehrbuch enthielt auch einen sehr interessanten Absatz, in dem erklärt wurde, wieso dass Thema Industiekapitalismus und nicht Industrialisierung genannt wurde. Kapitalismus umfass nciht nur wirtschaftliche Änderungen sondern gesellschaftliche Umbrüche. Der zusatz Industrie- grenzt den Zeitraum näher ein.
Zu den Umwälzungen gehört neben der stärkeren Verlagerung der Wirtschaft von Landwirtschaft zu städtischer Produktion und der Entstehung von Lohnarbeitern (die es schon im Italien des 14. Jhd vereinzelt gegeben hat) und Unternehmerbürgertum, die Umstellung auf Kohle und damit produzierten Dampf. Also eine Antriebsmöglichkeit, die (im Gegensatz zu Wind, Wasser und tierischer Arbeitskraft) völlig ortsunabhängig ist und und ohne Pausen mit konstanter Leistung genutzt werden kann.
 
Jani schrieb:
Wobei mir die Definition aufgrund der Verwendung des Wortes "Revolution" in der Erklärung nicht so gut gefällt.... Allerdings denke ich, dass der Begriff "Industrielle Revolution" nur ein Modebegriff ist, der sich mit der Zeit etabliert hat und wissenschaftlich streng genommen zunächst nicht der ursprünglichen Definition entspricht.
Der Begriff selbst stammt mWn aus der besprochenen Zeit selbst (also verdammt alt für ein Modewort), deren Menschen gewaltige Veränderungen in Gesellschaft und Produktion erlebten. Wie alt der Begriff der Revolution ist weiß ich nciht.
 
Meiner Meiung kann man sie je nach Belieben nennen. Ich glaube jede Bezeichung hat ihre Richtigkeit. Auf jeden Fall aber war es eine Revolution, denn egal, ob England oder Deutschland, beide Staaten machten einen ungewöhnlichen Veränderungsprozess durch.

Außerdem finde ich nicht, dass man diese Industrielle Revolution als langsam betrachten kann(wieJani), denn obwohl sie mehrere Jahrzehnte gedauert hat, so ist sie dennoch in Bezug auf die sonstigen Bestand der menschlichen Rasse recht schnell. Außerdem änderte sich extrem viel innerhalb so weniger Jahre.:D
 
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Themistokles schrieb:
Der Begriff selbst stammt mWn aus der besprochenen Zeit selbst (also verdammt alt für ein Modewort), deren Menschen gewaltige Veränderungen in Gesellschaft und Produktion erlebten.

Genau deshalb habe ich es ja "Modewort" genannt. Es war ein Modewort der damaligen Zeit, dessen sich auch spätere Historiker bedient haben, indem sie den Begriff von Generation zu Generation tradierten. Dieser Begriff wurde dann mit der Zeit natürlich zur festen Bezeichnung - ohne ihn weiter zu hinterfragen. Dies geschah dann erst später, indem der Begriff der "Industrialisierung" eingeführt wurde und der heute immer mehr den Begriff der Revolution verdrängt.
 
Taiger11 schrieb:
Außerdem finde ich nicht, dass man diese Industrielle Revolution als langsam betrachten kann(wieJani), denn obwohl sie mehrere Jahrzehnte gedauert hat, so ist sie dennoch in Bezug auf die sonstigen Bestand der menschlichen Rasse recht schnell. Außerdem änderte sich extrem viel innerhalb so weniger Jahre.:D
Ich such am Montag den AUtorn, des von mir oben genannten Textes raus. Ich las aus ihm heraus, dass man für England von mehr 250 Jahren Vorgeschichte sprechen kann. Mehr als doppelt soviel wie in Deutschland. Wobei es natürlich sehr schwer bis unmöglich ist Anfang und Ende zu bestimmen.
 
Taiger11 schrieb:
Außerdem finde ich nicht, dass man diese Industrielle Revolution als langsam betrachten kann(wieJani), denn obwohl sie mehrere Jahrzehnte gedauert hat, so ist sie dennoch in Bezug auf die sonstigen Bestand der menschlichen Rasse recht schnell.

Naja, als "recht schnell" möchte ich das nicht bezeichnen... Wir sprechen ja mit der Entwicklung der Raumfahrt und der Erfindung des Computers auch noch von der "Dritten Industriellen Revolution". Das heißt ja, dass der Prozess noch nicht abgeschlossen ist und eine Dauer von zweieinhalb Jahrhunderten möchte ich nicht als "kurz" bezeichnen... Da gibt es "schnellere" Revolutionen. ;)

Aber das ist alles Ansichtssache und wie gesagt nur my two cents....
 
Aber was ist, wenn man den Begriff Industrielle Revolution als Begriff dafür benutzt, dass ständig neue Erfindungen gemacht werden und somit sich das Leben immer neu revolutioniert? (naturlich nicht gesehen auf eine Woche oder ein Jahr, sondern eher auf ein oder zwei Jahrzente)
 
Jani schrieb:
Naja, als "recht schnell" möchte ich das nicht bezeichnen... Wir sprechen ja mit der Entwicklung der Raumfahrt und der Erfindung des Computers auch noch von der "Dritten Industriellen Revolution".
Unsere Geschichtslehrerin spricht von Industrialisierungsphasen. Wobei die Ind. Revolution als die erste Phase angesetzt wird.
Ich halte es allerdings für fraglich bei zunehmender Bedeutung des tertiären Sektors seit dem 2. WK überhaupt von Industrialisierung zu reden.
 
Themistokles schrieb:
Ich halte es allerdings für fraglich bei zunehmender Bedeutung des tertiären Sektors seit dem 2. WK überhaupt von Industrialisierung zu reden.
:D

Sehe ich ähnlich, denn das klingt logisch. Deshalb wäre hier der Begriff Industrielle Revolution eher angebracht, weil nun nichts mehr an den Grundumständen ändert, sondern es wird nur noch die ganze Zeit weiterentwickelt.
 
Taiger11 schrieb:
Sehe ich ähnlich, denn das klingt logisch. Deshalb wäre hier der Begriff Industrielle Revolution eher angebracht, weil nun nichts mehr an den Grundumständen ändert, sondern es wird nur noch die ganze Zeit weiterentwickelt.

Ich finde, du widersprichst dir hir selbst. Einerseits meinst du, es sei eine Revolution, da sich an den Grundumständen nichts mehr ändert, aber andererseits würde sich doch alles weiterentwickeln. Das ist doch ein Prozess. Und wenn man davon ausgeht, dass eine Revolution schon abgeschlossen ist, würde sich der Begriff mit deinen Ausführungen ja beißen.
 
Stimm, ergibt beides wenig Sinn. Nochmal eine Klarstellung. in dem Beitrag von mir, den Taiger zitiert, schließe ich alle Prozesse die -Industrie- enthalten aus.
Wir müssen warten bis er wieder was schreibt.
 
Jani schrieb:
Einerseits meinst du, es sei eine Revolution, da sich an den Grundumständen nichts mehr ändert, aber andererseits würde sich doch alles weiterentwickeln. Das ist doch ein Prozess. Und wenn man davon ausgeht, dass eine Revolution schon abgeschlossen ist, würde sich der Begriff mit deinen Ausführungen ja beißen.

Das ist mir klar, aber ich meinte nur, dass die industrie schon besteht, dass heißt es ändert sich nicht mehr viel an der arbeitssituation für die verschiedenen berufe. Sondern es ändert sich nur etwas im technologischen fortschritt und in der entwicklungsstufe. :D

Vielleicht denken wir auch falsch. Kp das wären die Ideen meiner Klassenkameraden (einschließlich ich) dazu. Ist wahrscheinlich noch ein bischen früh, um über so etwas schweres zu philosophieren! ;)
 
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